Spielsucht Soforthilfe Forum (SSF)

Spieler & Angehörige => Tagebuch => Thema gestartet von: medea888 am 13.01.2020 19:29:22

Titel: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 13.01.2020 19:29:22
Hallo,

so habe nun entschieden auch ein kleines Tagebuch zu schreiben.
Heute unglaublich stressiger Tag. Nicht mal zu Essen gekommen. Und dann an der Kasse vom Rewe komische Glücklose bekommen und überlegt? nehm ich die? nö, hab ich nicht, ist vielleicht übertrieben, aber warum nicht konsequent sein.
Unfassbar, aber ich habe ein schlechtes Gewissen,weil ich heute keine Zeit hatte mich mit meiner Spielsucht wirklich zu beschäftigen oder mich um die weiteren Schritte zu kümmern.
Irgenwie hab ich recht viel schlechtes Gewissen in letzter Zeit. ( freunde anrufen, mehr ins Fitness als 2 mal die Woche, Dinge vor allem Zuhause nicht immer liegen lassen...)
 Hatte mir für das Jahr vorgenommen nicht mehr soviel liegen zu lassen.  Mehr machen und weniger immer nur wollen.
Aber die Arbeit hat mich einfach total im Griff aktuell. Will mich darüber gar nicht beschweren, ich liebe den Job und die Zeit rennt jeden Tag. Dennoch ich will ja achtsamer werden und mich nicht nur treiben lassen und nur reagieren, sondern agieren.
Von daher ein mittelbrächtiger Tag für meine Entwicklung. Aber dennoch ein guter spielfreier Tag.
Seit gegrüßt da draußen
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 13.01.2020 21:41:46
Sind Kommentare erlaubt / erwünscht ?
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 13.01.2020 21:58:21
Hallo Fred,

ja klar sonst hätte ich es ja geperrt, obwohl es mir etwas graut vor deinem Kommentar  ;)
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 14.01.2020 12:21:46
Und dann an der Kasse vom Rewe komische Glücklose bekommen und überlegt? nehm ich die? nö, hab ich nicht, ist vielleicht übertrieben, aber warum nicht konsequent sein.

Die Frage habe ich mir irgendwann auch mal gestellt und entschieden, dass ich alles vermeide was irgendwie mit "gewinnen" zu tun hat.
Einer aus einem anderen Forum hat mal ein "VW Golf" gewonnen und meinte dann wieder unbesiegbar zu sein. Golf verkauft, Geld verzockt, lange Jahre wieder voll dabei.

Ich füge mir keinen Schaden zu, wenn ich sowas weglasse. Aber es könnte mir schaden.
Und immer wenn ich sowas für mich entscheide, fällt es mir leicht, etwas zu lassen.
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 15.01.2020 09:35:48
Guten morgen,

gestern war ich zu müde um zu schreiben. Kränkel wo etwas.
wollte aber kurz zu gestern was seltsames erzählen, als ich auf dem Heimweg war, hab ich mir kurz furchtbar erschreckt, weil ich sowas wie Sehnsucht  verspürt habe und eine Millisekunde dachte, gut jetzt ist es soweit, es musste ja kommen, da ist der böse Suchtdruck.
Und dann war ich total erleichtert, es war kein Spielsuchtdruck, ich hatte nur den ganzen Tag nicht geraucht. Ich versuche ja auch das aufzuhören, habe von Zigaretten auf ein Erhitzungssystem umgestellt ( also kein Liquid, sondern immer noch Tabak) naja und das war dann da Gefühl.
Ich war total erleichtert aber habe auch gemerkt, wie Angst ich vor dem Moment habe, wo ich wirklich  Spieldruck bekomme. ( auch weil ich mir aktuell nicht vorstellen kann, wie es sich anfühlt, erinnere mich nicht daran wie es vor 12 Jahren war) ... aber ich bin gewappnet. Ich ergreife alle Maßnahmen, damit mich das nicht überfährt. Komme an kein Geld kurzfristig im Geldbeutel nur das Geld für den Tag.
So nun habe ich mich ordentlich ausgeschlafen, damit ich ja nicht krank werde und nun geht´s zur Arbeit.
Die Sonne scheint, Kaffee schmeckt, wird ein wundervoller spielfreier Tag.
Gruß Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jkler am 15.01.2020 17:27:05
Hallo Medea,

ja das aufhören? Ich zum Anfang meiner Abstinenz habe auch mit allem aufgehört. Entweder ganz oder gar nicht. OK Alkohol gibt es mittlerweile wieder ab und zu, aber bei weitem nicht mehr so viel. Aber Zocken und Zigaretten sind bis jetzt Gott sei Dank auf der Strecke geblieben.
Fred hat auch mir damals ungefähr das gleiche gesagt warum nicht alles einfach lassen,( z.b. die Lose von Der Kasse). Man könnte nur verlieren. Seitdem lebe ich auch nach dem Motto lieber einmal zu vorsichtigund kein Risiko eingehen.
Bis heute bin ich sehr glücklich damit und habe nicht das Gefühl etwas zu verpassen.
Bleib schön vorsichtig und aufmerksam.

Bis bald

Gruß Jkler
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 15.01.2020 22:06:58
Moin moin,

Suchtdruck ist nicht wovor ich Angst haben muss. Suchtdruck an sich ist nichts schlimmes. Versuch mal einem kleinen Kind einen Schmachter zu erklären :o :o ;D :D.
Arg wird es nur, wenn ich dem Suchtdruck nachgeben. Damit ich nicht so häufig Suchtdruck bekomme ist der feste Entschluss und die Konsequente Umsetzung sehr Hilfreich. Ich mach auch keine Glücksspiele die kostenlos sind.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 22.01.2020 08:41:08
Moin,

Nur kurze Statusmeldung. Momentan nur mit Handy online daher schreib ich wenig. Viel zu tun. Aber sonst geht es mir total gut.
Mehr die Tage.
Gruß Medea

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.01.2020 17:54:00
Halllo

so mal kurz Zeit was zu schreiben.
Ich gehe momentan unter in Arbeit, daher wenig Zeit mich mit der SPielsucht zu beschäftigen. Dennoch habe ich mir die letzten Tage versucht mal zu realisieren in welchen Situationen ich gespielt habe. Ich bin im Grunde zu zwei Schlüssen gekommen, einmal war es tatsächlich Langeweile. Unglaublich aber wahr, wenn ich darüber nachdenke, dass ich hunderte von Euros verspielt habe nur weil mir langweilig war. Unfassbar.
Das zweite war abschalten, vor Problemen oder nennen wir es Gedanken, abtauchen. Einfach ein paar Stunden nichts denken, sondern stumpf auf mein Handy oder den Rechner schauen und klicken. Genauso absurd, aber für mich verständlicher, als der erste Grund.
Ich bin kein Mensch der gut abschalten kann, mein Kopf ist immer in Arbeit, Tag und Nacht.  Und die Sehnsucht einfach mal den Kopf stumpf sein zu lassen, ist für mich schon einleuchtend.
Nun mache ich mir natürlich Gedanken, wie ich beide Situationen verbessern kann, also wie mache ich die Langweile in meinem Leben ( die es nicht häufig gibt, aber die da ist) und das ausruhen des Kopfes auf andere Weise weg..... das sind meine nächsten Schritte.

Weiterhin bin ich spielfrei und kümmere mich um Finanzen und eine begleitende Therapie.

bis bald an alle. Bleibt trocken :)
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Lucie am 27.01.2020 14:25:55
Danke , für deine Offenheit....den Kopf abschalten kann ich gut mit Traumreisen, Meditation....auf YouTube hab ich Ohrinsel gefunden für mich passt diese Stimme super....viel Erfolg weiterhin ...LG Lucie 🦄
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 28.01.2020 08:47:13
Guten morgen,

danke Lucie, das schaue ich mir gerne an.

Im Grunde geht es mir wirklich gut. Ich merke immer noch wieviel mehr Energie ich habe seitdem ich nicht mehr spiele. Ich schlafe besser bin ruhiger. Gut ich bin immer gestresst, aber das ist auch einwenig meine Natur. Aber ich bin nicht mehr so aggressiv.
Nächsten Monat geht dann meine Verhaltenstherapie los, bin gespannt, ob ich da noch mehr über mich erfahre.
Ansonsten bin ich nicht mehr so oft im Forum, weil es mich auch belastet viele der traurigen Geschichten hier zu lesen und dann verschwinden die Leute wieder... das entmutigt mich auch einwenig. Ich würde mir wünschen mehr würden einmal im Jahr nur schreiben sie seien noch spielfrei :)

Euch allen schöne Tage bis bald
Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Lucie am 28.01.2020 15:05:46
Das mit mehr Energie ist gestern und heute bei mir auch Thema ...Es stimmt wirklich das es so ist ,gestern hab ich um 13.30noch angefangen Plätzchen zu backen obwohl ich um 16.00im zug sitzen musste und hatte keinen Stress....ich finde das spielen ist ein Räuber auch von Energie ,Phantasie usw. LG bis bald Lucie 🦄
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.02.2020 20:25:18
Hallo,

habe einige Tage nicht geschrieben, sehr viel Arbeit derzeit.
Heute habe ich mir nochmal Zeit genommen und mich in allen OC in den ich aktiv war sperren lassen. man war das viel Arbeit. Aber ich fand das wichtig, klar gibt es immer wieder neue OC bei denen man sich anmelden könnte, aber mir war die Geste für mich selbst nochmal wichtig.
Weiterhin ohne Gedanken spielfrei und happy
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 12.02.2020 10:13:30
Hallo medea,

Du bist an einem interessanten Punkt, halte weiter daran fest.
Das Spielen hat nur Dein Wesen blockiert, Dir die Zeit gestohlen.
Du bringst Dich hier wunderbar ins Forum mit ein, als wärst Du immer da gewesen.
Ecken und Kanten gehören dazu,  unsere Individualität.
Manchmal denke ich es ist für Dich ein Spaziergang, ohne dies nun irgendwie zu bewerten.
Bewegen ist wichtig, und Du bewegst Dich!
Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, viel Arbeit und sich dauernd extrem in seinen Beruf zu verwirklichen schafft "Hohlräume".
'Ich musste schon extremen "Hobbys" nachgehen um jene auch zu füllen.   
Um es nun doch noch zu bewerten:  :)
"Ein Spaziergang im Regen ist besser, als zu rennen in der brütenden Hitze"

Schönes Tagebuch.

Liebe Grüße     
 

     
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 16.02.2020 09:48:51
Hallo,

hatte wenig Zeit in der letzten Woche, dennoch habe ich weiter versucht über meine Sucht und was dahintersteckt nachzudenken, ich vin jetzt fast 2 Monate spielfrei ( ohhh, das klingt sooo wenig, dennoch freu ich mich darüber).
Mir sind wirklich unglaubliche Dinge klar geworden, klingen vielleicht doof, aber dafür sind Tagebücher ja auch da ;) da darf man auch komisches reinschreiben.
1. ich habe mich mit spielen belohnt, wenn ich solche Phasen wie jetzt hatte mich einer über 50 Std. Woche und viel Stress, dann habe ich mich mit spielen belohnt. unglaublich aber wahr, ich habe mich belohnt, es mir zu gönnen Geld zu verspielen.
Anstatt einfach die vilelleicht 1000 Euro, die ich dann auch mal an einem Wochenende verspielt habe in einen schönen Einkaufsbummel oder eine kleine Reise zu stecken, habe ich entschieden zu spielen.
Natürlich nicht, dass ich 1000 Euro verspiele, aber eben 100 und dann wurden daraus schnell 1000.
Es war auch noch "besser" ( und vorsichtig jetzt klingt es richtig krank) wenn es die Zeit der Kreditkarte war, also sie war auf 1000 Euro limitiert und darauf hab ich mich immer besonders gefreut, als wäre da kein echtes Geld. man ich schäm mich, wenn ich das schreibe, aber so ist es.
Das schlimme war zum Schluss, dass es manchmal das einzige war auf das mein Hirn mir erlaubt hat mich zu freuen.. als mir das vor ein paar Tagen klar geworden ist lag ich heulend auf dem Sofa, weil es mich so erschreckt hat.
Das will ich nie wieder erleben, ich will mich wieder an meinem Leben freuen und nicht daran, dass ich zocken kann.

so hatte eigentlich vor noch mehr zu schreiben, aber das packe ich gerade nicht.
Auf weitere glückliche 24h spielfrei. Und jetzt mach ich mir Popcorn und schaue einen schönen Film. Darauf freue ich mich.
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: TAL am 16.02.2020 19:29:00
Hallo Medea,

zwei Monate sind doch super. Herzlichen Glückwunsch. :)

Ja, die Erkenntnis, daß es letztlich einfach nichts mehr gab, auf / über das man sich freuen konnte, daß man nicht mehr wütend oder traurig sein konnte...
Ich habe mich mit Spielen belohnt, mich damit abgelenkt, und mich in gewisser Weise auch damit 'bestraft'. Ich konnte sowieso nichts richtig machen... Das ist schon irgendwie paradox. Es war ein freudiges Ereignis und ein bewußt heraufbeschworener Alptraum gleichermaßen.
Man lebt in seiner eigenen Welt, und keiner bekommt es mit. Keiner half mir, weil ich alles dafür tat, daß es niemand bemerkt. Und doch wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen, daß ich dringend Hilfe brauchte.

Ich habe sehr spät erst angefangen, über sowas nachzudenken. Vorher war es ein inneres Tabuthema. Ich spiele nicht mehr. Fertig! Ich wußte zwar immer irgendwie: Das Geld war es nicht, denn das habe ich im Falle eines Gewinnes ja auch nie lange behalten, es konnte eh nie genug sein. Daß es irgendwas Anderes hätte sein können, wäre mir aber nicht in den Sinn gekommen, obwohl ich jeden Tag mit mir selbst zu kämpfen hatte. Ich war (und bin es leider manchmal immernoch) damit überfordert. Den Zusammenhang sah ich nicht. Ich war nach wie vor recht gut in der Selbsttäuschung.
Natürlich spielt man des schnellen Geldes wegen. Ich bin ein schlechter Mensch. Es war die Gier. Was denn sonst?
Gleichzeitig fragte ich mich, wo die Leere herkommt. Warum es nicht besser wird.

Ich kenne den Grund bis heute nicht, aber bei mir ist irgendwas falsch - und das hat nichts mit Geld zu tun, denn davon habe ich genug. Vielleicht ist der Grund selbst auch gar nicht so wichtig, sondern die Erkenntnis, daß es eben nicht 'von ungefähr' kommt... und man deshalb etwas ändern muß, um eine Chance zu haben. Das ist beileibe nicht einfach, aber notwendig.

Sorry, ich wollte jetzt nicht dein Tagebuch kapern, aber dein letzter Beitrag hat mich daran erinnert, wie hart die Erkenntnis ist, wie sehr das wehgetan hat... und manchmal immernoch tut. Wie armselig ich mich dabei gefühlt habe. Daß es am Ende doch ganz anders ist - und nicht unbedingt einfacher.

Aber Kopf hoch. Du hast wieder angefangen, zu leben. Damit kommen automatisch Dinge, die Spaß und Freude machen.

Viel Spaß bei deinem Film. :)
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 25.02.2020 07:43:13
Hallo TAL,
danke für deinen sehr tiefgehenden Beitrag, und mein Tagebuch kann jeder gerne nutzen, mir hilft es die anderen Perspektiven zu lesen und mich selbst darin wieder zu erkennen.

Ich war ein paar Tage nicht hier, muss zugeben, dass mich die traurigen Geschichten ( und ja ich bin eine davon) und diejenigen die kurz hier sind und dann weg, irgendwie zu sehr beschäftigt haben, es kam mir so vor, als ob ich mich damit von mir selbst ablenken würde.
Ich denke immer noch sehr viel darüber nach was mir das spielen gegeben hat und was mir denn fehlt, warum ich also spielen musste.
Geld war es nie, hatte vor dem spielen genug habe jetzt weniger aber bin sorgenfrei. Und wenn ich überlege wie oft ich mit hohen Summen einfach hätte aufhören können - kann es nicht ums Geld gehen. Ich hatte mal gelesen einem echten Spieler geht es nicht um gewinnen sondern ums verlieren....
Ich in fasziniert davon, wie ich mich selbst über Stunden anlügen konnte um weiter zu spielen, wie ich mir bis  zum letzten Euro auf dem Onlinekonto sagen konnte ich gewinne gleich.... heute denke ich, wie konntest du nur glauben damit gewinnen zu können.
All diese Gedanken sehe ich wie einen Film ablaufen, einen traurigen Film über mich.
Aber ich habe immer noch das Gefühl ich ganz weit weg, bin nicht bei mir, finde nicht zur Wurzel des Problems....
Arbeite weiter an mir
Heute 55 Tage. Immerhin

Gruß Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 25.02.2020 11:13:38
Heute 55 Tage. Immerhin

Zitat von: Tabelle
Medea   23.12.2019   64

Wo ist denn da mein Denkfehler ?
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 25.02.2020 15:38:59
....Ich hatte mal gelesen einem echten Spieler geht es nicht um gewinnen sondern ums verlieren....

Ohne es nun über den Verfasser zu eruieren.....
Philosophische Definition oder wie es ein bekannter "Spielautomatenhersteller" nennt, "no risk no fun"
Nachdenklich allemal...beide sogar.           
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 25.02.2020 19:55:23
Hallo Fred. Hatte auf deine motivationsliste geguckt. Hab mich verklickt. War auch erstaunt aber umso besser 😁
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 29.02.2020 15:36:56
Moin Medea,

traurig sind die Geschichten die wir während des Spielens erlebt haben, aber nicht die Geschichten nach dem Spiel.
Nachdem wir mit dem Spielen aufgehört haben, sind die Geschichten oft vergleichbar mit einer Pflanze die sich trotz Asphalt seine Platz zwischen den Rissen sucht und findet. Jahre später ist dann schon der ganze Beton rissig und es ist ein ganzes Biotop entstanden.

Für mich persönlich ist die Spielsucht das beste was mir je passiert ist, auch wenn Sie mir fast das Leben gekostet hätte. Ohne die Sucht hätte ich das Leben das ich heute lebe niemals erreichen können. Dazu war ich viel zu sehr in mir selbst gefangen. Die vielen Gespräche in der SHG, die neuen Freundschaften die dort entstanden sind, die für mich etwas ganz anderes sind als alles was ich vorher erfahren habe und für mich ganz besonders wichtig, das Frauenbild, das bei mir etwas schräg war, wieder auf Augenhöhe zu bringen. Das alles kann ich nicht vorstellen, wie das auf anderen Weg zu heilen gewesen wäre. Ich habe noch zu zwei Menschen aus meinem alten leben Kontakt, der eine nennt mich immer mit einem leichten Augenzwinkern den "Senkrechtstarter".
Letztlich ist es genau das, ich konnte als ich mit dem Spielen aufhörte mir endlich das Leben nehmen, das für mich passte, ohne noch irgendwelche Rücksichten nehmen zu müssen und noch wichtiger zu wollen.

Diese "Erfolgsgeschichten" gibt es bei den trockenen Spielern zu hauf, nur nehmen wir sie schnell als selbstverständlich an. Berichten daher nur wenig davon.

Liebe Grüsse
Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 29.02.2020 17:42:48
Hallo Taro,

komisch, dass du das gerade heute geschrieben hast.
Seit dem ich nicht mehr spiele, habe ich den Eindruck bei ganz vielen Dingen einen neuen Blickwinkel zu bekommen. Ich habe das versucht für mich mal in Worte zu fassen und es fühlt sich genauso an : nicht wollen sondern machen!
Am Anfang dachte ich das sei nur eine kurze Euphorie und das würde sich mit der Zeit legen. Nun ist es jedoch schon lange so. Ich habe irgenwie eine neue Art von Energie die Dinge zu sehen und sie anzupacken. Manchmal merke ich aktuell dass ich etwas über das Ziel schieße und dann total erledigt bin, aber im Ganzen ist es ein tolles Gefühl, die Dinge einfach anzupacken. Und das fängt beim Sport an und geht über die Arbeit bis hin in neue Freundschaften und Lust in diese Zeit zu investieren.
Ich hoffe dieses Gefühl kann ich noch lange festhalten und es erforschen und für mich nutzen.
Danke für deinen Beitrag !
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 01.03.2020 16:58:53
nicht wollen sondern machen!

Moin Medea,

mit dem Satz hast Du es auf den Punkt gebracht. Als ich erst in den Depressionen und später im Spielen gefangen war, war genau das mein Problem. Ich dachte oft ich wolle zwar, ich mache es aber besser nicht, weil oder aber....Anstatt mir mein Leben mit beiden Händen zu nehmen, habe ich den inneren Tod im Spielen gewählt. Es war wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Nachdem ich mit dem Spielen aufhörte, den Tod schon vor den Augen hatte, da hatte ich schon mal eine Sache geschenkt bekommen, ich hatte keine Angst mehr. Wovor sollte ich noch Angst habe? Mehr als mein Leben kann ich nicht verlieren.

Das machen ist ja schon mal gut, was aber auch nicht so einfach war, was wollte ich überhaupt. Mein Lieblingssatz zu dem Thema, "Wenn ich nicht weiß wo ich hin will, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich eines Tages irgendwo stehe, wo ich nie sein wollte"

Auch meine Möglichkeit zu wissen wo ich überhaupt hin will hat im laufe der Zeit stark abgenommen. Ich habe mich ja eh immer dagegen entschieden. Um wieder zu lernen was ich überhaupt möchte, wer ich eigentlich bin, dafür gehe ich auch heute noch gerne in die Meetings. Überhaupt ist die Zeit mit Freunden die mich seit Jahrzehnten begleiten der schönste Ort zum sein. Egal ob ich müde bin, Kopfschmerzen habe, ich gehe immer hin, ich weiß, hinterher geht es mir besser.

Im kleinen zu wissen was ich machen möchte ist ja noch einfach. Aber im grossen ist es erstens nicht einfach und es hat mir auch ganz schön meine Grenzen aufgezeigt. Als ich mich entschieden habe, noch mal studieren zu wollen, da musste ich erstmal meine Fachhochschulreife machen. Mit 28 schon eine Herausforderung. Meinen Job zu kündigen, mich dort anzumelden, alles noch einfach, was aber wenn ich es nicht schaffe. Kann ich das überhaupt ertragen? Das war zum Beispiel etwas, worüber ich viel im Meeting geredet habe, bis ich meine Antwort gefunden hatte. Sie war wie Dein Zitat. Meine heutige Frau habe ich in Hannover kennen gelernt. Ich wohnte in Hamburg. Wir waren zusammen, dann zog Sie wegen dem Job nach Kiel, dann nach Schweden. In Schweden war Ihr Traumjob, ich wusste das schon bevor wir zusammen waren, dass das Ihr Traum war. Sie wäre tatsächlich wegen mir in Deutschland geblieben, aber ich wollte natürlich meiner Liebsten auf keinen Fall bei Ihrem Traum im Wege stehen. Keine einfachen Entscheidungen die da zu treffen waren, auch als Sie dort war ging es teilweise noch mit schwierigen Entscheidungen weiter. Kein ganz glatter Weg, aber um Klarheit zu finden, habe ich immer darüber im Meeting gesprochen. Ich habe heute in vielen Dingen viel Klarheit, ich weiß genau was ich will. Ist vielleicht auch etwas, was im alter sowieso kommt. Auf der anderen Seite lerne ich oft Menschen kennen, die diese Klarheit nicht haben.

"Nicht wollen sondern machen" für mich einer der Schlüssel in die Suchtfreiheit.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 02.03.2020 08:41:07
Guten morgen,

vielen Dank für deinen Beitrag, Taro. Für den Einblick in deinen Weg und dass gerade gehen nicht bedeutet richtig zu gehen, nur wenn man aufrecht geht, dann geht man richtig und dabei die ein oder andere Kurve zu nehmen das kenne ich auch.
Vor zehn Jahren habe ich mein damaliges Leben auch komplett geändert, Firma verkauft, nochmal studiert und dann ganz neu in einer anderen Stadt angefangen.
Dazu wäre ich jetzt nicht wieder bereit, auch weil ich das Leben jetzt hier total mag. Ich mag meinen Job und ich mag meine Umgebung.
Was ich nicht mag muss ändern, ich muss mehr raus, weniger Sofa und nur Arbeit ( die leider meine zweite Sucht ist)  mehr Wald und Meer.
Damit habe ich begonnen und es fühlt sich soooo gut an, morgens einfach im Wald bei klarer Luft vor der Arbeit ein Stück zu gehen.
Ich habe noch viel vor mir, um die Dinge auch so zu verändern, dass Spielen kein Thema mehr ist, dabei muss ich leider auch in die weniger schönen Tage zurück gehen- mal sehen wie das wird.

Jetzt starte ich erstmal wunderbar spielfrei in die nächste Woche und freue mich auf diesen sonnigen Tag
Danke für deine tollen Beiträge Taro, sie bewegen meine Gedanken auf wunderschöne Weise

LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 23.03.2020 13:02:36
Hallo an alle,

habe mich im Forum in letzter Zeit sehr rar gemacht, sorry. es ist einfach sehr viel zu organisieren. Alle ins Homeoffice schicken, Ladengeschäft erstmal geschlossen. Hoffe ich halte ein paar Monate durch.
Muss zugeben, mit den Sorgen kommt auch wieder der Gedanke zu spielen. Ich habe das immer als Ablenkung genutzt.
Aber ich weiß auch, damit würde ich alles nur noch vieeel schlimmer machen. deswegen. JETZT ERST RECHT!! wenn ich jetzt nicht spiele dann weiß ich, ich bin wirklich einen Schritt weiter gekommen.

und es sind seit gestern 90 Tage. bin stolz darauf.
 bleibt alle gesund.
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 23.03.2020 16:24:20
Hallo medea,

schön dass Du hier bleibst und berichtest.
Eigentlich sollte die jetzige Situation dazu führen, noch mehr Abstand zum Spielen zu "gewinnen".
Doch sind es ja oft solche Momente gewesen, vor denen man ja eine Auszeit gesucht hat.
Du hast geschrieben " JETZT ERST RECHT ".

JA!

90 Tage sind Klasse, gut gemacht.

Liebe Grüße     
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: SpyroDo am 23.03.2020 17:03:05
Hallo Madea,

90 Tage sind eine tolle Zeit, ich weiss nicht wann ich das letzte mal 90 Tage spielfrei war :( aber ich arbeite daran....

Ich drück dir beide Daumen dass sich deine berufliche Lage bald entspannt....

In meinen Job habe ich vorerst keine Einschränkungen zu erwarten, das beruhigt, aber ich sehe auch was im Umfeld los ist....

Bleib stark und gesund....

Liebe Grüße...
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 23.03.2020 23:21:55
Bei GA gibt es jährlich eine Medalien, auf der der Trochengeburtstag drauf steht. Die erste gibt es jedoch nach 90 Tagen.
Ein bedeutender Zeitraum, sind doch die automatismen eindeutig durchbrochen. Das schwerste liegt hinter Dir. Jetzt heißt es wachsam bleiben.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.03.2020 17:55:16
Hallo Jacky, Taro und SpyroDo,

vielen Dank für Euren Zuspruch.
klar sind 90 Tage gut, aber wenn ich daran denke, dass ich schon mal Jahre spielfrei war, dann kommt es mir vor wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich merke einfach, dass ich mir nie wieder sicher sein kann nicht zu wieder zu spielen und das ist ein doofes Gefühl.
Ich muss mich zwingen von Tag zu Tag zu denken, gerade jetzt in der Krise ist das wichtig, wenn man zu weit versucht nach vorne zu blicken macht das einem Angst.
Ich halte weiter durch, aber ich merke es strengt viel mehr an als noch vor einigen Wochen. Genau sagen warum das so ist kann ich nicht, vielleicht einfach auch, weil ich mich weniger mit Arbeit ablenken kann.
Und meine Ideen mein Leben zu ändern hauen eben auch nicht hin, kein Sport keine Freunde treffen.... da kommen einfacch blöde Gedanken hoch.
Danke für Eure Fürsprache, die tut dennoch sehr gut
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 01.04.2020 20:02:36
Logbucheintrag:

01.04.2020  / Sternzeit 83500,34 (und ich habe es ausgerechnet  :))
100 Tage spielfrei!

beam me up, Scotty.

Glückwunsch Medea. 

Liebe Grüße
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 02.04.2020 10:26:34
Hallo Jacky,

vielen Dank, vorallem für die Sternzeit, bin ein Treki seit ich denken kann :)
Allerdings bin ich auch eine Ex Philosopiestudentin und habe mich heut mal wieder mit Platon beschäftigt und bin dabei auf einen wundervollen Text gestoßen:

"Unser Meister der Ideen gehört zu den ältesten nicht-religiösen Quellen, die sich mit der Sinn-Frage beschäftigt haben. Und seine Antwort lautet: Der Sinn des Lebens ist, ein gutes, glückliches Leben zu führen. Das ist doch eine gute Antwort, oder?

Platon begründet sie sogar noch: Und zwar hält er das gute, glückliche Leben für eine Letztbegründung. Eine Letztbegründung ? das hatten wir ja schon im Zusammenhang mit der platonischen Liebe gelernt ? ist ein Punkt, an dem man nicht mehr sinnvoll ?warum?? fragen kann. Und die Antwort: ?Weil du ein gutes und glückliches Leben führen willst?, ist ein solcher Punkt. Die Frage ?warum? macht hier keinen Sinn mehr, so Platon."

Quelle hier: https://perspektiefe.privatsprache.de/die-philosophie-von-steve-bannon/?fbclid=IwAR1P6ZfJ4dlnSX6S1fHTXHKJQh5eL5_CpZu9TAGFWAWurSbiM3HG-Eq_qxs

das nehme ich heute in meinen 101 tag mit....
live long and prosper.

LG Medea

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 04.04.2020 09:05:15
Guten morgen an alle,

ich muss sagen, irgendwie bin ich etwas frustriert.
Seit über 100 Tagen spiele ich nicht mehr und beschäftige mich intensiv mit dem Gedanken, warum ich wieder angefangen habe zu spielen und warum ich überhaupt gespielt habe.
Aber ich komme irgendwie nicht weiter. Ich finde das Problem nicht so richtig.
Momentan ist es einfach so, dass ich quasi aus meinem Leben das Spielen wieder gestrichen habe, mich wieder mehr auf andere Dinge konzentriere und ansonsten hat sich nichts verändert, also in dem Sinne, dass ich nicht weiß was ich noch ändern muss. wie komme ich tiefer an das Problem ran, damit es mich nicht wieder irgendwann übermannt und ich spiele..
Ich weiß darauf hat hier keiner eine Antwort, dennoch musste ich das mal so schreiben.
hoffe es war nicht zu wirr....
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Andre12 am 04.04.2020 13:01:53
Moin, Medea,

das ist immer schwierig den Grund zu finden, man dreht sich immer Kreis... und sieht einfach nix.. Nach meiner Erfahrung liegt es oft daran, das man sich die falschen Fragen stellt. An die Situation zurückdenken,auch an die Tage davor... Was war da passiert ?, welche Ereignisse sind geschehen ?  Sind Sachen passiert wo Du unruhig wurdest? Gab es Situationen wo Du einfach dicht gemacht hast und nicht in Dich reingehört...  ?  Die Dinge zu wissen ist eine Sache.  Was haben diese Dinge mit dir gemacht? Was hat es in Dir ausgelöst ?
 Hilft vielleicht nicht viel, aber dieser Ansatz hat mir immer ein bisschen geholfen.

Ok.  LG
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 07.04.2020 08:23:45
Guten morgen an alle,

hatte eine unruhige Nacht.
Die letzten Tage mache ich mir viele Gedanken dazu, was das Spielen mir genommen hat. MIr geht es dabei weniger um das Thema Reue, ich weiß ich kann nur das Heute nehmen, es geht mir mehr darum zu sehen wir krank ich bin.
Und gestern ist mir aufgefallen, dass das Spielen mir meine Leichtigkeit genommen hat.
Es hat mich angestrengt und unruhig und teilweise verkniffen gemacht.
Das oftmalige Nachdenken, wann spiele ich, wieviel habe ich verloren, wie mache ich das wieder das zu kaschieren, vor mir selbst vor meiner Bank. vor allen . Das war alles ja sooo mega anstrengend.
Jetzt bin ich 3 Monate spielfrei. Die Leichtigkeit ist nicht zurück, liegt daran, dass ich ja jetzt alle meine zusätzliche Energie darauf verwende mich selbst zu analysieren...mich ständig vor den Spiegel zu stellen. Immer wieder zu versuchen ehrlich mit mir selbst zu sein.
Zu aktzepieren, dass ich eine Spielerin bin und immer bleiben werde.
Ich hoffe, wenn ich ein paar SChritte weiter gehe, dann werden meine Füße leichter werden.

Dennoch geht es  mir im Ganzen wirklich gut, ich freue mich auf die nächsten 24 Stunden spielfrei :)
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 07.04.2020 21:48:24
Hallo medea,

eigentlich wäre ich ein schlechter Ratschlaggeber.
Da machte ich mir im Grunde 30 Jahre lang gar keine Gedanken über mich und wenn überhaupt einmal, dann war es ein Puzzle mit 10 Teilen.
Heute aber, ist es ein Rubik`s  Würfel geworden.
Und falls ich doch einmal eine Seite schaffe und die nächste angehe, zerstöre ich das schon erreichte.
So muss ich dauernd zwei Schritte nach hinten gehen um einen vorwärts zu meistern.

Dieser drecks Würfel wird eh nie fertig gelöst, er wird immer unvollkommen bleiben.

medea,
wenn Du in den Rückspiegel Deines Erlebten schaust, wird es Dir eh immer näher vorkommen, als es in Wirklichkeit auch ist.
Diese Perspektive kann oft sehr täuschend sein, gerade als pathologischer Spieler.
Da hinten steht ja die Vergangenheit und bei dem was ich so alles von Dir gelesen habe.
Könnte man doch davon ausgehen, bei allem was Du tust, es wird das Richtige sein.
Denn Du hast es so entschieden. 
Dies würde so lange zählen, dass Du ja weiterhin verinnerlichst , spielsüchtig zu sein.

Bei allen "Leichen" in einem dunklen Keller, die Spielsucht machte Dich ja einst zu einer.
Du weißt wie es da unten ist und erörterst immer weiter wie man da hin kam.
Ein Rubik`s Würfel sollte nicht daraus entstehen.
Dieser wäre ja nur lösbar, nach einem vorgegebenen Schema.
Und könnte anstrengender werden, als es jedem lieb wäre.

So lautet mein Ratschlag an Dich.
Nehme es nicht so schwer...hey, aber auch nicht zu leicht.  :)
Genau so wie dieser Beitrag , dennoch ist er für Dich.

Grüß Dich 

   
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.04.2020 19:37:25
Hallo Jacky,

danke für deinen wirklich lieben Beitrag.
Und ja vermutlich hast du recht, alles wieder hochholen, würde mich total überfordern, deswegen arbeite ich mich zeitlich einfach mal zurück und schaue auf welche Knoten ich so stoße.
Und unterschätze mich nicht, leider habe ich manchmal den Hang gefallen zu wollen und stelle mich dann stärker dar als ich bin... ich versuche das hier nicht zu tun, merke aber immer wieder wie in das Schemata falle.
Alleine schon bei mir bleiben, fällt mir extrem schwer. Es ist soviel leichter anderen zuzuhören, also sich selbst.
Ich bin ein Problemlöser, dafür bin ich überall bekannt. Nun ist es Zeit meine eigenen Probleme zu finden und zu schauen, ob ich Sie zumindest in Sachen Spielsucht lösen kann.
Die Nachrichten und Gespräche, die ich hier führe bringen mich immer einen kleinen Schritt näher, dennoch so ganz weiß ich nicht was mich dann erwartet, aber vielleicht ist auch der Weg das Ziel?
Danke
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.04.2020 23:52:58
Hallo medea,

einen noch, dann kannst Du auch weiter Deine Runden drehen.  :)
Wenn alles greifbare im Grunde gut, sollte das Stöbern in Untiefen dies nicht in Frage stellen.
Gefallen zu wollen fällt am schwersten, umso mehr man danach strebt.
Es war doch nie ein Kleid dass eine Frau verschönert, sondern eine Frau gibt einem Kleid erst das Bezaubernde.
Genug nun meiner Phrasen.

Finde alles heraus was Du finden möchtest und lasse es uns dann wissen.
Du musst ja nicht gleich alle Pforten öffnen, was denkst Du wie viele es gibt, die nicht einmal ihre Schwächen kennen ?
Sie verdrängen und dies für eigene Stärke halten.
Such liebe medea such....
Dies ist durchaus spannend und deutlich erkennbar, Deine Stärke.

Grüß Dich
 
 
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 11.04.2020 08:08:17
Guten morgen an alle und frohe Ostertage.

Bin früh wach, geht mir gut. war gestern sogar das erste mal seit ewig ( eigentlich vorher erst einmal) joggen...
bin immer noch voller Energie.
Obwohl ich mir aktuell schon Sorgen machen, wegen Corona und ob das mein Laden verkraftet und meine Freunde das alle gut überstehen,  empfinde ich nicht das Bedürfnis zu spielen.
Ich merke immer mehr, dass das spielen aus ein doofen Langweile raus geboren wurde.. und sich dann irgendwie in diese krankhafte Variante verändert hat. Ich erinnere mich, dass ich mich auf dem Heimweg abends schon auf ein "entspanntes" Spiel auf dem Sofa gefreut habe - um dann Stunden später völlig fertig zu sein, weil wieder soviel verloren wurde. Und dann immer zu sagen, morgen spiel ich nicht mehr. Aber im Hinterkopf hab ich mir immer die Ausrede parat gehalten, wenn es mir finanziell wieder besser geht, dann kann ich ja mal wieder..... unglaublich bescheuert. Anstatt das Geld direkt in Dinge zu stecken, die ich gerne haben will. Statt dessen fahre ich ein altes klappriges Rad, weil es mir da nicht Wert ist für die paar mal Radtour im Jahr. Das Geld für ein gutes Rad hab ich in manchem Monat einfach so verspielt.
Dieses darauf freuen hat mir immer am meisten Angst gemacht. So als würde ich es mir selbst erlauben... alles eine komische Wirrung im Hirn...
ich will mich weiter an diese komischen Wirrungen erinnern und sie nicht vergessen oder verdrängen, denn ich will nicht wieder vergessen, dass ich eine hochgradig süchtige Spielerin bin und dass das auch weiter in mir sein wird.

so nun bestelle ich mir nagelneue Laufschuhe :) und wenn ich nur 2 mal jogge ganz egal.
Euch dennoch ein schönes und entspanntes Osterfest, atmet diese herrlische Morgenluft ganz tief ein und haltet den Kopf in die Sonne :)
LG an alle Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.04.2020 20:36:42
Guten Abend an alle,

hoffe alle hatten schöne Ostern.
Mir geht es gut. Jogge jetzt täglich, immerhin schaffe ich nun schon fast 4 Km.
Ans spielen denke ich nur, wenn ich mich selbst damit beschäftigen möchte.
Heute ist mein Thema Demut.
Ich bin demütig dafür was ich habe, was für ein schönes Leben, mit tollen Menschen und viel Gesundheit ich gerade führen darf.
Und mir wird klar, wie undankbar ich dem gegenüber war in dem ich gespielt habe, wir konnte ich mein Leben so schmutzig machen durch doofe Zockerei.
Ich merke immer deutlicher, welchen Ekel ich gegenüber dem spielen und dem der ich während der harten Phasen war empfinde. Ich möchte mich daran immer erinnern, wie mies man sich nach dem spielen gefühlt hat, wie abstossend man sich dann selbst empfand.
Momentan empfinde ich Dankbarkeit für meinen Weg, den ich gerade gehen kann. Das ist ein wohliges warmes Gefühl, dass will ich bei mir behalten.
Wieder stolz auf mich sein können und mich nicht für mich selbst schämen müssen.
Demütig, das bin ich heute
Euch allen einen schönen Abend und einen schönen Sonntag morgen.
Bis bald
Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 27.04.2020 07:19:33
Guten morgen an alle,

wow die Zeit rast, seit dem letzten Eintrag 9 Tage, wie im Flug.
bin weiter spielfrei. Gestern hab ich mich kurz erschreckt, weil ich eine Email von einem OC hatte... Werbung, meine Sperre war wohl ausgelaufen.... hab kurz überlegt, ob ich auf die Seite gehe um mich neu sperren zu lassen ( bei manchen ging das auf die Schnelle damals nur für 3 Monate)
hab die Email aber dann einfach gelöscht. und hab mir dann kurz gedacht, warum stresst du dich deswegen.
Nein ich will nicht spielen, gesperrrt hin oder her, ich will nicht, es macht mir keinen Spaß, es zieht mich runter und nimmt mir Lebenskraft.
Lebenskraft spüre ich viel seitdem ich nicht mehr spiele. Alles fühlt sich irgendwie intensiver an.
Habe überlegt, was ich mir von dem ganzen Geld was ich jetzt "übrig" habe gönne. Reisen ist dieses Jahr ja eher gestorben.
Und da ist den Sportmuffel in mir besiegen will und gerne war für mich tun will, werde ich mir einen Trainer suchen. Nur für mich, etwas dekadent aber egal. Leider können, die dank Corona, momentan auch nicht arbeiten aber gut, das wird auch wieder.

Ansonsten in den tieferen Regionen meiner Psyche bin ich inzwischen bei traurigeren Themen angekommen, das ist nicht leicht, aber ich will hinsehen. Hier bin ich gerade beim Thema Tod und Verlust angekommen. Im Grunde bin ich ein Mensch, der sehr gut mit Tod umgehen kann, ich denke das Leben ist nur so spannend, weil wir wissen es auf gewisse weise endlich ist . Und da ich selbst mal todkrank war, weiß ich auch, dass ich selbst davor keine Angst habe. Was ich aber merke ist, dass ich mit den Toten, die ich in meinem Leben habe, nicht abgeschlossen habe, mich davor gedrückt habe Sie mir genau anzuschauen und deswegen holen Sie mich immer wieder ein und erschrecken mich dann mit der Traurigkeit, die ich dazu empfinde.
Wir hatten es hier im Forum auch von Gott, daran glaube ich nicht, ich glaube allerdings an ein neues Leben nach dem Tod auch weil ich mir nicht vorstellen kann, dass alles was ich in diesem Leben dazulerne dann einfach verpuffen soll, mir gefällt der Gedanke, dass ich davon was mitnehmen kann in irgendeiner Form.
 Leider gibt mir der Gedanke nur bedingt Hilfe bei meinen Toten, denn ich kann mir leider nicht vorstellen, dass man sich wiedersieht... daher muss ich mit dem, was ich von Ihnen habe Friede schließen...

oha, bin wirr heute morgen merke ich.  Und hoffe es klingt nicht so als wäre ich gerade depressiv, ganz im Gegenteil, ich bin bewusst traurig und das ist OK.

Ok, ich denke ich höre für heute mal auf, packe die Joggingschuhe aus und laufe eine Runde.

Euch allen viel Kraft und Mut und Besonnenheit in dieser merkwürdigen, traurigen und dennoch einzigartigen Zeit.
Eure Medea

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 30.04.2020 16:36:01
Hallo medea,
da brauch ich gerade etwas Abwechslung, ich nehme sie mir einfach mal hier. 

Hier bin ich gerade beim Thema Tod und Verlust angekommen. Im Grunde bin ich ein Mensch, der sehr gut mit Tod umgehen kann, ich denke das Leben ist nur so spannend, weil wir wissen es auf gewisse weise endlich ist . Und da ich selbst mal todkrank war, weiß ich auch, dass ich selbst davor keine Angst habe. Was ich aber merke ist, dass ich mit den Toten, die ich in meinem Leben habe, nicht abgeschlossen habe, mich davor gedrückt habe Sie mir genau anzuschauen und deswegen holen Sie mich immer wieder ein und erschrecken mich dann mit der Traurigkeit, die ich dazu empfinde.
Wir hatten es hier im Forum auch von Gott, daran glaube ich nicht, ich glaube allerdings an ein neues Leben nach dem Tod auch weil ich mir nicht vorstellen kann, dass alles was ich in diesem Leben dazulerne dann einfach verpuffen soll, mir gefällt der Gedanke, dass ich davon was mitnehmen kann in irgendeiner Form.
 Leider gibt mir der Gedanke nur bedingt Hilfe bei meinen Toten, denn ich kann mir leider nicht vorstellen, dass man sich wiedersieht... daher muss ich mit dem, was ich von Ihnen habe Friede schließen...

Wir sind ja nun erwachsen und können auch offen darüber schreiben.
Der Glaube scheint ja eh ein Wunschkonzert, gerade wenn kein gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird.
Glaube sollte auch immer irgendwo fundiert sein, soweit dies halt auch möglich.
Früher bin ich mit dem Thema Glaube ganz anders umgegangen, man hat mir jenen Umgang "eingeprügelt".
Heute empfinde ich frei zu sein, in dieser Entscheidung.
Und genau diese Erkenntnis, der feie Wille entscheiden zu können, sehe ich in der christlichen Botschaft.
Da muss jetzt auch niemand mit Geschichten aus dem Mittelalter kommen, irdische Qualen...keine "göttlichen".

Glaube in jeglicher Form kann auch sehr behütend sein, gerade im Umgang mit Verlust.
Da habe ich es mit meiner "Religion" schon etwas leichter, welches Schäflein würde auch bangen, mit einem solchen "Hirten".
Davon abgesehen medea, nichts im Leben verpufft einfach, es ändert ja nur seine Form.
Ich kann nicht trennen von Ungläubigen und ich möchte es auch nicht.
Eher sondiere ich nach Religion, wo auch irgendwo Akzeptanz herrscht in mir, aber auch freie Willkür in Gedanken.
Doch dies ist Dein Thread, mir gefällt er ganz gut.

Egal wer oder was Du bist oder glaubst, im Grunde sind unser beiden Werte nicht zu verschieden.
Dieses Forum ist natürlich auch etwas eingeengt in den Themen, auch verständlich.
Und manchmal kommt es mir so vor, als würde ich in den Psalmen lesen.
Gut so und immer weiter, medea.

Grüß Dich   
   
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.05.2020 07:22:10
Guten morgen an alle,

Die Zeit rast, die Monate nicht spielen sind wie im Flug vergangen, ich hatte Angst, dass das viele Zuhause wegen Corona und wenig soziale Kontakte und Ablenkung, es mir schwerer machen würden. Aber ich hatten nicht einen einzigen Moment in dem ich spielen wollte. Ich habe viele Mails von Casinos erhalten und gelöscht, ich habe gefühlt 500 Werbespots von OC im Fernsehen gesehen ( oh ja ich schaue gerne mal einfaches Fernsehen) und habe mich gefragt, warum mich das noch vor wenigen Monaten so gereizt hat.
Ich habe viel über mich mein Leben und meine Gewohnheiten nachgedacht und tue es weiter. Habe mich für Sport als Alternative zum spielen entschieden lach. Mein Sofakörper findet das bisher nicht sehr lustig :) aber er rafft sich auf. Und jetzt nach einigen Wochen joggen, Fahrradfahren und Tennis merke ich morgens dass ich mich auf da laufen freue.
Im Ganzen bin ich bewusster geworden denke ich.
Ich glaube nicht, dass ich über den Berg bin, aber ich bin auf einem guten Weg das merke ich deutlich und  ich hätte niemals gedacht, dass es mir so leicht fällt. Also wer das hier liest, und gerade am Schwanken ist, es geht nur um die Entscheidung: ICH WILL NICHT WIEDER SPIELEN; MICH MIES DESWEGEN FÜHLEN; REUE HABEN WENN ALLES VERZOCKT IST. und dann jeden Tag wieder...

Ich wünsche Euch einen sonnigen fröhlichen und spielfreien Tag
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 08.05.2020 12:43:00
es geht nur um die Entscheidung

Genau das ist der Schlüssel. Es klingt so einfach und es ist auch so einfach.
Wenn die Entscheidung wirklich getroffen ist, bist du wie ein Fels in der Brandung.
Du musst nur immer die Augen offen lassen, damit nicht dein "2. ich" irgendwann eine andere Entscheidung trifft.
Dieses 2., s.g. Spieler-Ich wird aber immer kleiner und immer leiser und immer schwächer.

Eigentlich ist es so puppeneinfach :) Man muss sich nur entscheiden ...
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 12.05.2020 20:53:26
Hallo,

denke ich bin einen Schritt weiter gekommen die letzten Tage.
ich habe immer wieder darüber nachgedacht, wie ich nach soviel Jahren so übel rückfällig werden konnte.
Einerseits denke ich ich habe es auf die leichte Schulter genommen, nicht erkannt, dass mein Hirn ein Suchthirn ist und ich wie jeder Alkoholiker nie wieder spiele darf, denn dann reagiert mein Hirn wieder darauf und schalte offenbar meine Vernunft aus. Wie eben bei Süchtigen.
Andererseits hatte ich gedacht, es hätte mit einer traurigen Geschichte zu tun die ich zu der Zeit erlebt habe. Ich habe mich nicht getraut mich mit dem auseinander zu setzen.
Nun habe ich es mir angeschaut und gemerkt, nein es tut nicht weh hinzuschauen, es ist Ok. Aber ich hatte die Angst vor der Traurigkeit so angenommen, dass mich dass total runter gezogen hat. Ich habe in einem Lied gehört
" Mut heißt nicht, keine Angst zu haben
Mut heißt, dass man trotzdem springt"
und ich habe jetzt beschlossen zu springen, in meine Gedanken rein und zu schauen, was da wirklich ist und wenn etwas traurig ist dann versuche ich es anzunehmen und als meins zu nehmen, weil Traurigkeit dazu gehört. Kein Licht ohne Schatten.
Ich genieße meine neue gewonnen Freiheit, ich habe Zeit für mich ich habe Lust Dinge neu kennen zu lernen.
Ich bein gespannt auf die weitere Reise.
Eure Medea
wünsche schöne 24 freie Stunden
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.05.2020 22:33:12
Hallo,

merke wie wenig ich mir vertraue.
wie kann das sein, dass es mir so leicht fällt nicht zu spielen, obwohl es davor so lange so schwer war nur mal 2 Tage nicht zu spielen.
Jetzt sind es Monate und kein Gedanke daran, ausser ich denke bewusst darüber nach.
Ist das Trugschluss?
ich merke wie bewusster ich zum Leben wieder geworden bin, wie ich die schönen Dinge in meinem Leben annehme und genieße.
dennoch will ich mich darauf nicht ausruhen.
Wie konnte ich nur eine Spielerin werden? Für mich immer noch ein total komischer Gedanke, dass ich jemand bin, der so komplett die Kontrolle verlieren kann...
und die Frage die da immer steht, wie kann mir das nicht wieder passieren?
Ich dennoch dankbar für jeden Tag den ich gerade so bewusst genießen kann.
Allen tolle 24 h spielfrei, genießt es
eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 18.05.2020 23:30:41
Hallo,

es war einmal jemand hier im Forum, wir haben viel miteinander hier geschrieben.
Ich beschreibe ihn einmal als "Hardcore Abstinenten", da gab es keine Luft in den Beiträgen.
Alles zeigte in eine Richtung, wenn bei jemanden irgendwelche kleine Unregelmäßigkeiten zwischen den Zeilen zu finden wäre, er hat sie gefunden.
Viele Jahre spielfrei.....

Doch eines Tages spielte er wieder, einige Tage lang.
Er berichtete davon..........

Es ist nicht denkbar dass jemand aus meiner SHG wieder rückfällig wird, es ist nicht denkbar dass Fred, amTiefpunkt, Taro.....und noch viele mehr wieder anfangen zu spielen...es ist nicht denkbar!
Genau so wie einst das oben erwähnte Mitglied.
Für mich war es ein absoluter Schock!
Ein Schlüsselmoment in diesem Forum.
Wenn so jemand, der viel intensiver an sich arbeitete als ich, wieder Rückfällig wurde...ja dann Freunde, habe ich eh keine Chance.
So dachte ich einige Zeit.
Sogar noch heute ist dieser Gedanke in mir irgendwo manifestiert.
Mein Glaube nicht mehr zu spielen mag fest in mir sein, doch ist er auch gebunden an andere.
Menschen die mich begleiteten und auch an sich glauben.
Durch sie durfte ich es erfahren, es ihnen gleich zu tun...sie zeigten mir die Wege.
Viele Menschen in meinem Leben binden mich emotional, eigentlich mehr ein Fluch statt ein Segen.
Ich kann doch nicht mein eigenes Ideal sein!!!!

Also reißt Euch zusammen  :)
auch Du medea!  :)

Verrückt, was man alles so schreiben kann, wenn man offen mit sich umgeht.
Entweder auch ein Kontrollverlust oder die absolute Kontrolle.

Das kommt davon, ja klar spielfrei für die nächsten 24 Stunden.....
Nicht stehen bleiben, sich entwickeln, Werte zu schätzen und und und
Jetzt denke ich gerade, ich mache viel zu wenig um ein erneutes Spielen zu verhindern.
Dabei könnte es gefühlt kaum ferner sein.

Es ist so wie es nun einmal ist und es ist gerade gut so, medea.

Sternchen!

Liebe Grüße   
 
     
 


 
     
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 19.05.2020 15:47:58
merke wie wenig ich mir vertraue.

Und das ist gut so. Solange du dich selbst hinterfragst, ist alles gut Medea.

Die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass ich mir nicht trauen kann, sonst wäre ich nicht da gelandet wo ich letzen Endes gelandet bin.
Ich bin mir nicht böse und ich trage mir auch nichts nach. Ich frage nicht warum ich etwas machte.

Aber ich frage mich, warum ich etwas machen will und wäge meine eigene Antwort gut ab.

Ganz profane Dinge:
Frage: Warum willst du 200,- Euro einstecken ?
Antwort: Falls ich was kaufen will.
Frage: Zahlst du nicht immer mit irgendwelchen Karten ?
Antwort: Ja ... du hast gewonnen, ein 50er genügt :)

Klar ist das jetzt ein kontruiertes Beispiel und nicht mehr präsent in meinem Tagesablauf.
Aber es gibt immer noch ansatzweise ähnliche "Kommunikation" mit mir selbst.

Manch einer steckt einst einen Tausender zum Fahradfahren in die Tasche .. für den Fall der Fälle :)
Vielleicht wollte er unterwegs spontan ein Auto kaufen ?
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.05.2020 09:08:53
Guten morgen,

5 Monate und einen Tag.
Ich habe noch nie in meinem Leben soviel über mein Leben nachgedacht und mich damit beschäftigt wie in diesen 5 Monaten und 1 Tag.
Ich habe schon Dinge geändert, eher Kleinigkeiten, wie weniger Fernsehen oder gesünder Essen, nicht immer das Handy in der Hand. Vor allem aber Sport und mehr machen statt wollen.
Innerlich habe ich gemerkt, dass ich irgendwie unruhig und rastlos bin, denke das liegt daran, dass ich leider auch beim Arbeiten kein Limit kenne. Daher muss ich mich jetzt mit dem Thema Work-Life blabla beschäfigen :)
Bis auf wenig Male ganz am Anfang habe ich nicht mal daran gedacht wieder ein OC zu besuchen, aber ich weiß wie trügerisch das sein kann.
Ich habe noch viel zu erledigen, Gesprächstherapie geht bald los, wurde wegen Corona verschoben, und ich habe es immer noch niemanden erzählt.
Dazu muss man sagen ich komme aus einer totalen Suchtfamilie egal wo bei uns gab es Süchtige und es wurde immer totgeschwiegen, daher denke ich wird das für mich die größte Hürde werden, weil ich hier am meisten Scham empfinde, so zu sein, wie ich es nie wollte. Auch eine Süchtige.
Also Schritt für Schritt weiter, gestern dachte ich noch, toll 5 Monate heute denke ich eher, Mist da ist noch nen lange Weg vor Dir, hoffe der Weg ist das Ziel :)
Allen einen schönen demütigen und spielfreien Sonntag
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 24.05.2020 10:39:25
Medea, sich zu "outen" ist die größte Befreiung die du erfahren kannst.
( Natürlich nicht im Fernsehen, sondern der engste, betroffene Kreis, ggf. sogar nur der Partner )

Alle haben Angst davor und sind doch danach unendlich froh es endlich hinter sich zu haben.

Alle "Angehörigen" die ich bisher traf emfanden diesen Schritt als absolutes Muss und Grundvoraussetzung einer Partnerschaft.
Das Verschweigen ist Lügen.
Lügen ist nicht zwingend durch falsche Worte, sondern durchaus auch durch weglassen von Fakten definiert.

Ein ganz wesentlicher Schritt, wie willst du damit eine Zukunft aufbauen ?

Das "verheimlichen müssen" belastet immens und wird nie weniger. Im Gegenteil, es wird immer drückender.

Übrigens sind nahezu alle Angehörigen eher dankbar fürs Aufklären, weil dies einen kleinen Vertrauensbeweis darstellt und sie selber überhaupt erst ansatzweise die Chance bekommen, die vergangenen Situationen halbwegs zu verstehen.
Zumeist angehörige Frauen neigen dazu die Schuld bei sich selbst zu suchen und verzweifeln daran mehr und mehr.
Obwohl es Männern nicht anders gehen wird ... man merkt es stimmt was nicht und hat keine Chance zu erfahren, was los ist.

Rastlos bist du, weil du noch nicht angekommen bist. Dich noch nicht akzeptiert hast.
Deine Situation nicht akzeptiert hast. Mit dir bei weitem nicht im Reinen bist.
Jede Minute wird gefüllt durch Ablenkung damit du nicht über dich selbst nachdenken musst.

Wasch mich aber mach mich nicht nass ... das geht hier nicht.
Du solltest das nicht vertuschen wollen. Es schadet dir mehr als du denkst.
Letzten Endes ruinierst du dich damit selbst ... spätestens beim nächsten Rückfall.

Vielleicht kann Jacky nochwas dazu beitragen ... er kennt das Thema gut :)

Mir bist du im Prinzip "scheißegal" ... anderen vielleicht auch ... Buchstaben / Texte auf einer Internetseite.
Die kommen und gehen.

Medea, das ist kein Kindergarten hier, keine Plauderecke
Es geht knallhart um deine Zukunft um dein Leben.

Du solltest dir nicht "scheißegal" sein.
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 24.05.2020 17:16:22
Moin Medea,

Sucht ist nun mal eine Familienkrankheit, warum solltest Du nicht der erste sein der das auch (zum wohle aller Familienmitglieder) auch kommuniziert? Die Angst vor dem outing ist meistens nur in unserem Kopf, die Erleichterung danach ist wie Fred schon sagte sehr befreiend.

Mir viel aber ein anderer Satz auf "..., hoffe der Weg ist das Ziel".  Was gibt es da zu hoffen? Entweder er ist es und Du spürst es, Du hast Dich ja eben auf den Weg gemacht, oder eben nicht. Wohin ist es noch ein langer Weg, was ist Dein Ziel das so weit weg scheint? Keine Schulden mehr? Für einen Spieler kein sehr spannendes Ziel, es ändert sich nämlich wenn Du es richtig machst nichts. Hast Du Dir den neue Ziele gesetzt, wo es lohnt sich spielfrei auf den Weg zu machen?

Wie Fred immer sagt führt er ein langweiliges Leben, vermutlich sieht meins nicht viel anders aus, drei Kinder und Frau, Haus mit Garten. Sehr langweilig, für mich als "krimineller" Spieler damals jedoch ein vermessener Wunschtraum. Hab dann noch ein Studium nach dem Spielen gemacht, für mich alles riesen grosse Dinge, für andere nur langweilig. Ich bin jedoch nach wie vor neugierig, wenn es mir zu langweilig ist geh ich einfach ins Eis.

Schönes Wochenende.
Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.05.2020 18:30:21
Hallo,
danke für eure Worte.

@Fred: ich habe nicht gesagt, dass ich es meinem Partner nicht erzählen will, ich habe geschrieben, dass es mein nächster Schritt sein muss. Mir war es wichtig in den letzten Monaten bei mir zu sein und über alles in Ruhe nachzudenken. Es ist vielleicht falsch, nicht gleich was gesagt zu haben . aber das ist eben meine Art mit der ich das momentan in kleinen Schritten angehen. Schnell durchrennen ist da einfach nicht. Und ich habe kein Angst vor Vorwürfen oder so. Und ja ich weiß mein Partner wird enttäuscht sein, aber wird mich sicher nicht aus dem Haus werfen.
Und ich nehme das hier sehr ernst und sicher nicht als lustige PLauderecke, da hätte ich andere Ort die mir dafür besser gefallen würden.
Ja, du hast sicher recht, dass ich mich auch ablenke, aber es geht auch darum mein Leben zu sortieren, da gehört ganz viel dazu.

@ Taro
Ich spüre deutlich, dass ich auf einem Weg bin und im Gegenteil zum letzten Jahr auch in Bewegung, das ist ein gutes Gefühl. Schulden hab ich nie gemacht. An den Zielen arbeite ich ja bereits. Ich habe aber das Gefühl es noch nicht wirklich zu kennen - und das Ziel ist für mich nicht spielfrei zu bleiben, sondern ein Leben zu führen, in dem spielen keine Rolle mehr hat. Und da taste ich mich eben gerade ran - da meinte ich mit der Weg ist vielleicht das Ziel. Mich selbst momentan mal in den Mittelpunkt zu stellen in meinen Gedanken- das habe ich lange nicht getan.

Ich bin Euch sehr dankbar für Eure Zeilen und die Zeit Dir Ihr Euch dafür nehmt.
Danke
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 24.05.2020 23:04:04
Hallo,

ich (der Esel immer zuerst) war mir sicher nicht mehr zu spielen, dann steckte ich mir einen Tausender ein und bin "Fahrrad gefahren" .
Diese ganze Bedeutung dahinter für mich und meine Familie jetzt nicht so wichtig.

Doch damals.....war ich danach völlig hilflos.
Als wäre ich einen steilen Abhang herunter gestürzt, den Schädel aufgeschlagen und in meinem Blut ertrinkend.
Und ich habe mir es mir gewünscht, dass es besser so gewesen wäre.
Und ich habe es genossen, dann hier darüber zu schreiben oder es in meiner SHG erzählt zu haben...ich arme Sau.
Bis das Blut gefriert....Schockstarre.

Solche Dinge konnte ich nicht meiner Familie berichten, sie hätten es nicht verdient..sie hätten so jemanden wie mich einfach nicht verdient.
Doch ich war ja da!
Sie lieben mich und ich liebe sie, so tief kann man doch gar nicht sinken, allen so etwas anzutun!

Ich saß einmal mit meinem jungen Sohn (er war damals noch sehr jung) am Küchentisch, er mir gegenüber.
Ich spielte online in einem Casino und fragte ihn nach einer Zahl...einfach so, ohne dass er groß mitbekommt um was es wirklich geht...ein Spiel halt. Ok ich nahm auch seine Zahl beim Roulette...der Kleine saß da mit geschlossenen Augen und mit beiden Daumen drückend und hoffte dass ich dieses "Spiel" gewinne, mit seiner Zahl.
Und nochmal, für ihn war es nur irgendein Spiel!
Keine Ahnung mehr was für eine Zahl kam, doch seine war es nicht.
Doch ich sagte ihm lachend...hey , Deine Zahl ist tatsächlich gekommen.
Er freute sich und jubelte ....genau so wie ich mich für ihn, wollte er nur dass sein Vater sich freut und Glück empfindet.
Weil er mich liebte und ich ihn auch.

Ich muss sicherlich nicht den Unterschied der Gefühlswelten zwischen uns beiden erwähnen.

Nie nie mehr werde ich an einem Tisch sitzen mit meinem Sohn und sein Glück setzen.
Und deshalb habe ich ihm von mir erzählt, seinem Vater dem Spieler.
Und ich habe es nicht für mich gemacht...sondern , weil er eben so jemanden wie mich nicht verdient hat.
Er hat einen ehrlichen Vater verdient, der sicherlich nicht alles richtig macht...auch heute.
Und das schönste dabei, jetzt gerade ..genau jetzt...merke ich sehr stark, es war doch auch für mich!
Und würde ich ihn wieder nach einer Zahl fragen, würde er mir keine sagen...sondern mich in den Arm nehmen.
Flüstern...mache es bitte nicht!
Setze unser Glück nicht ein!

...bis das Blut gefriert.   

Jetzt darf ich ihn auch lieben, er hat es verdient!

Liebe Grüße


 



     



 
 

   
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 24.05.2020 23:55:40
Ich war mal mit Freunden auf Fehmarn. Die Freunde wollten unbedingt ausreiten, es waren alles Reiter außer ich, einen begleiteten Ausritt konnte man bei einem Gestüt buchen. Ich wollte gerne mitreiten. Wir wurden gefragt ob wir alle Reiten können, was auch ich bejahte. Es ritten noch andere mit. Ein Sattel hatte ein durchgehendes Lederband über dem vorderen Sattel. Ich dachte, den Sattel muss ich haben, da kann ich mich festkrallen. Leider gehörte der Sattel zum größten Pferd. Hinter mir ritt ein anderer Gast, die wohl auch nicht richtig gut reiten konnte. Vorne der Reitlehrer auf einem Hengst. Der Hengst stieg einige male auf die Hinterbeine, doch der Reitlehrer konnte Ihn Händeln. Wir ritten also los. Plötzlich ein Schrei hinter mir, die Frau lag mit dem Bauch quer auf dem Rücken und viel runter, wir waren im leichten Trab. Die Frau sagte das Pferd sei gestolpert. Wir ritten am Strand an der Wasserkannte weiter. Dann wieder ein Schrei, das Pferd lief direkt ins Meer und die Frau viel ins Wasser. Es war Herbst und recht kühl. Sie krabbelt aus dem Wasser und sagt das Pferd sei wieder gestolpert. Sie wollte nicht wieder aufsteigen, sie wollte ein anderes Pferd. Keiner von uns wollte tauschen. Dann wollte Sie den Hengst des Reitlehrers. Der sagte, den könne Sie nicht reiten, der würde sofort merken das er jetzt der Herr ist und macht was er will.

Egal wie gut man Ihn bändigt und trainiert, es wird immer eine Rolle spielen das er ein wiederspenstiger Hengst ist. Genau wie bei dem Tier ist in mir der unberechenbare Spieler. Ein Leben wo das keine Rolle mehr spielt wird es nicht geben. Ich muss immer auf der Hut sein und Ihm zeigen wer der Herr ist.

Viele Worte, der Gedanke kam mir aber als ich Dich lass medea.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 31.05.2020 12:44:34
Hallo Jacky, Hallo Taro, danke für Eure Beiträge. !!

Heute sind es 160 Tage, aber die Zahl ist im Grunde total egal, es ist das Gefühl, was wichtig ist.
Ist wie mit dem Joggen, hab das jetzt vor 2 Monaten angefangen. Am Anfang war es schwierig, hab auch gleich wieder übertrieben aber jetzt geht es wie von alleine und ich wache morgens auf und wenn ich weiß kein Tennis, dann geh ich eben joggen.
SO fühlt sich das nicht spielen an, ich spiele einfach nicht, ohne jeden Gedanken dazu.
Natürlich muss ich weiter an meinem Verhalten arbeiten und lernen auf Dauer damit umzugehen, nicht nachlässig zu werden und wieder zurückzurutschen.
Sicher muss ich auch einige Dinge sonst noch ändern, mich öffnen und vor allem weniger Erwartungen erfüllen, sondern mehr meine eigenen Erwartungen besser lernen zu empfinden.
Das fällt mir schwer, ich will dann doch immer für alle die gute Freundin, die gute Partnerin, die gute Chefin sein, selbst die gute Tochter ( und das ist bei meiner Mutter wirklich ne Herausforderung)
Ich denke ich  muss wieder besser lernen, was mir selbst gut tut, und mir dafür aktiv die Zeit nehmen.
Soweit zum Pfingstsonntag von mir.
Allen einen ganz tollen Tag und tut Euch was gutes.
Ich gehe jetzt in den Garten und lese den 3 Teil von das Cafe am Rande der Welt.
Bis dann
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.06.2020 06:04:16
Hallo an alle,

so ich hab mir ein paar Tage Auszeit genommen und bin alleine weggefahren. Wer mich kennt, würde nicht denken, dass ich gut alleine sein kann, aber manchmal finde ich da super. Musik auf die Ohren und drei tage lang ohne Plan ans Meer fahren.
Toll war natürlich, dass ich mir das ohne Probleme leisten konnte, hab definitiv einiges in den letzten Montaten gespart.
Eigentlich wollte ich die Tage hier auch nutzen, um darüber nachzudenken, was meine nächsten Schritte zur Langfrigen Spielfreiheit sind. Aber irgendwie hab ich gemerkt, ich brauchte vom spielfrei "Nachdenken" auch eine kurze Pause.
Nicht falsch verstehen, ich will mich nicht drücken oder so, nur mal ein paar Tage nicht soviel nachdenken, hat gut getan.
Bin unglaublich viel rumgelaufen, habe die Ostsee genossen.
Gestern war in einer Kirche, ich bin nicht gläubig, nie gewesen, ich find Kirchen aber Architektonisch toll.
Aber diesmal hab ich mich auch nen Moment hingesetzt, da war ein junges Paar die beteten einen Rosenkranz. Das ging mir irgendwie nah, die sahen ganz schrecklich verzweifelt aus... das erinnerte mich dann doch an die Momente, wo ich nach dem Spielen war, verzweifelt. Und da dachte ich, toll wenn man in Gott Halt findet, darum hab ich die beiden in dem Moment beneidet.  Man hat einen PRospekt beim Eintritt bekommen, und da stand ein Spruch drauf. Ich schreib den hier mal rein.
****
Licht des Lebens
Einen Augenblick der Ruhe
trotz des Trubels ringsherum
Ein Innehalten, einen Moment
der Besinnung
Über Dir, himmelhoch
wölbt sich ein Raum
zieht Dich empor
Dein Blick wandert,
trifft auf ein Kreuz, das nicht nur
von dem Leben des Einen
sondern auch von den Grenzen
Deines Lebens erzählt
Sei nicht mutlos
Licht bricht herein
erleuchtet die Bilder
der Zweifel, der Not
strahlt hindurch in die Tiefe
Deines Herzens
Eine Hoffnung die den Tod überwindet
***

ich bin nicht religös, dennoch fand ich darin unglaublich viel in dem Moment und wollte das hier teilen und für mich mitnehmen aus diesen wunderbaren Tagen .
Ich bin aktuell so dankbar spielfrei zu sein, tief dankbar
Und heute fahre ich heim und nehme viel Kraft mit, um die nächsten Schritte in ein spielfreies Leben mit vielen weiteren solchen Tagen anzugehen.
Allen einen guten Start in die Woche
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch - 6 Monate
Beitrag von: medea888 am 23.06.2020 21:08:39
Hallo,

heute sind es 6 Monate. Die Zeit rennt.
ich weiß gar nicht was ich schreiben soll.
Es geht mir gut, ich bin viel nachdenklich, schaue genau auf mein Leben, Grenze die Dinge ein die mir nicht gut tun.
Sehe viel kommt aus meinem Job, da muss ich genauer schauen.
Aber ansonsten geht es mir wirklich gut, ich denke fast nie ans spielen und wenn dann nur wenn ich mich bewusst dafür entscheide dahin zu schauen.
Dennoch bleibe ich sehr angespannt und schaue auf mich, ich finde es teilweise anstrengend mich ständig mit mir zu beschäftigen, weil ich das sonst wenig getan habe.
Aber stolz für 6 Monate empfinde ich nicht so richtig, vielleicht auch weil ich es als nicht schwierig finde nicht zu spielen. Es kommt mir zu leicht vor.
Aber ich bin dankbar wieder ein anderes Leben ohne spielen zu haben - das ist ein super Gefühl.
Allen viel Kraft und Motivation
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch 200 Tage
Beitrag von: medea888 am 10.07.2020 16:11:14
Hallo an alle,

ich nehme die 200 Tage mal zum Anlass wieder was zu schreiben.
Es geht mir weiterhin sehr gut. Alles was ich so gestartet habe mit viel Sport, weniger Fernsehen, wenige Handy habe ich beibehalten. Höre viel Musik, ich finde in vielen Liedern viel Trost und Dinge die mich immer wieder dazu bringen nachzudenken.
Gestern Abend habe ich eine Reportage über ein Viertel in Mannheim gesehen, viel Armut, Prostitution und Elend mitten in Deutschland. Dazu muss ich zugeben, dass ich in Bezug auf Elend immer feige war genau hinzuschauen, egal wo auf der Welt, das ist für mich immer ungreifbar schrecklich und mehr als zu Spenden habe ich mich bisher nicht getraut zu helfen... Ich schaue mich auch keine Filme über den 2. Weltkrieg an, weil ich mich danach auch immer ganz schlecht fühle. Ok warum schreibe ich das hier. Weil es mich doch den ganzen Tag indirekt beschäftigt hat. Ich habe das Wort in diesem Tagebuch schon oft genutzt deswegen ist es nicht weniger Wert: Demut. Und dann kommt im gleichen Moment auch bei mir eine unglaubliche Scham hoch. Wie konnte ich, der es wirklich gut geht soviel Zeit, Energie und Geld in eine Spielsucht stecken.
Wenn mir diese Gedanken kommen, dann merke ich immer wieder, wie unfassbar das inzwischen für mich ist und wie vorsichtig ich sein muss, es nicht zu verdrängen, weil mir der Gedanke daran soviel Scham bringt.  Da ist also noch einiges, was ich betrachten muss, um mir meiner Selbst und der Krankheit bewusster zu werden.
Die positiven Dinge sind, ich denke immer noch nicht ans spielen.
Ich bin den nächsten Punkt angegangen und habe mein berufliches geändert oder bin dabei. Ich arbeite viel weniger. Entspanne mehr und versuche neue Dinge .
Die meisten davon haben bisher nur Schmerzen gebracht: Stand-up Paddeling in den Oberschenkeln und heute das erste mal Hullahoppreifen einen blauen Bauchbereich, lach

Und ich kann aus vollem Herzen sagen, die letzten 200 Tage waren jeder besser als jemals ein Tag wo ich gespielt habe.
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 27.07.2020 22:54:58
Hallo,

die Zeit rast, irgendwie geht mir dieses Jahr zu schnell.
7 Monate habe ich nun nicht mehr gespielt, es kommt mir vor erst ein paar Tage, nicht weil ich ständig dran denke, sondern einfach weil die Zeit so schnell geht.
Ich war in der letzten Woche in Urlaub in Belgien. Mit meiner besten Freundin und meinem besten Freund. Das war Seelenbalsam. Wunderbare Tage in denen ich ganz mal raus war, auch aus den Gedanken um meine Krankheit.
Naja, natürlich gab es auch in den Tagen Zeiten in denen ich über meine Spielsucht nachgedacht habe oder sagen wir, Sie mich aufmerksam gemacht hat. Immer dann wenn ich alleine war. Einen Tag war ich in einer Stadt im Ruhrgebiet und bin alleine mit dem Fahrrad umhergefahren, eine wirklich traurige Stadt wie ich fand. Es gab unglaublich viele Bettler, bzw. eben nasse Alkoholiker die auf der Straße lebten,  die Ihrer Sucht offenbar nicht gewachsen sind, das hat mich schon irgendwie runtergezogen, dann gab es da unglaublich viele Sportwettenbüros. Damit hatte ich ja nie zu tun, dennoch musste ich da hinschauen, wie die Leute davor standen und diskutierten... ich dachte mir, oh man, so war ich auch, nur dass ich mit mir selbst diskutiert habe, mir selbst eingeredet habe, nur noch einmal spielen, dann wird es besser...
Am morgen bin ich dann im Hotel ganz früh wach geworden und nochmal durch die schlafende Stadt gefahren, noch trauriger überall in den Geschäftseingängen lagen, die die mich am Abend leicht angetrunken angeschnorrt hatten. Wow, das war irgendwie heftig. Habe dann, eigentlich doof belegte Brötchen gekauft und den schlafenden hingelegt, ich weiß bringt die nicht weiter... aber half mir irgendwie.
Die Tage dann in Belgien habe ich wirklich genossen. Auch weil ich so bei mir war, so deutlich kenne ich das einfach gar nicht von mir.
Ich habe sonst immer Phasen in denen ich sehr traurig und erschöpft bin, und mich von Kleinigkeiten runterziehen lassen – das habe ich in den letzten Monaten gar nicht mehr. Trotz auch trauriger Dinge in meinem Leben, bin ich irgendwie zuversichtlich.
Heute bekam ich eine Email von einem Casino, ich hätte da noch Geld drauf  21,45 € … meine 6 monatige Sperre ist wohl ausgelaufen. Dachte zuerst, ok loggst dich kurz ein.
Und dann dachte ich neee, was soll´s, sollen Sie das Geld doch behalten.
Es war mir egal.
Ich weiß nicht, ob ich wirklich soviel weiter bin, wie es sich anfühlt, aber ich weiß ich bin irgendwie anders und da anders ist ziemlich gut.
Stehen bleiben ist aber keine Option.
Ich muss noch mehr raus finden, wo der Drang zum spielen für mich persönlich her kam.
Vor ein paar Tagen, dachte ich darüber nach , wie es sich anfühlte zu spielen. Und im Nachhinein habe ich gemerkt, es fühlte sich wie Arbeiten an, klingt doof, aber so war es. So als könnte ich damit ein Hobby haben mit dem ich was erreichen kann – denke das kommt schon aus meiner Erziehung, immer abliefern zu müssen – immer zu funktionieren.
Nur so ein Gedanke, den ich noch nicht fertig gedacht habe.
Von daher, ich bin gut drauf, aber eben auch viel in Gedanken zu allen möglichen Themen und da ist mir aktuell wirklich wichtig und da will ich auch noch weiter dran bleiben.
Irgendwie ein wirrer Eintrag heute in mein Tagebuch :) aber dafür sind Tagebücher auch da, manchmal wirr zu sein.
Allen einen schönen Abend und wunderbare 24h
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 28.07.2020 00:06:45
Hallo Medea,

kurz und knapp, ohne dieses tolle Tagebuch zu unterbrechen.
Man könnte immer etwas finden, als motivierter Leser Deiner Worte.
Hinterfragen und drängen in eine Richtung, mahnen.....

Was aber deutlich erkennbar und in einer stetigen Steigerung steht, Du bleibst nicht stehen.
Reflektierst offen und berichtest, von DIR !
Was Du als etwas wirr empfindest, stellt sich für mich als absolut nachvollziehbar dar.  :)
Nicht nur deshalb, folge ich gerne Deiner "Suche" weiter.

Danke für Deine Beiträge.

Liebe Grüße     
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: amTiefpunkt am 28.07.2020 07:34:47
Moin Medea,

danke für deinen tollen Beitrag in deinem herausragenden Tagebuch, ich lese immer gerne darin.

Wachsam sein ist das A und O...

Weiter so...

aT
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.08.2020 10:46:51
Moin,

zuerst ein Thema, was mit den sehr netten Kommentaren von Jacky und AT zu tun hat und wo ich sogar überlegt hatte ein eigenes Thema dazu zu eröffnen:
Selbstwertgefühl: Als ich da vor zwei Wochen las, dass mein wirr geschriebenes Zeug tatsächlich ankommt und irgendwie auch noch gefällt oder bewegt oder was auch immer, konnte ich das gar nicht annehmen.
Und da hab ich über mein Selbstwertgefühl nachgedacht und gemerkt, dass ich sicher nach Außen hin als mega selbstbewusst erscheine und auch viele Dinge stolz bin, also wenn man mich beruflich lobt, dann kann ich das super annehmen, darin bin ich einfach wirklich einer der Besten.
Aber im privaten fühle ich mich keinesfalls so sicher, da bin ich oft unsicher und wenn jemand sagt er findet mich gut oder manchmal ( vor ein paar Wochen eine Bekannte) vorbildhaft und immer so straight, dann ist mir das schon fast unangenehm. Und ich glaube das hat schon auch mit meiner Zockerei zu tun, dass ich mich selbst als schwach und doof empfinde, weil ich da reingeraten bin und krank geworden bin.
Also das wollte ich dazu noch sagen, ob man daran was ändern kann, oder ob das besser wird mit der Zeit keine Ahnung.

Ansonsten geht es mir gut ich habe endlich rausgefunden wie ich wieder in den Sog von den OC gekommen bin, ich hatte das völlig vergessen, verdrängt oder so. Aber ich bin über eine ganz kurze Phase des Pokern online da wieder rangekommen – vermutlich hat mein Suchthirn mir eingeredet das sei ungefährlich keine Ahnung – naja und von da aus ging es dann schnell in das Casino von dem Betreiber und schwups war ich wieder drauf. Ich bin froh, dass mir das wieder eingefallen ist – keine Ahnung, ob mich das weiterbringt, aber es ist ein Mosaiksteinchen mehr.

Es ist brutal heiß heute, werde mich jetzt mit EisKaffee auf den Balkon legen :) drinnen kann man kaum atmen.

Allen tolle spielfreie Tage und genießt die Hitze solange Sie noch da ist :)

LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.08.2020 15:56:47
Hallo Medea,

Werbeslogan: "ich bin es mir wert / weil ich es mir wert bin"
Impliziert ja etwas zu tun oder zu haben, um sich selbst zu bestätigen.
Ob nun eine Fett reduzierte Margarine, die einen gesunderen Umgang mit seinem wertvollen Körper verspricht oder  den Garten umzugraben mit einer Rolex Daytona  am Handgelenk, für das eigene "gesunde" Ego.

Du hast schon einiges von Dir erzählt , von Deiner Arbeit und von Dir.   
All dies gehört nun ja dazu, zum Gesamtpaket Medea.
Im ganzen gesehen könnte man alles schon als gut empfunden durchwinken.  :)

Selbstwertgefühl entsteht ja nicht einfach mal so, es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Auch Mitmenschen stehen da in Verantwortung , Eltern, Freunde, Arbeitskollegen.......
Oft redet man sich dennoch selbst etwas negatives ein , woher immer dieses Verhalten auch stammt.....

Es war noch nie wichtig was man macht.....es ist nur eines wichtig, wie man es macht....
mit Leidenschaft! 


Grüß Dich
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 23.08.2020 20:23:30
Hallo Tagebuch;)
den Beitrag hatte ich schon vor einigen Tagen geschrieben, war mir aber unsicher ob ich Ihn einstellen will, aber heute zu meinem 8 monatigen will ich es doch tun. Auch wenn es nur indirekt mit Spielsucht zu tun hat. Aber im Endeffekt ist es dann doch ein Gesamtkonzept:
Möchte den Beitrag mal unter die Überschrift setzen, es wird dunkler…

 

Ich war letzte Woche nun zum erstmal bei der Therapie, ich habe mich ja für ein Verhaltenstherapeutin entschieden, da ich glaub, dass meine Sucht doch ein tieferes Problem überlagert hat und ich da wohl mal ran muss.
Ich muss sagen schon da hinzugehen war für mich ganz schrecklich, hatte mehrere Panikattacken aber bin dann doch hingefahren, draußen saß ich dann im Auto und konnte kaum die Türe öffnen.

Das Gespräch selbst war gut, Sie ist ein Typ mit dem ich kann, eher analytisch, weniger der Typ der einem gleich Taschentücher hinhält, das wäre auch nicht meins.

Im Grunde habe ich eine Stunde lang grob meine Baustellen zusammengefasst, natürlich auch das mit der Spielsucht von damals und heute… Sie hat das alles erstmal aufgenommen, wenig dazu gesagt, was denke ich auch OK war für mich.

Während dem Reden fing es dann aber schon an, der Kloß im Hals, das bedrückende Gefühl auf der Seele.

Als ich heimkam wusste ich, dass jetzt die Wolken wieder kommen. Ich hatte jetzt wirklich ganz viel Sonnenschein die letzten Monate, daher machten mir diese paar dunklen Wolken schon Angst.

Ich erinnerte mich daran, wie es vor 12 Jahren war, da wurde es monatelang nicht mehr hell. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich sowas nochmal schaffen könnte.

Daher versuche ich jetzt die Wolken zu aktzeptieren und mir den Rest des Himmels schön blau zu halten… Mit viel guter Musik, schönen Filmen, Freunde treffen, positiver Autosuggestion und Sport.

Noch klappt das gut muss ich sagen, mal sehen wie es mit den weiteren Sitzungen so wird.

Am Wochenende gebe ich zu, hatte ich sogar sowas wie einen kurzen Moment des Scheiß egal Gefühls, lass es einfach, tu Dir das nicht an.

Aber ich weiß dann bin ich in wenigen Jahren oder Monaten wieder in einer Sucht, sei es Spielen oder was anderes. Nein ich möchte wirklich weiterkommen, auch wenn es weh tut.

Dazu ist mir ein Gedicht in die Hände gefallen viele werden es kennen.  Es ist eigentlich ein Trauergedicht, ich habe es jedoch nie so empfunden.

Hermann Hesse

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Freitag habe ich den nächsten Termin, und trotz all meiner Angst, werde ich alles geben weiter hinzuschauen.

Eure Medea

 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 23.08.2020 22:27:43
Moin Medea,

als Zeiten unter dunklen Wolken habe ich meine Depressionen oder des Spielens empfunden.
Zu sehen was ich so lange zugeschüttet hatte führte mich zwar immer wieder auch in "das Tal der Tränen". Jedoch habe ich das immer sofort mehr als eine Bereinigung empfunden, das wichtigste jedoch, es war Stück für Stück mein Einbruch in die Freiheit. Mich und meine
Vergangenheit unverschleiert zu sehen ist für mich die Grundvoraussetzung für ein zufriedenes Spiel und Depressionsfreies Leben.
Wenn in der Vergangenheit eine Depression begann, so war das entscheidende das ich nicht hinschaute (hinschauen konnte). Sobald mir das möglich war, so schmerzhaft es auch immer sein mochte verflog die Depression.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 24.08.2020 23:57:13
Hallo,

Belastungen aus vergangenen Tagen die plötzlich neu erwachen, biologische Faktoren, das nähere Umfeld oder momentane Umstände können schon den Tag verdunkeln.
Der eigene Blickwinkel dann noch auf seine negativen Merkmale gerichtet beschleunigt zudem.
Eigene Wertschätzung kann schnell verblühen dabei, Rückzug soweit wie möglich eine Konsequenz daraus.
Flüsternd schreien in einer menschlichen Hülle und sich selbst so fremd.

Die Pharmaindustrie stellt hier eine große Palette an "Tablettchen" zu Verfügung.       
Serotonin und Noradrenalin mögen diese Medikamente nicht.
Diese Medizin ist sicherlich hilfreich, alles irgendwie auszuhalten.
Hat eigentlich irgendwer mehr Seroquel  geschluckt als ich ?

Bei meiner ganzen Erfahrung und doch schon einigen "unglücklichen" Menschen die ich traf, darf ich nun berichten.
In den ganzen Kliniken und so vielen Gesprächen, verrückten Geschichten oder beschlossenen Schicksalen.
Es war nie die Frage, bin ich selbst Schuld an meinem Empfinden ?
Sondern immer nur....
Warum muss ich nur diese Schuld ertragen!
Ist dies der Lohn meines Lebens ?

So ist diese Dunkelheit mein guter Freund geworden, ich bin da nicht mehr zu retten.  :)
Biologisch nicht mehr zu wenden, Sackgasse und halt aushalten.
Mentale Musen sind hierbei meine Versicherung, immer den Weg wieder zurück zu finden.
Wie die schweren Tropfen, die sich dort oben abkühlen und auch immer ihren Weg finden, aus den dunklen Wolken.

Die Sonne ist immer da, auch wenn man nur ihren Schatten sieht.

Liebe Grüße

       
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 22.09.2020 18:36:50
Hallo,

ich habe ein paar Wochen nicht geschrieben auch weil ich wirklich viel arbeite momentan. Aber morgen sind es 9 Monate da dachte ist mal wieder an der Zeit..
Die Dunkelheit ist zum Glück nicht stärker geworden, dennoch ist mein Himmel etwas öfters bewölkt als noch vor der Therapie. Ich weiß, dass muss auch so sein und es ist Ok. Und wirklich traurig bin ich seltener, ich schlafe allerdings sehr wenig und bin dadurch oft erschöpft.....Mal sehen wie das so weitergeht.
In der Therapie geht es noch nicht um die Spielsucht, es geht eher um Bewusstsein und Unterbewustsein und darum, dass ich lerne wieder Herr meiner Grenzen zu werden, mich nicht von anderen unter Druck setzen zu lassen und vor allem mich mehr um mich zu kümmern, als immer um die Sorgen anderer. Ich soll hierfür das Bild eines Grundstücks nehmen und mich immer fragen, ob ich gerade noch auf meinem Rasen mähe oder meine Hecke pflege oder wieder die von anderen. Das Schwiergste fand ich jedoch zu sagen, dass ich DAS überhaupt ändern will, ich empfinde meine Art Menschen zu helfen, als eine sehr positive Eigenschaft,die mich ausmacht, und davon etwas loszulassen, fällt mir schwer, klar ich muss ja nicht damit aufhören ich soll es nur reduzieren ein paar % nur...
Puh, sich zu ändern, wirklich zu ändern und wenn es nur ein paar % sind, hätte nicht gedacht, dass mir schon die Entscheidung, das überhaupt zu wollen, so schwer fallen würde.
Und da frage ich mich natürlich auch, habe ich denn wirklich was geändert, seitdem ich nicht mehr spiele? Oder spiele ich einfach nur nicht mehr, bis ich es vergesse nicht mehr nicht zu spielen?
Es ist schwer bei sich selbst zu sehen, ob man sich verändert, weil dass ja nicht von einem auf den anderen Tag passiert.
Ich bin mir meiner bewusster geworden, ja, ich versuche mich selbst wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen - jedoch merke ich auch, dass mein Grundstück verdammt klein ist und ich ganz schnell wieder an anderen Hecken rumschneide, vielleicht auch nur, um nicht zu sehen, wie hoch meine eigene Hecke schon geworden ist. Man merkt, ich bin verwirrt. Und auch das gehört vermutlich zum ändern dazu, sich selbst mal offen zu hinterfragen. Ehrlichkeit also erstmal in reinster Form zu mir selbst zu sein - daran muss ich unbedingt was tun, das merke ich deutlich.
Ansonsten geht es mir gut, ich denke nicht ans spielen, außer wenn ich mich dafür entscheide, darüber nachzudenken.
Ich habe manchmal so komische Flashbacks, die kann ich schwer erklären, die kommen ganz plötzlich und dann fällt mir irgendein Spiel ein, welches ich gezockt habe, aber das ist so schnell wieder weg, das ich danach noch nicht mal mehr weiß ,woran genau ich gedacht habe und das ist auch sehr selten.
Die Tatsache, dass ich keinerlei finanzielle Probleme mehr haben, hat mein Leben soviel leichter gemacht, auch wenn ich dem Geld soweit ich kann aus dem Weg gehe und es möglichst wohin packe, wo ich es nicht sehe. Also da hat sich noch nicht viel getan... aber das braucht vermutlich noch Zeit
So Tagebuch das war´s für Heute.
Allen eine schöne Zeit
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.10.2020 10:54:57
Hallo Tagebuch,

gestern waren es 10 Monate, offen gestanden dachte ich es sei heute, hab das Datum verwechselt.
Wenn ich mein Tagebuch lesen, dann bin ich ganz selbst überrascht, was ich in der Ganzen Zeit doch an Gedanken und Momenten hatte.
Wieviel ich mir doch Zeit genommen habe für mich selbst.
In der Therapie sollte ich für das letzte Mal 10 Dinge aufschreiben, die mit dem Satz anfangen: Ich kümmere mich um mich selbst wenn...

Am Anfang fiel es mir schwer was zu finden, weil mir alles so oberflächig vorkam, wie zum Beispiel mit meinen alten Freunden telefonieren, aber die Ärztin fragte dann über was ich mit denen denn so spreche, und da fiel mir auf, dass ich mit allen immer ganz tiefgründige Gespräche führe über das Leben also keinen Smalltalk.... und da wusste ich, doch ich kümmere mich da, um mich selbst.

Einer der Punkt auf der Liste war auch: Ich kümmere mich um mich selbst wenn ich im Forum schreibe. Und das empfinde ich wirklich als Geschenk, einfach hier reinzuschreiben, was mir durch den Kopf kommt und es fließen zu lassen ohne lange zu überlegen.... das empfinde ich als etwas wirklich Gutes in meinem Leben, ebenso wie hier im Chat immer wieder alte Bekannte zu treffen und über den Sinn und Unsinn des Lebens zu schnacken...

Meine innere Unruhe habe ich immer noch, aber ich nehme sie mehr an. Ich arbeite weniger, nehme mir mehr Zeit für Dinge, die ich mag, für Freunde gutes Essen, Sport und seit einer Woche meinem Spanisch online Kurs :)

Ich denke immer noch jeden Tag an die Sucht, und vor allem an die Person, die ich während ich die Sucht ausgeübt habe war.
In meiner Therapie sollte ich meinen inneneren Kritiker finden und mit ihm sprechen, gefunden habe ich ihn, sprechen will er noch nciht mit mir.
Genauso geht es mir mit meiner Suchtpersönlichkeit, ich kann Sie sehen und beobachten aber ich kann noch nicht mit ihr wirklich sprechen... ok das muss jetzt keiner verstehen. Dennoch weiß ich irgendwann kann ich mit ihr sprechen und Sie besser verstehen und ihr helfen. Denn ich glaube ich lerne mich besser, um mich zu kümmern.
Eure Medea, die jetzt in den Wald geht um das bunte Blätttertreiben zu beobachten.
Genießt den Tag, denn diesen heute gibt es nur einmal

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.11.2020 14:55:06
November ist noch nie mein Monat gewesen, die Dunkelheit der Regen und der Monat vor Weihnachten, was ich auch nicht sonderlich mag.

Zudem ist Anfang des Monats der Todestag meines Vaters gewesen, lange her, aber vermutlich der Moment, der mit mein Leben am stärksten verändert hat. In der Therapie haben wir gerade das Thema Biografie von mir und meiner Familie, also auch passend... morgen hätte mein Vater Geburtstag und in einer Woche vor 2 Jahren hat sich ein sehr guter Freund von mir umgebracht, also im Ganzen ein schwieriger Monat, der mich immer wieder an meine persönlichen Grenzen bringt und nun mit Corona Light Lockdown, den Sorgen um meine Freunde im Ausland und noch ein  paar persönlichen Problemen, habe ich gerade offen gestanden keine wirkliche Kraft mehr. Dennoch wie singt Kettcar in Landungsbrücken

"Aufstehen, atmen, anziehen und hingehen
Zurückkommen, essen und einsehen zum Schluss
Dass man weitermachen muss"

Jedes Jahr denke ich, dieses Jahr wird der November besser und jedes Jahr verliere ich diese Wette gegen mich selbst. Aber ich werde es auch diesen Monat irgendwie schaffen den Kopf über Wasser zu halten. Denn ich weiß es geht rum.

Ich versuche mich ein wenig selbst davon abzulenken, jogge etwas mehr, schlafe leider weniger und trinke daher viele Energiedrinks. Bin froh, dass mein Beruf mich bei sowas auch immer herzlich in seine Arme nimmt. Gepaart mit ein wenig humorvollen Filmen, Musik und viel Waldspaziergängen geht es einigermaßen.

Vor einem Jahr um die Zeit habe ich noch verdammt viel gespielt, das ist heute keine Option für mich, ganz im Gegenteil, der Stolz darauf, dass es mich nicht zum Spielen zieht ist ein weiterer Motivator.

Irgendwie ein ziemlich komischer Eintrag heute, aber der musste irgendwie raus.

Wünsche allen die hier mitlesen, keinen Novemberrain ;)


Eure Medea


Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Andre12 am 18.11.2020 16:11:40
Moin Medea,
ja es ist ein ziemlicher dunkler November. Und das meine ich jetzt nicht in der Seele sondern draussen :), trotzdem belastet sowas immer auch die eigene Gemütslage. Ich kann das gut nachvollziehen, wie Du auch meinen letzten Beitrag entnehmen konntest. Ein anstrengendes Jahr liegt nun fast  hinter uns. Und trotz all der Widrigkeiten, trotz alledem bist Du immer noch spielfrei. Du schreibst Deine Gedanken nieder, lässt sie raus, vergräbst Sie nicht mehr bei einsamen Stunden vorm Bildschirm , lässt Dich von Deinen Erfahrungen, Deinem Erlebten  nicht entmutigen. Du schaust dahin, Du erträgst den Schmerz ohne Flucht. Du stellst Dich Deinem Leben. Das ist toll. Sei super stolz auf Dich.

P.S.   Und hör auf zu Wetten!!!! ;D

André
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 19.11.2020 22:28:31
Hallo Medea,

30 Tage, 30 Tage Luft holen und einatmen.
Irgendwie gefühlt ist die Luft im November am klarsten.
Die reicht für ein ganzes Leben Medea.
Also noch jede Menge Zeit um wieder frei auszuatmen.

Schicksale können einem diesen ganzen Atem rauben, sie martern und quälen uns.
Wenn wir es zulassen dass sie uns erdrücken, wir dann fliehen vor uns selbst.
Nein, jetzt erst recht!

...schließe mich ausdrücklich Andre`s  Beitrag an.

Grüß Dich





 
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 26.11.2020 19:35:55
Hallo André und Hallo Jacky,

danke für Eure netten Worte, das bedeutet mir viel!!! Auch dass ihr das seht, siehe weiter unten, denn das ist einer meiner Ängste.

Heute war ein schwerer Tag, ein trauriger Tag an dem ich viel über Leben und Tod und Freude und Trauer nachgedacht habe, soweit es die Zeit zuließ.
Wer diese Tagebuch verfolgt, weiß dass ich in Musik immer viel finde, was mich aufmuntert und bewegt und tröstet.
Heute habe ich mir Passenger | Let Her Go rausgesucht.
wer es nicht kennt hier: https://www.youtube.com/watch?feature=share&v=RBumgq5yVrA&app=desktop

darin heißt es:
Well, you only need the light when it's burning low
Only miss the sun when it starts to snow
Only know you love her when you let her go
Only know you've been high when you're feeling low
Only hate the road when you're missing home
Only know you love her when you let her go
And you let her go

Ja, ich denke wir müssen auch mal traurig sein um zu wissen, wie schön es ist fröhlich und glücklich zu sein. Wir müssen mal im Dunkeln stehen, um das Licht zu genießen zu können.

Momentan muss ich wieder vorsichtiger sein, nicht in alte Muster zu fallen. Gerne verstecke ich mich dann in der Arbeit, die ich Liebe aber die mich auch viel Kraft kostet. Die mir aber auch immer wieder viele Geschichten erzählt, bei denen ich sehe, wie gut es mir geht.
Das hier soll also kein trauriger Beitrag sein, eher einer, der mich daran erinnert, dass es OK ist. Es ist Ok.

Warum ich aber auch schreibe, was ich lange überlegt habe, ist dass ich am Montag bei der Therapie war, da ging es um meine Biografie, also einfach erzählen wie dein Leben so gelaufen ist, das in einer Stunde, komisches Gefühl. Wie als würde man jemanden auf einer Reise treffen und in einer langen Zugfahrt sein Leben erzählen, falls Ihr versteht, was ich meine.
Naja ich habe auch alles erzählt, von Höhen und Tiefen von Liebe und Schmerz, von lustigen Dingen die mich selbst beim erzählen zum Schmunzeln gebracht haben. Ich habe es nichtt ganz bis heute geschafft, aber bis vor einigen Jahren... und die ganze Zeit kam mir was komisch vor, aber ich konnte nicht greifen, was es war.
Und dann war die Stunde rum, ich musste also den Zug verlassen.;)
und dann saß ich draußen im Auto und plötzlich fiel es mir ein, wie so ein Schlag ins Gesicht, es war irre. Ich hatte meine Spielsucht vergessen zu erzählen, die vor 10 Jahren. Einfach nicht erzählt, also nicht bewusst, einfach vergessen. Das hat mich im ersten Moment total umgehauen, am liebsten wäre ich sofort wieder reingelaufen....
Warum mir das so Angst gemacht hat, war dass ich dachte Oh nein, du drückst das wieder weg, du machst die gleichen Fehler....
Ich hoffe inständig, dass es nicht so ist, dass es diesmal anders ist, ich es schaffe achtsam zu bleiben und es nicht wieder zu vergessen.
Das wollte ich an einem etwas traurigen Novembertag erzählen.

Ich wünsche allen einen schönen Abend und bis bald
Eure Medea


Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 23.12.2020 14:29:06
Ein Jahr ist vergangen, seit Tagen denke ich darüber nach und versuche Revue passiere zu lassen.
Es war ein sehr anstrengendes Jahr, was mich oft müde und manchmal traurig gemacht hat.
Aber es war auch ein wundervolles Jahr, mit viel Freude, viel Erkenntnis, viel Liebe und vielen schönen Momenten.
Im Grunde muss so ein gutes Jahr sein denke ich aus Höhen und aus Tiefen aber mit einer positiven Grundstimmung.
Wenn ich meine Spielfreiheit betrachte, dann sehe ich so rückblickend Phasen in denen ich mit befunden habe, die ich aber irgendwie erst jetzt klarer sehe. Ganz am Anfang habe ich mich immer noch unglaublich selbst veräppelt, innerlich doch gedacht, dass ich nur mal ne Pause brauche. Dann als der Abstand größer wurde und ich mutig genug wurde, genau hinzuschauen was ich da eigentlich getan hatte, kam erstmal große Scham auf über mich selbst und Zweifel an vielen Dingen in meinem Leben. Als nächste kam so eine Art befreites Gefühl, was unglaublich viel Energie freisetzte, und ich bin viele Dinge angegangen, merkte dann aber auch schnell, dass ich wieder den Hang hatte mich hinter anderen Dingen zu verstecken. Also entschied ich mich dann für eine Therapie. Die ist noch ganz am Anfang und kostet mich viel Mut aber ich denke Sie tut mir gut.
Ich freue mich inzwischen einfach nur wahnsinnig darüber, dass ich das viel Zeit des Jahres mit mir verbracht habe und so ein wirklich gutes Gefühl für die Spielfreiheit bekommen habe.
Im Grunde fehlen mir wirklich die Worte dazu, wie froh ich darüber bin.
Ich denke auch in den nächsten Monaten werde ich noch viel an mir arbeiten müssen, ein paar Baustellen sind da noch anzugehen und ich will unbedingt dran bleiben, an mir selbst. Im Grunde denke ich man hört nie auf sich selbst besser kennen zu lernen - irgendwie ein spannender Gedanke.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die hier mitmachen und den Mut haben hinzusehen und sich selbst zu spüren und anzunehmen eine wunderschöne Weihnachtszeit trotz all der Widrigkeiten und einen guten Start in ein neue Jahr.
Danke an alle die mich im letzten Jahr hier begleitet und ertragen haben ;)
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 23.12.2020 18:31:36
Hallo Medea,

die meisten hier schreiben dann " nur ein weiterer Tag" , wenn Ihnen zurecht gratuliert wird, aber sicherlich auch voller Dank so lange spielfrei zu sein.
Ich mag Jubiläen, darum ein kleines Geschenk für Dich.

Es ist Dein Name in großen farbigen Buchstaben.  :)

MEDEA   

Farben die Du ins Forum brachtest.

Gut gemacht

Liebe Grüße
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 12.01.2021 08:44:30
Hallo an alle,

als ich vor mehr als einen Jahr entschieden hatte nicht mehr zu spielen, da dachte ich zunächst, es geht darum dass ich keine Geldsorgen mehr habe, schnell wurde mir klar, dass das Problem mit dem Geldhaben eines der Geringsten war, danach dachte ich eine Zeit lang, es geht darum wieder mehr Zeit zu haben um andere Dinge zu tun. Was mir am Anfang total schwer viel, weil mir nicht einfiel, was mir Spaß machen könnte. Und erst jetzt nach über einem Jahr mit mir selbst beschäftigen, mit Sucht beschäftigen mit vielen Lesen im Forum und schreiben mit anderen ist mir klar geworden, dass es um etwas ganz anderes geht, es geht darum bewusst zu Leben.
Ich habe mich ja früher schon mal mit Philosophie beschäftigt und in der griechischen Philosophie geht es genau darum: Nur ein bewusstes Leben kann ein gutes Leben sein - nur ein Leben in dem man mit mir selbst im Reinen ist und sich selbst erkennt.
Ich finde das eine große Herausforderung mich mit mir selbst zu beschäftigen, leider neige ich immer wieder dazu mich mit anderen zu beschäftigen, vermutlich, um mich vor mir selbst abzulenken - aber auch weil ich mich selbst oft nicht so als Mittelpunkt sehe und oft denke, mir geht es doch gut, schau mal der geht es schlechter und schon spiele ich meine eigenen Sorgen und Ängste runter.
Das führt dann leider oft dazu, dass ich den einfacheren Weg suche und in alte Verhaltensweise falle.
Meine Therapeutin hat mir letzte Woche gesagt, dass das Hirn in Stresssituationen grundsätzlich dazu neigt in alte Gewohnheiten zu verfallen, weil es weiß, dass die ja mal funktioniert haben, denn im Endeffekt ist unser Hirn nicht darauf programmiert glücklich zu werden, sondern einzig und alleine dafür da, dass wir überleben.
Letzte Woche bin ich auch wieder in ganz alte Verhaltensweise gerutscht und habe bist zu Erschöpfung gearbeitet. Das habe ich früher oft, manchmal saß ich im Auto und wusste gar nicht, wie ich noch heimkommen soll, weil ich so erschöpft war, dass mir die Tränen runterliefen. Genau so saß ich letzten Freitag Abend auch da.
Um dann doch mal abzuschalten und mich vor mir selbst zu verstecken, hab ich dann oft gespielt. Ich will damit nicht sagen, dass das der einzige Grund war, aber sicher einer der wichtigeren.
Heute sehe ich meinen Zustand und gehe ihn an, überlege wie ich den Streß reduzieren kann und renne nicht einfach drauf los.
Zudem habe ich inzwischen so viele neue Dinge für mich entdeckt, die meine freie Zeit erfüllen, nicht nur füllen, dass ich keine Flucht mehr ins spielen brauche.
Es ist immer noch ein langer Weg, mich selbst immer wieder daran zu erinnern, was richtig und wichtig und gut für mich ist, aber ich habe das erste mal seit einem Jahr das Gefühl, ich mache wirklich Fortschritte in meinem eigenen Verhalten und wie ich mit mir umgehen soll.
Ich hoffe ich bleibe so bewusst in meinem Leben .
An dem Text habe ich im Kopf jetzt wirklich lange geschrieben, dachte zuerst ich mach aus dem ein eigenes Thema, aber ich denke es passt dann doch besser in mein Tagebuch.

Ich wünsche allen einen bewussten Tag ;)
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 15.02.2021 18:41:16
Hallo an alle,

oha, schon wieder ein Monat rum, seit meinem letzten Beitrag.
Bin nicht sehr zufrieden mit mir, bin spielfrei, das ist natürlich die gute Nachricht.
Meiner zweiten Sucht, der Arbeit entkomme ich allerdings momentan nicht so gut.
Liegt einerseits natürlich daran, dass einfach wahnsinnig viel zu tun ist.
Aber eben auch an mir, ich kann wieder das Maß nicht halten, vergesse besser auf mich zu achten und verliere mich dann schnell wieder in alten Mustern also weit über 50 Stunden arbeiten die Woche.
Und mein Suchthirn sagt mir dann noch dazu, hey ist doch super Dir geht´s doch gut.
Und es suggeriert mir, es macht doch Spaß, auch wenn du erschöpft und müde bist, freu Dich doch, dass du Deinen Job so liebst...
Es ist schwierig dem entgegenzusetzen.
Ich habe mich die letzten Tage mal gefragt, woher das kommt, warum ist es mir so extrem wichtig, in meinem Job mehr als 100% zu geben, niemand fordert das, die Kunden sind lieb und nett und heute brachte mir sogar eine ältere Dame einen Kuchen vorbei, weil Sie sagte, ich würde ja immer so lange arbeiten und sicher vergessen zu essen ...hat Sie nicht unrecht lach.

Ich glaube dieser innere Druck, den ich mir immer setze, kommt von meinem Vater her. Er war auch selbstständig und sehr erfolgreich und wirkte dabei auch immer zufrieden, wenn er denn mal Zuhause war. Mein Vater ist gestorben, als ich 19 Jahre alt war ( kann sein dass ich das hier schon mal geschrieben habe, dann entschuldigt die Wiederholung)
Es ist schwer jemanden gerecht zu werden, der nicht mehr da ist.
Er hat immer gesagt, ich sei die einzige in der Familie, die es packen wird, und wenn ich jetzt den Rest von meiner Familie anschaue hat er zumindest aktuell recht. ( aber eben nur aktuell !!)
Komischer Weise, wenn ich darüber nachdenke, dann wäre er derjenige mit dem ich am ehestens über mein Sucht gesprochen hätte, ich glaube, weil er für mich immer irgendwie perfekt-unvollkommen war.
Dennoch ich will nicht sein wie er, bei seiner Beerdigung waren 400 Geschäftsfreunde und EIN EINZIGER Freund....
Ich wünsche mir bei mir wird es irgendwann umgekehrt sein. Und da bin ich zum Glück auf einem guten Weg.
Der Druck den ich mir mache, ist dennoch nicht einfach wegzudrücken, ich muss auch da näher hinschauen.
Denn im Endeffekt hängt meine Spielfreiheit auch damit zusammen.
Ich werde also wieder genau Buch führen, wieviel ich arbeite und was ich mir gutes gönne - heute Abend eine schöne Folge von den Top Gear Jungs in Madagaska ;)
So ich glaube das reicht für heute, liebes Tagebuch, danke für Zuhören und bis bald
Deine Medea



Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 16.02.2021 23:05:56
Hallo Medea,

manchmal denke ich Du verbringst zu viel Zeit mit Deinen "Gedanken" , andererseits denke ich manchmal auch zu wenig.
Das Medea Puzzle und wenn es fertig ist könntest Du alles sehen.
Wird es aber nicht, hat eh noch keiner geschafft, es werden immer Teile fehlen.
Als wichtig empfinde ich nur, dass Menschen wie "wir" an unserem Puzzle arbeiten.

Top Gear, Kuchen, arbeiten und puzzeln. :)

Grüß Dich
 
 

   
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.02.2021 09:41:30
Hallo Jacky,

ja im Denken und manchmal zerdenken bin ich gut. Beim Puzzeln hat mir immer die Geduld gefehlt... denke daher muss ich mich jetzt auch immer wieder an "mich" erinnern, damit ich nicht vergessen wieder ein Teilchen zu legen.
Und wer weiß, was ich noch alles entdecken werde ;)
Lieben Dank Jacky für das schöne Bild was ich mir daraus im Kopf machen kann.

sei gegrüßt
Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 14.03.2021 08:39:38
Moin,

mal wieder ein Lebenszeichen von mir.
Denke es geht mir ganz gut, finde das in den aktuellen Zeiten schwierig diese Frage zu beantworten. Sagen wir es anders, ich darf arbeiten gehen und ich bin gesund. Das drumherum fühlt sich momentan schwieriger an. Aber es ist OK
Gestern ist mir ein Zettel in die Hand gefallen, den habe ich mir selbst geschrieben vor ca. 1,5 Jahren hab ich damit angefangen dort. Da standen nur Zahlen drauf und zwar Zahlen von dem Geld was ich an einem Abend damals verspielt habe, ich habe das damals einige Monate immer auf diesen Zettel geschrieben und ihn in eine Kiste mit Handcremes und so Zeug gelegt, weil ich diese Kiste mind. 1 mal die Woche aufmache, ich wollte etwas haben; wo ich darauf stoße; um mich selbst an den Moment zu erinnern; als ich die Zahlen da drauf geschrieben habe und das miese Gefühl; was ich dabei hatte, wenn ich wieder eine Zahl da drauf schrieb.
Gestern ist mir nun genau dieser Zettel den ich immer in der Kiste gelassen habe wieder aufgefallen.
447 Tage durfte ich auf diesen Zettel nichts mehr schreiben.
Dafür bin ich sehr dankbar
Allen einen schönen friedlichen, spielfreien Sonntag und eine gute und gesunde Woche
Titel: Medeas Tagebuch - Mühsame Tage
Beitrag von: medea888 am 02.04.2021 13:41:27
Hallo liebes Tagebuch und liebe Mitleser,

irgendwie sind die Tage mühsam zur Zeit, vielleicht auch, weil Sie eintöniger sind, man geht arbeiten ( und ich bin so froh, dass ich das kann) und dann kommt man Heim, größte Frage des Tages ist dann noch was man kocht... so gehen die Tage dahin.
Für mich ist mein Kopf gerade mühsam, ich merke ich kann schwer klare Gedanken fassen, träume extrem viel und verarbeite da offenbar Dinge.
In der Therapie bin ich unzufrieden mit mir, vor einigen Wochen wurde mir die Aufgabe gestellt zu versuchen, die Wörter "ich soll" oder "ich muss" zu vermeiden, ich bin kläglich gescheitert... ich kann nicht reden und darauf achten, welche Wörter ich nutze... im Nachhinein kam raus, ich hab das zu wörtlich genommen Aufgabe war das nicht so oft zu denken, dennoch hat es mich erschöpft.
Jedenfalls ist nun der nächste Teil meiner Therapie mit dem Thema Achtsamkeit überschrieben. Kurz zu Erklärung: unser Großhirn, was uns von andern Lebewesen so stark unterscheidet, ist das denkende Hirn, was wir in der heutigen Zeit am stärksten trainieren und nutzen, was uns jedoch auch oft in Kreisläufe führt, die nicht gesund sind, wie zum Beispiel Grübeln, also sich Gedanken zu Dingen machen, die wir nicht ändern können, das löst in unseren Urinstinken dann Angst aus, die wiederum zum weiteren Nachdenken führt und den ganzen Körper in Stress versetzt.... hoffe ich konnte das gut erklären.
Dem entgegen steht das Urhirn, welches für unser Fühlen zuständig ist, das vernachlässigen wir in einer auf Leistung trainierte Gesellschaft immer mehr.
Und hier kommt nun die Achtsamkeit. Wenn wir uns ganz auf unsere Sinne konzentrieren und anfangen ganz bewusst unsere Umgebung durch unsere 5 Sinne wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten wahrnehmen, dann entspannt sich unser Körper.  Das kann man einerseits durch Meditation erreichen, aber eben auch im Alltag üben und stärken.
Wenn man darin dann gut ist, kann man weiter gehen und besser in sich selbst rein fühlen, also die Organe, den Stress, die Gefühle stärker wahrnehmen.
Ich habe diese Therapie angefangen um mich besser kennen zu lernen, um zu suchen warum ich süchtig bin und was das mit mir gemacht hat und jetzt merke ich, das wird ein noch steiniger Weg als ich dachte.
Denn wenn ich eines gar nicht gut kann, dann ist es achtsam sein vor allem mit mir selbst. Das wird mir immer mehr klar, wie wenig ich auf mich achte, wie oft ich auch negative Gedanken oder auch traurige Gefühle in denen es um mich geht einfach weg drücke und ich glaube, wenn ich es schaffe da achtsamer zu werden, dann bin ich auf einem guten Weg.
Aber ich hab keinen blassen Schimmer, ob meine Kraft dafür reicht.  Ich bin so müde.
Aber ich werde alles dran geben da weiter zu kommen.
Jetzt genieße ich erstmal die freien Tage und werde mir zwei schöne Bücher von Hermann Hesse und Erich Fried vornehmen. Denn schöne Poesie und Literatur tun meiner Seele immer gut.

Wünsche frohe Ostertage.
Eure Medea

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Taro am 02.04.2021 15:17:17
Moin Medea,

was für eine schöne Aufgabe die du in deiner Therapie bekommen hast. Eine zu sollten und zu müssen sind sicher dazu geeignet mich in die Sucht zu treiben. Ich habe daher geübt nicht mehr Dinge zu tun die ich meine zu sollen oder zu müssen. Dadurch haben die Worte dann auch kaum noch Platz in meinen Gedanken oder Worten. Nur wenn es um die Politik geht dann denke ich oft die müssen doch mal...

Ich war heute 8 Minuten im See schwimmen, wie ich schon geschrieben habe öffnet das kalte Wasser direkt einen direkten Zugang zum Reptilien Hirn, oder Urhirn wie Du schreibst. Augenblicklich ist alles Grübeln weg. Es zählt nur noch das hier und jetzt und das verschmelzen mit der Natur. Ich bin richtig traurig das es jetzt wärmer wird, wobei ich das auch mit einem lachenden Auge sehe.

Taro
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 28.04.2021 08:35:58
Hallo liebes Tagebuch und liebe Mitleser ;)

wenn man Tagebuch schreibt dann fängt man immer damit an zu schreiben,wie es einem geht: mir geht es gemischt, würde ich sagen.
Einerseits bin ich zufrieden, ich habe viel Arbeit, die mir Spaß macht, gehe gleich das erste mal wieder draußen Tennisspielen und war am Wochenende schön mit dem kleinen CabrioFlitzer auf der Rundtour bei sonnigen 7 Grad, bibber. Viel mehr kann man in diesen Zeiten ja nicht erwarten.
So und nun ist immer die Frage, darf man auf dem Niveau überhaupt noch andere Gefühle haben, als Zufriedenheit? Das fällt mir immer schwer, ich drücke dann die schlechten Gefühle weg, weil ich denke, man es geht Dir doch gut.
Aber emotional geht es mir manchmal eben nicht so gut, mir fehlt der Austausch mit meinen engsten Freunden, mir fehlt Geselligkeit und mir fehlt meine zweite Heimat Italien.... und all das darf ich empfinden oder?

Letzte Woche war ich wieder in der Therapie, eine anstrengende Sitzung, es ging um SelbstAttribution (https://www.pschyrembel.de/Selbstattribution/P04V1) .
Bedeutet wie gehe ich mit mir selbst um, hier ein Beispiel was für Typen es gibt: zwei Schüler treffen sich auf dem Schulhof und haben beide eine 6 und eine 1 im Zeugnis: der 1. sagt bei der 6 " Menno, die Lehrerin ist aber auch so gemein zu mir" der andere Schüler sagt  " oh, da habe ich mich wohl nicht genug angestrengt". Nun die 1 der eine sagt: " wusste ich doch, ich bin der Beste und kann alles" der andere sagt " oh, da hatte ich aber Glück bei den Aufgaben"
So unterschiedlich kann eben Wahrnehmung sein.
Ich neige oft dazu, immer die Schuld, wenn Dinge falsch laufen, vor allem in emotionalen Dingen, bei mir zu suchen, wenn mir aber Gutes widerfährt, dann sehe ich oft nicht, was ich selbst auch dafür geleistet habe.
Ich frage mich, woher das kommt, warum habe ich mich so entwickelt?
Ich glaube das liegt daran, dass ich mich immer gekümmert habe, durch die Alkoholkrankheit meiner Mutter war ich früh darauf angewiesen alles selbst zu machen und den Schein zu wahren, ich glaube das hat bei mir, obwohl ich das immer wieder abstreite, Spuren hinterlassen.
Ich habe mich erst vor wenigen Jahre endgültig von meiner Mutter innerlich distanziert und aufgehört mich um Sie zu Sorgen. Jetzt merke ich langsam, wie gut das getan hat und wie unglaublich wichtig das auch war.
Ich glaube nicht, dass ich mich noch grundsätzlich ändern kann, aber ich werde weiter versuchen mich kennen zu lernen....und meine Selbstattribution mehr beobachten.
oh, das ist jetzt lang geworden...
Dennoch noch ein Episode aus dem Bereich Spielsucht:
Also ich bin spielfrei, denke auch fast nie daran.
Vor einigen Tagen war ich an der Tankstelle, vor mir war ein älterer erkennbarer armer Alkoholiker, der sich eine Flasche Vodka kaufen wollte ( nie verstanden warum die den teuren Alk in der Tanke holen anstatt im Supermarkt) naja und er hatte dann nur noch Geld für so eine kleine Flasche.
Ich hab ihm dann hinterhergeschaut und gedacht, man armer Kerl, lass Dir doch helfen, das ist doch kein Leben
Und dann wie ein Blitz, habe ich mich selbst gesehen wie ich noch vor 492 Tagen an dieser Tankstelle ein von diesen Wertmarken für Internet gekauft habe, nur um dann schnell heimzufahren und die 50 Euro vermutlich in 4 Minuten in einem Online Casino zu verspielen.
Ich bin so froh, dass ich mir Hilfe genommen habe und ich werde auch weiter jeden Tag darum kämpfen, nie wieder an dieser Tanke mit diesem Gefühl von Sucht zu stehen.
Danke für Zuhören und allen einen sonnigen schönen Tag.
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Cassie am 29.04.2021 08:46:39
Guten Morgen,
die Therapiestunden sind sehr wertvoll. Ich war in dieser Woche zu meinem Erstgespräch in einer Suchtklinik. Dass war auch sehr anstrengend. Die kommende Therapie wird mir Antworten darauf geben können, warum ich spielsüchtig wurde. Bei mir spielt die Vergangenheit eine große Rolle, inder mich jeder als taffe Frau gesehen hat. Warum? Ich habe immer mehr auf mein gesamtes Umfeld geachtet, wenig bis gar nicht auf mich selbst. Wir neigen oft dazu zu sagen, dass es uns gut geht, was aber nicht immer so ist. Oft schauen wir kritisch auf Alles, was nicht gut läuft. Loben wir uns für eine gute Aktion?
Was ich damit sagen möchte ist, dass es wichtig ist auf sich zu achten und ganz besonders dann, wenn es einem nicht gut geht. Schön ist es dann, wenn jemand da ist, den ich mich anvertrauen kann. Ich verstehe deinen Beitrag sehr gut.
Lieben Gruß
Cassie :)
Titel: 1% Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 31.05.2021 09:32:30
Hallo,

schon wieder einen Monat nicht geschrieben.
Da sitze ich dann hier und überlege, wie der Monat war.
Einerseits, gut, ich habe immer mehr das Gefühl ich komme an irgendwas ran, an mich, ich bin oft bei mir und denke nach, nehme mir auch die Zeit dafür. Bei meiner letzten Therapiesitzung ( und es sind leider nur noch wenige, dann muss ich alleine klar kommen) ging es darum, ob ich glaube dass ich an meinem Verhalten schon was geändert habe, ursprüngliches Ziel waren 3%. Das wäre schon super. Meine Meinung dazu war, es ist immerhin 1% . Und das ist das, dass ich wenigstens jetzt merke, wenn es mir nicht gut geht oder ich nicht genug auf mich aufpasse.
das habe ich im letzten Monat leider zu wenig, auf mich aufgepasst.
Habe mich zu sehr in die Arbeit und Ablenkung gestützt und zu wenig in mich reingehört.
Und wenn ich dann mal reingehört habe, dann hab ich das traurige einfach weggedrückt.
Schwarze Wolken hatte ich das letzte mal im letzten Jahr, das ist für mich schon wirklich gut.
Dennoch ist es bewölkt und alles fühlt sich gerade schwerer an. Das Lachen, das Atmen, das Aufstehen und selbst das Schlafen.
Alles leicht anstrengend.
Wenn ich den Mut hätte würde ich mich verkriechen
Wenn ich richtig mutig wäre, dann würde ich um Hilfe bitten.
Für beides fehlt mir die Kraft.
Also aufstehen, Krönchen richten und weitergehen.
Aber ich sehe mich und weiß, das ist das, was ich noch ändern will. Zeigen zu können, dass es mir nicht gut geht. Nicht die fröhliche immer für alle da zu markieren, sondern auch mal zu sagen, ich bin traurig und muss gerade mal traurig sein dürfen.
Ich träume sehr viel, ich weiß nicht, ob das was mit verarbeiten zu tun hat.
fast 1,5 Jahre beschäftige ich mich jetzt mit meiner Sucht und mit dem was dahintersteckt.
Vielleicht ist es auch Ok, mal müde zu sein?
Und schon will ich wieder schreiben, ach quatsch, geht mir doch gut.......
So viele Gedanken schon an einem Montag. Das kann ja eine nette Woche werden.
Danke für Zuhören liebes Tagebuch und Ihr da draußen und bis bald
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 06.08.2021 08:26:24
Hallo Tagebuch,

ich will mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben.
Ich gebe zu, als dumm bezeichnet zu werden, auch wenn es sicher mit einem Zwinkern gemeint war, hat mich abgehalten hier weiter zu schreiben, deswegen die Pause.

Ich habe weiter mitgelesen, auch wenn es momentan im Forum ruhig ist, und war natürlich auch weiter bei der Therapeutin und natürlich bin ich spielfrei und das ohne jegliche Mühe.
Mit den Hintergründen meiner Sucht beschäftige ich mich weiter, also mit meinem Selbstverständnis, mit meinen zu hohen Ansprüche an mich selbst und meine Leistungen vor allem bei der Arbeit.
Mit kleinen Schritten merke ich, dass ich mehr loslassen kann und Dinge auch mal einen Tag länger liegen lasse, was mir vor einem Jahr noch unmöglich war.
Ansonsten versuche ich die teilweise zurückgewonnene Freiheit in der Pandemie mit der zusätzlichen finanziellen Freiheit durch das "nicht spielen" zu genießen.
Spielen tue ich statt dessen viel Tennis und mache kleine Reisen.
Gesundheitlich scheine ich etwas angeschlagen, was sich in häufiger totaler Müdigkeit trotz gutem Schlaf äußert, hier werde ich wohl oder übel mal einen Arzt besuchen ;)

so mein kurzer Stakkato Bericht für heute.

Immer noch in tiefer Dankbarkeit für den Tag an dem ich entschieden habe, meinen Weg nicht mehr von einer Sucht bestimmen zu lassen.
Bis bald
Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: TAL am 06.08.2021 20:31:34
Nein, als "dumm" hast du sie nicht bezeichnet. Ich kann ihre Reaktion trotzdem irgendwie nachvollziehen.

Aber dieses Faß erneut aufzumachen würde wohl kaum zu neuen Erkenntnissen führen.
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 06.08.2021 20:56:49
Hallo Medea,

klingt doch alles ganz gut bei Dir, bis auf Deine Müdigkeit und ich hoffe dies wird in der nächsten Zeit wieder gut.
Wenn nun Deine Pause wieder zu Ende bringst Du Dich vielleicht hier wieder mehr mit ein.
Dieser Weg führt doch nicht in eine Sackgasse.  :)
Also auf gehts wieder......

Wer dies liest ist doof.  :)

Grüß Dich
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.08.2021 12:23:28
Hallo,

dies ist sozusagen medeas Wohnzimmer hier, ein Ort an dem sie sich wohlfühlen sollte.
Tendenziell auch zu verarbeiten aus Ihren geschriebenen Beiträgen und zu erfahren/erweitern, sicherlich auch von anderen Schreibern.
Kaum kann doch jemand glauben dass in unserem, doch schon irgendwo innigen Bund, eine gezielte und platzierte Verletzung unter Vorsatz geschieht!
Manchmal können Dinge verletzen, oft weil sie aber falsch zugeordnet/verstanden werden, sei es nun vom Schreiber oder dem jeweiligen Leser.
Nun sind wir ja nicht gerade eine Horde aus 12 000 eifrigen Autoren hier und es sollte daher schon möglich sein, expl. Konflikte oder Missverständnisse untereinander zu klären, ohne dass dabei wieder ein gewisser übergreifender "Enthusiasmus" entsteht.
Der doch an anderen Stellen viel wünschenswerter wäre.

Weder Fred noch medea muss ich hierbei in Schutz nehmen oder zusprechen.
So stehen beide hier (und in meinem Herzen) eh save!!!

Wirkung und Ursache...gut so...darum sind wir doch alle hier.
Gerade in "unseren Wohnzimmern " und nicht in einem debattierendem Clubraum.

Noch anzumerken, Beiträge könnten auch gemeldet werden und zwar egal ob diese auch von einem Admin geschrieben wurden.
Ganz sicher, es wird sich dann auch eine Lösung finden ..so viel Vertrauen sollte durchaus aufgebracht werden.
Einen solchen Beitrag kann ich hier aber nicht erkennen !
Auch eben, aus den von mir oben aufgeführten Gründen und mit der Gewissheit der darin beinhalteten positiven Konstruktivität ! 
Danke auch hier Gast sein zu dürfen.

Liebe Grüße   
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 10.08.2021 08:13:52
Guten morgen,

jetzt ist doch alles irgendwie verwirrend, weil einige Beiträge gelöscht wurden.
@ Jacky, natürlich weiß ich, dass niemand hier mich bewusst verletzend will oder wollte, dennoch muss man auch sagen können, wenn etwas verletzend ankommt, ohne dass man dann gleich dafür verurteilt wird.
wir kämpfen hier alle den gleichen Kampf eventuell mit anderen Mitteln. Und ein Tagebuch in einem öffentlichen Raum zu schreiben birgt immer das Risiko in einem gefühlt privaten Bereich öffentlich zu sein - aber diese Wahl hat man ja selbst und auch bewußt getroffen.
Ich schreibe das Tagebuch ja auch für mich und mein zukünfitiges Ich
- Exkurs: vor Jahren hatte ich einen Hirntumor und habe in einem auch öffentlichen Forum zu meinem Krankheitsverlust ein Tagebuch geschrieben, um eines Tages, wenn die Krankheit wiederkommt, zu sehen wie ich das damals geschafft habe - aber auch damit Menschen die auch diese Krankheit haben, sehen wie ich damit umgegangen bin-
- und dieses zukünftige ich, ist ja schon das Ich heute, was meine Beiträge vor einem Jahr liest und darin auch Facetten und Verhalten entdeckt, was Sie inzwischen verbessern konnte :)
Dennoch schreibe ich auch, um den vielen, die hier im Forum stranden und noch ganz tief in den Untiefen dieser schlimmen Krankheit stecken und keinen Weg nach draußen kennen - zu zeigen - Kopf hoch, geh es an, es wird wunderbar.
Und nur dank all der Begleiter hier und außerhalb konnte ich diesen Weg so gehen und bin heute so froh darüber.
Somit nochmal allen die hier lesen, danke dass ihr ihn mit mir geht.
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 10.08.2021 14:16:52
Verehrte Medea,

alles gut und richtig ... der Hinweis Hinweis "verurteilt"......
Dazu schreibe ich aber nichts mehr und hoffe dass es für andere auch nicht verletzend ankommt.

Nicht dass dies hier eines wäre, ganz im Gegenteil....
Nehmen wir einmal ein Kasperletheater  :)...
Da gibt es den Seppl, Bürgermeister, König, Wachtmeister, Krokodil usw.....und das Kasperle.
Die jeweils damit verbundenen Charaktereigenschaften einmal dahingestellt.....
Aber der Böse wäre ich fiktiv dabei nicht!   :)

Dein Tagebuch, Dein Leben....und mal sehen mal sehen was alles so noch kommt liebe Medea.

Liebe Grüße 



Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.09.2021 11:20:43
Guten morgen Tagebuch,

625 Tage spielfrei sind es heute. fühlt sich gut an, der Weg.

heute morgen im Radio gehört:

https://www.youtube.com/watch?v=IcrbM1l_BoI

ich zitiere mal aus dem Text:

Feeling my way through the darkness
Guided by a beating heart
I can't tell where the journey will end
But I know where to start
They tell me I'm too young to understand
They say I'm caught up in a dream
Well life will pass me by if I don't open up my eyes
Well that's fine by me
So wake me up when it's all over
When I'm wiser and I'm older
All this time I was finding myself, and I
Didn't know I was lost

Ich möchte den Weg den ich in den letzten 625 Tagen gegangen bin nicht um einen Tag missen. Es ist immer noch anstrengend, die Therapie sich mit sich selbst zu beschäftigen. Aber auch sich selbst besser kennen zu lernen.
Ist doch verrückt, da muss man 44 Jahre als sein um sich dafür mal die Zeit zu nehmen, oder musste man dafür sogar süchtig sein??
Zeit ist ein komisches Ding, manchmal geht Sie langsam und manchmal ganz schnell. In der Coronazeit hatte ich oft den Eindruck die Zeit fließt mir einfach nur durch die Hände... das kam von der oftmaligen Monotonie: aufstehen, arbeiten essen schlafen. Wenig Dinge auf die man sich freuen konnte.
Inzwischen habe ich meine Tage wieder gut gefüllt, mit Tennis, arbeiten, Freunde treffen aber eben auch mit Zeit mich mit mir zu beschäftigen, meine alten Bücher rauszusuchen, mal wieder darin zu blättern.
Auch alte Briefe habe ich gefunden und mit einem Schmunzeln an mich gedacht, wie ich doch mal viel naiver war, dadurch aber manchmal auch mutiger.
Zeit eben
Da gibt es doch diesen Spruch: Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich. Und das ist wahr.
Und was könnte man sich schöneres schenken als Zeit. Sich selbst den Freunden, aber auch Fremden. Ein kostbares Gut.
Ich bin froh, dass ich dieses kostbare Gut nicht mehr in irgendwelchen Online Casinos verbringe und mir selbst damit wegnehme.
Dennoch 625 Tage sind 625 Tage vom Anfang des Weges, jetzt heißt es weiter dran bleiben, die Dinge die ich gelernt habe zu festigen und nicht in alte Muster zu verfallen.
Ich hoffe das gelingt mir weiter.
Alles Liebe
Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: JJ am 15.10.2021 12:11:48
Liebe Medea,

nun bin ich durch durch dein Tagebuch. Die zweite Hälfte liest sich anders als die erste Hälfte. Ich habe das Gefühl, Dich als Person jetzt besser greifen/verstehen zu können. Ich denke, das liegt daran, dass Du Dich dort auf die Reise in dein Inneres eingelassen hast und uns (Leser) ein Stück weit hast teilhaben lassen. Ich lese unendlich gerne Deine Beiträge. Das ist die Art wie Du schreibst. Und am Ende der meisten Beiträge ein kleiner Wunsch an den Leser: Habt schöne 24 h.

Ich freue mich, wenn ich mehr von Dir lesen darf!!

Und was ich Dir auch sagen will: Wenn im November wieder die Trauer um Deinen Vater hochkommt, dann sei Dir einfach gewiss: Es ist die pure Liebe, die Du da spürst.  :-*

JJ
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 15.10.2021 17:07:36
Hallo liebes Tagebuch,

dann nehme ich den sehr lieben Beitrag von JJ mal zum Anlass hier wieder zu berichten.
5 Wochen sind seit dem letzten Eintrag vergangen.
Bisher meine Schwierigsten glaube ich, vielleicht aber die Produktivsten auf meinem Weg.
Im Grunde hatte es sich schon etwas angekündigt, dass mir ein wenig die Lust/Kraft am emotionalen Auseinandersetzen ausging. Aber anstatt mir dann einfach die Zeit und Ruhe zu nehmen, habe ich mich mit sehr viel Arbeit betäubt, ähnlich wie beim Spielen löst das für mich im Grunde das Gleiche Problem, ich drücke Dinge damit weg, Arbeit steht dann an absolut erster Stelle und hat vor allem Vorrang egal, ob privat Leben oder auch Gesundheit.
Ich glaube es kam dazu, weil ich das Gefühl hatte ich stecke in eine Sackgasse: Ok ja, super spielfrei: check weniger Stressen lasse: Check Therapie weitermachen : check...
aber dennoch ist da immer noch eine innere Unruhe, die mich nicht loslässt. Hinzu kamen einige andere emotionale Momente, alles zusammen führte dann eben zu einem Rückschritt, zumindest habe ich es so empfunden.
Glück war, dass dann ein sehr schöner Urlaub folgte in dem ich gezwungen war nicht zu arbeiten.
Und da kamen dann irgendwie Dinge hoch, die mir gut taten. Besonders faszinierend für mich waren einige wenige Momente in denen ich es schaffte im Hier und Jetzt zu sein, voll und ganz. Wenige Minuten nur, aber für mich schon sensationell, weil ich sonst mit meinen Gedanken immer überall gleichzeitig sein muss...

Dennoch war ich auch enttäuscht von mir, dass ich mich wieder in alte Verhaltensweisen gestürzt habe....
Spielen kam mir übrigens in keinem Moment in den Sinn, das war keine Option.
Zurück aus dem Urlaub, hatte ich mir fest vorgenommen, nicht wieder so stumpf zu werden und mehr wieder im bewussten zu sein.
Ist mir ganz gut gelungen.
Dienstag hatte ich dann meine Therapiesitzung. Und offenbar habe ich zumindest meine Therapeutin sehr happy gemacht, weil ich ziemlich dolle zusammengebrochen bin, irgendwie kamen da ganz komische Dinge hoch und Sie wollte,, dass ich versuche diese zu erfühlen und nicht rational zu bewerten. Etwas was mir als Dauer Zerdenkerin ja unglaublich schwer fällt. Aber gut ich dachte was solls Du machst das ja um was zu ändern und ließ mich drauf ein.
War super schmerzlich, viele Kindheitssachen, Verlustängste, Alleinsseingefühle von damals kamen hoch und sind auch drei Tage danach alle noch da. Das wird mich wohl noch ne Weile Nachts wachhalten...
Jetzt fühle ich mich gerade als hätte ich Dienstag im Feuer gestanden und mein Körper ist von kleinen blutigen Wunden übersät.
Dennoch hat meine Therapeutin gesagt, das wäre eine ganz tolle Sache und Sie würde sich sehr für mich freuen, denn darauf können wir nun aufbauen und weitermachen. (offenbar hatte Sie nach einem Jahr schon fast die Hoffnung aufgeben bei mir tiefer zu kommen....( hui ich mag das nicht, wenn Sie dann sagt, ich müsste verstehe, dass ich nun mal stark disfunktional agiere, da komme ich mir immer so kaputt vor, beruhigend ist nur, dass Sie sagt, da würde in der heutigen Zeit sehr vielen so gehen.. bin also nicht die einzig Kaputte.)

Alles noch sehr konfus für mich.

Wie immer habe ich auch dazu ein passendes Lied gefunden.
In diesem Sinne war´s das erstmal liebes Tagebuch, danke fürs Zuhören und allen schöne 24 Stunden

besonderen Gruß an JJ ;)


Eure Medea


Jupiter Jones: Warten
hier der Link und der Anfang vom  Text
https://www.youtube.com/watch?v=Csy66mF5lSw

Um das hier zu versteh'n
Braucht es Hirne und Herzen
Von nie da gewesener Größe,
Braucht es Tränen und Schmerzen.
Ich müsst' es selber seh'n,
um das hier zu versteh'n.
Um das hier zu versteh'n,
braucht es Arme und Hände
Von nie da gewesener Stärke,
braucht es Fäuste, braucht es Wände.
Und dann nach Hause geh'n,
um das hier zu versteh'n.
Und was nützt uns uns're Weisheit in 'ner ausgemachten Scheißzeit?
Und was nützt uns die Erkenntnis, dass was Heimat war jetzt fremd ist?
Wenn wir trotzdem niemals lernen, was es heißt sich zu entfernen
ohne jemals ganz zu geh'n
Wenn's das gäbe, wär das schön.
Ich hab' den Verstand verloren.
Blinde Augen,
Taube Ohren,
Stumme Lieder,
Leere Bücher,
Pfeifen, Flaschen, Taschentücher
Und wir rennen um unser Leben
…….
Quelle: LyricFind
.
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.11.2021 20:05:05
Hallo liebes Tagebuch,

schon wieder ist ein Monat rum, unfassbar.
Wenn ich in mich reinhöre, denke ich es geht mir gut. Aber ich bin auch derzeit ängstlicher als sonst. Am Wochenende war ich mit meiner besten Freundin ein paar Tage unterwegs, das tat sehr gut, dennoch hatte ich seit langer Zeit wieder in der Nacht eine Panikattacke, ohne dass ich sagen könnte warum, ergriff mich einfach Angst... kein schönes Gefühl.
Ich denke es arbeitet in mir. Daher werde ich jetzt mein ziemlich einzigartiges Erlebnis meiner letzten Therapiesitzung berichten ( sorry es wird länger)
Die Therapeutin setzt immer bei der letzten Sitzung an und fragte daher, wie es für mich war, mich als Kind zu sehen und vor allem zu spüren, wie ich schon schrieb war es für mich ja eher ein komisches Gefühl, was viel hoch geholt hat, von dem ich glaubte es wäre für mein heutiges Leben gar nicht mehr entscheidend... wie Hilflosigkeit gegenüber der Krankheit meiner Mutter oder der Tod meines Vaters...#

Nun die Therapeutin fragte mich dann, ob ich, geführt, mich von damals wieder treffen wollte. Ich gebe zu ich hab gezögert aber dann dachte ich, wenn schon dann jetzt richtig.
Ich sollte dann einfach die Augen schließen und geschlossen halten und sollte mir einen Ort vorstellen, wo ich dieses Kind treffen will.
Und dann war ich schon mitten drin.... in einem großen Kinosaal ( oder Theater) vollkommen leer mit roten  Sesseln aus Samt und einem Geruch nach altem Leder und ich stand ganz oben in den Reihen und schaute nach Unten und da stand "ich" als kleines Mädchen mit einem hübschen Kleid und dunkelblauen Lackschuhen. Es war vollkommen klar alles, wie in einem Film.
Ich sollte dann zu dem kleinen Mädchen weiter runter gehen, das fiel mir schon nicht leicht, aber nach gefühlt mehreren Stopps kam ich unten an.
Das Kind stand einfach nur da und war ganz ruhig, es wirkte nicht ängstlich oder so. Ich sollte es dann ansprechen, was ich auch tat, ich fragte es, was es denn ganz alleine hier machte. Es/ich sagte ganz ruhig " ich warte, darauf dass jemand kommt" wie lange es da schon wartete wusste es nicht und ich fragte auch nicht auf wen es wartet ( auf mich nicht, das war mir irgendwie klar)
Die Therapeutin wollte dann, dass ich mit dem Kind weiter agiere, also wollte ich mit dem Kind den Saal verlassen, aber zunächst fragte ich es, ob es sich in den Klamotten wohlfühlte, denn ich hatte den Eindruck es war nicht so, und es sagte es würde gerne die Schuhe ausziehen. Also setzten wir uns auf den Boden und es zog die dunkelblauen Lackschuhe aus. Ich schaute es dabei an und merkte da zum ersten mal, dass mir selbst die ganze Zeit schon die Tränen runterliefen, ohne dass ich jetzt wirklich laut heulte, es waren einfach nur stumme Tränen. ....
Ich nahm das Kind dann wieder an der Hand und schaute nach einem Ausgang, der aber nicht zu sehen war.
Da sagte dann die Therapeutin schon die Zeit wäre um ( es waren somit schon über 20 Minuten im Saal vergangen)  und ich sollte mich aus der Situation wieder lösen. Und da hatte ich dann auch Panik. Es wäre mir unmöglich gewesen, das Kind in diesem Kino alleine zurück zu lassen, ich war nicht fähig die Augen zu öffnen.
Also sollte ich da Kind nehmen und wohin führen, wo ich es alleine lassen würde.
 Ich war dann sofort mit dem Kind in einem großen  Park, ich glaube es war NY und kaufte ihr an einem dieser Stände ein großes Eis. Dann setzte ich mich mit ihm auf eine Bank und erst da konnte ich dann da Kind zurück lassen und die Augen öffnen.
Mein ganzes T-Shirt war komplett nass von Tränen.
Ein absolut krasses Erlebnis.
Die Therapeutin sagte mir dann, dass ich leider ganz wenig Zugang zu dem ICH von damals habe und mir selbst wohl doch eher fremd bin, etwas was ich so nie annehmen würde....
Sie fragte dann, ob ich mir zutrauen würde bis zum nächsten mal mich nochmal alleine dem Mädchen zu näheren. Ich sagte sofort nein, denn wenn ich in diesem Kinosaal ohne die Stimme der Therapeutin gewesen wäre, ich wäre da nicht raus gekommen..
Das Gefühl, jetzt drei Wochen nach der Sitzung ist immer noch komisch, weil es so real für mich war.
Dem Kind bin ich nicht wieder begegnet, aber eben meiner Panik.  Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine mit dem anderen zu tun hat.
Hier im Forum schreiben ja viele darüber, dass die Spielsucht doch nur ein Symptom oder ein Verstecken vor etwas anderem im Leben ist.
Ich denke ich bin wohl auf dem Weg das rauszufinden.
Ich bin dennoch dankbar und froh, dass trotzt meiner momentan eher teilweise instabilen Psyche ein Rückfall in das Verstecken durch spielen nicht in Frage kommt. Und immer noch, wenn ich mich selbst reflektiere und mich als Spielerin sehe, bin ich froh, dass ich dahin nicht wieder gehen will.
Ich möchte mich dem stellen, was mir Angst macht, denn nur so weiß ich entkomme ich jeglichem Verstecken.
So ich hoffe liebes Tagebuch, du bist nicht eingeschlafen bei der langen Geschichte und ich werde wieder schreiben, hoffentlich mit weiteren Erkenntnissen.
Bis dahin wünsche ich allen Mitlesern die Kraft für wunderbare 24h .
Eure Medea


Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: JJ am 19.11.2021 15:56:26
Liebe Medea,

ganz ehrfürchtig bin ich diesmal geworden beim Lesen Deines Beitrags. Das Bild vom kleinen Mädchen sehe ich ganz klar vor mir.... wie es da steht, ganz klein, still, im schönen Kleid.
Die Schuhe abzulegen ist für mich ein Bild für "Zwänge abstreifen" und sich Befreien aus einer ungemütlichen Lage. Die kleine Medea hat um Deine Hilfe gebeten. Das ist sehr wertvoll!!!
Du hast ihr geholfen.
Vielleicht findest Du ja nach und nach mehr darüber raus, wovon du sie befreit hast.
Vor der Einsamkeit in dem Kinosaal? Der Ausweglosigkeit?
Dass Du erstmal zögerst, wieder direkt in die Situation zu gehen, verstehe ich.
Aber ich denke, du wirst die Berührungsängste nach und nach verlieren. Mach es in Deinem Tempo. Es ist Dein Kind in Dir. Und Dein Leben. Du hast keine Eile.
Irgendwann willst Du vielleicht wieder hin.
Es ist auf jeden Fall ein riesiger Wert, dass Du den Weg jetzt kennst!!

Ich drück Dich.
JJ
Titel: Re: Medeas Tagebuch Landkarte
Beitrag von: medea888 am 06.12.2021 09:15:16
Guten morgen liebes Tagebuch,
wieder habe ich zwei Wochen gebraucht, um zu berichten.
Erstmal schaue ich kurz, wie es mir geht, ich denke gut, habe den November gut geschafft, weiter in mir und um mich aufgeräumt, mich von Dingen und Menschen getrennt, die mich belastet haben oder wo ich im ewigen schlechten Gewissen lebe mich nicht zu melden.... wie absurd eigentlich, ist es nicht viel schlimmer, jemanden vorzugaukeln man möge ihn doch, weil man sich dann aus dem schlechten Gewissen doch mal trifft,  anstatt doch den Cut zu machen und der Person auch die Möglichkeit zu geben Menschen zu suchen, die ihn lieber mögen....
.....aber das nur am Rande. Schlechtes Gewissen ist aber dennoch immer wieder ein Thema bei mir, egal ob bei Menschen oder Dingen, ich lebe im ewigen Kreislauf des Hinterherlaufens meiner Aufgaben, aber das ist dann doch wieder ein eher gesellschaftliches Problem, schneller weiter höher....

Meine letzte Therapiesitzung war eher eine Anaylse meiner Begegnung mit meinem jungen Ich. Der Feststellung, dass ich da wohl noch sehr weit weg stehe und das ich  mich unter anderem deswegen auch so gerne mich um alles möglich kümmere ( Menschen Dinge, Arbeit), um mich vielleicht nicht selbst zu betrachten.
In dem Zuge, sagte ich, dass ich bei der Kindheitsache dann doch Angst habe, dass ich die "Büchse der Pandora" öffne, also Dinge finde, die ich gar nicht wieder wissen möchte ( wohl gemerkt erinnere mich an meine Kindheit vor dem 10. Lebensjahr im Grunde nicht)
Meine Therapeutin sagte dann, sie würde mich gerne dieses Bild der Büchse wegnehmen, denn das würde bedeuten, wenn man einmal die Büchse öffnet kommen alle Krankheiten und Schlechtigkeiten raus und man kann Sie nicht wieder schließen
   ( mir gefiel die Büchse immer gut, denn obwohl Sie alles Üble enthielt, enthält Sie auch ein Gutes die "Hoffnung, wer nachlesen will hier : https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCchse_der_Pandora)

Statt dessen soll ich nun mit einem anderen Bild arbeiten. Einer Landkarte von meinem Inneren:  Da gibt es saftige Wiesen und schöne Seen und Berge und Täler und manchmal regnet es und oft scheint aber die Sonne am Horizont und so entstehen Regenbögen... hui ich werde kitschig .
Und in dieser Landschaft gibt es ein Sperrgebiet. Umzäunt und streng bewacht. seit 40 Jahren nicht betreten, denn es sollen dort noch Fallen stehen und vergessene Waffendepots. Es ist eine große Fläche, man kann durch den Zaun sehen, dass alles schon verfallen ist, Häuser und Gärten und alles zugewuchert.
Ich sollte nun versuchen den Wächter dazu zu bringen mich da mal reingehen zu lassen.  Nach langem hin und her,  merkte ich selbst, ja ich kann da reingehen aber nur mit dem Wächter zusammen, denn er hat Angst, dass ich mich darin verletzen könnte.... 
So sind wir verblieben.  Und hier machen wir wohl weiter und als erstes werden wir wohl rausfinden wer dieser Wächter sein könnte.....

Zudem hat Sie mir noch ein Buch empfohlen, lustiger Weise habe ich es selbst schon  mehrfach verschenkt aber nicht gelesen.... Stefanie Stark Das Kind in Dir mus Heimat finden.... darin gibt es einige Übungen, die man wohl machen kann.
Nun es liegt hier vor mir, aber ich hatte noch keinen Kopf darin zu lesen.
Vielleicht auch nur wieder mein Wächter der das nicht zulässt... wer weiß.
Nebenbei merke ich, dass Corona meiner Seele immer mehr zusetzt, gestern geboostert, ändert aber auch nichts... Katastrophenmodus an und durch heißt die Devise. Dann wieder sehe ich gestern den Jahresrückblick und sehe Ahrweiler oder auch Afghanistan.... und will meine eigenen lächerlichen Sorgen wieder begraben.  Aber dann denke ich, es ist ok, ich darf auf meinem kleinen Teller auch mal über meine Suppe traurig sein, ohne ständig am Tellerrand zu sein, es ist ok.
Allen, die die Weihnachtszeit genießen und sich dem  " Schein" dieser Zeit gut hingeben können, wünsche ich einen wunderbaren Nikolaustag. Und damit wunderbare 24 Stunden.
In diesem Sinne ein wieder etwas wirrer, aber echter Beitrag von
Eurer Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 29.12.2021 09:35:32
Guten morgen liebes Tagebuch und alle Mitleser ( bin manchmal nicht sicher ob noch jemand meine langen Einträge liest außer Jacky lach)
erstmal kopiere ich hier mein Danke zu meinem Zweijährigen rein, weil es einfach dazu gehört in dieses Tagebuch:

Hallo Jacky, André, Fred und all die anderen die mir in diesen zwei Jahren und auf dem Weg so viel Stütze waren. Die Zeit ist wirklich schnell vergangen. Den Wandel begehe ich auch weiterhin und freue mich auf die nächsten Abenteuer mit mir selbst als spielfreiem Menschen. Ohne das Forum und alle Wegbegleiter weiß ich, hätte ich viel mehr die Stolpersteine unter meinen Füßen gespürt. Von ganzem Herzen also DANKE!
Und ich könnte natürlich auch Picard zitieren habe mich aber für einen Klassiker und typisch für mich für einen  Philosophen entschieden:
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ (Albert Einstein)
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ (Heraklit)
Ich freue mich über meinen weiteren spielfreien Jahre mit Euch allen.
Eure Medea"

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 29.12.2021 09:57:47
Hallo liebes Tagebuch,

so nun mein monatlicher Bericht. Ich lasse den immer einige Tage in mir wachsen, um zu spüren was an Essenz denn übrig bleibt, vom Erlebten und den Gedanken der letzten Wochen, es ist doch mehr, als man so denkt, wenn man sich alles betrachtet, eigentlich schön in so monotonen Corona Zeiten...
Es war ein wechselhafter Monat. Die Arbeit war extrem viel und dann noch der Weihnachtsgedöns. Hat mir alles etwas überfordert. Hatte daher leider erneut zwei kleinere Panikattacken. Meine Therapeutin hat mir das mit Mental Load erklärt, mein Hirn ist dann einfach überlastet und löst daher körperliche Reaktionen aus.
Ich habe mit  Ihr eine Strategie entwickelt, wie ich dass besser in Griff bekomme, indem ich die Dinge auch Zuhause mehr aufschreibe, um Sie aus dem Kopf zu bekommen. Mal sehen, ob das funktioniert.
Die Sitzung an sich, war komisch, ich hatte es nicht geschafft mich weiter mit meinem inneren Kind zu beschäftigen und ich denke Sie war da etwas säuerlich drüber. Sie fragte dann nur, was ich mir denn für die letzten 3 Sitzungen noch wünschen würde, anzuschauen....
Ja meine Therapie neigt sich dem Ende. Sie sieht keinen Grund für eine Verlängerung, bin wohl nicht zu krank. lach. Mir macht das sehr zu schaffen, dass ich ab März ohne professionelle Hilfe weitermachen muss, fühlt es sich doch wie ein Geländer auf meinem Weg an, welches ich ab und an zur Hilfe nehmen kann.
Aber gut, man muss sich den neuen Situationen stellen.
Ich will, mein für mich immer noch größtes Problem, das beschäftigen mit anderen, anstatt mit mir selbst zum Thema machen.
Im Grunde ist es bei mir so, ich habe eine große Plattensammlung mit all meinen Lieben drauf, und nehme mir dann eine Platte höre Sie mir immer wieder an und versuche Lösungen zu finden. Nur meine eigene Platte, die hole ich eben selten raus.
Und so haben wir in der vorvorletzten Sitzung versucht, dass ich mich selbst berate, so als wäre ich eine andere Platte mit etwas mehr Abstand.
Ich muss sagen das ging recht gut, jedoch muss ich das üben, denn meine alten Gewohnheiten werden das nicht so einfach zulassen.

Des Weiteren war großes Thema noch die Achtsamkeit, also im Grunde genau das beschäftigen mit sich selbst, hierzu soll ich wenn möglich noch einen Kurs machen oder zumindest ein Übungsbuch .
Im Ganzen war es eher ein abgehakte Sitzung, die mich aufgewühlt hat.
Jetzt nutze ich die freien Tage um Revue passieren zu lassen, mich weiter zu stärken und mich mit dem was ich dieses Jahr erreicht habe und nicht erreicht habe zu beschäftigen. Keine einfache Zeit, aber sicher eine wertvolle.
Mit meinem inneren Kind muss ich mich wohl alleine auseinandersetzen.  Mal sehen wie gut ich das kann.
Von daher liebes Tagebuch und liebe Mitleser, mein seltsamer Weg geht auch nach der Therapie weiter, ihr wertet mich also so schnell nicht los :)

Euch allen eine wunderbare Zeit, herrliche spielfreie 24 Stunden und einen guten Start ins Jahr 2022.

Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 31.01.2022 16:22:23
Hallo liebes Tagebuch,

Mein Beitrag ist schon überfällig, lach aber die Zeit rast.

Aber heute habe ich Muße, ich sitze in einer schönen Ferienwohnung an der Ostsee, übers stürmische Wochenende mit Freunden hier wunderbar, nun gönne ich mir noch zwei Tage alleine, mit Strandspaziergängen und vielleicht einem kleine Besuch in Travemünde oder Wismar.
Vor 1,5 Jahren war ich hier auch ein paar Tage alleine, und es tut mir gut mal nur mit meinen eigenen Stimmen zu reden. Ich lese das wunderbar neue Buch von Pascal Mercier " das Gewicht der Worte" in denen es um einen Neuanfang geht und darum wie machtvoll Worte und deren Bedeutung für uns ist.
Herrlich, Gedankenvoll.
Bin ich heute anders als vor 1,5 Jahren?
Definitiv ja, ich hatte vor knapp einer Woche wieder Therapie und da ist es mir zum ersten mal so deutlich geworden, wie sehr sich mein Denken doch verändert hat, wie ich viel besser Abstand nehmen  kann zu Dingen und Menschen, die mir nicht gut tun, wie ich endlich anerkenne ich kann nicht alles und jeden retten.
Und wie ich auch merke, dass das was ich bin genug ist. Ich hatte eigentlich vor, noch eine Fortbildung zu machen, seit Jahren denken ich darauf rum, und in der Sitzung wurde mir klar, nein ich brauch das nicht mehr, ich bin so wie ich bin gut, ich muss mir nichts beweisen und höher und  weiter kommen. Ich habe statt dessen entschieden, mich selbst privat wieder mehr zu bilden, aktuell mit dem Thema träumen.
Und das hat bei mir so viel bewirkt, ich merke dass ich jede Nacht weiter Dinge für mich aufarbeite und sie annehmen kann. Noch vor 1,5 Jahren lag ich oft Nachts wach, hab Gedanken gedreht und gewendet, mir um Dinge und Menschen immer die gleichen Sorgen gemacht. Nur um einen hab ich mich nicht gekümmert: um mich!
Das heißt nicht, das ich jetzt zu Egomanen werde, aber ich merke, dass ich loslassen kann, und es ok ist es zu tun. Dass es ok ist, bei mir als erstes zu schauen.
Ich habe mich zudem vor zwei Wochen, ganz von dem Kontakt mit meine Mutter getrennt, es reichte einfach, ihre Beleidigungen und emotionalen Erpressungen, ich wollte einfach nicht mehr, 45 Jahre reichten aus.
( sicher werde ich das nicht auf Dauer einhalten , denn ich bin einzige Tochter und ein verantwortungsvoller Mensch) aber dennoch, wenn es nur ein paar Monate sind, ist das schon mehr Freiheit, als ich mir je sonst genommen habe.

Den nächsten Gedanken den ich nun hatte, war, wie habe ich mich in Bezug auf meine Spielerin verändert? was sagt die zu der Veränderung und wie weit weg fühlt sie sich an?
Sie ist immer noch nah, ich spüre Sie und ich kann und will mich auch immer noch gut an Sie und die  Gefühle und die Ängste und den Wahn den ich hatte erinnern. Es gibt immer noch Situationen, da kommt dann plötzlich ein Bild hoch, ich am Handy wie irre die hunderte und tausende verzockend, ohne jegliche Möglichkeit das zu stoppen.
Und auch nach über 2 Jahren Spielfreiheit, traue ich dieser Spielerin noch nicht, ich benutze Sie ab und an um hier im Forum für mich Antworten und Rat für andere zu finden, vielleicht ist das meine Art Sie angenommen zu haben... ein Teil von mir für immer.

Dennoch, ich bin weit gekommen und langsam merke ich, dass ich mir zugestehe darauf stolz sein zu können, ein kleines bisschen  zumindest.

Im Ganzen ein gutes Gefühl, immer noch zu gehen und nicht zu stehen.
Eure Medea
Heute mal kein Lied, sondern ein Zitat aus dem wunderbaren Buch von Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon:

But when we set out to understand somebody’s inside? Is that a trip that ever ends? Is the soul a place of facts? Or are the alleged facts only the deceptive shadows of our stories?

"Aber wenn wir uns auf den Weg machen, das Innere eines Menschen zu verstehen? Ist das eine Reise, die jemals endet? Ist die Seele ein Ort der Tatsachen? Oder sind die angeblichen Tatsachen nur die trügerischen Schatten unserer Geschichten? -"
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.03.2022 08:42:41
Hallo an alle da draußen,

Ein Monat ist wieder rum, ein Monat in dem sich unsere Welt verändert hat, Krieg in Europa trifft uns alle hart.
Unvorstellbares passiert in unserer Nachbarschaft und die eigenen Gedanken und kleinen Sorgen treten irgendwie in den Hintergrund.
Dennoch neben Spenden und helfen HIlfskonvois zu packen und den Leuten hier vor Ort zu helfen, wenn Sie aus der Ukraine fliehen konnten,  kann man wenig tun. Hilflosigkeit ist kein schönes Gefühl.

Und das wiederum erinnerte mich heute an das Gefühl, was ich hatte als ich noch gespielt habe. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich hilflos gegenüber der Sucht. Seltsam, wenn ich heute darüber nachdenke, dass mein Suchthirn mir das suggerieren konnte über lange  lange Zeit und immer wieder.
Erst ab dem Moment, wo ich wirklich entschieden hatte nicht mehr zu spielen, endete die Hilflosigkeit und es begann die Eigenverantwortung wieder zu kommen.

Ich bekomme immer mehr mein ICH zurück, oder finde es erst? Keine Ahnung, aber wie André das immer so schön schreibt, es geht darum bei sich zu bleiben und zu sich selbst ehrlich zu sein, nicht mehr vorzuspielen auch nicht sich selbst. Wenn man das beginnt  merkt man erst wer man wirklich ist.
Ich merke auch wie mein Umfeld damit wirklich gut klar kommt, mit meiner jetzt doch manchmal sehr direkten Art.  Wie schon vor einem Monat geschrieben bin ich egoistischer geworden, ich selbst stehe einfach mehr im Mittelpunkt. Habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich jemanden lange nicht angerufen habe oder wenn ich mal nur für mich sein will, statt mit Freunden los zu gehen....
Ich weiß nicht, ob ich auf Dauer so bleiben werde oder ob es nur ein Zwischenschritt zu etwas anderem ist. Ich weiß aber, dass ich weiter achtsam sein will nicht in die alten Muster zurück zu kehren. Denn eines bin ich in Bezug auf mich selbst nicht mehr - hilflos.
Allen da draußen wünsche ich Frieden mit Euch selbst  in diesen schwierigen Zeiten und den Mut die Dinge so zu sagen, wie sie sind.
Heute Ende ich mal wieder mit einem Griechen

"Die Selbsterkenntnis gibt dem Menschen das meiste Gute, die Selbsttäuschung aber das meiste Übel."

Sokrates

und 24 spielfreie Stunden für alle.
Eure Medea




Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Andre12 am 08.03.2022 09:21:09
Moin Medea,
Immer wieder schön Deine Fortschritte zu lesen. Ich finde auch Du schreibst gelöster oder befreiter , nicht mehr mit der ganzen Last auf Deinen Schultern ….  wirkst mehr bei Dir  ;) ;)

Für mich selbst würde ich sagen , nicht egoistischer zu sein, wie früher ( wobei sich hier für mich die Frage stellt , war ich nicht egoistisch  genug bei meiner gnadenlosen Suchtausübung, zumindest diesbezüglicher Betrachtung) sondern eher in die Richtung , dass ich mich heute selbst zulasse, für mich einstehen kann und ich mir selbst was wert bin….  dieses ging mir ja verloren bzw. hatte ich vielleicht auch niemals erlernt,geschweige  besessen , war doch alles dem
Verstecken meiner Sucht untergeordnet, einschließlich meiner selbst. Vor Scham , vorm  nicht hinsehen , dass ich jeden Tag gegen meine eignen Werte verstoßen habe, ohne die überhaupt gekannt zu haben . Das alles beiseite zu schieben , zu überdenken und zu ändern…. bringt persönliche Veränderung im Verhalten , in Ansichten oder what ever , mit sich . Ich  empfinde Egoismus in diesem  Zusammenhang zu vorwurfsvoll oder zu negativ behaftet . Ich sehe es, nach einem langen Prozess,   „als sich selbst zu sein“ und das darf man und Frau  ;) auch.

Also liebe Medea , toll gemacht!

André
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 18.03.2022 08:46:08
Guten morgen Tagebuch und Mitleser,


ich hatte meine vorletzte Sitzung bei der Therapeutin, ich bin immer noch traurig, dass diese monatliche Stunde nun für mich enden wird. Vor allem weil ich es genossen habe, mit jemanden zu reden, wo ich keine Emphatin bin und mich auf die andere Person einlasse, sondern es eben nur um mich geht.... aber da ich werde nicht nur das vermissen, sondern eben auch da Gespräch mit einem Menschen der soviel über Bewusstsein und das Wesen des Menschen weiß und mir sooo viele Denkanstöße gegeben hat. Die werde ich mir dann wohl wo anders holen..... lustiger Weise hatte ich mit einem Kunden eine kleine "Wette" laufen, wenn ich sein Haus verkaufe bekomme ich ein Buch von ihm " 99 philosophische Rätsel" hab ich gestern ausgepackt ;) da wird mir die erste Zeit sicher einiges liefern.
Nun soll ich für die letzte Sitzung ein Fazit ziehen.... zwei Jahre, denken, denken, ändern, wieder ändern, nochmal versuchen, scheitern ( oh wenn ich nur an den Monat oder Könnte und Muss nachdenke puh)... viel Traurigkeit aber auch viel Freude.
Fazit wird dennoch nicht leicht.
Ein Fazit, was ich aber auf jedenfall ziehen werde ist, dass ich es ohne die Therapie und ohne meinen täglichen Weg in dieses Forum und die wunderbaren Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, NIE geschafft hätte soweit zu kommen niemals!! ich hätte an der ersten Steigung eine Ausrede gefunden nicht mehr über mich nachzudenken, hätte dann vermutlich ne Weile gut gelebt, um dann in die nächste Suchtfalle zu flüchten.
Diese  Achtsamkeit zu mir selbst, die habe ich gelernt, auch jetzt gerate ich noch in Situationen in denen ich deutlich merke, dass ich gerade nicht aufpasse.... aber ich merke es eben und kann agieren bevor es mir schadet...und das ist der große Unterschied.
Ein weiteres Thema war Stolz, das schreibe ich gleich aber noch in einem eigene Thread....
Ich bin nicht sicher, ob mir der Therapie auch dieses Tagebuch enden sollte... irgendwie fühlt es sich so an als wäre es zusammenhängend... ich werde sehen in einem Monat weiß ich mehr.
Sei noch gesagt, es geht mir wirklich gut, ich lebe bewusst und sehe immer noch die vielen Dinge, die ich noch angehen muss, ganz vorne meine Arbeitsleistung, die leider noch viel zu hoch ist und mich oft an meine Grenzen bringt, aber das ist definitiv im Werden ...

Heute ende ich mal mit Goethe:
"Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun."

allen wunderbare 24 spielfreie Stunden
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 29.03.2022 21:22:28
Hallo Medea,

ich habe auch einige male mein Tagebuch hier beendet und dann nach einiger Zeit weiter geschrieben.
Beenden oder nicht....weiterschreiben kannst Du ja immer wenn Dir danach ist.

Deine Therapie brachte ja so einiges ins rollen und genau dies wird ja danach auch weiter geführt expl. angewendet.
Vielleicht möchtest Du einmal über Dein neues Buch schreiben, glaube für so etwas gibt es auch schon einen Thread.

Liebe Grüße 
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 14.05.2022 07:37:31
Hallo liebes Tagebuch, liebe Mitleser,

Zwei Monate ist es her... Mein letzter Eintrag im Tagebuch.
Einen Monat meine letzte Sitzung im der Therapie...
Es war ein schönes Abschlussgespräch. Wie in einem anderen Thema hier schon berichtet ging es vor allem darum zu erkennen, dass ich stolz auf den weg sein darf.
Es hat danach noch einige Wochen gedauert bis das Gefühl auch bei mir ankam.
Jetzt fühle ich mich von Tag zu Tag befreite.
Erkenntnisse die ich mir in den letzten zwei Jahren hart erarbeiten musste, kommen nun von alleine. Ich bin viel relaxter bei der Arbeit. Meine sekundär Sucht entspannt sich also auch.
Ich hatte 9tage Urlaub und in 30tage bin ich schon wieder weg.. 😂
Ich würde sagen ich bin in mir ruhen. Ohne lethargisch zu sein. Zufrieden ist glaube ich ein schönes Wort.
Gestern beim Spazieren gehen ist mir jedoch noch etwas aufgefallen.
Ich glaube ich wäre niemals an diesen Punkt der Zufriedenheit mit mir und meinem Leben gekommen ohne die Spielsucht... Irgendwie war das der Weg, den ich gehen musste. Klingt verrückt... Aber in dem. Moment war ich mir sicher, es musste alles so kommen und sein.
Dieses Gefühl hat mich gestern vollkommen erfüllt und deswegen heute dieser Eintrag.
Und daher möchte ich heute mit einem wunderbaren Gedicht von Hermann Hesse enden, welches ich schon mal in diesem Tagebuch hatte und es ist wieder und dennoch anders Passend.
Dennoch ich komm wieder keine Frage 😂

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Eure Medea



Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 24.06.2022 08:16:51
Guten Morgen,

Wieder ein Monat bzw sogar mehr rum.
Ich war erneut in Urlaub mit meiner besten Freundin... Mädchen Urlaub. Herrlich.
Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Ist auch mal gut.
Dennoch ist die Krankheit immer präsent. Was mich gar nicht stört.
In Italien, wo ich in Urlaub war, ist Spielen onnipresente.. In jedem Zeitungsladen wird live Bingo gespielt... Rubbellose gibt es auch im Supermarkt. In jeder Bar stehen Spielautomaten...
Das war komisch da Kaffee zu trinken... Und es dattelt und die Geräusche sind so bekannt. Zuerst hab ich mich bewusst nicht hin gedreht denn ich bin diesen flimmernden Bildern seit zweieinhalb Jahren ausgewichen... Aber dann hab ich gedacht so schau hin, was es mit dir macht...
Und es passierte nichts. Es war einfach ok. Und danach sind mir die Geräusche und Automaten gar nicht mehr aufgefallen.
Auf dem Schiff bei der Rückfahrt stand ich draußen und habe mir die Meer Luft ins Gesicht blasen lassen... Und da stand ein junger Mann neben mir ganz vertieft in sein Handy.. Und als ich an ihm vorbei ging sah ich er spielte in einem online Casino...
Und ich dachte nur. Armer Mann. Und bin ich froh die Luft zu geniessen.
In dem Sinne alle da draussen... Geniesst euer Leben ohne spielen... Es lohnt sich!!
LG und wunderbare 24stunden
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 24.06.2022 10:14:59
In dem Sinne alle da draussen... Geniesst euer Leben ohne spielen... Es lohnt sich!!
LG und wunderbare 24stunden
Eure Medea

Was für eine phantastische Entwicklung, oder ?

Irgendwann ... ich glaube sogar relativ früh, sagte ich mir: "es ist vorbei". Und ich wusste, dass "es" vorbei ist.
Und bei dir bin ich mir auch ganz sicher, dass "es" vorbei ist  :)
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 26.06.2022 08:29:20
Moin Fred,

Oh das bedeutet mir viel, dass du das von mir denkst!!
Ich selbst vertraue mir wohl erst, wenn ich die ersten zehn Jahre geschafft habe...
Bis dahin geniesse ich jede Spielfreie Minute
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 29.06.2022 23:32:48
Hallo Medea,

es gibt kein "etwas Spielsüchtig", es spielt keine Rolle wie ein Werdegang so verlaufen ist.
In wie weit jemand sich in diesen Schlund stürzte oder ob ein gewisser "Restverstand" einen totalen Absturz verhinderte.
Dies hast Du schon immer sehr gut verinnerlicht und es wäre gut viele andere würden nur 10% davon umsetzen können.

Es ist schön Deine Geschichte immer weiter verfolgen zu dürfen.
Irgendwie muss man dabei auf kein Happy End warten, es ist im Grunde schon längst da.


Liebe Grüße
 
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Falschspieler am 04.08.2022 20:13:33


 
Ich muss mich zwingen von Tag zu Tag zu denken, gerade jetzt in der Krise ist das wichtig, wenn man zu weit versucht nach vorne zu blicken macht das einem Angst.
 

Hallo medea, hab mir gerade mal dein Tagebuch durchgelesen und das Zitat rausgesucht.  ich denke es ist einfach zu hart zu sagen "ich spiele nie wieder"...HEUTE spiele ich nicht ist besser..also nur im hier und jetzt leben... ..Beim rauchen aufhören hatte ich diese Denkweise auch angewendet und dann eben nachts auf die Uhr geschaut und ein Tag war geschaffft. Gerade am Anfang hilft das sehr...
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Falschspieler am 04.08.2022 21:08:38
Große Klasse wie du das geschafft hast midea :)
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 05.08.2022 14:06:14
Moin Adri,

Ja die 24stunden Regel ist ubd war für mich immer sehr hilfreich bei vielen Dingen icht nur beim spielen.
Und mein Weg ist nicht beendet. Immer noch bin ich jeden Tag kurz im Forum und nicht weil ich Mod bin, sondern weil ich immer noch Demut habe und zudem anderen helfen möchte den Schritt in ein freies Leben zu gehen.
Bleib dran, es lohnt!!!!
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 15.09.2022 08:25:36
Guten Morgen liebes Tagebuch und allen Mitlesern,

Ups die Zeit rast schon wieder über ein Monat vorbei. Bald habe ich die 1000 Tage erreicht. Geschafft wollte ich nicht schreiben, denn das Wort klingt nach mühselig und das ist es nicht. Es ist sooo leicht.
Inzwischen bin ich zwar noch jeden Tag hier am schauen, merke jedoch dass ich meine Gedanken auf andere Dinge gerade fokussiere. Ich war noch einmal spontan in Urlaub mit meinen Nichten. Und Freunden. Und genau da liegen gerade meine neuen Prioritäten. Einerseits bei meiner großen Liebe, wir versuchen gerade uns einwenig neu zu erfinden, was großen Spaß macht und andererseits auf meiner ausgesuchten Familie in Form von meinen Freunden . Auch meine Firma nimmt mich positiv in Beschlag. Morgen habe ich eine schöne Betriebsfeier...
Dennoch ist die Sucht immer dabei. Jetzt in Urlaub, da in Italien wirklich überall  gezockt wird...und ich das erste Mal wieder ein Rommé Spiel gespielt habe...immer wieder hinterfragen gehört für mich inzwischen einfach ganz normal dazu...und es fühlt sich einfach gut an, denn jedes hinterfragen zeigt mir, wie achtsam ich geworden bin . Ich glaube nicht, dass ich schon Mal in meinem Leben so achtsam war.
Ich bin glücklich, ein tolles freies Gefühl.
Und dennoch ich bleibe hier und werde sicher auch wieder Zeiten haben in denen ich schwärzer sehe...oder villeicht sehe ich nie wieder schwarz, sondern nur noch dunkelblau..

https://youtu.be/hP8v2-ETHFQ

Eure Medea

Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 21.09.2022 07:08:14
Hallo und danke Adri
 und ich habe sie verpasst..die 1000.. hihi und ich bin froh drüber, denn ich habe Sie verpasst,weil mein Leben mich voll einnimmt und dabei wunderbar und herrlich und spielfrei ist
LG Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 19.11.2022 20:15:49
Hallo Tagebuch,

oh, ich bin dir derzeit keine gute Freundin...über zwei Monate nicht mehr geschrieben, aber verzeih mir mit der Ansage mein Leben ist gerade einfach sehr schön und aufregend und damit auch voll ...
Dennoch denke ich oft ans Forum schaue auch ab und an rein.. nur meine Themen sind aktuell keine die hierher passen...und sie sind eher sehr positiv( was natürlich auch hier her passt).

Dennoch jetzt habe ich wieder Mal zwei Gründe hier zu schreiben.




. Einerseits weil ich, gerade im Sporturlaub in Fuerteventura, vor zwei Nächten sehr intensiv davon geträumt habe wieder gespielt zu haben..im Traum wollte ich nur einem Kind was zeigen und war plötzlich auf einer Spieleseite mitten beim drehen einer slot-machine...das Kind wollte sofort spielen und ich riss ihr das Tablet weg und sagte ... Lass das das ist wahnsinnig gefährlich... Ich glaube ich sagte... Das macht Aua....... Und machte ihr Sendung mit der Maus rein... Für mich selbst dachte ich ohhh Gott hast du gespielt.?. im Traum war ich mir nicht sicher hatte aber einen Gewinn gesehen und dachte oh Gott wie schreibst du das im Forum...es ist also präsent und das ist auch immer noch gut so.  Auslöser für den Traum war glaube ich eine extrem komische stressige Situation in der Firma und meine Hilflosigkeit hier vor Ort..
Der zweite Grund warum ich heute schreibe und das ist jetzt weniger spielen,sondern mehr Tagebuch schreiben.. heute wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden... Er hat mich vor über 26 Jahren verlassen und vieles in meinem Leben damit zerstört.. eine ohnehin schwierige Kindheit in eine noch schwieriger Zeit mit Erbstreit und kranker Mutter verwandelt..
Ich vermisse meinen Vater heute noch auch weil er eine echte Persönlichkeit war... Aber er hatte auch Probleme hat vieles versteckt, konnte nicht ehrlich lieben und ist einsam von Freunden gestorben.
Heute hier am Strand dachte ich darüber nach, was das alles auch mit mir und meiner Krankheit zu tun hat.und mit ist klar geworden das Verstecken doch irgendwie bei uns ein Familiensport war. Sei es meine Mutter mit dem Alkohol oder mein Vater mit anderen Dingen.. es gehörte dazu.
Eine Strategie die ich vermutlich einwenig unterbewusst glorifiziert habe, eben weil mein Vater so früh gibt..es soll keine  Ausrede sein, never meine Sucht mein Weg.. aber Erkenntnis tut dennoch immer gut...
Gerade in den letzten Monaten bin ich auch auf anderen Ebenen sehr offen und ehrlich geworden und merke wie frei es mich macht.
Von daher unfassbar aber nach fast drei Jahren bin ich immer noch auf dem Weg und keinesfalls angekommen
Es bleibt euch 24 wundervolle spielfreie Stunden zu wünschen und jeden seinen Weg zu immer mehr Erkennen seiner selbst
Die etwas sentimentale aber glückliche Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 04.02.2023 08:32:17
Moin liebes Tagebuch,

Jetzt hatte ich mein erstes schlimmes Tief seit sehhhr langer Zeit. Es war kurz aber heftig. Und ich hatte selbst Schuld.
Ich war nicht achtsam mit mir.habe mich privat aber auch beruflich völlig übernommen , bin in alte Muster gefallen..  hab es aber nicht sehen wollen... Und dann war ich wieder gefangen in Angst und Erschöpfung...
Ich hatte das Gefühl ich muss mich verkriechen... Früher wäre ich in solchen Momenten gerne in ein online Casino geflüchtet ...
Heute bin ich in mich geflüchtet einen Tag lang nur Zeit für mich Sofa lesen spazieren runterkommen... Fragen was passiert ist.. Analyse.. erkennen .. stoppen...
Klingt einfach war aber echte Überwindung, weil ich mich auch irgendwie schämte es nicht früher gemerkt zu haben.
Ich glaube das war ein Schuss vor den Bug wieder genauer hinzuschauen...
Jetzt geht es mir wieder gut bin wieder auf Spur und lecke nur noch die Wunde.
Dennoch kam spielen in meinem Moment als Gedanke hoch erst im Nachhinein hab ich gemerkt dass es früher die" Lösung " war heute ist es nicht Mal eine Option.

Allen achtsame 24 Stunden
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 04.02.2023 13:46:39
Wo war dein "Notfallköfferchen" ?
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 05.02.2023 01:38:15
Hallo Medea,

in der Bedeutung klar definiert, in meinem Glauben auch.
Auch wenn ich mich oft wiederfinde in Zweifeln, manchmal denke ich darf so etwas gar nicht zitieren, weil es mir nicht zustünde.   

Zitat:
"Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir..."
Psalm 23,4

Grüß Dich
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 05.02.2023 12:47:41
Wo war dein "Notfallköfferchen" ?
Ich glaube das habe ich vernachlässigt..gebe ich zu
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: JJ am 14.02.2023 18:58:22
Hallo Medea,

wie geht es Dir jetzt, nach diesem Tief?
Schaffst Du es denn, jetzt tatsächlich wieder achtsamer mit Dir zu sein?

In der Zeit wo du so still warst, hatte ich eigentlich gehofft, Du spielst einfach Tennis oder bist dauernd im Urlaub in Italien...

Ich freue mich, wenn wir wieder von Dir hören, liebe Medea.  :-*

JJ
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 15.03.2023 15:44:09
Hallo an alle,

mir geht's wieder gut es war wirklich nur das kleine tief.
Heute bin ich jedoch extrem dankbar für dieses Forum und die Hilfe die ich hier bekommen habe...
Bei uns im Dorf hat sich gestern ein 22 jähriger mit seinem Auto gegen einen Baum fahrend umgebracht.. natürlich kennt man sich über einige Ecken... Und es kam raus, er hatte Spielschulden... Das hat mich total erschüttert... Und mich so dankbar gemacht, den Weg hierher gefunden zu haben anstatt in den Abgrund.
Fühlt euch alle feste gedrückt von mir.🤗🤗🤗
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 15.03.2023 16:06:44
Bei uns im Dorf hat sich gestern ein 22 jähriger mit seinem Auto gegen einen Baum fahrend umgebracht.. natürlich kennt man sich über einige Ecken... Und es kam raus, er hatte Spielschulden... Das hat mich total erschüttert...

Suizid ist leider ein häufiges Ende einer Spielerkarriere. Selten so früh, meist so um die 50.
Wenn Haus und Hof verspielt sind, keine Ausreden mehr ziehen, keine Bank oder keine Freunde mehr einspringen,
dann ist es meist soweit.
Suizid steht bereits an 3. oder 4. Stelle der Todesursachen bei Spielern. Nach Herzinfarkt und Schlaganfall.

Irgendwann erträgt entweder der Körper oder der "Geist" diesen unerträglichen Druck nicht mehr.

Es tut mir leid für den jungen Burschen.
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 05.04.2023 07:49:04
Guten Morgen liebes Tagebuch,

Ich möchte etwas berichten was mir erst heute aufgefallen ist, dass ich es hier noch gar nicht geschrieben habe.. seit einiger Zeit sage ich ganz selbstverständlich Menschen, dass ich spielsüchtig war . So in einem Nebensatz nicht ,weil ich es als belanglos darstelle eher so nach dem Motto es gehört zu mir wie Olli ( mein Hirntumor) .
Ich finde für mich ist das ein echter weiterer Schritt der von ganz alleine gekommen ist .
Ich habe darüber nachgedacht, warum ich das jetzt so locker sagen kann und ich glaube , weil ich mich nicht mehr schäme. Ich bin damit im Reinen und akzeptiere endgültig,dass ich krank bin. 
Und es ist ein Gutes Gefühl.
Allen eine wunderschöne Woche genießt den Frühling
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 13.06.2023 08:27:28
Guten Morgen,
Wieder zwei Monaten rum. Ich gebe zu, das Thema Spielsucht ist nicht mehr so präsent in meinem Leben. Immer mehr ist es ein selbstverständlicher Teil von mir geworden. Ich fühle mich als trockene Spielerin , wobei ich die Formulierung irgendwie nicht mag aber mir fällt keine andere ein.
Ich lebe mein Leben spielfrei und in vollen Zügen. Ich behalte aber auch Dinge,die mir immer wieder bewusst machen, wo ich mal war.. kontrolliere meine Ausgaben beschäftige mich mit dem Thema Geld auch wenn ich es nicht gerne mag. Achte auf mein Arbeitspensum. Fühle wo meine Grenzen sind. Und genieße meine Freiheit. Meine Freiheit ohne Sucht.
Von daher kann ich im Grunde nur schreiben es geht mir sehr gut.
Allen einen wunderschönen spielfreien Tag da draußen ☺️
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 26.07.2023 08:48:08
Guten Morgen liebes Tagebuch,

Damit ich auf keinen Fall aus der Erfolgstabelle fliege 😜schreibe ich heute hier mal wieder.
Es geht mir super gut. Mein Leben ist voll und lustig und ich fühle mich so frei, wie noch nie in meinem Leben, eine herrliche Zeit.
Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder übers spielen nachgedacht ich glaube wegen einer Filmszene in Vegas. Und es kam mir so absurd vor. Mich zu sehen,wie ich meine Energie, Lebenszeit und auch Geld so wegschmeißen konnte.
Ich mag es ab und an daran zu denken,um es mir auch bewusst zu halten, ich bin und bleibe eine trockene Spielerin.
Allen schöne 24 Stunden. Ich gehe heute mit meiner Nichte und Großnichte aus Italien in den Streichelzoo
LG eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Fred am 26.07.2023 09:31:27
Ich mag es ab und an daran zu denken
Darauf achten, dass es in der Erinnerung nicht zu "schön" wird.

Es geht mir super gut. Mein Leben ist voll und lustig und ich fühle mich so frei, wie noch nie in meinem Leben, eine herrliche Zeit.
Ist das nicht eine traumhafte Entwicklung in deinem Leben ?
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 08.10.2023 08:12:31
Guten Morgen liebes Tagebuch, die Zeit rast ist lange her dass ich geschrieben habe.
In einem anderen Threads habe ich ja schon erwähnt dass ich einige Male vom spielen bzw von nicht spielen geträumt habe... es begleitet mich also weiterhin aber nicht wirklich negativ.
Heute schreibe ich hier weil gestern ein schoner und ein sehr trauriger Tag war. Und Glück und Unglück manchmal zusammenkommen. Gestern früh haben unsere besten Freunde endlich ihr lange gewünschtes Baby bekommen und ich freue mich sehr für die Drei .
Am Nachmittag bekam ich dann einen Anruf von dem Vater eines alten Bekannten, eder mir mitgeteilte, dass sein 53 jähriger Sohn am 3. Oktober an einem Herzinfarkt gestorben ist.😢
Ich mochte ihn sehr, kannte ihn schon sehr viele Jahre. Er war ein herzensguter Mensch, der leider mit seiner Gesundheit nicht gut umging und auch viel Pech im Leben hatte. Ich behalte ihn im Herz ❤️
Nochmal ist mir gestern also bewusst geworden, dass wir nur diesen Moment haben, das heute das Jetzt und, dass wir immer weiter auf uns aufpassen müssen und die Zeit, die wir gemeinsam haben in vollen Zügen genießen sollen.

Also an alle da draußen, macht was draus. !!
Eure traurige und gleichzeitig demütige Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 08.10.2023 11:03:55
Hallo Medea,

der Verlust von gerade nahestehenden Menschen birgt nicht nur Trauer, sondern erlebt auch Erinnerungen an Freude.
Zeiten miteinander verbracht haben zu dürfen und natürlich ist der Gedanke, ja nur begrenzt auf Erden zu sein,
nicht immer allgegenwärtig.
Viele Menschen mit unglaublichen Sorgen, Schmerzen, Krankheiten bis hin zu einer palliativen Versorgung.
Schicksale die dann in so viele Herzen geritzt werden, ein Meer an Leid in dem man leicht ertrinken könnte.

Du schreibst von Demut, etwas dass auch ich erst annehmen musste.
Unabwendbare Dinge auch so hinzunehmen, zu akzeptieren und auch ein Teil davon zu sein.
Statt zu verdrängen oder hinten anstehen zu lassen.

Wir vergessen einander nicht und jeder sollte zumindest versuchen, es bei sich selbst auch nicht zu tun.
Nicht um am letzten Tage eine gute Bilanz aufweisen zu können, sondern ( wie du es ja schön beschrieben hast)
die Zeit miteinander auch zu genießen.
Für den ein oder anderen mag dies nun etwas "gutgläubig" oder "vorgeschoben" klingen.
Da seine Erfahrungen halt leider etwas anderes aufzeigten, ändert aber nichts an einer Vorhersehung.....
wie jeder sein Leben führen kann-muss-darf.

Und wenn die Möglichkeit gegeben ist, es wahrlich zu dürfen....wäre es sehr schade es nicht zu tun.
Sicherlich sind wir alle nicht irgendwo frei...dadurch aber noch lange keine Gefangenen.
Jemand hat mir vor kurzem geschrieben ein Loser zu sein, weil ich nicht mit dem rauchen aufhöre,
Recht hat er! Ich verliere an einer Qualität mit event. zukünftig schlimmeren Folgen.

Einen besonders schönen Sonntag, der morgen so in Erinnerung bleibt als wäre es ein angenehmer Traum für dich liebe Medea.

Liebe Grüße       
   
 
   
 
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 20.11.2023 07:43:38
Guten Morgen liebes Tagebuch und liebe Mitleser,
Gerade habe ich nochmal ein Jahr Tagebuch gelesen, es war ein gutes Jahr. Vor einem Jahr war ich im Sporturlaub und jetzt Donnerstag geht es wieder dort hin. Das erste Mal seit 23 Jahren 14 Tage Urlaub am Stück.  🥳🥳🥳
Gestern war der Todestag meines Vaters, immer ein sentimentaler trauriger Tag aber auch ein schöner Tag. Ich habe ihn gut verbracht.
Im Ganzen tue ich mir gerade gut. Immer noch lebe ich ein Leben voller Freiheit, ohne Sucht. Ich gestalte mein Leben mit neuen Menschen und alten Freunden mit Liebe und viel Zuversicht.
Ich spreche immer mehr und offener über meine Sucht und das, was sie aus mir gemacht hat.  Sie wird immer mehr ein Teil,dessen was ich heute bin.
Ich fühle mich dankbar heute für den Weg, den ich gegangen bin und den ich noch gehe.

Ich wünsche allen die Kraft und den Mut ihren Weg zu gehen.
Spielfreie wundervolle 24 Stunden
Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: medea888 am 04.02.2024 08:53:41
Guten Morgen liebes Tagebuch,

Ohh ich war sicher ich hätte Ende Dezember zum vierjährigen hier geschrieben 🙈

Na gut,jetzt sind es schon vier Jahre und über einen Monat.

Die Zeit rast, Vorallem wenn man in vollen Zügen lebt.
Gestern habe ich mal wieder einen Roman in einem Zuge durchgelesen, das hatte ich lange nicht mehr. Die Mitternachtsbibliothek.... Eine tolle Geschichte.
Es geht dabei um unsere Entscheidungen und wie unser Leben sich mit jeder Entscheidung komplett anders entwickeln kann...
Und natürlich habe ich dann über meine Entscheidung vor über vier Jahren nachgedacht... Die Entscheidung leben zu wollen!
Ich bin sicher hätte ich damals anders entschieden, wäre ich vielleicht nicht mehr da zumindest wäre ich nicht glücklich und zerbrochen.
Ich habe gerade ein paar dunkle Wolken an meinem privaten Himmel.. aber kein Gedanke zu spielen auch wenn der Wunsch da ist zu versinken und das ginge natürlich gut im eigenen gebauten Spieler Verlies... Statt dessen aber dann ein gutes Buch. Was für ein gewinnbringender Tausch..😉

Also alle Mitleser... Falls ihr es noch nicht getan habt... Entscheidet euch für das Leben und gegen das Spielen...
Schöne spielfreie 24 Stunden

Eure Medea
Titel: Re: Medeas Tagebuch
Beitrag von: Jacky1 am 04.02.2024 17:17:45
Hallo Medea,

dir antworte ich besonders gerne, warum auch immer, vielleicht weil du eine Linie verfolgst.
Alles andere rechts und links davon bleibt sicherlich immer spürbar für dich, macht dich event. traurig oder raubt etwas von deiner Kraft.
Wie ein Jet der halt auch oft durch dunkle Wolken fliegen muss, dabei entstehen durchaus auch Turbulenzen.
Es ist sehr gut und fair zu schreiben in deinem Tagebuch, wenn irgendetwas schwer oder minder belastet.

Nun nicht nur alleinig für dieses Forum, unzählige Geschichten, Lebensläufe und Erfahrungen.
Schicksale in allen Bereichen und hinter jedem stecken unglaublich viele Emotionen.
Wir wissen / können uns vorstellen wie schön oder zermürbend dies alles sein kann.
Auch ein großes Buch, indem nicht alle schreiben...aber die es tun teilen sich auch für jene, die es nicht können/wollen einfach mal mit.
So entsteht auch eine gemeinschaftliche Heilung allen Leidens, zu tragen und ertragen.

Klingt für einige wohl zu gut - nahezu weltfremd, aber in ihren Köpfen bin ich ja nicht.
Fakten alleine stehen ja nur für sich selbst, was dahinter steht mit allen Identitätseigenschaften und Gefühlen.
Davon ist auch hier in deinem Tagebuch viel zu lesen.
Und nicht nur ich, lese gerne in deinem Buch.

Liebe Grüße