Hallo Guido,
erstmal herzlich Willkommen.
Ja, warum bist du hier? Warum bin ich hier? 'Just for Fun', 'problematisch' oder süchtig... Fakt ist doch, du hast ein Problem, das dich belastet, und je eher du dein Handeln hinterfragst, desto besser. Du bist hier also richtig, und kannst erzählen, was immer du magst.
Ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die sich hier groß zu Wort melden sollten, aber da gerade niemand sonst hier ist, werde ich es mal versuchen.
Unser kleines Problem ist progressiv und hinterlistig. Ob es täglich ist, oder nur am Monatsanfang, oder man sogar immer wieder ein paar Wochen ohne 'durchhält' (um sich selbst oder anderen zu beweisen, daß man ja gar kein Problem hat) - das Entscheidende ist doch, daß am Ende der Kontrollverlust immer wieder jegliche 'Bemühungen' zunichte macht.
Es geht dabei ja auch gar nicht ums Geld. Auch wenn ich nicht mein letztes Hemd verspiele, meine Miete noch zahlen kann, so senkt es meine Lebensqualität (und die anderer) doch drastisch. Es war omnipräsent in meinem Leben, auch, und gerade wenn, ich 'trockensaß'. Die Gedanken sind schon beim 'nächsten Mal' - immer. Quasi auf Autopilot. Das macht es eben so schwer händelbar.
Bei mir war es ähnlich wie bei dir. Erst kamen die Drogen, dann der Alkohol, dann das Spielen - in dieser Reihenfolge.
Entweder 'kreuzvernünftig' oder bis zum Abwinken - ein Dazwischen gab es bei mir nicht. Wenn ich erstmal anfing... das war mir durchaus bewußt. Nach Außen hin war ich immer schon Ersteres, dies ersparte mir lästige Fragen, und niemand sah genauer hin. Ich war daher durchaus in der Lage, mich in Gesellschaft 'normaler' Leute anzupassen, sorgte aber lieber für Gegebenheiten, in denen ich das nicht mußte.
Gestern traf ich mich mit einer Freundin aus der Schulzeit. Einer der wenigen Menschen, die beide Seiten von mir kennt. Aber auch sie glaubt, das Vernünftige hätte nach meiner Trinkphase gesiegt. Tja... schön wär's.
Ich ließ die Drogen, fing an zu trinken, das gab ich auf... doch nach einer Weile begann ich, zu spielen... und den Absprung schaffte ich dann nicht mehr. Wahrscheinlich wollte ich es auch gar nicht, denn es war 'komfortabel', vertraut, und für Andere unsichtbar. Einen wirklichen Auslöser gab es dafür nicht, doch ganz offensichtlich brauche ich sowas wie ein Ventil. Manche Dinge ändern sich nie - mein Wesen gehört wohl dazu - und allein mit Aufhören ist es bei mir nicht getan. Also ja, ich mußte weit mehr ändern als das, um eine Chance zu haben. Kein leichter Weg. Abstand, also komplette Abstinenz, war aber der Grundstein dafür, daß dies überhaupt gelingen konnte. Das gilt für den Rest meines Lebens.
Auch wenn ich das lange dachte - ganz offenbar bin ich nicht der Einzige, dem es so geht.
Im Gegensatz zu mir, scheint dir aber zumindest durchaus klar zu sein, daß die Chance besteht, am Ende irgendwann einfach nur das Suchtmittel zu tauschen, wenn du deine bisherigen Gewohnheiten nicht grundlegend umkrempelst.
Ich muß leider los, also nur eben kurz... darüber zu sprechen ist ein guter Anfang. Die Frage ist also, wie ernst es dir ist. Wieviel du bereit bist, zu geben, um das dauerhaft zu verhindern.