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Autor Thema: Was fühlst / fühltest du beim Spielen ?

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Ich hab Urlaub und Zeit und stöbere ein wenig in meiner Vergangenheit rum.
Dabei stellte sich mir die Frage, was ich eigentlich beim Spielen "gefühlt" habe.

Bei mir war es irgendwie immer gleich:
1. Spielhallentür auf
2. Fred rein
3. Spielhallentür zu
4. Fred ein anderer Mensch :-)
+ keine Sorgen
+ schlagartig keine (körperlichen) Befindlichkeiten mehr
+ gute, eher euphorische Laune

Vielleicht die ersten Sekunden nochmal drüber nachgedacht was ich grad mache, aber das wars dann auch.

Nach x Stunden oder Betriebsschluss

5. Spielhallentür auf
6. Fred raus
5. Spielhallentür zu
8. Fred ein anderer Mensch - getroffen wir von einem Vorschlaghammer
+ alle Sorgen dieser Erde sind wieder da und es sind neue hinzugekommen
+ körperliche Unpässlichekeiten sind sofort wieder da
+ Laune eher traurig gestimmt

Und das immer wieder von vorn ... 30 Jahre lang.

Wie war/ist es bei euch ?
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Hallo Fred,

GENAU SO, wie du es beschrieben hast !!!

Allerdings mit zunehmen total Kontrollverlusten...kam danach ein kaum mehr aushaltbarer Selbsthass und auch öfter Suizitgedanken,
Diese Situationen habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Nicht nur vom Kopf her, sondern auch in den Gefühlen. Ist schon Wahnsinn, wie ich das während der akuten Spielzeit immer wieder total verdrängen konnte. Bzw etwas stärker wirkte.... Die Besessenheit mit dem Spielen dem Alltag zu entfliehen, gepaart mit der nicht sterben wollenden Hoffnung Glück und Erfolg zu haben und zu erleben... Was für ein Selbstbetrug...was für eine scheiß Krankheit...und wie schnell ich damals in ein Suchtverhalten hineingerutscht bin...ist kaum zu glauben....wie Lange und mühsam es für mich war, da wieder von abzulassen...und selbst heute noch...auch wenn ich zur Zeit keinerlei Bedürfnis habe...ich mir nie sicher sein kann, es wirklich überwunden zu haben... Wie du es richtig geschrieben hast....Ich weiß nicht im Voraus was mein Kopf irgendwann mal wieder denkt und spontan in mir eine Reaktion auslösen kann..

Ich bin deshalb überaus dankbar, dass es inzwischen die Möglichkeit einer Sperre und die gesetzliche Pflicht der Kontrolle gibt.
Wenn ich das nicht nutzen würde oder nicht nutzen wollen würde...wäre es Leichtsinn und ein Hintertürchen...

lg Karo

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Ich glaube an das Gesetz der Resonanz
und Alles fängt in mir an und hört in mir auf.
 
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Hallo,

bis jetzt hat noch keiner hier geschrieben was er fühlte beim spielen.
Es wurde umschrieben und welche Gefühle ja eh immer stetig da waren...davor oder danach.

Türe auf:
Beim Spielen fühlte ich mich frei, es gab mir die Möglichkeit eben nichts alltägliches fühlen zu müssen.
Ich war konzentriert auf die Walzen, Karten oder sonstiges.
In dieser mir selbst erschaffenen Scheinwelt war wenig Platz für andere Dinge.
Das Spielen hat mir oft geholfen in meiner Traurigkeit und die Nebenwirkungen waren mir dabei egal.
Diese psychische Droge konnte ich am besten mit dem Glücksspiel umsetzen.
Es hat mich oft gerettet, wenn auch nur in meiner Einbildung.
Ich habe nicht gespielt weil ich Spielkrank sein musste...ich wollte es auch und nahm es an.
So habe ich damals diesen Weg gewählt....ohne es so zu wollen wie es dann kam.
Fast würde ich schreiben dass ich manchmal glücklich war beim Spielen.
Dieses Glück suchte ich dann immer wieder.... Türe zu.

Der erbärmliche Rest war voll mit intensiven Gefühlen aller Art.
Ich befürchte wenn ich mal wieder spielen gehe ...bin ich wieder auf verzweifelter Suche nach jenem imaginären Glücksgefühl.
Welches egal ob gewonnen oder verloren...nur hinter dieser Türe einen Bestand hat.
Empfunden ....als wenn fast gar nichts zu fühlen ein Glücksgefühl wäre....
Wahrscheinlich kann man es sogar nur umschreiben...weil greifbar war es nie.
Man wäre auch niemals frei auf einer Flucht. 
Nur das Gehirn gefickt!

Liebe Grüße

 
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« Letzte Änderung: 28.07.2023 00:10:57 von Jacky1 »
 
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A
Moin,

wenn ich mal alle meine Ansätze des Versuchs mir meine Sucht, mein Spiel zu erklären weg lasse, sah es bei mir wie folgt aus :

Geld zur Verfügung, Hirn ausgehakt, wenn ich Geldeingang auf dem Konto hatte, wie ferngesteuert, wie  ein Knopf der gedrückt wurde,  direkt in die Halle.

Geld rein gesteckt.
Die ersten Minuten  innerlich ruhig gewesen, voller Erwartung was da komme.
Dann immer genervter, unruhiger. das Buchen kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich drücken dufte.
Ich wurde immer aggressiver. Aggressiv gegen mich, gegen die Automaten. Innerlich weiter nix gefühlt, wie tot, wie eine Maschine.

Dann irgendwann raus. Kopf wieder an, überlegt wie ich eben getanes verstecken konnte,  wie ich nebenbei neues Suchtmittel verdienen kann.
Nächsten Tag, Woche, wann auch immer, das Gleiche, immer wenn Geld da war. Das Geld durfte ich nicht haben.
Mein Kopf wurde schwer, antriebslos und desillusioniert. Das gab sich dann aber nach einer gewissen Zeit, denn ich hatte genug zu tun. Keiner darf dies merken. Auf Arbeit schon gar nicht, privat hab ich mich eh schon isoliert, außer meinen oberflächlichen Beziehungen.

Ich war wie eine Maschine, Maschinen fühlen nicht. Die führen aus.

Gefühle sind das was ich nicht haben wollte. Meine Gefühle konnte ich nicht aushalten, geschweige verstehen.
Das hab ich dann somit  geschafft- während des Spiels, aber auch oft nach dem Spiel, ließ ich die nicht zu.

Schlimm, schlimm wenn ich  mir das  nochmal so vor Augen halte.

Lieben Gruß

André
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« Letzte Änderung: 28.07.2023 09:01:39 von Andre12 »
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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bis jetzt hat noch keiner hier geschrieben was er fühlte beim spielen.

Ich denke schon, dass das jeder auf seine Weise geschildert hat.
Ich könnte das nur pauschalisert darstellen, weil es sonst viel zu viel wäre.
Natürlich ist vor/beim/nach dem Spielen die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühler vorhanden.

Selbst während des Spieles gab es ja nach Wahrnehmung / Zustand eine Bandbreite
zwischen großer Euphorie, Hoffnung, Traurigkeit, Verzweiflung und und letztlich völliger Verzweiflung.
Wut war nie dabei wenn ich jetzt so drüber nachdenke.

Überwiegend fühlte ich mich jedoch in einer rosa Seifenblase.

Die Gefühle kann ich heute nicht mehr reproduzieren. Also nicht wirklich (nach)empfinden wenn ich daran denke.
Bis auf die "völlige Verzweiflung" :-) Das steckt so tief in mir drin. Keine Ahnung warum das so abrufbar für mich ist.
Muss grad drüber lachen ... es genügt mir die Situation vorzustellen um diese Verzweiflung von damals zu reproduzieren.

Gott war das eine scheiß Zeit !!!
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