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Jürgens Tagebuch

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Jacky1:
Hallo,

...da fuhren wir mit der "Dreckskarre" von meinem Kumpel nach Baden Baden.
Wir waren noch jung, grün hinter den Ohren, keine Kreditkarten, nur Bargeld und Träume.
Das Spielen dort ging nicht so lange, ein kurzes Drama in zwei Akten, unterbrochen durch einen kurzweiligen Gewinn.

Gerade noch genug Benzin im Tank und dieses mal ohne Bargeld fuhren wir wieder heim.
Aber vorher mussten wir noch den Auspuff neu mit Draht fixieren, da klappern nervte schon auf der Hinfahrt.
Zudem kam nun noch ein Kühlerschaden dazu, so mussten wir alle paar Kilometer neues Wasser einfüllen. 
Wir "besorgten" uns eine Gießkanne und fuhren über die Dörfer, an wohl jedem Friedhof auf dieser ca 130 km langen Strecke hielten wir an und füllten die Kanne nach.
Und wenn schon, wir hatten noch genug Zigaretten und waren uns einig, das nächste mal fahre dann ich.  :)

Kein Witz, dies war mein erster Besuch im Casino Baden Baden.
Und diese Geschichte ging noch ewig weiter.....
Genau wie die der zwei Träumer, die meist solange spielten bis alles weg war.

Eigentlich hätte ich es nach jener Heimfahrt schon ahnen können, doch ich war blind, ein Glücksritter ohne Respekt vor dem Leben.
Die Autos mit denen ich die späteren Jahre hinfuhr wurden zuverlässiger.
Der Fahrer hingegen war nun marode, immer mehr selbst nur noch ein Flickwerk.
Es hätte mir sicherlich gut getan, damals wieder einmal über die Dörfer nach Hause zu fahren.
An den Friedhöfen vorbei.....

Ich habe es versucht, es funktioniert kaum noch nostalgisch über jene Zeit zu schreiben.
Was mich/Dich zu Grunde richtet ist nicht nostalgisch.

....ausgeträumt ?
nein  :) niemals.

Liebe Grüße

 
     
             
     

Jacky1:
Hallo,

zwei Dinge.

Keine Lust zu spielen, keinen Druck und schon fast ein Ekel in der Erinnerung.
Warum sollte ich auch, es ist nichts geblieben von einst.
Schon sehr davon überzeugt und mit ganzem Willen, dies wird es nicht mehr geben.
Etwas ist allerdings geblieben und ich kann es nur versuchen, es in Worten zu beschreiben.

Nicht greifbar aber spürbar, als würde man in Golddukaten baden und gezwungen an eine rostige Münze zu denken. 
Man braucht sie nicht, will sie nicht und doch ist diese Lücke da.
Egal was man auch alles anstellen würde im Leben, es geht einfach nicht weg.
Eine Lücke die nie wieder zu füllen scheint, ein Loch, ein "kosmischer" Defekt.
Da beschäftige ich mich doch sehr mit der Spielsucht, suche und frage.
Im Grunde ja die gleiche Thematik wie früher, nur halt hinter dem Vorhang und im Positiven.
Mein früheres Suchtverhalten auf einer Wärmeplatte.
Und genau dies lässt mich diese "Lücke" auch spüren, oder wegen dieser "Lücke" beschäftige ich mich ja erst mit der Sucht und mit mir.    :)
Fakt: Über so viele Jahre erlebtes Verhalten, welches immer die gleichen Abläufe hatte, kettet an Emotionen.

Das zweite Ding:

Rauchen, eigentlich ist der einzige Grund warum ich rauche, nur:
Wenn ich es nicht mehr mache, würde ich ja gezwungen an zwei "rostige Münzen" zu denken.

Mein Leben wäre das Gleiche, etwas gesünder keine Frage, eine Sucht weniger und die Genugtuung.
Und da wären noch viel mehr Sachen die ich nicht unbedingt machen sollte, alles zu brechen würde unweigerlich dazu führen....
auf einmal zu baden in Unmengen an rostigen Münzen und gezwungen an einen Golddukaten zu denken.  :)
Weitere Lücken, die ich nicht bräuchte,wollte und imaginär, sie würden mich nicht sorgen oder quälen...halt einfach nur da.   

Ein eigentlich wertiger Beitrag endete nun wieder Ambivalent .  :)
Absolut nicht wichtig aber gewollt, es ging nur darum etwas zu beschreiben.

Verstehst Du was ich meine ?
 
Liebe Grüße
     
         

Fred:

--- Zitat von: Jacky1 am 05.09.2020 00:12:05 ---Rauchen, eigentlich ist der einzige Grund warum ich rauche, nur:
Wenn ich es nicht mehr mache, würde ich ja gezwungen an zwei "rostige Münzen" zu denken.

--- Ende Zitat ---

Völliger Unsinn. Es käme eine weitere goldene Münze dazu.

Taro:
Moin Harald,

das man selber so wird, wie das was man am meisten bei den Eltern ablehnt ist ja nun kein grosses Geheimnis. Die Kunst liegt viel mehr darin es selber mit zu bekommen, was für die Aussenstehenden eh offensichtlich ist.

Moin Jacky,

nein, keine meiner Süchte oder der Verzicht darauf kommt auch nur im entferntesten einer rostigen Münze gleich. Der Spielstop hat in mir einen unbändigen Hunger nach Leben und eine nicht versiegende neigier gebracht. Wo würde ich wohl heute ohne die Spielsucht stehen, habe ich Ihr doch letztlich zu verdanken das ich Zugang zu mir selbst bekommen habe. Nach dem Verzicht auf das Spielen ist der Verzicht auf das Nikotin das beste was mir je passiert ist. Ich wäre ja nie auf die Auswirkungen des, Atems auf meinen Körper gestoßen, weil ja schon tiefes einatmen nicht mehr möglich war. Körperlich habe ich mal mindestens 10 Jahre zurück bekommen. Etwas zugenommen. Das sollte sich dann diesen Winter aber auch langsam erledigen.

Taro

Jacky1:
Hallo,

da kann man ja schon gut erkennen, welche Gedankengänge sich verwirren bei mir.
Auch wenn diese ja vorhanden sind und ich habe sie erklärt, welche ""Ausreden"" so ein Raucher sich zurecht legt.

Kompliziertes zerlegen und wieder zusammensetzen in der geistigen Theorie.  :)

Statt klar und deutlich ohne Umwege sich ein Ziel setzen und auch verwirklichen.
Denn Nikotin zu rauchen hat keine Vorteile...absolut keine für einen Menschen.

...auf dem Teppich der Tatsachen.

Liebe Grüße
 

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