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Co-abhängig schon seit vielen Jahren

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Lillet49:
Ich bin erst seit kurzem hier im Forum. Jacki hatte mir geraten hier eines Thema zu starten.
Nun schreib ich mal meine aktuelle Situation auf. Ich bin derzeit wieder am Boden zerstört. Mein Freund (schon über 24 Jahre) spielt erneut. Es ist wie in einer Zeitschleife. Ich habe ihn schon zig-mal in der Spielo erwischt, er war auch schon 2x zur Langzeittherapie und ist in der SHG, aber trotzdem zieht es ihn immer wieder in eine Spielo.   :'( Er sagt auch in der SHG nicht die Wahrheit. Stellt sich immer besser dar, als er ist.

Er muss schon seit einiger Zeit wieder spielen. Ich hatte schon so ein Gefühl, welches er natürlich negierte, wenn ich ihn darauf ansprach. Erst wenn ich ihn live in einer Spielo erwische, gibt er zu, dass er wieder spielt.
Seine Reaktion aktuell darauf war, dass er mir sagte,  dass er keine Schulden gemacht hat und auch nicht mein Geld verspiele. Das sollte dann wohl bedeuten, dass sein Spielverhalten nicht so schlimm ist.???
Für mich ist es jedoch schlimm, dass ich über die Jahre einen totalen Vertrauensverlust habe. Mich ständig frage, was ist wahr, was nicht.

Besonders traurig macht mich, dass es ihm wichtiger ist, in der Spielo zu sein, als zum Beispiel am Sonntagabend bei mir.  :-[ :-[
Jetzt ist er wieder in seine Wohnung gezogen. (War eine Vereinbarung, wenn ich ihn live in der Spielo erwische.) Seine Wohnung hat er noch zum Glück. Er lebte zum Großteil bei mir, aber seine Wohnung hat er immer behalten - diese wird vom Amt bezahlt. In unserer Beziehung gab es immer ein ständiges Hin- und Her. Ich bin darauf auch nicht stolz, fühle mich selbst als schwach und unwert, dass ich all das immer mitmache. Bin eben ein Schlafschaf.

Wir habe eine 17jährige gemeinsame Tochter. Aus der ersten Beziehung ist noch eine große Tochter.
Obwohl ich eigentlich froh sein müsste, dass er zu sich gegangen ist, macht mir das Alleinsein zu schaffen. Zu lange haben wir schon in dieser kranken Beziehung gelebt. Es gab aber auch gute Zeiten, wo er mich sehr unterstützt hat.

Ich musste mir das jetzt alles mal von der Seele schreiben.
Ich suche den Austausch mit anderen Angehörigen oder Teilnehmern, weil ich allein dastehe und nicht ständig meiner Tochter etwas vorheulen will. Ich hatte war einem Jahr einen psychischen Zusammenbruch, aber anderer Art. Bin also psychisch auch nicht so stabil und habe Bedenken, dass mich das alles wieder runterzieht.

Viele Grüße Lillet49

JJ:
Liebe Lillet,
ich kann mitfühlen, wie es dir geht.
Wenn einem aufgeht, was im Hintergrund abgelaufen ist und wie einen der eigene Partner über längere Zeit belogen hat, das sind echte Schmerzen.
Jetzt sitzt du da mit diesen Schmerzen und weißt nicht, wie du sie loswerden sollst.
Zunächst mal würde ich mich an dem festhalten, was gut ist: Er hat seine eigene Wohnung (Gott sei Dank!! Er ist versorgt!! Das nimmt dir doch schonmal eine Last von den Schultern!). Und: Du hast zwei Töchter. Das ist doch überhaupt das größte Glück. Große Kinder denen man auch mal sein Herz ausschütten kann.
Ich persönlich meine, Kinder können mit Tränen ihrer Eltern besser umgehen, als wir ihnen oft zutrauen. Viel schlimmer ist es für sie, eine Mutter mit versteinertem Blick um sich zu haben und nicht zu wissen, was eigentlich los ist.
Genieß es, dass du mit Deinen Töchtern sprechen kannst. Sie können dir ja signalisieren, wenn es ihnen zu viel wird. Ich würde halt darauf achten, dass ihr auch andere Themen miteinander habt. Dass ihre Themen auch ihren Raum finden. Es lenkt dich ja auch von deiner Trauer ab, wenn Du mit ihr mal ihren Lieblingsfilm anschaust oder ihr Lieblingsessen kochst. Meine Tochter ist 14 und sie liebt es, wenn ich mit ihr Bubble Tea trinken gehe und durch Second Läden ziehe. Dafür brauchen wir meinen Mann nicht und es schweißt ungemein zusammen.
Mache überhaupt einfach alles, was dir gut tut.
Ob Du die Beziehung zu Deinem Freund beendest oder nicht, würde ich gerade gar nicht zum Thema machen. Kann ja er sich den Kopf drüber zerbrechen. Er ist jetzt schonmal gut untergebracht in seiner Wohnung (und Spielo) und rutscht damit von der Hauptrolle runter in die Nebenrolle. Wer weiß.... vielleicht irgendwann nur noch Statist?
Ich würde mich da nicht grämen, dass er iiirgendwann auch mal nett war und dir geholfen hat. Pech gehabt. Jetzt tut er es nicht mehr.
Ich hätte nicht mal ein schlechtes Gewissen, ihn noch für Hausmeisterarbeiten auszunutzen..... aber da kann man sicher unterschiedliche Meinungen haben.

Ich drück dich, liebe Lillet!!

JJ

amTiefpunkt:
Hallo Lillet,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, gut dass du dir in Form eines Beitrags mal Luft verschaffst! Manchmal hat der Jackson doch wirklich beste Ratschläge!!!  8)
Ich denke, es ist nun wichtig für dich und dein Leben zu Entscheiden, wie die Zukunft aussehen soll. Entweder an der Seite eines notorischen Lügners der spielkrank ist, der dein Vertrauen missbraucht und seiner Sucht fröhnt, oder im Kriese deiner Töchter ohne ihn - in einem selbstbestimmten Leben. Klar, kann man keine 24 Jahre einfach so ausblenden, aber es ist nun an der Zeit an dich selbst zu denken, an deine Zukunft, an dein Leben.
Überlege dir genau, was du möchtest, niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen, aber der jetzige Zustand scheint keinesfalls zukunftstauglich und er tut dir auch nicht gut. Wichtig bist jetzt du und deine Gesundheit, da kannst du ansetzen, ihn kannst du nicht verbiegen oder gesund zaubern, dafür ist er selbst verantwortlich, ggf will er es auch gar nicht!? Rede mit deiner Tochter darüber!
Grüße,
aT

Jacky1:
Hallo Lillet49,

schön dass Du nun hier angekommen bist.
Sehr gut dass er in seine eigene Wohnung gezogen ist, Lügner sollten generell alleine wohnen.
Und wenn er den Rest seines Lebens in eine Therapie geht und gleichzeitig eine SHG besucht und Dein Geld nicht anrührt, weiterhin hoch und heilig Dinge verspricht........
Ein besonderes Gewicht hat es nun einmal nicht mehr.
Aus meiner Sicht würde ich ihn nicht für immer aufgeben und sicherlich brachten ihm seine zwei Therapien auch etwas weiter.
Doch momentan steht er genau so da wie halt immer, weiter beharrlich sich seiner Sucht hinzugeben.
Er ist ja nicht hier im Forum sondern ja Du, was sollte ich nun weiter über hier "unbeteiligte" schreiben.
Wahrscheinlich würde er doch nicht einmal hier lesen, wenn er wüsste dass Du hier schreibst.
Denn dann würde er nur sehen, was ehemals Seinesgleichen hier einbringen.

"... gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Dieser Gelassenheitsspruch / gebet ist oft zu finden in "unseren" Meetings für pathologische Spieler.
Wie sollte jemand auch bei jemanden etwas ändern, wenn jener es nicht wollte oder könnte.
Und nun für Dich zu hoffen, aus Deinem Wunsch heraus , dass es sich doch endlich einmal zum Guten wendet.
In einer glücklichen harmonischen Partnerschaft  endet....wäre ja das Einzige was irgendwie greifbar wäre.
und dies ist nicht nur viel zu wenig, sondern eher gar nichts.

Das Gute, Du weißt es doch woran Du bei ihm bist.
Was Du ihm glauben kannst und was halt nicht, es würde doch eine unglaubliche Zeit vergehen, bis wieder eine grundlegende Basis da wäre für Euch beide.
Du möchtest Ihn nicht loslassen und egal wie es nun weiter geht, Du hast doch einen klaren Kopf dabei.
Eure gemeinsame Zukunft liegt in euren Händen, wenn nun aber der eine nicht sagen möchte was der andere eh nicht hören wollte.....
dann wird halt jenes gesagt, was den anderen beruhigt.
Das ist doch alles Müll in einer reellen Beziehung, dem Herzen mag es zeitweise aber egal sein.

So bleibt Dir nur weiterhin zu ergründen, nicht mehr in ihn ...sondern Dich!
Eine eigentlich schöne Aufgabe, die leider Dich so schmerzt.,
Entweder passiert also nun ein Wunder oder Du hast halt Glück und er findet plötzlich den Weg in die Spielfreiheit.
Das Gleiche denkt aber eh jeder Spieler....einmal Glück zu haben.
Um dann doch wieder alles zu verspielen....Kreisläufe.

Bleibe doch etwas hier im Forum, denn wenigstens Du möchtest und kannst etwas....wo er leider immer wieder scheitert.

Ganz liebe Grüße   

 



 

Lillet49:
Guten Abend,

danke für eure lieben Worte. Jacky1, mit deiner Aussage, dass Lügner, Spieler generell alleine wohnen sollten, gehe ich mit.  :D. Ich muss mich jetzt erstmal an den neuen Zustand des Alleinseins gewöhnen, ist  alles neu für mich. Ich habe auch nicht so viele Freunde und Bekannte, mit denen ich offen wegen der Spielsucht reden kann und will.

Ach, wir haben nur eine gemeinsame Tochter. Er hat noch eine große Tochter aus der ersten Beziehung, mit der ich mich aber gut verstehe.

Mit meiner Tochter habe ich bereits gesprochen. Sie meint, dass ich für mein Leben entscheiden muss, ob ich mich trenne oder ihn wieder nehme, ist ihr egal. (Diese Situation ist nichts Neues für sie, war schon öfters so). Ein wenig kritisch fand ich ihre Aussage, dass sie einen Drogensüchtigen schlimmer als einen Spieler findet.
Hoffentlich nimmt sie sich mal keinen suchtkranken Mann. ???

Ihre Sicht hat wahrscheinlich damit etwas zu tun, dass sie durch seine Sucht weniger finanziell gelitten hat. Wir hatten immer getrennte Konten und ich komme mit meinen Finanzen gut aus. Wenn sie irgendwelche normalen Wünsche hatte, habe ich ihr diese erfüllt. Natürlich hat sie unseren häufigen Auseinandersetzungen und mein Kontrollieren wegen seiner Spielsucht miterlebt und ist davon auch irgendwo geprägt.

Ich werde demnächst mal wieder zur Suchtberatung gehen und einen Termin vereinbaren. Mit unseren früheren Beraterin hatte ich mehrere Gespräche, das ist aber schon lange her. Seit dieser Zeit wechselten die Suchtberater/innen mehrmals und Corona macht die Beratungs- und SHG-Situation auch nicht leichter.

So, der Tag wäre wieder geschafft und ich werde jetzt müde zu Bett gehen. Liebe Grüße Lillet

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