Spieler & Angehörige > Tagebuch

Der Weg ist das Ziel - Stopp den Zock!

<< < (3/8) > >>

Miele1887:
23 November 2016, 11:15:59

Guten Morgen, Leute :)

Von mir ein kurzes Update, auch wenn es eigentlich nicht viel zu berichten gibt. Ich bin weiterhin spielfrei, besuche die SHG regelmäßig und spüre nach wie vor, dass mir das Nicht-Spielen sehr gut tut. Es ist lang her, dass ich über einen Zeitraum von über 3 Wochen nicht gespielt habe und es fühlt sich gut an und ich bin stolz auf mich.

Nach 4 Mal SHG muss ich sagen, dass ich mich gut in die Gruppe integriert fühle, wenn ich gegen 22:30 Uhr wieder auf dem Weg nach Hause bin dann spüre ich, dass ich lebe. Irgendwie wird mein Wertesystem während der Treffen immer wieder neu kalibriert, der Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben neu geschärft. Diese Treffen sind jetzt nach kapp einem Monat schon sehr wichtig für mich geworden und ich bereue es nicht, den Schritt gemacht zu haben und mir die Selbsthilfe zu gönnen, wie Olli immer so schön sagt :D

Der Gedanke ans Spielen ist zwischendurch zwar präsent, das kommt dann einfach so, ohne Vorwarnung und das ist auch okay, ich lasse das dann zu und setze mich damit auseinander. Allerdings muss ich sagen, dass es in der letzten Woche weniger geworden ist. Es ist wie ein Zucken, das dann ab und zu aufblitzt und plötzlich da ist, aber genau so schnell ist es wieder weg.

Da ich mich in letzter Zeit durch die SHG sehr viel mit mir selbst beschäftige und durch das Nicht-Spielen auch eine Menge Zeit habe über mich nachzudenken, sind mir einige Verhaltensmuster aufgefallen, an denen ich arbeiten möchte und die ich aufarbeiten möchte. Ich will da jetzt nicht ins Detail gehen, hat viel mit meiner Kindheit zu tun, mit Anerkennung, Akzeptanz, Kritikfähigkeit, etc. Ich denke, dass dort auch der Hund begraben liegt, weshalb ich spielsüchtig bin bzw. warum ich generell ein sehr Sucht-affiner Mensch bin.

In der Gruppe habe ich mir die Telefonnummer eines Suchtberaters der AWO besorgt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir eigentlich, dass dieser Mensch nicht der richtige Ansprechpartner für mich ist. Ich denke da eher an einen Psychologen?

Was ich eigentlich möchte, ist jemanden zum Reden. Nicht meine Freundin, nicht meine Schwester oder meine Familie, mit denen kann ich immer reden. Ich möchte jemanden, zu dem ich einmal die Woche gehe, mit dem ich über mich spreche, der mit mir zusammen in mich reinschaut, mir aufzeigen kann, was mich emotional belastet, was ich mit mir herumschleppe. Mit dem ich zusammen an mir arbeite. Schon eine Art Therapie irgendwie.

Habt ihr da vielleicht ne Idee für mich? An wen genau soll ich mich wenden? Doch erstmal der Suchtberater von der AWO? Ich bin an dieser Stelle ein bisschen überfragt, weiß aber, dass es mir unheimlich gut tun würde, wenn ich in dieser Richtung etwas unternehmen könnte :)

Danke schon mal :)

Miele1887:
28 November 2016, 16:45:58

Nabend, Leute :)

Kurzes Update von meiner Seite:

Genau heute vor 4 Wochen hab ich den ersten Schritt getan und mich meiner Spielsucht gestellt. Was seitdem passiert ist, habe ich hier in diesem Tagebuch niedergeschrieben. Spielfrei bin ich seit 28 Tagen und ich bin so froh, dass ich es bis an diesen Punkt geschafft habe. 28 Tage ohne Spielen, das hatte ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr und es fühlt sich einfach nur richtig an!

Ein Monat spielfrei. Ein Monat, in dem ich mich so viel mit mir selbst beschäftigt habe, wie lange nicht mehr. Ein Monat, in dem ich viel über mich gelernt habe, auch durch die regelmäßigen Besuche in der SHG.

Natürlich kann ich hier jetzt keine klugen Ratschläge erteilen, dafür bin ich noch zu "nass", allerdings kann ich jedem, der neu in dieses Forum kommt und den Wunsch nicht mehr zu spielen mit sich herumträgt dazu raten, es zu versuchen und die dafür notwendigen Schritte einzuleiten.

Ich habe letztens in der Gruppe erzählt, dass die kommenden Monate sicherlich hart werden, weil durch die Tilgung der Schulden kein Geld zur Verfügung ist. Daraufhin meinte eine Gruppenteilnehmerin zu mir: "Wieso hart? Vorher hattest du doch auch kein Geld für dich zur Verfügung..." :D Das hat ein bisschen gedauert aber sie hatte damit total recht! Ich hab ja nie Geld für mich gehabt, das ging ja alles in der Spielhalle oder online drauf, für MICH hatte ich nie Geld. Es ist eh erstaunlich, mit wie wenig Geld man eigentlich auskommt. Bis auf Tabak und ab und an mal ein Franzbrötchen morgens auf dem Weg ins Büro habe ich mir nichts gekauft diesen Monat (war natürlich auch kein Geld da, das hatte ich ja direkt am Monatsanfang verzockt. Bekomme jetzt ja ein wöchentliches Taschengeld von 5 Euro und das reicht, kaum zu glauben!) War ein lustiger und aufschlussreicher Moment für mich, wie so vieles, was in der Gruppe passiert. Den Besuch einer SHG kann ich uneingeschränkt empfehlen und ich denke, dass es wirklich ein sehr sehr wichtiges Instrument auf dem Weg in eine Spielfreiheit ist!

Was den Therapeuten/Psychologen angeht: Ich habe nun erstmal den mir empfohlenen Suchtberater angerufen und warte auf eine Rückmeldung seinerseits (konnte ihm nur auf die Mailbox quatschen, ist permanent nicht zu erreichen -.- ) Werde mich aber auch nochmal im Netz schlau machen, danke für deine Info diesbezüglich! :)

So, ich wünsche euch eine angenehme Woche, bleibt spielfrei und stark, es lohnt sich!

Grüße, Christian :)

Info2:
Hallo Miele..

Was ist mit den Gläubigern raus gekommen..?
Hast Du schon Erfolg verbuchen können..?

LG

Miele1887:
Moin zusammen :)

Ich konnte mich mit allen Gläubigern einigen, teils mit Vergleichen die ich direkt gezahlt habe, teils mit Vergleichen, die ich nun in Raten abzahle und teils mit Ratenzahlungen, die seit dem 01.12. nun ihren Gang gehen. Das eine wird schneller bezahlt sein, das andere wird mich noch Jahre begleiten. Egal, ich weiß, dass ich in absehbarer Zeit schuldenfrei sein werde und das ist die Hauptsache. Nimmt mir doch einige Last von den Schultern und drückt mir nicht mehr so sehr auf die Psyche. Ich hab mich damit abgefunden, dass ich die nächsten Jahre den Gürtel einfach ein bisschen enger schnallen muss und es ist okay für mich. Geld ist materiell. Ich bin in einem festen und unbefristeten Arbeitsverhältnis und die Kohle wird noch länger sprudeln, also brauche ich mir da keinen Stress mehr machen.

War ein schönes Gefühl als am Anfang des Monats alle Daueraufträge und Lastschriften vom Konto waren, klingt komisch, ist aber so :D Natürlich betrachte ich das ganze auch mit einem kleinen weinenden Auge, schließlich bleibt gerade jetzt im Dezember nicht viel übrig für die Weihnachtsgeschenke  :P  Aber da hat mein Umfeld vollstes Verständnis für und auch das ist ja kein Dauerzustand. Ich hab mir die Suppe eingebrockt, jetzt löffle ich sie auch aus  8)

Generell geht es mir sehr gut seitdem ich die Entscheidung getroffen habe nicht mehr zu spielen. Die Besuche in der Gruppe bestärken mich dabei und rufen mir jeden Dienstag ins Gedächtnis, warum ich diesen Schritt getan habe. Nach über einem Monat dreht sich auch nicht mehr so viel ums Spielen wie vorher, jedenfalls tagsüber. Nachts hatte ich jetzt schon mehrfach ziemlich wirre Spielhallen-Träume, war teilweise schon ganz schön abgefahren  :o :D Das zeigt mir aber, dass mein Unterbewusstsein mit der Entscheidung kämpft oder sich damit auseinandersetzt und Dinge verarbeitet. Alles in allem fühle ich mich aber psychisch so stabil wie lang nicht mehr, auch wegen der Ehrlichkeit meinem Umfeld gegenüber. Das tut gut. Körperlich bin ich momentan aber ganz schön abgewrackt  ;D  Liegt wohl am mangelnden Sonnenlicht oder so :D

Ich wünsche euch einen schönen Tag und gute 24 Stunden :)

Gruß, Christian

Fred:
Christian,

ich finde deine Einstellung zu deinen Schulden absolut vorbildlich !
Wenige sehen das so realistisch und suchen eher einen Schuldigen als einen Ausweg aus den Schulden.

Aus eigener Erfahrung sage ich, dass es ein sehr erhabenes Gefühl ist, wenn man seine Schulden begleichen kann
auch wenn die Schulden aus lange vergagenen Tagen sehr schmerzlich sind.

Hatte ich dann den einen oder anderen Gläubiger komplett "getilgt" fühlte ich mich
als stünde ich auf dem Mount Everest und die Welt läge mir zu Füßen.

Ich muss dazu aber ehrlich sagen, dass viele wirtschaftlich nicht in der Lage sind die eigenen Schulden zu bezahlen.
Da muss man sich dann einfach durch ein Insolvenzverfahren durchkämpfen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Beim Bedanken trat ein Fehler auf
Bedanken...
Zur normalen Ansicht wechseln