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Autor Thema: Hirnfunktion

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Hirnfunktion
OP: 04.02.2021 10:42:33
Hallo an alle,

gestern habe ich eine interessante Erklärung in meiner Therapie erhalten, mein Therapeutin erklärte mir nochmal, was in meinem Suchthirn damals so passierte, klar weiß ich das indirekt, aber ich fand Ihre Erklärung doch nochmal sehr anschaulich und dachte, ich geb die hier mal weiter:
Also im Grunde ist es ähnlich wie bei einer Zwangsstörung, ein Gedanke bildet sich im Hirn, also zum Beispiel ich muss die Türe abschließen. Bei einem normalen Menschen, funktioniert das gut, er schließt ab und geht, der Gedanke wird gelöscht. Bei einem Zwangshandelnde wird der Gedanke in einer Schleife gedreht und nicht gelöscht, daher muss er immer wieder kontrollieren, ob wirklich abgesperrt ist und sich dann manuell zum Löschen des Gedankens zwingen.
Bei einem Süchtigen, ist das ähnlich, in dem Moment,wo er sein Suchtmittel bekommt, gehen die Gedanken in die SChleife. Auch wenn wir vorher noch fest überzeugt waren, dass wir, sagen wir nach 50€ einfach aufhören können zu spielen, geht dass dann nicht mehr, weil unsere Gedanken in einer Schleife hängen, aus der wir uns nicht so leicht selbst befreien können, unser Suchthirn, kann den Gedanken, dass es jetzt reicht, mit 50 Euro nicht mehr aktivieren und wir hängen erstmal fest. Der Gedanke wird erst gelöscht wenn unser Suchtmittel nicht mehr da ist...
Bei einem Suchthirn, bleibt dieser Effekt für immer, bedeutet wenn wir auch nach Jahren, unser Suchtmittel aktivieren, haben wir keine gezielte normale Kontrolle über unsere Gedanken.

OH, ich dachte ich kann das besser erklären, aber vielleicht versteht es der ein oder andere doch. Mir kam es total gut erklärt vor und macht mir nochmal deutlich, wie achtsam ich immer bleiben muss.
So allen einen guten Tag und viele schöne Gedanken
Eure Medea
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A
Re: Hirnfunktion
#1: 04.02.2021 21:20:29
Hallo,
also ich hab es verstanden und vor allem kenne ich das Gefühl!
Eine schöne Erklärung die sich mit meiner Erfahrung deckt das ich nie wieder gewinnen kann.
Danke und LG
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C
Re: Hirnfunktion
#2: 18.05.2021 09:09:58
Ich bin auf der Suche nach Erklärungen für meine Spielsucht.
Ich kann diese Defenition gut verstehen. Ich erkenne mein eigenes Spielverhalten darin wieder. Für mich ist die Schleife sinnbildlich eher ein dickes Seil, was mich fesselt, von dem ich alleine nicht mehr los kam. Jetzt gilt es darum stark zu bleiben, damit dass nicht mehr passiert.  ::)
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A
Re: Hirnfunktion
#3: 18.05.2021 10:35:27
Ich bin auf der Suche nach Erklärungen für meine Spielsucht.


Moin,
 ich habe mich  jahrelang im Kreis gedreht, gesucht, gemacht, getan und immer wieder spielen gegangen. Auch heute nach 14 Monaten Abstinenz, kommen  immer  mal Gedanken hoch....  dann weiß ich  sofort, Stopp irgendwas läuft gerade schief, schaue mir es dann an. Als ich für mich meine Sucht akzeptieren und verstehen konnte, konnte ich mehr oder weniger einfach loslassen und das nach 30 Jahren spielen. Ich habe alles Revue passieren lassen, erlebte Situationen bewertet und das was sie mit mir gemacht haben, was mein Hirn daraus abgeleitet hat. Mein Verhalten war  erlernt durch Erfahrung und für alles negative habe ich mir die Schuhe angezogen und mein Umfeld bestätigte dies, also passte ich instinktiv mein Verhalten immer dem Umfeld an, natürlich nicht uneigennützig, sondern um meine Erwartungshaltung erfüllt zu bekommen.  Innerlich fühlte ich aber anders, das habe ich versteckt, ausgeblendet, tot gemacht. Das wurde natürlich im laufe der Jahre nicht besser. Ich konnte mich und mein Leben einfach nicht aushalten und verstand es nicht. Nur in der Halle konnte ich alles ertragen, bin vor allen weggelaufen und da konnte ich mich aushalten, da mußte ich nichts spüren, nichts fühlen was mein Hirn sehr gut gefiel. Immer und immer wieder wollte es diese vorgegaukelte Ruhe haben. Ja dagegen ankämpfen , stark sein wollte ich immer  wieder, nur die Sucht war  stärker, da ich mein Hirn nicht anders füllen konnte. Das für mich zu erkennen, war der Knackpunkt, der Punkt loslassen zu können. Ich fing dann an ehrlich zu sein, bedingungslos zu mir und nach außen. Ich schaute wer bin ich eigentlich, wer oder was ist mir wichtig. Mein Selbstbewußstein, mein Selbstvertrauen zu stärken, nicht nur so tun als ob ich es hätte, sondern das auch wirklich zu leben. Da laufen zig Fäden zusammen und das alles ging erst als ich loslassen konnte, als ich bereit war mein Leben, mich selbst zu ertragen, auszuhalten, mein Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Ich stellte es ab, meine Wohlbefinden von außen zu bekommen. Mein Hirn, meine Sucht sagt mir heute noch, ey guck mal Dir geht es gut, Du hast Geld, fällt doch nicht auf, keiner weiß davon, es war doch schön oder nicht? Mein Hirn sagt nicht vielleicht gewinnst Du was... und darum ging es ganz tief drinnen in mir nie. Der Gewinn im Kopf den alle Spieler haben, ist meiner meiner Meinung nach a. Darf nicht auffallen das Geld weg ist und b. Das Geld wird wieder benötigt um zu spielen. Heute wenn das Suchthirn vorsichtig anklopft, wirke ich entgegen, in dem ich meine Erfahrung beim Spielen mir ins Gehirn rufe und schaue warum sich gerade jetzt das Hirn meldet. Auch wenn es keiner wüßte wenn ich spielen war, aber ich weiss es , ich selbst und das ist schon ein Grund das mein Suchthirn sich zurückzieht, da ich es mir selbst wert bin, nicht zu spielen.
Ok, jetzt bin ich etwas abgeschweift vom Thema Hirnfunktion. Vielleicht kannst Du, liebe Cassie ein paar Ansätze für Deine Suche sehen.

Lg

André
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C
Re: Hirnfunktion
#4: 18.05.2021 12:19:33
Danke für den Beitrag, habe ihn schon zweimal gelesen. Es ist tatsächlich so, wie Du es beschreibst. Ich stelle mir aber auch die Frage, warum es soweit kommen konnte, dass ich jegliche Kontrolle über Alles verloren habe. Mir war Alles egal. Wenn ich jetzt über diesen Zustand nachdenke, bin ich einfach nur entsetzt. Wie kommt man in solche Situationen?
Ja ich habe mich oft abgelenkt, mal an nichts gedacht, beim Zocken. Aber warum schlussendlich in diesem Ausmaß? Sind dass Reaktionen auf psychische Belastungen/Vorbelastungen? Bewusst habe ich mich nicht dazu entschieden, dass bin ich nicht. Ich bin sehr froh darum, mich so gut austauschen zu können. Danke dafür und schönen Tag noch
Lieben Gruß
Cassie
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Re: Hirnfunktion
#5: 18.05.2021 13:33:56
Aber warum schlussendlich in diesem Ausmaß? Sind dass Reaktionen auf psychische Belastungen/Vorbelastungen? Bewusst habe ich mich nicht dazu entschieden, dass bin ich nicht.


Moin Cassie,

um Deine Frage genau beantworten zu können fehlen mir die Qualifikationen, denke aber natürlich ist es irgendwo auf die Psyche zurückzuführen, aber das auf Vorbelastungen oder Belastung zu schieben, hört sich negativ an, wahrscheinlich  um etwas greifbares (klingt und ist paradox ) zu bekommen, um  etwas die Schuld zu geben, und nicht "selbst" die Verantwortung zu übernehmen. Du schreibst "das bist Du nicht..." doch Cassie das bist Du oder wer hat das Geld verspielt ?  Auch das ist  erstmal ein normales Verhalten, aber eben ein typisches Abwehrverhalten, von sich wegschieben. Ich habe es jahrelang so gehalten, weil ich mir das Spielen unbewußt erhalten wollte.   Ich hab die Sucht auch immer weggeschoben und hier ist doch gut zu erkennen das man (ich) sucht und schaut, aber nicht akzeptiert das man (ich) süchtig ist, krankhaftes Verhalten zeigt. Ich habe auch oft vergessen, das es eben ein Sucht ist, das ich als Suchtmensch eben nicht in der Lage bin nur kurz mich dem "Vergnügen" aus zu setzten.  Sehe es wie mit dem stoffgebunden Süchten, ein Bier geht nicht, eine Spritze geht nicht (Ok weiß ich nur vom hören sagen, soll ja so sein, gibt es bestimmt Ausnahmen). Es entwickelt sich genauso bei uns Spielern die Sucht. Der Kopf, das Hirn (um nicht ganz zu doll abzuschweifen, nutze ich mal wieder das Hirn  :)) will das immer wieder und benötigt immer mehr... irgendwann ist es soweit, das alles egal ist, Hauptsache man kommt an sein Suchtmittel, kann die Sucht ausüben und Konsequenzen werden konsequent ausgeblendet. Die Verantwortung wird wieder weggeschoben. Dann kommt die Reue, das Versprechen bis es eben wieder soweit ist, solange man sich es eben nicht eingesteht. Für mich ist das mit der Psyche alles oberflächlich bzw. zu einfach ausgedrückt. Die Abstinenz steckt in jedem von uns drinnen, Cassie pule sie heraus.

Ich tausche mich sehr gerne aus, für mich ist das auch ein Teil meiner Achtsamkeit.

LG
André
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« Letzte Änderung: 18.05.2021 15:25:11 von Andre12 »
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Re: Hirnfunktion
#6: 18.05.2021 21:29:41
Sind dass Reaktionen auf psychische Belastungen/Vorbelastungen? Bewusst habe ich mich nicht dazu entschieden, dass bin ich nicht.

Hey,

es gibt unter Suchtforschern Theorien dass eine Sucht aus einer Depression entsteht.
Die Ursachenforschung für die Spielsucht hat wohl jeder Spieler, und vor allem die abstinenten Spieler, bis zu einem gewissen Grad betrieben. Manche mit mehr, manche mit weniger Erfolg.

Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen dass die Ursache meiner Sucht für mich nicht wichtig ist, zum einen da es nicht wirklich relevant ist Abstinent zu werden/bleiben und zum anderen weil es den Fokus auf eine Frage liegt (die ich zumindest für mich) nicht abschließend klären kann.

Wie André halte ich es aber für sehr wichtig die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Ich selbst habe das Geld in den Automaten gesteckt, ich selbst habe meine Familie und Freunde belogen, ich selbst habe.....
Auch wenn alles davon mir heute Leid tut, vielleicht auch vieles im Automatismus der Sucht passiert ist, bin ich und ich alleine dafür verantwortlich.

In einer Hinsicht hast du allerdings recht, du bist es nicht, zumindest nicht mehr. Du musst es auch nie wieder sein, das erfordert allerdings Arbeit.
Ein Teil davon ist es auch sich seine Sucht und die damit verbundenen Handlungen einzugestehen.

LG
Apa


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Re: Hirnfunktion
#7: 19.05.2021 00:05:58
Hallo,

der Spieler unter seiner Haut gesteuert von chemisch elektrischen Impulsen, wiederholende Abläufe zum Suchtempfinden.
Der innere Drang etwas zu befriedigen, zur Regulierung der "wichtigen" Bedürfnisse.

Was einen letztendlich zur Sucht trieb wäre schon interessant, wenn jenes auch wieder dazu führen könnte, wieder erneut zu spielen.
Wenn ich versuche einen Grund zu finden wie damals alles anfing und warum, komme ich nicht daran vorbei anderen eine Mitschuld zu geben.
Kausalitätsketten die sich halt so ergaben, mich hat ja kein Croupier einfach mal so angefixt.
Apa stimme ich aber zu, die Verantwortung der Folgen aus der Sucht, unterliegen der Eigenverantwortung.
Auch wenn man machtlos gegenüber einem Suchtverhalten gegenüber steht.
Als abstinenter Spieler lässt sich dies leicht verstehen.... ab dem Zeitpunkt der Spielfreiheit.

30 Jahre spielte ich also Glücksspiele, die auf Dauer definitiv nicht zu einem ausreichenden Gewinn führen.
Meist an Automaten, dort wo es rechnerisch eh keinen Erfolg gäbe wieder finanziell ins Plus zu kommen.
Als halbwegs intelligentes Wesen war mir dies ja schon bewusst, es ging anscheinend nicht ums Geld.
Doch drehten sich meine Suchtgedanken nur um Geld dass es event. zu gewinnen gäbe.
Dies macht meine Spielsucht für mich greifbar.
Ich akzeptiere dass ich darunter erkrankt bin und ja, es kostete einiges an Kraft diesem unbändigen Kreislauf zu entkommen.

Die Frage bliebe ja offen, wenn ich eine andere Jugend gehabt hätte, anders aufgewachsen wäre anderen Menschen begegnete.
Wäre es dann anders gekommen ?
Gefühlt kann ich da nur berichten, es ist mir nicht denkbar, dass dieser Krug an mir vorbei gegangen wäre.
Egal wie ich früher gelebt hätte und wo, also einfach nur andere "Schuldige"  :).
Nein...der geborene Spieler, Draufgänger und Vollarsch.
Mein Wesen, damit musste ich und kann es heute gerne leben.
Wirkung und dann erst die Ursache  :)

Allerdings kann ich mich nicht selbst Diagnostizieren, aber eingestehen.
Dass durchaus äußere Einflüsse mich zu etwas verleiten könnten, dieses Wissen ist nun meine Stärke.
Ursache und dann die Wirkung.
Gelernt zu haben, eben als Spieler, Draufgänger und Vollarsch der einst eh keine Chance hatte normal zu sein.
Sich wenigstens normal zu verhalten!
Dies kann schon ganz gut funktionieren und es beugt mich zu einem besseren Leben.
Dann jenes zu erfahren hat momentan die gleiche unbändige Kraft, heute so zu sein und ein spielfreies Leben zu führen, wie eben "damals" das verlangen meiner Sucht.



Liebe Grüße       
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A
Re: Hirnfunktion
#8: 19.05.2021 02:07:36
Moin,

mein „nasses“ Zockerhirn schickt mich los auf die Suche des Grundes meines spielen, weil es will das ich aufhören kann.
( Fußballtrainer schickt seinen Spieler dahin wo er verlernt Fußball zu spielen  ahja ist klar )
Also drehe ich jeden Stein um , finde Puzzleteile aber keinen plausiblen Grund. Mein kleines hinterlistiges Suchthirn lacht sich Tod , es suggeriert mir meine Machtlosigkeit ggü dem Spielen da ich keinen für mich akzeptablen Grund finden  werde , mit dem Ziel wieder spielen zu gehen . Dabei nutzt es mein verleugnen meiner selbst von klein auf an .. ich reagierte nur aufs äußere Umfeld , stand nicht für mich ein , 45 Jahre lang , mich selbst auf die eine oder andere Art fast gelöscht , wozu Verantwortung übernehmen?, schreit mein „ geliebtes“ zockerhirn , das bist doch nicht Du , Du nicht. Es nutzt alles aus um die Sucht zu frönen , Dir selbst erlauben zu dürfen. Dies alles sah ich natürlich nicht, wie auch ?

Ich hab soviel gelernt über mich ,Puzzleteile gefunden usw. zusammensetzten , das sie ein Bild ergeben , ich mich sehe , verstehen kann , es alles ein Sinn für mich ergibt , kann ich erst so nach und nach in der Abstinenz.

Heute ergibt es einen Sinn , als manche zu mir sagten Mensch Du stehst Dir selbst im Weg oder wenn meine Partnerinnen sagten Ey Honk von Dir selbst kommt nix ... das macht mich jahrzehntelang wahnsinnig das nicht  zu verstehen ...

Lieben Gruß an alle , schön das Ihr hier seit .

André
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Re: Hirnfunktion
#9: 19.05.2021 07:08:15
Hirnfunktion ?

... die hatte sich bei mir abgeschaltet ... viele Jahre lang.

Mir war das "warum" immer egal. Es hat mich nie interessiert.
Die Gefühle, die ich vielleicht als 6-jähriger in einer bestimmten Situation hatte,
die kann ich mir vielleicht heute vorstellen, aber nicht mehr "nachempfinden".
Die Situation wäre anders ... halt 50 Jahre später.

Mich würde es keinesfalls weiterbringen. Zu wissen warum es regnet, macht mich im Regen auch nicht trocken.

Ich genieße seit nunmehr knapp 6 Jahren jeden Tag und freue mich auf das jeweilige "morgen".
Gestern kann ich nicht mehr ändern. Ich habe alles was "gestern" war für mich akzeptiert.
Wirklich alles. "Schlechte" Dinge versuche ich heute und morgen zu vermeiden oder zu verbessern.
Ich versuche nie, Dinge von gestern zu ändern. Geht auch gar nicht.
Und hinterherjammern frisst auch nur meine "heute"-Zeit.

So, nun aber zum Thema "Hirnfunktion"

Meine Hirnfunktion bestand zuletzt einzig daraus, den kleinen Spielteufel beim "überleben" zu helfen.
Ich habe daher meine "Hirnfunktion" ignoriert und mir selbst nicht geglaubt.
Kein einziges Wort. Alles ließ ich von jemandem mit intakter Hirnfunktion verifizieren.

Der Spielteufel in meinem Hirn ist ganz gewiss noch vorhanden.
Aber ich höre ihn nicht mehr. Und sollte ich nochmal etwas von ihm hören, werde ich nicht zuhören.
Denn er lügt sowieso ... schlimmer als alles was man sich vorstellen kann.
Sein einziges Ziel ist es zu überleben.
Ob "er" schon tot ist .. ich weiss es nicht .. und werde auch nie nachschauen.
Möge seine Asche in Frieden ruhen.
Du warst ein Teil ein von mir.
So eines, wie ich es praktisch jeden Morgen im WC wegspüle ...
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Re: Hirnfunktion
#10: 19.05.2021 09:26:36
Hey,

sehr interessante Disskusion!

Ich bin der Meinung dass die Suche nach der Ursache seiner Sucht nicht zwangsläufig dem Zweck dient weiter zu spielen, aber durchaus kann.
Es ist wichtig sein Motiv dazu zu hinterfragen und im Zweifel die Ursachenforschung lieber später in die Abstinenz verschieben. Zum einen ist man gefestigter und ehrlicher zu sich selbst, zum anderen kann es (wie bei vielen von uns) passieren, dass es einem gar nicht mehr interessiert.

Seien wir doch mal, für ein Gedankenexperiment, großzügig und gehen davon aus dass wir, mit der Knarre, gezwungen wurden unseren ersten Einsatz zu tätigen.
Wieso sollte dieser eine Einsatz einen höheren Stellenwert haben als die zehntausend Einsätze danach?
Ich sehe keine plausiblen Grund.

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Ich verstehe was du meinst Jacky, aber ich finde hier sollte jeder Spieler reflektieren inwieweit das Spielen wirklich als Automatismus abgelaufen ist.
Bei mir gab es auch oft eine Stimme im Kopf, kurz bevor ich die Spielhalle betreten habe, die mir gesagt hat "Lass es sein".
Daraus kann ich für mich schlussfolgern, dass ich zumindest in diesen Momenten eine aktive Entscheidung getroffen habe. Eine Entscheidung diese Stimme der Vernunft zu ignorieren.
Dann spielt es auch gar keine Rolle warum ich süchtig bin, weil ich zu jeder Zeit die Möglichkeit hatte mich gegen das Spielen zu entscheiden.
Der Jurist würde sagen ich bin der Unterlassung schuldig, in jedem einzelnen Einsatzden ich gemacht habe.

LG


 
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Re: Hirnfunktion
#11: 19.05.2021 09:49:40
Guten Morgen,
Euere Beiträge haben mir gezeigt, dass jeder seinen Weg findet oder gefunden hat. Die Fragen nach dem Warum sind sicher nicht für jeden wichtig. Am Ende geht es darum, nach vorne zu blicken. Aber jeder Jeck (so sagt man im Rheinland) ist anders. Ich suche nicht nach Schuldigen, sondern frage mich, was mir gefehlt hat. Mir ist zum jetzigen Zeitpunkt auch schon klar, dass ich es bin der an sich arbeiten muss. Ich möchte niemanden dafür verantwortlich machen. Ich hinterfrage viel und kann Ereignisse der Vergangenheit nicht loslassen. Ich sehe darin für mich eine Begründung für die die Entwicklung meiner Spielsucht. Mein Hirnfunktion hat die Macht über mich übernommen.
Das Ziel ist es nun, dagegen anzugehen.
Ich wünsche euch einen guten Tag,
lieben Gruß Cassie  :)



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Re: Hirnfunktion
#12: 19.05.2021 11:07:13
Guten morgen,

interessante Thesen, also ich bin da auch wie Cassie, mir ist schon wichtig zu begreifen, wie es soweit kommen konnte damit ich es in Zukunft verhindern kann. Wie ich im Anfangsthema schrieb, bleibt ein Suchthirn ein Suchthirn. Und mir war schon immer bewußt, dass ich ein Suchtmensch bin, also eine Veranlagung dazu habe, sei es durch vorgelebte Süchtige in der Familie oder auch durch mein Naturell. Aber, obwohl ich das wußte bin ich sehenden Auges sogar zweimal in die Sucht gegangen, und das war meine Entscheidung ich wollte spielen, ich wollte mich abschalten, obwohl mein rationales Hirn wusste, das ist kein guter Weg, bin ich ihn gegangen. Und auch heute höre ich mein Suchthirn, was mir zuflüstert, aber heute schiebe ich es weg, wie Fred.
Aber ein Teil von mir ist es und wird es immer bleiben. Dennoch bin ich dankbar, dass mein rationales Hirn wieder so gut funktioniert, dass ich das heute so schreiben kann, ohne es schön zu reden, ich bin eine spielsüchtige Frau, die obwohl Sie wusste dass es falsch war, sehr viel Geld in Internet Casinos verloren hat und lange nicht den Mut hatte, sich dem zu stellen.
Und ich werde immer eine spielsüchtige bleiben und das will ich auch nicht vergessen.
Schönen Tag allen
Eure Medea
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