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Autor Thema: Ich bin verantwortlich

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Re: Ich bin verantwortlich
#60: 04.06.2020 00:41:47
Hallo Taro,

viel wichtiger empfand ich Deine beiden Sätze vor dem folgendem Zitat, dennoch zitiere ich diesen.

Es liegt Pfingsten hinter uns, zu Pfingsten kam der Heilige Geist zu uns und die Menschen verstanden sich, obwohl Sie alle unterschiedlich sprachen. Es ist ja auch oft im Forum so, obwohl wir alle Deutsch sprechen, sprechen wir alle eine unterschiedliche Sprache. Wenn wir versuchen uns mit dem Herzen liebevoll zu sehen, kann es gelingen das wir uns trotzdem verstehen.

Wenn ich es nicht immer versuche und nicht daran festhalte, unwichtig wie sehr es mir auch gelingt.
Wäre mir mein Leben soweit egal, wie es mir die anderen auch wären.
Sogar in meiner aktiven Spielezeit, habe ich es niemals losgelassen ...ich habe es nur verdrängt.

Menschen brauchen Liebe, man muss sie ihnen auch geben.

Liebe Grüße 
 
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#61: 04.06.2020 18:11:20
Moin Jacky,

meine Gemeinde hat eine Gemeindevision erarbeitet.
Sie lautet:
"Gott erleben.
Und Lieben.
Alle."

Es geht mir nur um das letzte Wort. Wir Spieler waren alle mehr oder weniger mal abgeschoben, abgelehnt und verlassen worden. Meine Hand ist ausnahmslos allen ausgestreckt. Auch den Arschlöchern und ganz besonders den Straftätern. Kann ich mich doch in beiden angesprochen Gruppen gut wiederfinden. Ich bin trotzdem nicht tiefer als in Gottes Hand gefallen.

Taro
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#62: 09.06.2020 01:37:15
Ja, das Thema ist hochbrisant, hat viel Konflikpotential, und die 'üblichen Verdächtigen' hierbei, mich inklusive, wußten um die Reaktionen der jeweils anderen, bereits bevor sie ihren Senf dazugaben.
Neverending Story.
Trotzdem scheint es irgendwie nicht möglich, das Thema dauerhaft zu meiden, da man 'in unseren Kreisen' wohl eben einfach nicht drumrumkommt.

"Liebe deinen Nächsten" klappt bei mir deutlich besser als "Liebe dich selbst." Liebe ist so oder so auf jeden Fall nicht einfach.

Meine bessere Hälfte war Samstagabend ein Bier trinken mit alten Schulfreunden. Ich wollte nicht mit. Vor zwei oder drei Wochen war ich mit, ich vertrage das nicht mehr, deshalb trinke ich meist eh Cola. Das ist ganz gut so, ich mag nicht betrunken sein, oder vielleicht mag ich es auch zu sehr. Keine Ahnung.
Ich saß dann auf dem Sofa, und aß eine Tafel Schokolade, weil ich glaubte, das einfach tun zu 'müssen'. Ich mag Schokolade, wer tut das nicht...? Aber gerade wollte ich eigentlich gar keine.
Es gibt aber immer gewisse Alarmzeichen. Sie fallen mir auf, ich ignoriere sie... bis sie auch anderen auffallen. Zaghaft, da schwebt ein ganz klein wenig Sorge in der Stimme mit, verpackt in einer beiläufigen oder witzigen Bemerkung, wohl weil ich sonst dichtmache, aber ich höre es sehr wohl raus.
Die Menschen machen sich Gedanken, weil ich ihnen wohl wichtig bin, ich verstehe nur nicht ganz, warum. Aber zumindest einer von ihnen erinnert sich offenbar sehr wohl daran, wie es aussieht, wenn es mir nicht gutgeht - auch optisch. Trotzdem fühle ich mich in solchen Momenten bevormundet. Du bist doch nicht meine Mama. Ich fange an, zu witzeln oder zu lügen, weil ich meine Ruhe haben will... und weil ich es selbst nicht erklären kann.
Dann bin ich allein, und bekomme ein schlechtes Gewissen.
Trotzdem schmeckt die Schokolade nicht, wenn ich sie für andere esse.
Ich komme mir dabei bescheuert vor, und ärgere mich darüber, daß ich das überhaupt mache. Was soll das? Ist doch meine Sache..
Nein. Eben nicht. Ich will ja nicht, daß jemand zu sehr auf mich guckt. Alles bestens. Dann eben Schokolade...

Eigentlich geht es mir gut. Ich kann es mir nicht erklären. Doch es macht mir Angst, weil es mir dann entgleitet, weil mir meine Souveränität entgleitet. Weil ich mich rechtfertigen muß, weil die Leute rechthaben, ich aber einfach nicht mag.

Doch würde ich darüber sprechen, wäre das wie eine andere Sprache. Fremdartiges Kauderwelsch.
Ich verstehe Menschen wie Born besser, als die Person, mit der ich zusammenlebe. Bei ihnen weiß ich wenigstens, wo die Diskrepanz herkommt, und auch wenn es sich dort oft im Kreis dreht, fällt es leichter, Worte für das zu finden, was mich 'stört'. Ganz einfach, weil ich es nachvollziehen kann.
Bei mir zu Hause kann ich das nicht, und umgekehrt sicher auch nicht. Da ist es eben, wie es ist. Meist ist das ja auch 'gesund' so, ich muß ja nicht alles verstehen. Jedem das Seine.
Manchmal ist es aber auch hinderlich. Wenn ich will, aber einfach nicht kann. Ein Widerspruch, der irgendwie keinen Sinn macht. Denn eigentlich bin ich froh, wenn ich mich nicht erklären muß.

Manchmal ist es eben auch gar nicht möglich, daß andere für mich Verantwortung übernehmen, denn dazu müßten sie erstmal erkennen können, daß ein verschlepptes 'kleines Problemchen' für mich ungeahnte Folgen haben könnte (und damit meine ich nichtmal unbedingt gleich einen Rückfall). Wie du schon sagtest, ist das für Außenstehende schwer greifbar. Ein Grund mehr, zuzuhören, auch wenn man die Ansichten nicht teilt.

Arschloch? Straftäter?
Ich habe einfach nur das Glück, daß ersteres nur sehr wenige wirklich mitbekommen haben, und ich bei letzterem nie erwischt wurde.
Doch nur, weil es keiner weiß, heißt das noch lange nicht, daß es nie passiert ist.
Es wäre für mich fatal, zu vergessen, wo ich herkomme. Das habe ich lange genug versucht.

So. Nun aber gute Nacht.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#63: 11.06.2020 21:28:28
Moinmoin,

manchmal gelingt es mir, das ich mich ein kleines bisschen lieb habe, wenn ich es bemerke ist es meist auch schon wieder vorbei. So ist es mit vielen Dingen, nur weil ich etwas erkannt habe, kann es morgen schon wieder ganz anders sein. Egal was es auch immer ist, letztlich bin ich immer nur auf den Weg. Auf meiner Reise wird dann alles ganz langsam immer stabiler, das heist aber trotzdem nicht das ich nicht morgen schon wieder ganz unten stehe. Ich habe nach 2 und nach 4 Jahren Rückfälle gehabt, danach war für mich klar, ich brauche nicht mehr spielen, ich brauche nicht mehr mit der Hand der Tasche rumlaufen, ich brauche nicht mehr zu spielen. Das bedeutet so verrückt es sich anhört trotzdem nicht, das ich es auch morgen nicht tue. Die Sucht hat mich im laufe der Zeit sehr demütig gemacht. Hochmut der Sucht gegenüber ist eigentlich schon der Anfang vom Rückfall. Nun, ich war auch wirklich total durchgeknallt, für mich gab es eigentlich nichts anderes als Spielen mehr.
Eine mir nicht bekannte Frau hat mir in der Spielbank mal meinen Gewinn hinterher getragen. Ich hatte gedacht ich hätte verloren. Sie gab mir die Chips, ich bedankte mich und spielte weiter. Die Frau blieb an meiner Seite, und sabbelte mir ein Knopf an die Backe. Ich wollte Spielen. Irgendwann fragte Sie, ob wir nicht woanders hingehen wollen. Ich guckte Sie an, dacht, sieht nicht schlecht aus, die hat mich angebaggert und will jetzt abgeschleppt werden, ich hab mich für das Spielen entschieden. Es gab für mich nur noch spielen.

Das Spielen aufzuhören, ist für mich nicht durch bestimmte "Techniken " nicht erreichbar. Nach meinen letzten Rückfall gab es einen Klick. Es war wie ein Schalter umlegen. Letztlich ist es für mich ein Geschenk. Trotz meiner Rückfälle habe ich bis zu dem Schalterumlegen nach 4 Jahren alles der Spielfreiheit untergestellt. Für mich eine Grundvoraussetzung um überhaupt das für mich damals eigentlich unmögliche zu schaffen.

Hätte man mir damals wie cb den Kopf verdreht, dann wär ich heute wohl Tod. Wie soll ein nasser Spieler mit der Möglichkeit sein Geld zurückzubekommen noch Energie für das eigentlich wichtige, die Spielfreiheit zu haben. Das Sie dann eine sehr zu Ihren Gunsten verdrehte Rechtsauffassung haben und auch keine andere Meinung gelten lassen für mich nicht weiter verwunderlich. Wenn dann doch jemand dann doch mal aus dem Nachbarforum wo jede Richtigstellung zensiert und gelöscht wird, hierher kommt, dann ist das doch erstmal ein Zeichen, das er etwas anderes Sucht, sonst könnte er ja in seinem Echoraum bleiben.

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#64: 11.06.2020 23:14:22
Das Spielen aufzuhören, ist für mich nicht durch bestimmte "Techniken " nicht erreichbar. Nach meinen letzten Rückfall gab es einen Klick. Es war wie ein Schalter umlegen.

Moin Taro, das ist in meinen Augen Goldwert!!!!

keine bestimmte Techniken oder sonstwas. JEDER hat seinen WEG mit CB oder Ohne mit Geldmanagement oder ohne, usw.
Was bei einem geholfen hat kann beim nächsten total verkehrt sein.
Wichtig ist nur das man selber von tief drinnen Trocken werden möchte.

Danke für diese schöne Aussage

Lg Jkler
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#65: 12.06.2020 12:02:16
Nun es gibt Dinge die sind sicher.
Einen süchtigen mit seinem Suchtmittel zu überhäufen führt sicher nicht zu Abstinenz. Einen Alkoholike hilft kein Keller voller Schnaps, einen Drogensüchtigen hilft kein Berg seines Stoffs, und einem Spieler kein unverdientes Geld.
Es gibt vielleicht ganz wenige die trotz cb trocken geworden sind, ganz sicher jedoch keinen der wegen cb trocken geworden ist.
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Re: Ich bin verantwortlich
#66: 12.06.2020 13:11:43
Mal so durch den ChargeBack-Äther geschweift ...

Von Zinsen, Mahn- und Vollstreckungsgebühren könnte man ein Auto bekommen.
Ein "CB" würde mich gar zum Millionär machen :)

Also doch eine gute Sache ?
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Re: Ich bin verantwortlich
#67: 12.06.2020 13:44:18
Was ist ein CB? ???
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Re: Ich bin verantwortlich
#68: 12.06.2020 14:36:04
Was ist ein CB? ???

Spieleinstäze die über Kreditkarten oder PayPal abgewickelt wurden, kann man 13 Monate rückwirkend von den KK-Firmen / PayPal zurückfordern, obwohl sie ja nur die Zahlungsdienstleister sind. Der Casino-Betreiber wird schadlos gehalten. Praktisch eine "Gesetzeslücke" - weil offiziell die ensprechenden Firmen kein "illegales Glücksspiel" unterstützen dürfen. Das Problem ist, dass die Casinos alle im Ausland (bzw. Schleswig-Holstein) und alle völlig legal sind ( in jeweiligen Land ) .. warum dann hier deutsches "Recht" greifen soll ist schon merkwürdig.

Kann man auch so sehen ...
http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,456.msg7678.html#msg7678
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#69: 12.06.2020 15:06:46
Hallo Ria,

CB steht für "Chargeback", also die Rückbuchung bereits geleisteter Zahlungen.
Dies ist unter gewissen Umständen möglich. Lastschriften zum Beispiel lassen sich hinterher noch eine Weile zurückbuchen, da sie empfängerseitig ausgeführt werden. Du unterschreibst einen Wisch (oder erteilst ein elektronisches Mandat), daß sie einziehen dürfen, und sie buchen ab. Gibt es eine Uneinigkeit, kannst du dies dann einfach erstmal rückgängig machen - zum Beispiel, wenn dein Stromanbieter zuviel abgebucht hat. Du buchst zurück, schreibst ihnen eine Stellungnahme, ihr klärt es, der Anbieter bucht nochmal ab - den richtigen Betrag. Dafür ist es gedacht. Dieser Schutzmechanismus kann aber auch ganz praktisch sein, auch ich habe damals oft Lastschriften zurückgebucht.

Beim Spielen in Onlinecasinos sind Zahlungsdienstleister oder Kreditkartenunternehmen zwischengeschaltet. Sie gehen für mich in Vorkasse, und sorgen so dafür, daß Transaktionen in Echtzeit abgewickelt werden. Denn ich will ja jetzt spielen, und nicht erst morgen oder übermorgen.
Einige dieser Zahlungsdienstleister ziehen ebenfalls per Lastschriftmandat vom Girokonto ein.
Ein Klick im Onlinebanking, oder ein Gang zum Bankschalter, und du kannst dies zurückbuchen. Du hast das Geld wieder.

Natürlich wollen der Zahlungsdienstleister und das Onlinecasino ihr Geld trotzdem haben, denn die Dienstleistung wurde ja erbracht.
Einige Spieler berufen sich dann darauf, daß Onlineglücksspiel (bis auf einige Ausnahmen) in Deutschland verboten ist, und somit auch die Beteiligung am Zahlungsverkehr hierbei.
Es entstehen Rechtsstreitkeiten, die schon eine Weile andauern.

Doch es gibt da natürlich auch die Frage nach der eigenen Rolle dabei, also nach 'Schuld' und Verantwortung.
Und... ob ich als suchtkranker Mensch einen jahrelang in der Schwebe stehenden Streit unbeschadet überstehen kann, mit einem Haufen Geld auf dem Konto, das mir (noch) nichtmal gehört...
Eben eine scheinbar einfache 'Lösung' für ein tiefgreifendes Problem... und ich mag 'einfach und schnell'... und ich hasse 'tiefgreifend'.

Also... schwieriges Thema, wie du dir vielleicht denken kannst.
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Re: Ich bin verantwortlich
#70: 12.06.2020 19:03:05
Ohje, was hab ich da losgetreten. Mir ging es null um CB 8)
@Taro ich bin übrigens kein Freund von CB. Es sollte nur darstellen das jeder seinen Weg hat, und was bei einem gut ist kann beim anderen Negativ sein. Hätte auch Geldmanagement oder oder oder schreiben können, ging null um CB.

Lg Jkler
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#71: 13.06.2020 19:37:30
Klar Geldmanagment (oder Angerhörigenplacebo) hätte ich auch statt cb nehmen können.
Wir reden hier von Spielsucht und nicht von Gören die schon mit dem spielen aufhören wenn Papa sie mal übers Knie legt oder die nur mal von Papa in den Arm genommen werden müssen.

Als ich mal eine Zeit mit dem Rauchen aufgehört hatte liess meine damalige Freundin eine Schachtel Zigaretten auf dem Tisch liegen. Sie war weggefahren. Ich hatte einen Rückfall, der mich noch 10 Jahre weiter rauchen ließ. Ich könnte jetzt sagen die Schachtel, oder mein Mangel an Schutzvorkehrungen wären Schuld. Das ist natürlich Quatsch. Wie auch beim Spielen war der Rückfall mit dem Griff zur Zigarette abgeschlossen. Der Rückfall fand schon viel früher statt.
In diesem Thread geht es um Eigenverantwortung und nicht um solch einen Unsinn.

Taro


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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#72: 18.06.2020 12:15:27
Hoi ihr,

es waren nur etwa sieben Jahre, also vergleichsweise kurz. Dennoch genug für die solide Betonwand, auch wenn ich es trotz all der ständigen Bemühungen, immer irgendwie an Geld zu kommen, in diesem Zeitraum sehr wahrscheinlich nicht zum Millionär gebracht hätte. Aber der Vergleich hinkt da eh ein wenig, denn ich hätte das Geld sonst ganz anders ausgegeben, mein Lebensstil wäre wohl weit weniger... asketisch gewesen, und einen großen Teil davon hätte ich ohnehin erst gar nicht 'aufgetrieben'. In einem 'normalen Leben', in dem ich keine Sucht zu finanzieren gehabt hätte, wären die Mittel, die ich in diesem Zeitraum zur Freizeitgestaltung zur Verfügung gehabt hätte, also auch deutlich geringer gewesen als die Summen, die ich letzten Endes dann tatsächlich immer irgendwie geschafft habe, zu verspielen. Denn in diesem Fall hätte ich ganz anders gelebt, von daher wäre es eh müßig, über 'Was-wäre-wenn' zu spekulieren, da die Umstände ganz andere gewesen wären.
Wichtig ist mir heute nur, daß Geld eben nicht mehr wichtig ist.


Mhh... Hochmut? Nein, das denke ich nicht. Mir ist durchaus bewußt, daß ich meine Sucht (und die damit verbundenen persönlichen Grenzen) ein Leben lang akzeptieren, und vor allem respektieren, muß. An manchen Stellen übertreibe ich es da wahrscheinlich, an anderen wiederum bin ich doch ab und an etwas unachtsam, weil ich es manchmal dann doch einfach nicht wahrhaben will.

Dann lese ich nach längerer Zeit wieder von jemandem, der sich seiner Sache auch einmal sehr sicher war, und ich bekomme einen Kloß im Hals. Natürlich gibt es kein Allheilmittel, und auch eine letzte Chance bleibt immer nur die Vorletzte, wenn ich mich ausschließlich auf die Symptome konzentriere. Wer weiß das besser als ich? Ich hatte ihm vor über einem Jahr, als es im Brustton der Überzeugung hieß, die Sache wäre für ihn 'durch', nichts mehr gewünscht, als daß mich meine inneren Alarmglocken trügen, und er recht behält. Jetzt ist da eine tiefe Trauer und auch ein bißchen hilflose Wut... obwohl ich dieser Person nie begegnet bin, tut es immer weh, sowas zu hören. Und das 'Warum???'... was soll man dazu sagen? Was soll ich dazu sagen? Mir fehlen leider immer genau dann die Worte, wenn jemand sie am dringendsten braucht.
Ich könnte doch genauso morgen an seiner Stelle sein...

Mir wird aber auch bewußt, wie trügerisch diese Sicherheit, wie gefährlich das Vergessen, sein kann. Nein, ich will morgen nicht wieder dort sein!
Darum sollte ich auf mich hören, und auf niemanden sonst. Nur mit dem Handeln ist es dann eben doch manchmal so eine Sache...
Ich habe Angst davor, zu vergessen, denn ich sollte mir niemals trauen. Aber ich habe auch Angst davor, genau hinzusehen, denn ich will mich eigentlich gar nicht daran erinnern.

Eigentlich bin ich mir auch ziemlich sicher, daß ich diesen Schalter umgelegt habe. Es war und ist definitiv anders als die Male zuvor, wo ich entweder grad eh nicht konnte, oder glaubte, nicht zu 'dürfen'. Das erste Mal kam ich mehr als nur ein paar Tage über den Punkt hinaus, an dem ich hätte spielen können, es aber trotzdem nicht getan habe. Es muß also etwas anders gewesen sein, und es fühlte sich auch so an.
Und trotzdem... die Faust in der Tasche kenne ich nur zu gut... das kam in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, wenn ich ehrlich bin...
Wozu das Ganze...?
Auch heute noch ist es wahrscheinlich alles andere als ideal, aber mein Arrangement mit mir selbst funktioniert inzwischen, und das kam nicht über Nacht. Da hilft es dann absolut nicht, wenn jemand anfängt, mir reinzureden.
Den Arsch muß ich selber hochbekommen. In meinem Tempo. Das kann niemand für mich erledigen. Echt jetzt? Wann hat das jemals funktioniert?

Ja, es war kein Platz mehr für irgendetwas außerhalb der Blase. Immer nur ein Ziel, keine Freude, kein Sinn, kein Leben, kein Grund, zu kämpfen. Und damit so viele Dinge, die besser niemals irgendjemand hören oder lesen sollte... so viele gute Gründe für das Vergessen.
Aber all das bin ja auch ich.
Irgendwie 'fliehe' ich also anscheinend noch immer.
Manchmal helfen die Geschichten (und Blickwinkel) anderer, mich daran zu erinnern, auch wenn es sehr unangenehm ist.
Und daran, daß ich mich manchmal eben doch ein wenig 'liebhaben' sollte.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#73: 30.06.2020 15:59:49
Ich habe schon als Kind früh angefangen, immer das zu machen, was ich glaubte, was man von mir erwarten würde. Wie anstrengend! Vor allem was wollte ich überhaupt? Witziger Weise habe ich mir diese Frage nie gestellt. Ich bin auf meine Art immer wieder daraus ausgebrochen. Meine Depressionen und mein spielen waren auch eine Art Ausbruch. An dem Tag an dem ich mit dem Spielen aufhörte, versprach ich mir, daß ich nie wieder Erwartungen anderer erfülle, sondern nur noch meine eigenen.
Es wird immer so in den Vordergrund gestellt, daß wir Spieler am Tiefpunkt ein finanzielles Problem haben. Das war zwar auch bei mir so, und doch war ja nicht das finanzielle mein wirkliches Problem. Meine wirklichen Probleme lagen auf der emotionalen Ebene. Da hilft keine Kontoabgabe und keine finanzielle Kontrolle von außen gegen. Als erstes müssten Sofortmaßnahmen auf der emotionalen Ebene getroffen werden, das finanzielle löst sich dann von selbst.

Ich ging am Anfang zu GA, damals noch die Anonymen Spieler und probierte auch die frei Gruppe Spieler helfen Spieler.
Bei der GA werden die Beiträge von anderen nicht bewertet bei der freien Gruppe schon. Bei der freien Gruppe war ein sehr erfahrener Freund, der mit seiner Kritik sehr dosiert umging. Es waren aber noch einige andere dort die alles zerpflügten. Ich dachte oft, wie auch in Foren das der kritisierende deutlich mehr Baustellen zu haben scheint als der kritisierte. Vor allem war es wieder so, daß andere mir erzählen wollten was richtig für mich ist. Teilweise verbündeten Sie sich gar um Ihre Meinung, so glaubten Sie, mehr Nachdruck zu verleihen. Was für eine gequirlte Scheisse.

Für mich braucht es in den Weg in die Spielfreiheit überhaupt keine Kontrolle von außen, gerade das treibt mich ja zum spielen. Die FAGS die das verlorene Geld zum Hauptproblem erklärt verhält sich wie ein Dealer der der goldenen Schuss verkauft. Was die Spieler wirklich brauchen ist dieser Institution völlig egal. Hauptsache das eigene Ego wird gestreichelt. Austausch und verstehen wollen mit erfahrenen spielfreien Spielern, Fehlanzeige.

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#74: 30.06.2020 16:34:01
versprach ich mir, daß ich nie wieder Erwartungen anderer erfülle, sondern nur noch meine eigenen.

Kompromisse und das Eingehen auf die Wünsche / Erwartungen anderer ist in unserer Sozialgemeinschaft aber schon notwendig.

Das verhindern/vermeiden von "Gelegenheiten" ist ein wesentlicher Grundpfeiler aller Suchttherapien.
Da wir alle individuell sind, gibt es immer mal wieder Überschneidungen in der Wahl der Mittel.

Akzeptieren wir doch einfach ganz offen alle, auch wenn wir sie selbst nicht benötigten.





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