Nach unten Skip to main content

Autor Thema: Wann ist ein (Glücks)spieler eigentlich "trocken"?

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

a
  • ****
  • Senior-Mitglied
  • Beiträge: 696
  • Dankeschön: 505 mal
  • Sternchen: 30
  • Spielfrei seit Oktober 2012
  • Spender
Zitat
Was ist denn deine Definition für einen Spielsüchtigen der Glücksspiele spielt ?
So wurde ich neulich von Fred in einem anderen Thread gefragt. Gute Frage, oder?!
Hier sollte vorab definiert werden, was denn Glücksspiele sind! Für mich sind Glücksspiele Spiele, die vom Zufall abhängen (oft Karten oder Würfelspiele). Und ganz klar: nicht jeder Spieler der ein solches Spiel spielt, würde ich als "nass" bezeichnen. 
Also ich spiele mit meinen Kindern oft Kniffel (ein tolles Würfelspiel), ein Spiel, vornehmlich vom Zufall bestimmt, spiele es aber dennoch gerne und würde mich im Leben deswegen nicht als nassen Spieler bezeichnen. Doch wann ist ein Spieler nass, wann trocken? Gibt es hier eine klare Definition, eher nicht oder? Ich versuche mich mal anzunähern....
Ich würde einen Spielsüchtigen als "nass" bezeichnen, wenn er
  • um Einsätze spielt, vorwiegend Geld.
  • dabei einen Zwang entwickelt, die Kontrolle verliert und beginnt den Bezug zur Realität zu verlieren

Sind beide Punkte erfüllt, würde ich ein Glücksspieler als "nass" bezeichnen. Natürlich gibt es noch mehr Formen von Spielsucht (Computerspielsucht, usw), wo evtl nur Punkt 2 erfüllt sein muss.
Bei Poker geht es nunmal immer um Einsatz, wenngleich kein Geld direkt, aber dennoch würde ich hier immer abraten, das Risiko ist zu groß, warum überhaupt eines eingehen?
Jeder muss für sich selbst entscheiden, es gibt meiner Ansicht nach hier keine schwarz-weiß Definition hier...was für den einen bereits ein großes Risiko darstellt, ist für den anderen vielleicht gar nichts!

Hier gilt, jeder muss wissen, was ihm gut tut und was ein Risiko sein könnte, wichtig ist, dass man ehrlich zu selbst ist, einen klaren Weg einschlägt.

Habt ihr auch eine Definition parat??

Seid gegrüßt,

aT
  • IP logged
Sag "JA" zum Leben!
 

Und ganz klar: nicht jeder Spieler der ein solches Spiel spielt, würde ich als "nass" bezeichnen. 

Das war auch nicht meine Aussage. Wenn es so verstanden wurde, war dies falsch.
Thema war ein Spielsüchtiger. Und ein Spielsüchtiger der Glücksspiele spielt, ist für mich "nass".
Ohne wenn und aber.

Das Geld spielt eine eher untergeordnete Rolle und wäre für mich keinesfalls ein Maßstab.
Die "Spieldauer" eines Glücksspiels ist ein wichtiger Suchtfaktor. Schrieb ich ja bereits.
Daher ist Kniffel sicher wieder so eine Grenzsituation ... selbst würde ich es nicht spielen, aber sicher nicht als Glücksspiel kategoriseren.

Wir sollten aber nicht dahin verfallen nun die absoluten Grenzfälle herauszustellen und in nass/trocken kategorisieren.

Hier ging es ganz konkret um Poker ...

Auch muss ich meiner Meinung nach als Süchtiger nicht die Kontrolle verlieren und schon gar nicht den Bezug zur Realität.
Ich kann dir sagen dass ich die letzten 10 Jahre meiner Sucht ziemlich kontrolliert spielen konnte.
Das ist Klischeedenken ... wie es oft angedeutet wird .... Alkoholiker ist der, der am Bahnhof in der Ecke liegt und nicht der "Weintrinker" der Zuhause allabendlich sein Fläschchen leert ...

Ansonsten ist (m)eine Definition falls man das so nennen kann bereits hier verfasst:
http://www.spielsucht-soforthilfe.de/index.php/topic,536.msg6789.html#msg6789

Und auch das ist nur gelerntes Wissen, übernommen von Personen denen ich allerdings zutraue dass sie wissen was sie verbreiten.
Zum Beispiel Prof. Kellermann der sein Leben für die Spielsüchtigen quasi hergab.
  • IP logged
 

Oh ein schwieriges Thema,

Ich glaube in diesem Bereich gibt es sehr viele Grauzonen, wann jemand ein nasser Spieler ist.
Genauso wann ist jemand trocken? Klar wenn man sämtliche Spiele lasst, egal ob mit oder ohne Geld (Tocken usw), gehört man sicherlich zu den trockenen Spielern. Genauso würde ich sagen sobald es um Geld(real) Einsätze geht ist man "nass". Gut jetzt kann man beim Pokern sagen ich habe für die Chips kein Geld hinterlegt und bekomme auch keins dafür. Ja das ist solch eine Grauzone. Für mich persönlich hart an der Grenze. Auf alle Fälle egal welches Spiel, wenn ein Kontrollverlust vorliegt 100% nass. Wie gesagt schwieriges Thema und ich glaube, nicht auf jeden gleich anzuwenden.

Gruß Jkler
  • IP logged
Wer Rechtschreibfehler oder ähnliches findet, darf sie behalten.🙈
 

Hallo,

Habt ihr auch eine Definition parat??

Es gibt etliche Möglichkeiten, gerade online, um Glücksspiele auch ohne Geldeinsatz zu spielen.
Auch hier verweilen etliche sicherlich Stunden an Stunden.
Was auch immer in ihren Köpfen vorgeht, von einer "Placebosucht" auszugehen könnte fatal sein.

Nehmen wir einen Raucher, einst qualmte er 60 Zigaretten am Tag, doch schon seit längerem nicht mehr.
Nun sind es "nur" noch 3 Zigaretten am Tag, ein Bruchteil seiner ehemaligen Dosis.
Er hat es scheinbar etwas im Griff, doch dies betrifft ja nur die Menge der Glimmstängel.
Ein Raucher bleibt er dennoch!

Jemand der an Sylvester eine Zigarre raucht ist kein Raucher.
Jemand der Abends sein Feierabendbier genießt kein Alkoholkranker.
Und jemand der zu seinem runden Geburtstag eine Linie Kokain schnupft kein Drogenkranker.

Nun gut, von der gefestigten fachlichen These ausgegangen, gibt es Suchterkrankungen die nicht heilbar sind.
Alkoholsucht:
Sich immer täglich ins Koma gesoffen, den Absprung aber endlich einmal geschafft.
Aber jeden Sonntag am Stammtisch ein kleines Pils, warum auch immer ?

Pathologisches Spielen:
Haus und Hof verwürfelt, mit viel Mühe dieses Verhalten aber beenden können.
Aber Texas Holdem immer Mittwochs mit Freunden spielen, um Smarties?
       
         
Fred hat geschrieben:
"Und ein Spielsüchtiger der Glücksspiele spielt, ist für mich "nass".
Ohne wenn und aber."


Liebe ehemalige nasse "Oberzocker", natürlich können wir uns auch gegenseitig in den Schlaf wiegen.
Abwägen bei jedem Einzelnen, ob man ihm halt nur sanft seine Eier krault.
Wir sollten uns eigentlich ja schon einig sein,
ein pathologischer Spieler sollte nicht mehr spielen, mit seinem Glück, mit sich selbst und schon gar nicht mit anderen Menschen.   
Was Fred geschrieben hat, beinhaltet keinen Spielraum...halt nur manchmal ein Tombola Los kaufen auf der Kirmes?
Aber im gleichen Atemzug zu seiner Frau sagen, einmal ist keinmal?

Ich könnte nun 50 Tage hier durchschreiben, oder einfach nur Fred zustimmen.
Ich entscheide mich einmal zum Letzteren!

Wer nun einmal in der erkrankten Definition gefangen, sollte dies auch nie vergessen.   

Tolle Beiträge von Euch, danke a.T für die Eröffnung dieses Themas.

Liebe Grüße   

       
  • IP logged
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Fred

A
Moin,

ich hatte mal den Thread eröffnet : Was triggert mich noch an ? oder auch den Thread: Wie lange dauert die Nachsorge?  Übergreifend passen die zu diesem Thema :Wann ist ein Glücksspieler trocken?
Immer wieder wollen die/wir Spieler wissen ab wann sie trocken sind..... Warum eigentlich? Ich glaube oft, die das wissen wollen haben nur eine trockene Phase, die auf wackeligen Beinen steht, es wird auf eine andere Art nach Möglichkeiten gesucht seine Sucht zu bedienen. z.B. Ich bin Automatenspieler, ach bin ja trocken, ich geh mal Wetten..... Um dann über kurz oder lang wieder vorm Automaten zu hängen.

Nasser Spieler: Spielt bis zum Kontrollverlust, immer wieder, Ordnet alles seiner Sucht unter, ist ständig beschäftigt sein Suchtmittel zu erhalten, um die Sucht auszuüben, oft die Sucht verleugnend.. usw, usw.

Trockner Spieler, ich nenne das mal provokativ trockener "OBERZOCKER" ( in Anlehnung an Jacky, der dieses Wort nur all zu gern benutzt.)

Kategorie 1. Trockener Spieler, wie einst ich, immer wenn das Geld alle war. Geduldig gewartet, bis Geld da war um sofort wieder nass zu werden. Rationale Betrachtung von trocken: Suchtmittel nicht vorhanden, also nicht gespielt, also in der Zeit trocken, aber  hat überhaupt nix mit spielfrei zu tun.

Kategorie 2. Trockener Spieler, Hier der Unterschied: Spieler merkt selber, das er ein Problem hat ( Warum auch immer ? z.B. Finanziell geht nix mehr, Druck von außen.) Hier fängt der Spieler an, sich überhaupt mal mit seiner Sucht zu beschäftigen. Oft wird die Sucht einfach ausgeblendet. Ich als Spieler bin euphorisch, treffe Aussagen wie: 4 Wochen nicht gespielt, kein Suchtdruck, kein Problem...,
(Genau!!! 30 Jahre gespielt und jetzt höre ich so auf, das klappt garantiert) und merke nicht das  ich von den 4 Wochen trocken, 3 Wochen kein Suchtmittel habe. Lande über kurz oder lang wieder beim Spiel.

Kategorie 3  Trockner Spieler : Er/Ich habe die Phasen Kat1 und Kat 2 mehrfach durchlaufen, jedes Mal ein Schritt weiter.... alle Möglichkeiten nutzend (SHG/FORUM/THERAPIE/SUCHTBERATUNG) Er/Ich frage mich nicht mehr was darf er/ich, was nicht ? Er lässt es einfach. Er/ Ich bin achtsam, kenne meine Grenzen. Er/Ich hat alles unterlassen was Ihn/mich antriggern würde. Kann einschätzen was er machen darf. Es gibt ein solides Fundament.  Der trockne Spieler weiß eins ganz genau, wenn er/ich diese Adjektive " nass " und  " trocken " weglasse bleibt eben nur der
                                                           
                                                            SPIELER
 


Meine Gedanken und meine Erfahrung


Lg

André


  • IP logged
« Letzte Änderung: 12.02.2021 16:52:08 von Andre12 »
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Jacky1, medea888

Hallo Andre,

wenn ich mich einmal mit irgendjemand unterhalten würde, der fern unserer Materie und event. mich etwas darüber fragen würde.
Würde ich meine Antwort wohl mit folgenden Worten untermauern: " ich war auch einmal spielsüchtig".
Was natürlich so falsch wäre, aber meine momentane Situation am besten beschreiben würde.


... alle Möglichkeiten nutzend (SHG/FORUM/THERAPIE/SUCHTBERATUNG) Er/Ich frage mich nicht mehr was darf er/ich, was nicht ? Er lässt es einfach.                 

Wer sagt eigentlich wenn ich oder Du wieder einmal spielen, dass wir dann unser ganzes "neues" Leben wieder in den Dreck fahren würden ?
Eigentlich nur unsere eigene Erfahrung...sollte ja auch reichen.  :)
Mir stellt sich diese Frage gar nicht, ich möchte einfach nicht spielen.
Und wenn ich es doch einmal wieder möchte....mache ich es doch schon in meinem Kopf.
Wie auch immer , etwas zu wollen ist wahrlich ein Unterschied im Vergleich - zu glauben etwas unbedingt zu müssen.

Ja, er lässt es einfach, weil er es auch endlich lassen kann!

Der Spieler der nicht mehr spielt.

Grüß Dich






  • IP logged
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Andre12

A
Hallo an Alle,

ich finde das ist ein sehr spannendes und vor allem sehr individuelles Thema.
Wenn man dazu ausgebildet Suchberater befragt, bekommt man ganz sicher eine wissenschaftliche Definition um die Ohren gehauen.
Find ich auch gut-als Orientierung, aber wahrscheinlich nicht als allgemein gültige Antwort.
Für mich in meinem Verstehen zumindest.
Ich bin trocken wenn ich, nicht spiele, keine Klicks mehr im Kopf habe und ich spielen als Teil meiner Vergangenheit begreifen kann der mir nicht mehr gefährlich werden kann. Weder im Verlangen danach noch in der Praxis.

Ich war einmal Raucher. Nun rauche ich nicht mehr. Ich empfinde ich mich aber nicht als trockenen Raucher, sondern als Nichtraucher.
Ich war Glücksspielsüchtig. Ich empfinde mich immer noch als Glücksspielsüchtig. Ich bin nur spielfrei im Moment.
Ich hoffe das ich eines Tages “Nichtspieler“ sein werde!
Für mich ist Trocken sein definitiv mit Zeit Verbunden. Ich habe mich nach zwei Jahren nicht Spielens und Auseinandersetzungen mit der Sucht als trocken empfunden. Es war kein Verlangen mehr zu spüren, es gab viele Gesprächspartner. Dann hab ich den Focus verloren, mein Leben hat sich beschleunigt und ich habe mich unter die Decke geflüchtet die ich kannte. Schöne warme Sucht-kalte Dusche.
Nasser Spieler.
LG

  • IP logged
 

T

Taro

Als ich auf hörte mit dem Spielen hatte ich eine Faust in der Tasche. Ich durfte nicht mehr spielen. Ich wuste es geht nicht mehr. Erst nach meinem zweite Rückfall öffnete sich meine Faust, ich brauchte nicht mehr spielen.

Trocken ist für mich ab dem die Faust in der Tasche offen ist.

Taro
  • IP logged
 

Trocken war ich am ersten Tag meiner Abstinenz.
Ich habe es seinerzeit bereits so propagiert und wurde verlacht.
Ich würde genauso reagieren, wenn mir ein "Frischling" dies erzählen würde.

"Trocken sein" findet im Kopf statt.

Dafür bedarf es keinen definierten Zeitpunkt.
Die wirkliche Entscheidung für ein neues Leben muss halt "Klick" machen.
Wann immer dies auch ist. Nicht selten auch deutlich nach der Entscheidung, nicht mehr spielen zu "wollen".

Meine Erfahrungen sind ganz profan "meine" und daher kann es bei jedem anderen völlig anders aussehen.


------------
Anders ist es bei mir beim Rauchen. Da habe ich nach wie vor Taros Faust in der Tasche.
Trotzdem kommt mir so ein Teil nicht mehr in den Rachen.
  • IP logged
 
Folgende Mitglieder bedankten sich: Andre12

 
Nach oben