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Es ist vorbei - Trennung nach 21 Jahren

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Gigi_48:
Ende August haben wir uns nun getrennt. 18 Jahre Ehe, 21 Jahre Beziehung, zwei Kinder, ein Haus, die große Liebe. Es hat alles nichts genützt. Sämtliche Maßnahmen sind kurz- oder langfristig doch immer wieder gescheitert. Mein Mann hat sich zudem auch in seiner Persönlichkeit sehr nachteilig verändert. Auch trinkt er zu viel Alkohol. Er ist nicht mehr der Mann, in den ich mich mal verliebt habe. Er ist ein Mensch geworden, der nur noch rücksichtslos auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist ein verhärmter, alter Mann geworden, der völlig emotionslos agiert.

Mein Mann hat einfach immer weitergespielt, mich immer weiter belogen und betrogen. In der Eheberatung hatten wir eine Vereinbarung: Ein Rückfall ist keine Katastrophe - er muss aber innerhalb von drei Tagen eingestanden werden, sonst ist der Ofen endgültig aus. Besonders perfide: Er erzählte mir einen vom Pferd - dass er Sonntags in seine Selbsthilfegruppe fährt. Mein Bauchgefühl sagte etwas anderes. Ich habe eine Stichprobe gemacht und Bingo: Er in der Spielo. Die Wahrheit ist: Er war niemals in der SHG, er war Sonntags immer regelmäßig zocken. Und seitdem er aufgeflogen ist, fährt er komischerweise Sonntags auch nicht mehr "in die SHG".

Aber was macht er nun? Er dreht die ganze Geschichte jetzt um und schafft sich seine eigene Lügenrealität. .. er hat Lügen für jede Rechtfertigung seines Verhaltens parat. ER hat sich endlich von der Tyrannin getrennt (sprich von mir). Die kontrollierende Kranke, die Stalkerin. Die GPS-Trackerin...hat die Kommunikation mit mir ganz eingestellt und reagiert eiskalt. Aber nicht nur das - er kommt mir extrem gestört vor. Hat seine Autoschlösser mit Heißleim zugeklebt, damit ich keinen Tracker im Auto platzieren kann. Kommt und geht wann er will, hat einen Raum im Haus für sich beansprucht, den er stets mit einer Türschlosssperre verriegelt. Hat mit Edding an die Tür geschrieben, dass dies "sein Privatreich" sei. Er verdreht Aussagen und Geschehnisse, die so nie gewesen sind.

Nach all den Jahren muss ich mir wohl doch schmerzlich eingestehen, dass mein Mann mich nicht geliebt hat, sondern nur benutzt hat. Benutzt, um eine Fassade der Normalität aufrecht zu erhalten, benutzt, weil er das Familieneinkommen bezog, benutzt, weil ich ihm den Rücken freihielt, mich um Haus und Kinder kümmerte, während er seelenruhig zocken war. Er bereut überhaupt nichts, er ist auch nicht zerknirsicht oder am Boden, weil unsere Ehe gescheitert ist. Nein, er ist die Selbstgefälligkeit in Person. Sein Ego war nie dicker!

Nun wartet er noch auf den ganz großen Jackpot: den Zugewinnausgleich, zu dem er, wohlgemerkt, nichts beigetragen hat, ganz im Gegenteil. Unser Zugewinn besteht aus einer von mir geerbten Immobilie, die lediglich aufgrund steigender Immobilienpreise für einen Zugewinn gesorgt hat. Aber diesmal nicht mit mir. Ich werde alles daran setzen, dass er keinen Zugewinn von mir bekommt. Er hat in den letzten 20 Jahren rund 200.000 Euro auf dem Rücken der Familie verzockt. Das kann doch nicht sein, dass er am Ende der Ehe da noch die Hand aufhält. Bestimmt nicht. Unser ganzes Leben war in finanzieller Hinsicht ein einziges großes Fiasko.

Kein schönes Ende, aber es war absehbar. Ich ziehe im Dezember endlich aus und lasse meinen Mann jetzt los.

LG Gigi

amTiefpunkt:
Hallo Gigi,

schön, dass du mal wieder was dir hören lässt, wenngleich es auf den ersten Blick keine gute Nachrichten sind, die du uns mitteilst! Wo du anfang des Jahres doch noch eine gewisse Hoffnung in dir trugst, dass sich alles zum Guten wenden könnte. Das hätte es auch, wenn ER sein Verhalten geändert hätte. Du gabst ihm mehrerer Chancen, sich zu beweisen und eure Beziehung zu retten, doch zu oft können die Spieler nicht aus ihrem Kreislauf ausbrechen. Ein Drama, wenn es so endet wie es bei euch gerade der Fall ist!
Wenn ich aber einen zweiten Blick auf die Situation richte, kann ich durchaus auch positives Feststellen. Erstmal ein ganz fettes Kompliment an dich! Du hast um deine Ehe gekämpft wie eine Löwin, gabst Chancen, hast vergeben und gehofft, dass es klappt - ein großes Herz. Vor deiner konsequenten Entscheidung, die du nun für dich getroffen hast, verneige ich mich ehrenhaft. Es ist dein Leben, lass es dir nicht kaputt machen, du hast besseres verdient, es ist die Zeit gekommen, wo du den Fokus auf dich und Kinder legen musst. Du handelst in meinen Augen richtig! Geh deinen Weg, wenn er sich selbst zerstören muss, kannst du ihn nicht aufhalten. Er wirkt jetzt cool, aber wenn er wieder in Nöte kommt, kannn es sein, dass er wieder angekrochen kommt, darauf solltest du dich einstellen. Es wird ohne dich rapiede abwärts mit ihm gehen, so meine Vermutung!
Traurig, dass es so enden muss nach 21 Jahren, aber er ist es nicht Wert, dass du dein ganzes Leben für ihn opferst!
Nochmals größen Respekt für dein entschlossenes Handeln!
Grüße, aT

MiLu:
Hey Gigi,

die Ehe nahm ein großes Kapitel Deines Lebens ein. Ich bin mir sicher, dass dieses auch durch zahlreiche schöne Momente mit ihm und Euren Kindern versehen ist. Das Ende dieser Zeit scheint durch viele Sorgen, Wut, Verzweiflung und Ohnmacht geprägt zu sein,weshalb es nun an der Zweit war, das Kapitel zu einem Abschluss zu bringen! Nach einer Phase der "Erhloung", der Akzeptanz und v.a. der Neuorientierung, wirst Du die Kraft haben, alte Gewohnheiten nicht mehr zu vermissen und ein neues Kapitel zu schreiben - Dein Kapitel! Man kann kein Leben für zwei führen .... und da er nicht bereit ist, sein eigenes Leben in die richtige Hand zu nehmen, so war es die beste Entscheidung, die Du treffen konntest! Gib Dir die Zeit, um wütend und traurig über die schmerzhafte Erfahrung zu sein. Eines Tages wird Dir diese jedoch von großem Nutzen sein!

Ich freue mich schon, Dich auf Deinem neuen Weg erleben zu dürfen!

Alles Liebe

MiLu

Olli:
Hi Gigi!

Lieben Dank, dass Du uns auf dem Laufenden hälst.

Puh ... ist das starker Tobak ...

Es ist nicht die Geschichte an sich - die findet sich immer wieder in den Erzählungen der Angehörigen.

Es ist die Geschichte, die DU erzählst. Sie ist voller Frust, Verletzlichkeit, Wut und Trauer.

Sie zeigt aber auch jetzt wieder die Kämpferin in Dir.

Wo bisher noch Hoffnung war, ist nun Endgültigkeit. Ob es beabsichtig ist oder nicht - Dein Mann hilft Dir gerade enorm Dich abzugrenzen und den Schlussstrich innerlich, wie auch räumlich, zu vollziehen.

Sein Verhalten zeigt, dass auch ihn die ganze Sache nun nicht mehr kalt lässt.
Er weiss ganz genau, was er all die Jahre angestellt hat und was er nun mit Dir verliert.
Und er weiss nun, dass er Eure Ehe systematisch zerstört hat.

Schuld nun auf Dich abzuwälzen, macht es für ihn nur leichter - scheinbar.
Denn die Realität wird ihn noch einholen, wenn Du erst einmal fort bist.

Auch Du wirst ihn jetzt erst einmal hassen - was es Dir gerade leichter macht.
Auf Dauer hilft es Dir aber auch nicht.

Versuche, wenn es denn schon möglich ist, ihn in Liebe loszulassen und Dich auf Deine Kinder und das Leben, welches nun vor Dir liegt, zu konzentrieren.

Du brauchst Dir nun keine Sorgen mehr machen. Brauchst nicht mehr in Spielhallen nach ihm suchen.
Du brauchst Dir seine Lügengeschichten nicht mehr anhören ... Du darfst ihm das alles als seinen Ballast zurück lassen.

Du bist nun frei davon!

Weisst Du schon, wie Du diesen Freiraum mit für Dich Positivem auffüllen kannst?

Gigi_48:
Hallo liebes Forum,

ich melde mich mal wieder mit einem Uptdate: die Trennung zwischen meinem spielsüchtigen Mann und mir letztes Jahr war tatsächlich endgültig. Das Trennungsjahr ist bereits fast um und der Scheidungsantrag wurde kürzlich gestellt. Ich lebe allein mit unserem nunmehr volljährigen Sohn in dem Haus, das wir bis Ende letzten Jahres noch alle gemeinsam bewohnten. 16 Jahre in diesem Haus als Ehepaar/ Familie. Zu meinem Ex habe ich keinerlei Kontakt. Ich habe ihn nur einmal auf einer Feier gesehen und da fiel mir auf, wie verdammt schlecht er aussah. Ganz aufgedunsen, alt. Neben seinem Spielsuchtproblem gibt es ja zudem auch ein kleineres Alkoholproblemchen. Er hatte an diesem Abend ständig die Bierflasche am Hals. Auch anderen fiel die negative Veränderung auf. Ob er noch spielt, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich glaube aber,  ja. Er hat die letzten 30 Jahre gespielt, weshalb sollte es ausgerechnet im Trennungsjahr anders laufen? Ich frage mich oft, wie er finanziell klar kommt, so verschuldet wie er ist, aber letztlich ist dies auch nicht mehr mein business. Ich muss auf mich und auf mein Leben schauen und damit habe ich wahrlich genug zu tun.

Es gab sie, diese Momente, in denen ich einfach nicht begreifen konnte und wollte, weshalb mein Mann keine ernsthaften Bestrebungen in Richtung Abstinenz unternommen hat. Warum er das Ruder nicht rumgerissen hat, nicht gekämpft hat, einfach alles aufgab. Und immer wieder erkenne ich, dass ich an der Realität vorbeigelebt habe in den letzten Jahren. Das, was ich in meinem Mann sah, war er einfach nicht. Den Mann, den ich vor fast 20 Jahren geheiratet habe, den gibt es nicht mehr. Der hat sich in Luft aufgelöst. Sucht verändert einen Menschen so stark, verändert seine Persönlichkeit. Doch bin ich auch wiederum froh, jetzt eine Ruhe und Leichtigkeit in meinem Leben zu haben, die ich praktisch seit zwei Jahrzehnten nicht hatte.

LG Gigi







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