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Nicht von dieser Welt

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Jacky1:
Hallo,

wenn ich sehe wie meine Frau einen 10 Euroschein sorgfältig faltet,bevor sie ihn in ihr schickes Porte­mon­naie einbettet,natürlich nach einem bestimmten Ablagesystem.
Wenn ich bei meiner Mutter zu Hause im Wohnzimmer das Sparschwein auf der Kommode sehe und weiß wie gerne sie darin ihre gesammelten Münzen anspart.
Wenn wir bei Freunden eingeladen sind und sich die Anderen erfreuen,in der gemeinsamen Runde.
Wenn ich einen spannenden Film schaue und ihn nicht einmal wahr nehme.
Wenn ich mir wie in Trance die Zähne putze, meine Frau derweilen das Frühstück bereitet und dabei eine herzzerreißende Perfektion an den Tag legt.
Wenn ich durch die Strassen meiner Stadt fahre und weiß nicht einmal wohin.
Wenn ich manchmal lieber noch kranker als gesund sein möchte.
Wenn ich hier schreibe und nicht einmal weiß auf was ich hinaus möchte.

Dann verspüre ich es.

Nicht von dieser Welt

Ich will nicht mehr fröhlich schreiben,wenn ich es gar nicht möchte.

Liebe Grüße   

Fred:
"Nicht von dieser Welt" ...

... ich hatte beim Lesen spontan einen Satz vor meinen Augen:

"Meinen Gedanken freien Lauf lassen."

Wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lasse, dann fühle ich mich oftmals auch als wäre ich nicht von dieser Welt.

Das zeigt mir immer wieder, dass all meine Sorgen ... einfach nur ... in meinem Kopf entstehen.


Karo:
meine Gedanken:

zum "nüchtern" werden und zur Abstinenz gehört für mich unbedingt dazu...dass ich mutig werde. Um mich so zu zeigen , wie es wirklich in mir aussieht. Authenisch werden, zu mir stehen und akzeptieren, was nicht oder noch nicht zu ändern geht...jedoch dass anzugehen, was zu ändern für mich geht.


süchtig geworden zu sein...ist für mich persönlich ...nur die Spitze des Eisberges.

Es braucht Mut und Ausdauer mir mein Leben und meine Muster anzuschauen, mich zu reflektieren, die Spiegel, die mir begegnen zu erkennen und zu erkennen, was sie denn mit mir selber zu tun haben...was sie mir sagen können /wollen....

Es ist weit mehr, als die Tage des Nichtspielens zu zählen und wieder mit einem gewissen "Gewinnergefühl" dafür sich zu belohnen...
weit mehr, als nur das Spielen zu lassen....

Wenn es so leicht wäre, wie es sich anhört...dass Probleme.."ja einfach nur" ...in meinem Kopf entstehen...und ich mir diese oft selber kreiere. ...Dann müsste ich es ja ..einfach nur...lassen. SO Einfach ist es aber dann doch nicht, finde ich. Es ist oder wird erst leicht, wenn ich es gelernt habe, wie es geht. Dazu gehört erstmal ein Weg der Veränderung...der neuen Erfahrungen....und wieder viel Mut und Bereitschaft ..mir Veränderung erabeiten zu wollen.

Ich hätte öfter gern etwas anders..aber viel dafür tun...oft eher nicht :-(

Das Leben ist schwer und nicht unbedingt schön, wenn alles an einem irgendwie vorbei geht...ich gar nicht richtig dabei bin. Mich gar nicht richtig an meinem Platz /Ort zu fühlen...Dinge tue oder lasse, weil sie erwartet werden...und ich nie gelernt habe, mich selber zu leben. Das war eben nie drann...anderes immer wichtiger.

Funktionieren hat erstmal meine größte Angst in den Griff bekommen. Meine Existenzängste, konnte ich damit kompensieren, was ich als die Priorität überhaupt wohl hielt...und damit auch war. Ich hatte nunmal in mir keine Stabilität und kein Selbstvertrauen...
Das konnte ich nur perfekt vortäuschen. Ja neben meiner Fähigkeit gut zu funktionieren, war ich auch ein guter Schauspieler.
Was natürlich bei meiner Sucht, mir schnell zu gute kam....Ich habe viele Stärken...aber leider auch eine große Schwäche...mein eigenes ICH-Gefühl zu mir selber (das, ganz tief in mir/nicht das Oberflächliche) ....und das zieht viele andere Schwächen hinterher.

Also hab ich eigendlich im Leben nur gelernt mich zu schützen...vor dem wo ich angst hatte...Vor allem vor Nicht-be-achtung.
Das ging soweit, dass mir Negativ -Beachtung...immer noch lieber war..wie keine Beachtung zu erhalten. Ich brauchte dies...um mich überhaupt spüren zu können...

Ja dieses nicht spüren können /diese Leere...nicht zu wissen was und wer ich überhaupt bin...keine wirkliche mich akzeptierende  Beziehung zu mir zu finden...dafür für immer in Abhängigkeit zu sein,und was mich im Außen davon für Momente befreien konnte...ist meine wirkliche Störung.

Diese Störung in Heilung zu bringen...ist alles andere...wie einfach nur....mal anders machen.

Es ist meine Lebensaufgabe

Alte Weltbilder und Überzeugungen bewusst werden, mir neue anschauen und erarbeiten...Akzeptanz und Loslassen lernen und üben..
mit Emotionen wertfreier umgehen lernen...Freude zu finden zu erleben...wie auch mit Schmerz und Trauer oder Wut umgehen zu lernen. Enttäuschungen und Erwartungen verstehen und besser von mir trennen zu üben... wirkliches, echtes...vertrauen und lieben lernen. Genauso wie verstehen und verzeihen....und so viels mehr...Was sich lohnt anders kennen zu lernen, wie ich es bisher kenne.

Meine Bereitschaft dazu könnte ohne meine Hoffnung nicht bestehen. Hoffnung ist das, was mich mein Leben lang getragen hat...und wenn die ins wanken gerät..wird die Welt für mich dunkel.....und immer dunkler....

Ein Hoch...auf die Hoffnung !!!

lg karo







Jacky1:
Hallo Karo,

Angst hatte ich einst immer ein wenig,mich so sehr in die Problematik meiner Sucht zu vertiefen.
Dadurch zu erkennen wie krank ich eigentlich wirklich bin.
Wenn ein schwer Verletzter in die Ambulanz kommt möchte er vom Arzt ja auch nicht hören,"oje,hoffentlich kann ich da noch etwas tun."
Ich denke auch an eine tiefe Schnittwunde an meiner Hand,als ich von der Grundschule nach hause kam und meine Mutter lachend diese Wunde verband,wenn ich auch ihre Sorgen darüber ablesen konnte,in ihren Augen.

Nun weiß ich wie krank ich wirklich bin.
Eigentlich gar nicht mal so schlimm,ich bin am Leben.
Manchmal halt etwas traurig und kraftlos,müde,verzweifelt.
Einige Dinge nur etwas stärker spürend als andere Menschen.

Ich mag das Wort Hoffnung und dessen Bedeutung nicht sehr.
Hoffnung hat mein ganzes aktives "Spielerleben" begleitet,ein wichtiges Zahnrad in der "Suchtmaschinerie".

Wer sich etwas erarbeitet sollte nicht hoffen,sondern erwarten.

Liebe Karo,ich fand Deinen Beitrag einfach klasse.
Ein frühes "Highlight" in einem jungen Forum.
Das Gefühl einer inneren Träne und ich kann nicht einmal sagen warum.

Liebe Grüße 
   




       

Karo:
Hallo Jacky,

es ist schön wenn man andere Menschen erreichen/berühren kann...bei dir freut es mich um so mehr. Weil ich mir dir sehr "verwandt" fühle  ;) Danke für dein  Feedback

Das mit der Hoffnung, da stimme ich teilweise zu ! ich hielt auch viel zu lange an der Hoffnung, zu gewinnen, fest. Aber da war die Hoffnung einfach nur an ein verkehrtes Ziel/ Ende gerichtet. Und ich gehe da auch vollkommen mit dir, dass man handeln muss und aktiv was tun muss und nicht nur abwarten. Eben immer das was gerade möglich ist auch dann tun. Nur...ich bin bequem ...und wenn ich es mir *leichter* machen kann...oder es anscheinend verlockend leichter aussieht...wähle ich impulsiv schon mal eher diesen Weg. Was ich eigendlich meine ist, dass es nicht immer alles so klar und deutlich und leicht ist. Hab ich Klarheit und meine Werkzeuge..ist es leicht...aber eben nur dann. Ich bin leider ein Kandidat, wo das nicht immer stabil ist..und ich immer drann arbeiten muss. Wie viele andere aber auch.

Wichtig finde ich, mich nicht allein zu fühlen...zu erleben, dass es mir nicht alleine so geht und dass es Hoffnung gibt. Berechtigte Hoffnung auf Besserung und und ich aktiv da meinen Weg mir bahnen werde.
...und das meine ich jetzt nicht nur auf die Sucht alleine bezogen...
....ich finde sowieso hat Alles auch immer mit allem Anderen zu tun..es hängt irgendwie verwurschtelt zusammen.
Ich kann das nicht trennen..es gehört für mich zusammen.

Nur viele mögen über das Spielsuchtthema hinaus , nicht weiter offen über sich reden..wollen oder können es noch nicht. Was zuverstehen und zu akzeptieren ist. Es hat ja auch einen Tatsch von *nackig machen* und Angriffsflächen bloslegen.

So denke ich, dass es immer passend sein muss für jeden selber. Es bringt keinem was, was einem anderen gut tut, einem selber aber nicht. Es ist eben alles Entwicklung...und ich möchte Hoffnung nicht unbedingt negativ besetzen..dafür hat sich mir auch schon zu oft im Positven Sinne weiter geholfen .......mir Kraft gegeben.

Natürlich war das beim Spielen vergeudete Energie und die ich durch die Hoffnung gewinnen zu können, eingesetzt habe. So hat eben alles immer 2 Seiten...Kehrseiten...und ich will üben, nicht immer nur eine zu betrachten ;-)


lg karo

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