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Autor Thema: Mein Mann der Spielsüchtige

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G
Mein Mann der Spielsüchtige
OP: 01.11.2020 20:25:47
Hallo zusammen, bin wieder mal mit allen total überfordert . Sitze hier mit zwei Kindern, finanziellen Sorgen, einem Job und Corona… seit Ende Mai bin ich nun von meinem Mann getrennt und aktuell ist er in einer Spielsucht Therapie. Nachdem ich gemerkt habe, dass es mein Nervenkostüm nicht mehr mitmacht habe ich den Kontakt zu ihm abgebrochen und überall blockiert. Davor habe ich ihm erklärt, dass ich einfach keine Kraft mehr für die Kinder für den Haushalt und auch für mich habe, wenn ich ständig seinem Auf und Ab nachkomme.
Zweimal habe ich ihm bereits das Spielen und die damit verbundenen finanziellen Einbußen verziehen. Immer wieder wurden Versprechungen gemacht und meinerseits Drohungen ausgesprochen. Bisher habe ich auch alle Drohungen wahr gemacht. Aus diesem Grund blieb mir dieses eine Mal nichts anderes übrig als mich von ihm zu trennen.
Aktuell wohne ich in der gemeinsamen Eigentumswohnung (keine Ahnung wie es da finanziell weitergehen wird) und versuche die Stellung zu halten solange er die Therapie macht.

Aktuell befindet er sich in der 4. von 12 Wochen und davon haben wir nun seit zwei Wochen absolut keinen Kontakt. Seine Therapeutin, die ich mehrmals angerufen habe konnte keine genauen Aussagen dazu treffen ob es Sinn macht Kontakt zu halten oder nicht. Wie letztendlich die Referenzen beziehungsweise Erfolgschance dazu sind. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden nach mir zu schauen und nach einem kurzen Gespräch habe ich ihm erklärt, dass ich körperlich und geistig an meine Belastungsgrenzen gestoßen bin und erst einmal keinen Kontakt haben möchte. Er hat mich aufs übelste beschimpft und eine schlechte Ehefrau genannt.
Ich möchte dazu sagen, dass wir seit fast acht Jahren verheiratet sind und im letzten halben Jahr öfter gestritten haben als in der gesamten Ehe.
Es gab bisher auch nie irgendwelche Reibungspunkte zwischen uns. Was ich damit sagen möchte: er hatte noch nie gesagt, dass er sich eine Änderung oder Verbesserung meinerseits wünscht. Nun, nachdem alles aufgepoppt ist, befinden wir uns aktuell in einem Rosenkrieg.
Er versucht möglichst von sich abzulenken und sucht Fehler in meiner Reaktion auf seine Sucht. Dies gelingt ihm tatsächlich auch sehr oft vor allem bei seinen Eltern und seinem Bruder. Mich ärgert das ungemein, weil jeder die Essenz aus den Augen verliert. Ich meine, das kann doch unmöglich wahr sein, dass mir vorgeworfen wird ich gehe mit dem Thema nicht anständig um. Unter anderen Beispiele dafür: ich hätte es nicht offen kommunizieren sollen, ich solle liebevoller zu ihm umgehen, ich hätte mich nicht gleich trennen dürfen, ihn aus der Wohnung zu schmeißen hat er sich auch nur gefallen lassen, weil er nicht selbstbewusst genug sei sich zu behaupten.
Ich möchte nicht den Anschein erwecken, dass ich eine tägliche Entschuldigung wünsche, jedoch finde ich es mehr als falsch vom eigentlichen Problem abzulenken und statt sich auf eine Genesung oder Therapie einzustellen ständig die Fehler bei mir gesucht werden.
Es ist schon soweit, dass seine Leute seine Spielsucht mit meinem Verhalten erklären.
So wie auch er mir vorgeworfen hat, dass es dieses Mal nur so viel Geld war, weil ich es ihm verboten hatte. Wäre es „legal“, wäre es angeblich nicht so ausgeartet.
Das alles macht mich so unglaublich wütend! Manchmal habe ich das Gefühl der einzig logische Mensch in diesem Konstrukt zu sein, weil alle anderen (zumindest seine Familienmitglieder) sich von ihm blenden lassen.
Und nun stehe ich da: mit zwei Kindern einem Haushalt einem offenen Kredit für die Wohnung und seinen Schulden. Er befindet sich wie gesagt aktuell in der Therapie, die er auch hoffentlich bis zum Ende genießen wird. Was nun danach an seinem Verhalten verändert ist, gilt nur abzuwarten.

Die Vereinbarung war: ich verbringe ein komplettes Jahr alleine mit den Kindern und der gemeinsamen Wohnung und versuche in diesem Jahr abhängig von seinem Zutun oder auch nicht eine Entscheidung zu fällen ob wir danach eine weitere Chance haben oder nicht. Eines ist mir bereits jetzt klar, meine Entscheidung wird richtig und falsch zugleich sein. Das Gefühl mit einer tickenden Zeit-Bombe verheiratet zu sein, das kann und wird!mir nie jemand nehmen können. Auch zehn Therapien werden da nichts daran verändern können. Das Gefühl meinen Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen zu haben wird mir auch niemand nehmen können.

Kurz gesagt: versuchen wir es noch einmal, werde ich in Angst leben, auch wenn ich ihn vielleicht dazu bekomme mir alle Finanzen zu überlassen und das sollte er auf alle Fälle auch zulassen. Sollten wir es nicht noch einmal wagen, werde ich mich ein Leben lang fragen ob es gerechtfertigt war den Kindern den Vater zu nehmen in der Angst, dass etwas passiert, was vielleicht doch nicht passiert wäre.

Ich bin einfach nur sauer auf ihn, dass er mich in dieser Situation und Lage gebracht hat. Selbst den „Luxus“ selber entscheiden zu können empfinde ich nicht so, da ich die Verantwortung dafür tragen werde. Selbstverständlich trage ich nicht die Verantwortung dafür, dass er spielt. Wenn ich jedoch entscheiden muss und es in die Hose geht, dann empfinde und fühle ich das einfach so, dass ich Schuld bin es nicht besser gewusst zu haben.

Nun meine Frage an euch, bevor es zu lang und anstrengend zu lesen wird:
Habt ihr Angehörige die spielsüchtig sind/waren und bereits nach der ersten Therapie verändert in das Leben zurück gekommen sind?
An welchen „Zeichen“könnte ich das lesen ob Hoffnung besteht oder nicht?
Ich werde nämlich den Teufel tun und eine Entscheidung fällen ihn zurückzunehmen, weil ich keine andere Wahl habe oder meine ihn unbedingt zu brauchen. Die rosarote Brille ist schon längst zerbrochen.

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Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#1: 01.11.2020 21:06:15
Hi Giotto,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum, schön, dass du geschrieben hast.

Erstmal vorneweg: deine Entscheidung, erstmal einen Cut zu machen, kann ich voll und ganz nachvollziehen und empfinde ich als richtig. Deinen inneren Konflikt dadurch, dass du deine Verantwortung den Kindern gegenüber gewahrt hast, indem du ihnen erstmal ihren Vater genommen hast, ist vollkommen verständlich!
Ob sich durch die Therapie etwas ändert, lässt sich im voraus nicht sagen. Nicht die Therapie macht ihn spielfrei, sondern hilft ihm allenfalls auf seinem Weg in die Abstinenz. Das A und O liegt in ihm selbst, nur wenn er zu 100 Prozent hinter der Entscheidung, spielfrei zu werden, steht, kann es klappen.

Wenn du ihm noch eine Chance geben möchtest, warum nicht, aber keine 20 mehr....du bist nicht schuld, er trägt die Verantwortung eurer jetzigen Situation!

Ich drück die Daumen....

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Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#2: 01.11.2020 21:56:16
Hallo Giotto80 und auch von mir ein herzliches Willkommen,

ohne Dich und Dein Zutun wäre er doch sicherlich nicht in einer Therapie.
Nur diese Konsequenzen brachten Ihn wohl dazu nun etwas zu unternehmen.
Doch er sieht es eher wohl als eine Art Bestrafung nicht einmal für sich, sondern für Dich!
In Deinem Beitrag empfängt man viel Argwohn der Dir leider entgegengebracht wird.
Dinge die mich gerade auch sehr verärgern, mich ...selbst ein pathologischer Spieler.

Ist er in einem Gulag ? ...wie die Erfolgschancen bzw. Referenzen dazu sind?
Wird man eigentlich in einer Therapie auch gegen seinen Willen spielfrei ? 
Denkst Du es ist diese Sucht alleine die aus Ehemännern manipulierende Lügner formt ?

Aber ich bin zu ungeduldig  :), er ist in einer Therapie, wenn dies einmal kein Anfang wäre.
Liebe Giotto  , in guten Zeiten hält es sich leicht zusammen, doch warum solltest Du weiterhin an etwas festhalten, was Dich doch nur verletzt ?
Sein momentanes Verhalten entspricht doch in keinster Weise erfolgversprechend, was Eure gemeinsame Zukunft angeht.
Motivation entsteht doch wahrlich anders!
       

Nun meine Frage an euch, bevor es zu lang und anstrengend zu lesen wird:
Habt ihr Angehörige die spielsüchtig sind/waren und bereits nach der ersten Therapie verändert in das Leben zurück gekommen sind?
An welchen „Zeichen“könnte ich das lesen ob Hoffnung besteht oder nicht?
Ich werde nämlich den Teufel tun und eine Entscheidung fällen ihn zurückzunehmen, weil ich keine andere Wahl habe oder meine ihn unbedingt zu brauchen. Die rosarote Brille ist schon längst zerbrochen.

Ich habe keine Angehörigen die spielsüchtig waren/sind, aber meine Angehörigen hatten einen.
Ich war in keiner Therapie, doch machte ich sehr viel um mein Verhalten zu ändern.
Und niemals kam ich in dieser Zeit auf die Idee, irgendjemanden vorzuwerfen dass er Schuld oder Mitschuld hätte.
Dies machte ich aber die aktiven 30 Zockerjahre zuvor!
So kam ich auch ohne eine stationäre Therapie ins Leben zurück...nenne es halt ein Wunder.  :)

Du suchst Hoffnung ?
Und dies sogar noch ohne rosa Brille ?
Die Hoffnung ist doch immer da, er sollte eines Tages erkennen was für Unrecht er antat.
Mehr eigentlich nicht!
Doch wer sich versteckt hinter seiner Sucht braucht keine Therapie, der bräuchte wirklich Referenzen ......

Wie auch immer, an Deiner Seite und du sollst auch wissen warum.
Du bist hier und  nicht er, dies ist doch das beste Zeichen...für Dich Giotto.
Wenn man erst entscheiden müsste mit seinem Ehepartner weiter zusammen bleiben zu wollen, ja, dann müsste man den "Teufel tun".
Du wirst erkennen welche "Wahl" die richtige wäre...an seinem zukünftigen Verhalten .

Danke dass Du hier berichtest, immer weiter....Giotto.

Liebe Grüße
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Taro

Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#3: 01.11.2020 22:09:26
Moin Giotto,

ich bin selber Spieler. Es ist immer schwer andere zu beurteilen. Aber eines ist sicher, Du bist weder Schuld das er gespielt hat noch wieviel er verspielt hat. Er hat durch die Spielsucht die Familie gefährdet, alle, wirklich alle Konsequenzen die Du ziehst hat er zu verantworten. Wenn er das nach 4 Wochen Therapie nicht erkennt  dann so befürchte ich, wird er noch lange weiterspielen.

Du fragst woran man erkennt ob jemand spielfrei bleibt. Letztlich gibt es keine Sicherheit. Das übernehmen der vollen Verantwortung sowohl finanziell, als auch emotional, kein Schuld zu Ehefrau hinschieben, kein verstecken hinter der Herkunftsfamilie, der Versuch ein ehrliches Leben zu führen, das sind Zeichen das es eine Chance geben könnte.

Alles was Du schreibst ist davon noch weit entfernt.

Taro
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Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#4: 02.11.2020 09:12:59
Moin Giotto, schön das Du geschrieben hast.
Deinen Ansatz mit der räumlichen Trennung finde ich gut. Er scheint noch nicht ( "scheint" ich weiß es natürlich nicht ) soweit zu sein sich seiner Sucht zu stellen, geschweige zu akzeptieren. Du hast ihn doch schon 2 mal verziehen und jetzt ziehst Du die Notbremse. Du brauchst Dir da keine Vorwürfe anhören das Du zu schnell gehandelt hättest. Auch ggü. Deinen Kindern brauchst Du Dir keine Vorwürfe machen. Eltern handeln instinktiv und wollen für Ihre Kinder das Beste. Die Kinder bekommen Streitereien mit auch wenn Sie nicht vor Ihnen ausgeführt werden. Du hast Deine Konsequenzen ihm mitgeteilt und er war ja auch anscheinend mit der Regelung einverstanden. Denke aber eher er hat eingelenkt um "Ruhe " zu haben und sich gar nicht vor Augen gehalten was die Trennung bedeutet bzw. für Auswirkungen haben kann. Er scheint auch nach 4 Wochen Therapie noch nicht auf sich und seine Sucht zu schauen, sondern beschäftigt sich mit Erziehungsfragen. Du kannst nur hoffen, das er "aufwacht", seine Vernebelung durchbricht. Ich hoffe auch er nutzt die Zeit der Therapie und bleibt die 12 Wochen da. Auch nach der Therapie muss er sich weiter damit beschäftigen. Es ist kein Beinbruch oder sonstiges, was einfach nach einer gewissen Zeit heilt. Das sind aber alles Dinge wo Du nicht wirklich Einfluß darauf hast. Bitte nehme es nicht persönlich, wenn er Dich mit Vorwürfen anklagt. Mache Dich davon frei. Er hat Dich oder eher Euch in seine Sucht reingezogen. Seine Vorwürfe etc. sind vielleicht auch eher die Wut auf Sich selbst. Er dreht und windet sich noch. So hart es klingt, aber er muß  dadurch. Oder eben nicht.

Bleib stark und konzentrier Dich auf Dich und Deine Kinder. Wenn er soweit ist, wirst Du es merken. Ob es dann für Euch zu spät ist, wird die Zeit zeigen.

Lieben Gruß
André
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Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 

G
Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#5: 02.11.2020 09:40:58
Guten Morgen und vielen lieben Dank für eure Meldungen.
#Andre12:
Mir fällt es immer noch sehr schwer die Krankheit als „Erklärung“ für eine sein Verhalten zu sehen. Zumal ständig die Diskrepanz besteht, dass er ernst genommen werden möchte und verstanden werden möchte. Und wäre da nicht nur er! Es sind eben auch seine Familien-Mitglieder, die von mir erwarten, dass ich ihn für voll nehme und als den bisherigen Ehemann behandle, der er für mich war. Ich bin davon überzeugt, dass sie alle in ihrer mütterlichen Liebe für ihn gefangen sind. Selbstverständlich haben Sie eine ganz andere Sicht auf das Problem. Ich habe jedoch oft genug erklärt, dass es wohl keinem Menschen auf der Welt wichtiger ist, dass er wieder gesund wird als mir, seiner Ehefrau (selbstverständlich auch den Kindern).
Unabhängig davon, bin ich mir nicht sicher ob sie ihm alle noch das Köpfchen streicheln würden, wenn er bei Ihnen zu Hause 10.000 € aus dem Safe klauen würde… Nur als Beispiel.
Er kann aktuell nichts besser als sich in die Opferrolle zu stellen. Bisher sehe ich sehr wenig Motivation zur Therapie beziehungsweise Veränderung. Jedoch, gelogen! Mir ist die Veränderung aufgefallen, dass er noch viel mehr für sich und seine Belange einsteht. Als würde man ihm in der Therapie einbläuen: du bist wichtig! Schaue nach dir! Was hat Dir bisher gefehlt? Kümmere dich um deine Belange!
Wohl gemerkt, das ist nur mein Eindruck. Selbstverständlich kann ich mich hier oder dort irren.
Da ich, wie schon erwähnt, aus der rosaroten Puderzucker Welt ausgezogen bin, habe ich das Glück oder auch das Pech die Sache wirklich sehr pragmatisch zu sehen. Die angebliche statistische Treff-Sicherheit einer stationären Therapie liegt bei 40 %. Da dies jedoch nicht unsere einzige Baustelle ist, ich spreche noch von 2.) Vertrauen und 3.) Achtung vor ihm als Mann und Mensch... würde ich uns eine Chance von vielleicht 10 % einräumen. Mit viel gutem Willen von beiden Parteien.
All dies habe ich bereits mit ihm kommuniziert. Ich behaupte mal, dass er das große Glück hat dass ich extrem ehrlich ihm gegenüber bin. Ich kann nachvollziehen, dass meine Ehrlichkeit fast schon verletzende Ausmaße bei ihm annimmt. Nichts desto trotz, ich würde mir seinerseits etwas mehr Ehrlichkeit wünschen.

Ich halte meinen Ehemann nicht wirklich für einen konsequenten Menschen. Dies kann sich selbstverständlich in der Therapie etwas ändern. Ich denke mir jedoch, dass spielen hat er sich in fast 20 Jahren angeeignet, zwölf Wochen können da wenig gegensteuern. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Und nun zu meiner eigentlichen und größten Befürchtung:

Dass es beim Spielen um das kompensieren von Gefühlen geht, so wie bei jeder sucht… Das habe ich verstanden. Stelle sich mal einer vor, die ersten 7,5 Ehe Jahre waren wunderbar! Wir haben zwei wundervolle Kinder, eine sehr schöne große Wohnung, liebten und respektierten uns noch... Uns haben weder Nöte noch Probleme Den Weg erschwert.

Ich frage mich, um Gottes willen… Wenn er all das in der Zuckerphase unseres Lebens getan hat, wenn wir weder Schwierigkeiten noch Krankheiten noch finanzielle Probleme noch Pubertäten der Kinder noch Ehe Probleme aushalten mussten… Und er hat Kompensation für seine kleinen persönlichen Probleme benötigt. Wie soll er den Rest unserer Ehe „aushalten“?
Denn eins steht fest, ich werde ihn, sollten wir es noch mal versuchen, bis zum Rest meines Lebens als die tickende Zeit Bombe sehen, die er eben ist. Und meine Seele, die es bisher nicht gewohnt war, wird bis zum Ende finanzielle Ängste und Unsicherheiten verspüren. Nun stehe ich da und frage mich, ist das die Sache wert?
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Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#6: 02.11.2020 10:34:46
Moin Giotto,

Zitat
Ich frage mich, um Gottes willen… Wenn er all das in der Zuckerphase unseres Lebens getan hat, wenn wir weder Schwierigkeiten noch Krankheiten noch finanzielle Probleme noch Pubertäten der Kinder noch Ehe Probleme aushalten mussten… Und er hat Kompensation für seine kleinen persönlichen Probleme benötigt. Wie soll er den Rest unserer Ehe „aushalten“?
Denn eins steht fest, ich werde ihn, sollten wir es noch mal versuchen, bis zum Rest meines Lebens als die tickende Zeit Bombe sehen, die er eben ist. Und meine Seele, die es bisher nicht gewohnt war, wird bis zum Ende finanzielle Ängste und Unsicherheiten verspüren. Nun stehe ich da und frage mich, ist das die Sache wert?
Eine sehr schön geschriebene Passage. Auch hier finde ich deine recht objektive Auffassungsgabe bemerkenswert!
Oft beginnt das Spielen zum Spaß/Zeitvertreib, nicht um Probleme zu verdrängen. Erst durch das immer häufigere Spielen und die dadurch entstehende Sucht werden Probleme erschaffen, die zuvor gar nicht da waren. Die Probleme nehmen dann im Laufe der Zeit immer mehr zu und werden so viel, dass sie nur noch durch das Spielen kompensiert (verdrängt) werden können - ein Teufelskreis! Die Realität wird auf Dauer zu anstrengend!  8)
Deine Geduld ist verständlicherweise erschöpft, das Vertrauen, das eure bzw jede Beziehung trägt, ist verloren. Ob hier ein Restart Sinn macht, kannst in der Tat nur du entscheiden. Du bist Herrin über dein Leben und vertrittst deine Entscheidungen, es gilt hier gut abzuwägen, diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen und deine Ängste/Bedenken sind total nachvollziehbar und wiegen schwer auf eurer Ehe!
Egal welchen Weg du einschlägst, korrigiere ihn, wenn er DIR nicht gut tut!
Es ist dein Leben und das ist zu wertvoll um es an einen Spieler zu verschwenden, sofern er nicht in der Lage ist, den Weg der Abstinenz zu gehen!

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Re: Mein Mann der Spielsüchtige
#7: 02.11.2020 10:42:23
Ja Giotto,

klar kann man nicht sämtliches Verhalten auf die Sucht schieben. "Ich" denke aber schon viel. Drogenabhängige fixen Ihre besten Freunde an, wenn dadurch der nächste Schuß gesichert ist. Das nur so am Rande.
Wenn ich Deine Zeilen lese, denke ich Du hast Dich schon längst entschieden. Ich kenne das nur zu gut, wenn man von seinem Partner nicht mehr ernst genommen wird. Es ist eben schwer mit einem Süchtigen umzugehen, gerade wenn man so tickt wie Du anscheinend. Wenn Du Deinem Partner nicht mehr für voll nehmen kannst, und ihm das spüren lässt, für den Rest seines Lebens. Das ist dann für einen Süchtigen, sehr schwer damit umzugehen. Also ist eine zusätzliche emotionale Belastung für ihn. Damit lenkt er sich schon wieder von seinem Hauptthema ab und fällt in die Opferrolle, wie Du ja auch so treffend beschreibst. Er tut sich selber leid, und überlegt warum macht sie das oder das usw. Ihr werdet Euch im Kreis drehen. Du ärgerst Dich jetzt über seine Familie, weil die ihm nicht in den Arsch tritt. Jeder Mensch tickt anders. Bei mir war das auch sehr schwer, mit meiner EX-Partnerin, die würde das so ähnlich beschreiben wie Du, denke ich. Mich machte diese Ungewisse kaputt. Als ich nach 3 Jahren endlich losgelöst (Also sie hat sich nie von mir getrennt, sondern immer nur gesagt ich muss spielfrei werden) von Ihr mich meinem Thema ohne irgendwas von Ihr zu erwarten gestellt habe, würde ich endlich spielfrei. Mich hatte das so fertig gemacht wie sie mich behandelt hat, fühlte mich wie der letzte Arsch in Ihrer Nähe (Und der war ich wohl auch jahrelang ) Auch sie konnte mir nie richtig verzeihen. Ich kann das verstehen (heute aber erst). Ich habe sie oft belogen, wegen meiner Spielsucht, jahrelang was vorgemacht.  Heute bin ich ca8 Monate spielfrei. (30 Jahre gezockt)  Aber einmal süchtig, immer süchtig. Für den Rest meines Lebens. Und damit kann  meine Ex nicht  leben. Ich kann mir nur zusammenreimen, warum sie sich nicht von mir getrennt hat. Bin kein schlechter Mensch, immer berufstätig usw oder aus Hoffnung, was weiß ich. Denke aber diese Sucht ist für sie ein "no go" und hat einfach dicht gemacht. Ich kann es nicht mehr ändern. Aber eins weiß ich genau: So wie ich gelebt habe, will ich nicht mehr leben und  mit. jdm der so über mich denkt wie es anscheinend meine EX tut, will ich auch nicht zusammen leben. Da renne ich  was hinterher, was es einfach nicht mehr gibt oder gab. Warum , wieso ist jetzt auch egal.  Genauso wie sie auf meine Entscheidung zur Abstinenz keinen Einfluß hatte, habe ich keinen Einfluß drauf, ihr Vertrauen oder Ihre Liebe wieder zu bekommen. Ich kann es nur hinnehmen. Verstehe mich nicht falsch, ich mache ihr keine Vorwürfe, ich kann Dir nur erzählen, wie mein damaliges  und heutiges Empfinden als nasser und trockener Spieler war und ist.

André
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