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Suchtmittel Geld

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medea888:

Suchtmittel – Geld

In den letzten Tagen habe ich mich vermehrt mit dem Thema Geld in meinem Leben und in meiner Sucht beschäftigt. Ich kam glaube ich drauf, weil ich in anderen Foren gelesen hatte und dort sehr viel über Geld und Summen geschrieben wird.
Das ist jetzt vielleicht vielen hier schon völlig klar und mir war es das auch, aber mir ist in den letzten Tagen nochmal so extrem bewusst geworden wie Geld mein Suchtmittel war. Ich war nicht anders als ein Hardcore Drogenabhängiger, der auf der Suche nach dem nächsten Schuss ist. Dieses Gefühl, wenn die Kreditkarte zum 19. eines Monats wieder frei war oder eben mein Gehalt kam.. da hab ich keine Minute gewartet und direkt gezockt. Und dann war alles innerhalb von Stunden wieder weg. Und wenn das nicht gereicht hat, dann bin ich losgefahren und habe mir Bezahlkarten gekauft um damit wieder einzuzahlen, damit es nicht auffiel habe ich das an unterschiedlichen Stellen gekauft... wie ein Junkie war mein einziger Gedanke, wie komme ich an Geld, um weiterzuspielen und da ging es längst nicht mehr darum zu gewinnen, es ging nur um den Trip.
Alles drehte sich nur noch darum, wie ich an Geld komme, wie lange das Geld diesen Monat reicht, wie ich es anstelle damit nicht auffällt, dass ich diesen Monat kein Geld mehr habe. Dieser Moment, wenn man irgendwo seine Kreditkarte als Sicherheit angeben musste und wusste das klappt nicht und schon die Ausreden parat hatte...
Alles ganz schreckliche Erinnerungen, die ich mir aber ganz bewusst wieder hochholen will.
Allen die in dieser Sucht noch mitten drin stecken möchte ich aber auch sagen, dass auch wenn es sich so anfühlt, das Geld nicht Mittelpunkt von allem ist und das loslassen davon dem hinterherzujagen einen unglaublich befreit und einem nach einiger Zeit wieder vor Augen führt, das Geld im Leben wirklich nur Geld ist, heute wo ich meine finanzielle Situation wieder gut im Griff habe ist Geld inzwischen für mich keine Droge mehr, sondern eben einfach nur Geld was man zum guten und spielfreien Leben eben auch braucht.

So das meine Gedanken dazu.
Eure Medea

Andre12:
Moin Medea,

ja das alles kenne ich nur zu gut.  Bei mir war mein Geld oft, ach was, immer, bereits nach ein paar Tagen des Geldeinganges, weg.
 Danach erst fühlte ich mich frei, von aller Last, erstmal. Nachdem Verspielen meines Geldes ging es ja erst richtig los : musste mir Gedanken machen, wovon kaufe ich mir jetzt was zu essen? Zigaretten? Wie leiste ich mir nen Bier im Sportclub usw. Und vor allen Dingen wie bekomme ich es hin , das keiner in meinem Umfeld es merkt , was erzähle ich meiner Freundin?. Heute würde ich sagen, ich war immer geistig und körperlich am Anschlag. Mit meinen  Freundinnen ( innerhalb meiner 30 Jahren als nasser Spieler) war ich eigentlich so nah, aber Blödsinn, ich war so fern. Was gemeinsames Aufbauen ? Urlaub ? Essen gehen mit Freunden? Ging nicht. Die ersten Jahre kam ich immer  damit durch. Alles plausibel erklärt. Na,ja irgendwann ging dann auch die Beziehung kaputt, schon wieder. Dann habe ich in  Selbstmitleid gebadet, Ihnen Vorwürfe gemacht und am nächsten Ersten in die Halle gegangen. Solange bis alles wieder drin ist. Dann nur noch arbeiten und zuhause einschliessen und mich selber geißeln.... Die Gedanken waren bei Geld und Ex gewesen und alle anderen sind schuld. Und warum verspiele ich mein Geld ? und war nicht mehr in der Lage Urteile und Entscheidungen zu treffen. Habe jegliches  SELBSTWERTGEFÜHL verloren aus Schamgefühl und versuchte durch Schuldzuweisungen mich irgendwie zu bestätigen. Oh, Mann wie bekloppt. Nie Verantwortung für mich selbst übernommen.  Ich habe mich auf alles konzentriert: Verstecken meiner Sucht, Lügenkonstrukte basteln, Mitleid erhaschen, wo kann ich Nebenbei ein paar Mark oder Euros verdienen? Auch hier bin ich dadurch immer wieder vor mir selbst weggelaufen. Ich habe alle verarscht, einschließlich mich selbst.

Ich denke sowas braucht kein Mensch.

Das meine Gedanken  in Kurzform dazu.

Haut rein!

Lieben Gruss

André




Taro:
Moinmoin,

schönes Thema,  kann das von euch beschriebene nur unterstreichen.
Als ich mit dem Spielen aufhörte ging es noch weiter. Ich hatte regelrecht Angst vor dem Tag als mein Konto wieder glatt war und alle Schulden bezahlt. Ich hatte plötzlich Geld über, was damit machen? Ausgeben sparen, wofür sparen, womöglich den Rückfall?
Jahre später ich wollte mir mit ein neues Wohnzimmer kaufen. Ich hatte das Geld, aber soviel Geld auf einmal ausgeben?
Womöglich gefällt es mir dann garnicht. Ich kaufte vorsichtshalber erstmal nur einen Schrank um zu fühlen wie es sich damit anfühlt. Ich hatte nie gelernt mit Geld etwas anderes zu machen als spielen. Das musste ich Stück für Stück lernen. Ich habe dann eine Doppelhaushälfte gekauft und jetzt aktuell bekommen wir eine neue Küche mit Fliesen einmal komplett. Das fühlt sich ganz o. K. an, wobei ich beim Geld freimachen im Hintergrund ziemlich agiel bin. Meine Frau bekommt davon nichts mit, aber ich glaube so wie ich das mache ist es nicht ganz normal.
Ich habe mein Geld in viele Wertstabile Dinge "geparkt"  schon etwas schräg, aber wenn ich ehrlich bin macht mir das sogar Spaß.
Ich mußte mir beim Lesen von Andres Beitrag vorstellen, wie in mitten der Emotionen jemand reinkommt und sagt, mit cb bekämst Du Dein ganzes Geld wieder. Das wäre für mich vermutlich zur tödlichen Fälle geworden.

Taro

Jacky1:
Hallo,

da gäbe es nun so viel zu erzählen, was Geld bedeutet, bedeutet hat.
Wie mühsam es man sich verdiente und wie erbärmlich man es ausgab.
Geld zu erarbeiten um es dann vermehren zu wollen mit Glücksspiel und nur aus einem Grund:
Noch mehr Geld zu haben um zu spielen.

Sein Wissen und Können, Leistung, Kraft, Energie, Lebenszeit aufzubringen um es zu haben:
....um zu spielen

Diebisch, betrügend, lügend, heimlich Geld zu bekommen:
...um zu spielen

Nach so einer ewigen Zeit hat für mich Geld an Wert verloren.
Auch wenn ich es noch gerne habe, es hat seine Magie verloren.
Früher war da die Freude irgendwie größer, mit vollen Taschen...wenn diese auch große Löcher hatten.
Ich finde es immer noch unglaublich spannend, wie andere Werte sich immer mehr in den Vordergrund schieben.
Und diese sind sogar umsonst.

Liebe Grüße 

Taro:

--- Zitat von: Jacky1 am 17.10.2020 23:49:14 ---Hallo,

Sein Wissen und Können, Leistung, Kraft, Energie, Lebenszeit aufzubringen um es zu haben:
....um zu spielen

Diebisch, betrügend, lügend, heimlich Geld zu bekommen:
...um zu spielen

Nach so einer ewigen Zeit hat für mich Geld an Wert verloren.
Auch wenn ich es noch gerne habe, es hat seine Magie verloren.
Früher war da die Freude irgendwie größer, mit vollen Taschen...wenn diese auch große Löcher hatten.
Ich finde es immer noch unglaublich spannend, wie andere Werte sich immer mehr in den Vordergrund schieben.
Und diese sind sogar umsonst.

Liebe Grüße

--- Ende Zitat ---

Moinmoin,

als ich spiele hatte ich keine Ahnung vom Leben und von echten Beziehungen zu Menschen, wo ich mich zeige wie ich bin und damit verletzbar. Von meinem imanigären Gewinn hoffte ich mir dieses nicht vorhandene Leben kaufen zu können. Echte Beziehungen, so glaubte ich brauche ich dann nicht mehr. Ich hatte solche Angst wieder verletzt zu werden.

In dem Maße wie das Leben zurückkehrte, ich mich traute mich voll in Beziehungen zu begeben, in dem Masse nahm die Wichtigkeit von Geld ab. Trotzdem setze ich noch immer ausreichend vorhandenes Geld mit "Sicherheit" in Verbindung.
Dabei weiss ich genau, dass das Unsinn ist. Wegbrechendes Leben oder Beziehungen kann ich mit keinem Geld der Welt ausgleichen.

Taro

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