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Autor Thema: Emotionale Sofortmaßnahmen

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Taro

Emotionale Sofortmaßnahmen
OP: 03.07.2020 13:09:17
Im Thread ich bin verantwortlich habe ich nach Rückfrage angefangen dazu etwas zu schreiben.
Ich denke dieses Thema ist es Wert einen eigenen Thread zu bekommen.
Es ist ja gerade nicht der finanzielle Ruin der uns Spieler in Not oder gar Lebensgefahr bringt, sondern es sind die Emotionen die den Unterschied ausmachen, ob wir wieder spielen gehen oder uns unserem Leben zuwenden.

In den letzten Tagen sind zwei Themen hochgekommen, die gerade am Anfang sehr wichtig sind.
Einmal ich nenne es mal "Ich brauche für Liebe nichts zu leisten" , oder "ich bin in Ordnung so wie ich bin", oder noch kürzer, "Ich bin o.k. Du bist o.k". Als Spieler habe ich mich immer genau gegensätzlich gefühlt und verhalten.

Das zweite Thema war "ich mache das mit mir alleine ab" versuche die Spielsucht vor meinem Umfeld zu deckeln. Ich habe es in meinem direkten Umfeld offen gemacht. Heute darf es jeder wissen, ich binde es aber nicht jedem auf die Nase. Als meine Kinder in den Kindergarten gingen tauchte ein Vater eines anderen Kindes plötzlich in unseren Gruppenräumen auf, weil er den Raum für eine Theatervorführung brauchte, es war mir Witzigerweise da auch nach Jahrzehnten der Trockenheit unangenehm, weil ich meine Kinder unbedingt da raus halten wollte. Aber es war eben nicht mehr zu ändern.

Wer mag bitte gerne etwas dazu schreiben, weil das Thema so riesig ist, das wir dem ganzen gemeinsam eine "Richtung" geben sollten.

Taro
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Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#1: 09.07.2020 18:31:13
Hallo Taro,
leider ist das wichtige Thema  hier völlig untergegangen(warum auch immer ::).?  Ich hatte bei Dir ja gleich eingehakt, welche emotionalen Sofortmaßnahmen Du getroffen hast?????
Ich habe da total Probleme mit, mich abzugrenzen. Kann überhaupt nicht unterscheiden: Sind es meine Gefühle oder die von ggü.? Mache oder sage ich Dinge wegen mir oder nur weil ich was haben will.?Egal ob beruflich ,privat oder auf welchen Ebenen auch immer. Für mich alles gleich. Ich versuche immer eine Ebene zu schaffen, unter der Erwartung das ich was zurückbekomme ohne auf mich selbst zu achten. Mich zu verlieren. Beruflich (vertrieb) top. Privat todunglücklich, weil ich da nix zurückbekomme. (Anerkennung, Bestätigung, Liebe?) Wie auch? da es ja nie ich selber war, bin. Also fühlte ich mich wieder bestätigt, das ich nicht gut genug bin, wie bereits als Kind von mir (ob zurecht oder zu Unrecht ist egal) erlernt. Da ich es nicht verstehe, warum ich keine Beachtung bekomme und mich immer schlecht fühlte und es nicht aushielt, bin ich in der Spielsucht gelandet. Was dann die Sache noch schlimmer machte. Dann jetzt bestätige ich mir selber auch noch zu (wenn ich dann mal wieder am 02.des Monats pleite war.) Ja ich bin tatsächlich scheisse. Ein Kreislauf der jahrelang für mich nicht zu durchbrechen war. Jede Beziehung habe ich dadurch zerstört. Nicht nur durch die Sucht, sondern auch durch mich, mein DENKEN und wußte gar nicht warum. Da ich sehr praktisch denkend bin, ist für mich auch ein Grundsatzgespräch in der Partnerschaft erledigt, wenn ich von  nun an den "Müll" rausbringe. Ich hoffe Du verstehst worauf ich hinaus will. Eigne Emotionen lies ich nicht zu. Einfach in der Halle weggemacht (kurzfristig) Oder nachdem Fussball masslos getrunken, konnte ich auch sehr gut. Jetzt wo ich endlich spielfrei bin, kommt so nach und nach alles raus, und ich sehe was ich einfach nie verstanden habe. Ich beschäftige mich mit Hochsensibilität und praktisch denkend, mit "dem inneren Kind" Stärke mein Selbstwertgefühl, achte mehr auf mich. Versuche einfach zu schauen was ich fühle, lasse es zu. Mich selbst zu akzeptieren und für mich einzustehen ohne irgendwelche Erwartungshaltungen an andere durch mein Handeln zu stellen. Gucke wem ich wie weit an mich ranlasse, mache jetzt Unterschiede, wo sind meine Grenzen. Meine Ex-Partnerin sagte oft, sie ist nicht mehr als eine bessere Nachbarin für mich. Hab ich nie verstanden. Wie gesagt ist ganz viel auf einmal und bin auch ganz oft wieder im alten Raster. Denke, nein besser ich hoffe auch das viel, wenn ich es nur bewußt mache auch von alleine einfacher wird, dadurch das ich eben nicht spielen gehe und diesen Kreislauf  endlich durchbrochen habe. Dennoch fällt es mir schwer "meine Emotionen zu sehen, fühlen geschweige zuzulassen.
Wollte jetzt einfach mal meine Gedanken dazu schreiben.

LG an alle 

André


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Taro

Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#2: 09.07.2020 20:12:24
Moin Andre,

am Anfang habe ich erstmal alles, wirklich alles, was ich bis dahin glaubte was gut und richtig ist in Frage gestellt.
Ich wusste natürlich nicht, ob es meine Gefühle sind, oder ob es von außen aufgpropft wurde, woher auch, ich kannte bis hierher ja nichts anderes. Jeder ist in seinem eigenen "Film" gefangen. Das siehst Du hier auch immer gut, wenn es zu unterschiedlichen Ansichten kommt. Dann ist sehr gut zu sehen wie jeder seinen "Film" schützt.
So, ich wollte einen neuen "Film" also musste erstmal ein neues Drehbuch her. Wie das geht, ganz einfach, ich habe erstmal versucht das Gegenteil von dem zu machen, was ich bisher gemacht habe. Wenn ich dachte, das tut man nicht, jetzt tat ich es. Wenn ich dachte, das kann ich doch nicht machen, doch gerade......

Es ist eine meiner lustigsten eigenen Erfahrungen, vielleicht habe ich Sie schon mal geschrieben, dann sorry, ich erzähl sie als Beispiel noch mal. Aufgrund meiner Vergangenheit hatte ich immer wahnsinnig Angst vor der Polizei, Späße auf Kosten der Polizei, das tut man nicht, also ran dachte ich mir.
Nachts auf der Straße zwischen den Grindelhochhäusern, ich fing laut an zu schreien, es dauerte nicht lange, es gingen Fenster auf, ich wurde angepöbelt. Ich schrie weiter, nach kurze Zeit, Blaulicht, die Polizei biegt ein, kommt auf mich zu, sie steigen aus, fragen mich ob ich so geschrien habe, ich sagte "Ja" ich habe solche Angst gehabt, aber jetzt sei Sie weg, weil Sie ja da seien.
Sie zogen sich zur Beratung zurück. Sie fragten mich, ob ich nicht nach hause gehen will, und ob ich es mit dem schreien jetzt lassen könne. Ich sagte ja, und ging meiner Wege.
Ist natürlich zu nichts nütze, aber ich tat etwas, was man erstens nicht tut, und wo ich wahnsinnig Angst vor hatte, und siehe da, es ist nichts passiert.

Das Gegenteil von dem zu tun, was ich sonst tat, macht nicht immer Sinn, brachte aber auch viele Überraschungen wo ich nie mit gerechnet hätte. Und klar ist, das entsprang ganz allein von mir.

Vom "inneren Kind" hörte ich das erste mal Jahre später, von einem Freund der zu "Erwachsene Kinder suchtkranker Eltern" ging. Ich beschäftigte mich aber nicht besonders tief damit. Noch mal Jahre später, war ein "Coach " auf einem Deutschlandtreffen von GA. Er begleitete uns auf eine Reise zu unserem Inneren Kind. Für mich eine tolle Erfahrung, meine inneres Kind kennen zu lernen. Da ich schon Jahre gut auf mich geachtet hatte, begegnete ich ein durch und durch zufriedenes inneres Kind, auf das ich ja schon viele Jahre gut achtete, ohne es so zu benennen.

Um mich diese teileweise etwas verrückten Dinge überhaupt zu trauen, brauchte ich unbedingt einen "Schutzraum" wo ich davon sprechen konnte, ohne das ständig jemand kommt und mich belehren wollte. Die Gemeinschaft der GA stellte und stellt für mich diesen Schutzraum da. Da konnte ich mich ungestört ausprobieren, und so nach und nach herausbekommen, was ich überhaupt will.

Taro
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Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#3: 09.07.2020 20:25:34
Moin Taro,
Danke für die schnelle Antwort! Diesen Ansatz ich tue das Gegenteil von dem wie sonst habe ich auch . Da ich mir gesagt habe mir geht es jetzt schlecht , also mach genau das nicht wie sonst ! Die erste Amtshandlung war : Ich habe NEIN gesagt , es ging um einen Gefallen , der andere sagte dann noch, nachdem ich es schon abgelehnt hatte ,  er möchte es aber . Ich sagte zum ersten Mal :ich aber nicht ! Ihm fiel die Kinnlade runter. Auch das zeigte mir wie selbstverständlich alle auf mir rumtrampeln.

Schönen Abend

André
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Taro

Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#4: 09.07.2020 22:50:11
Nein sagen üben habe ich auch geübt.
Immer schön extrem, ich bin eben Spieler. Ich nahm mir vor, ich sage den ganzen Tag nein, egal wer egal was von mir will. Die Reaktionen sowohl im positiven, als auch im negativen haben mich sehr überrascht. Wichtiger finde ich aber, daß ich gelernt habe das ich immer sagen kann wie es ist, ausreden brauche ich mir nicht mehr auszudenken.
Interessant finde ich, daß viele Ihren Wunsch einfordern mit dem Argument Sie hätten doch auch für mich....

Und noch viel wichtiger ich spüre deutlich wenn ich gerne für jemanden etwas tun möchte. Das ist das entscheidende, das hat mich ein ganzes Stück mehr Klarheit gebracht. Und auf mir rumgetrampelt wird auch nicht mehr.

Taro
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Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#5: 04.08.2020 00:50:42
Hallo,

schon ewig wollte ich hier etwas schreiben, nicht immer leicht den eigenen Umgang mit Emotionen zu beschreiben und zwar so, dass ihn der gewillte Leser auch versteht.
Auch wenn ich als aktiver Spieler wie ein Roboter handelte, so war mein Ziel doch immer zu gewinnen.
Die Chancen dabei auf einen Gewinn waren mir egal, 1 000 000 : 1 ok...ich  war dabei.
So ritt ich wie ein wilder Cowboy durch die Spielbanken um meine Satteltaschen zu füllen.
Yee-haw ...

Da erspare ich uns allen doch einmal jene Emotion, bei einem unfassbaren großen Gewinn.
Der fühlt sich im Grunde genau gegenteilig, im Vergleich zu einem unfassbaren großen Verlust an.
Über die Jahre zog ich mich allerdings immer mehr aus den Spielbanken zurück, doch spielte ich deswegen nicht weniger.
Verrückt....da begnügte ich mich plötzlich fast nur noch mit Automaten, im Bewusstsein einen unfassbaren Gewinn gibt es da ja nicht.
Vom Casino Royal in die Dattelhalle und Münzen zählen.

Nun konnte ich dort viel öfters verweilen, ohne lange Fahrt und sogar kurzfristig immer erreichbar.
Kein Aufwand irgendein kompliziertes verlogenes Konstrukt zu erschaffen und den Anzug im Kofferraum zu verstecken.
Die Lügen wiegten dadurch nicht weniger, doch waren sie leicht aus der Hüfte zu schütteln.
Ich habe als Spieler einfach aufgegeben, einen großen Gewinn zu jagen.
Es ging nur noch alleinig meinen Suchttrieb zu regulieren.  
Eine einfache Flucht vor mir selbst.
So habe ich meine ""Emotionen"" einer kranken Logistik untergeordnet.
Ich bin süchtig, also befriedigte ich meine Sucht mit ""banalsten"" Mitteln und zwar mit kleinst möglichem Aufwand.
Natürlich setzte ich dies auch online fort, da musste ich ja nicht einmal mein Büro verlassen.

Nach etlichen Jahren spielen wird man bescheiden, wenn es um Gewinne geht.
Da ist es völlig ausreichend darauf zu hoffen.
Wie konnte ich nun damit aufhören?

Und wieder ordnete ich meine ""Emotionen"" einer Logistik unter.
Ich bin nicht alleine auf dieser Welt, alle Menschen sollen Geld gewinnen, ich will es nicht mehr.
Menschen die ich mag, Familie ...Freunde...alle sollen sich freuen.
Denn ich habe es sicherlich verlernt, wie man sich freut nach einem Geldgewinn.
Es ist mir wurscht!
Für mich habe ich erkannt, ich spielte nur aus einem Grund..weil ich spielkrank bin! 

Suchtdruck entstand bei mir nicht aus einer Emotion, der war einfach da!!!
Mal mehr und halt mal weniger, alles eine Frage der Zeit bis ich wieder spielen war...ein Tag, eine Woche, lustig, traurig egal.
Heute bin ich kein anderer Mensch, nicht weniger oder mehr emotional.
Und wenn ich wieder spiele ändert sich nichts an diesem Beitrag, es bleibt so bestehen.
Wenn ich lustig bin lache ich und wenn ich traurig bin weine ich.
Sorgen und Ängste werden sicherlich immer mal wieder verdrängt, ein Spiel brauche ich dazu nicht .
Natürlich auch nicht frei....doch wer ist dies schon?

Auch wenn ich jetzt nur über mich geschrieben habe, so gibt es Menschen in meinem Leben die mir wichtiger sind als ich selbst.
Sie haben es nicht verdient einen Lügner, uneinsichtigen Egoisten an ihrer Seite zu haben.
Warum auch immer ich so war, ich möchte es nicht mehr.
Ich bin es ihnen schuldig, sie glauben an mich und ja....ich glaube an mich.

An emotionalen Dingen bin ich sicherlich oft überfordert, gut so...ich kann alles spüren.
Auch das einstige Spiel verdrängte dies kaum, es macht manches erträglicher ...falsch...es verzögerte so manches.   
Meine Welt.

Liebe Grüße
       
 
 
   
     

 
 
           
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Taro

Re: Emotionale Sofortmaßnahmen
#6: 04.08.2020 12:56:16
Am Anfang war ich durch und durch instabil und unzuverlässig, ich konnte mir selbst nicht trauen.
Am Anfang konnte ich nur zwei Dinge verlässlich dagegen stellen.  Der feste Entschluss nicht mehr zu spielen und Abends in der SHG davon erzählen wie es mir damit ergangen ist. Das war nicht viel, aber ich bekam Stück für Stück mein Leben zurück. Hat Zeit für verrückte Dinge,  siehe den Anfang vom Thread. Als einige Zeit vergangen war, reifte ein Ziel, ein Studium. Ganz schön fett für mich, hatte bisher nur einen Realschulabschluss.
Dieses Ziel gab mir jedoch für viele Jahre den Weg vor. Spielen passte da überhaupt nicht rein.
Auf grosse Ziele zugehen ist sicher ein guter Weg um spielfrei zu bleiben.

Taro
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