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Autor Thema: Der neue alte

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L
Der neue alte
OP: 04.02.2024 23:46:29
Hallo ihr lieben,

vor ein paar Wochen habe ich mich hier schonmal etwas eingelesen und danach dachte ich, komm ich bekomm das schon alleine hin.

Falsch gedacht!
Kurz zu mir, ich bin 26 Jahre alt habe jetzt das Studium abgeschlossen. Clean von Substanzen bin ich seit 8 Jahren und war auch auf einer langzeittherapie, seitdem keinen Schluck getrunken etc.
Da wo aber die einer Tür zu ging, habe ich eine neue Tür entdeckt. Ich habe anfangs immer mal wieder gespielt und habe die Einbildung in mir erzeugt, dass ich es im Griff habe. Seitdem gab es immer wieder Phasen, in denen ich über Monate gezockt oder nicht gezockt habe. Derzeit komme ich frisch aus dieser Phase, da mein Konto auf 0€ angekommen ist, traurig und gut zugleich, dass nichts da ist, da so der innerliche Druck mal kurz abnimmt,
Ich habe ein großes Problem mit dem „Gesichtsverlust“, ich denke das liegt daran, weil ich oft das Bild von mir erzeuge, dass ich gut mit meiner Sucht leben kann. Bezogen auf die Substanzen stimmt das, allerdings beim Glücksspiel flüchte ich mich. Vor allem in Phasen wo ich in den Tag hinein lebe und mir Struktur fehlt, bemerke ich dass ich meiner Sucht sehr nahe bin.
Ich habe heute ein Gespräch mit meiner Freundin geführt und mich mal etwas geöffnet und ihr gesagt, dass ich mit dem spielen derzeit ein Problem. Auch einem Freund von Therapie habe ich davon erzählt. Doch ich bemerke ich habe ihnen nicht von dem Ausmaß erzählt welches es derzeit angenommen hat und somit hat auch das befreiende Gefühl gefehlt.

Ach ist gerade irgendwie scheisse, dieses ekelhafte gefühl zu spüren.
Bitte seit hart und ehrlich zu mir!
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Re: Der neue alte
#1: 05.02.2024 06:11:21
Guten Morgen,

Schön dass du hier bist und dich öffnen möchtest.
1. Hart bist du gerade zu dir selbst genug... Ich habe noch damals auch selbst verachtet bis ich für mich anerkannt habe dass es eine Krankheit ist und angefangen habe dies als Teil von. Or zu akzeptieren.
2. Ja, so ein Teilgeständnis ist  keine so tolle Idee, vermutlich hast du Erleichterung erhofft aber doch wieder ein neues Lügen Konstrukt gebaut. Der Spieler in dir ist raffiniert und findet immer wieder Wege dich in seiner Macht zu behalten...
3. Du bist erfahren darin deinen Süchten ins Auge zu sehen. Dann nimm jetzt dein Leben wieder in deine Hände und plane die nächsten Schritte!!!!

Ich freue mich mehr von dir zu lesen
LG Medea
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Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.

Aristoteles
 
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Re: Der neue alte
#2: 05.02.2024 10:55:38
Hallo Luksaa und herzlich Willkommen im Forum,

bist ja auch schon einige Tage angemeldet, gut nun auch von dir zu lesen.
Es fällt immer leichter sich an jemanden zu wenden wenn das Suchtmittel gerade nicht mehr zu Verfügung steht.
Kein Geld mehr und dadurch eine Chance etwas "freier" alles zu betrachten.
Meist entsteht dass triste "in den Tag hinein leben" auch durch diesen stetigen Kreislauf deines Suchtverhaltens.
Zu spielen um abzuschalten, in eine Auszeit und sich vorübergehend nicht mehr dem zu stellen, was eh belastend wäre.
Du hast dies auch sehr gut erkannt.

Klasse das du nun auch keinen Alkohol / Drogen mehr nimmst, um dies zu erreichen hast du ja auch einiges getan.
Da war doch viel mehr als "nur" die Therapie, es hat sich doch in dir einiges verändert und du weiß wohin dich ein Rückfall
bringen könnte. Was es mit dir macht und wo event. Auslöser sich verbergen, wie du ihnen dann begegnen könntest....usw.

Mit der Spielsucht verhält es sich da nicht anders.
Der gleiche Weg um deine erneute ja durchaus spürbare Erkenntnis auch umsetzen zu können.
Es wird kaum von alleine aufhören und wie es ist aufgegeben zu haben kennst du doch auch ganz gut.
Halbherzigkeiten werden da nicht reichen um auch nur annähernd etwas zu verändern.
Sich mitzuteilen sollte auch kein Alibi sein, schon gar nicht um darin irgendeine kurzweilige Beruhigung zu finden.

Es ist eine psychische Erkrankung, es ist mir selbst auch etwas verständlich sich dafür zu schämen.
Doch ist dies absolut ein falscher Gedanke, der doch nur dazu führt so vieles weiterhin zu verheimlichen.
Ein Segen für diese Sucht und schon fast eine Garantie sie auch weiterhin auszuleben, es findet doch immer im heimlichen statt.
Weniger sichtbar für andere und viel leichter auszuspielen vor der Familie oder Freunden, kein taumeln oder Lallen wie bei Substanz gebundenen
Süchten. Für mich war es jahrelang ein Kinderspiel allen etwas vorzugaukeln, was ich so machte in meinem egoistischen Leben.
Und wenn es mal enger wurde, wäre es noch einfacher gewesen kleine Details davon zu erzählen.
Um ein unschuldiges Bild von mir zu erschaffen und Hoffnungen zu streuen ..wird schon wieder...blablabla.

Nun Luksaa, wie geht es nun weiter?
Vielleicht findet sich ja noch eine andere Sucht um die momentane wieder zu ersetzen.
Verstehst du es ? ich glaube doch schon.
Du bist das selbst, irgendwo immer noch der Gleiche der früher halt getrunken hat.    

Viele haben schon hier geschrieben, alles mögliche.
Doch du bist einer der wenigen davon, die sich selbst schon sehr gut reflektieren.
Wesentliches zumindest offenbaren und von sich selbst schreiben, nicht alles im Außen suchen.
Dies kann weiterhin doch gut funktionieren und du solltest es auch wissen, finde wieder jene Motivation.
Die dich dahin führt, nicht mehr am Tropfe deines eigenen Gefängnis zu verweilen.
Sehr gerne würde ich dir eine Selbsthilfegruppe empfehlen, um erneut wieder alles bewusster einzufangen.

Schön das du hier berichtest und nun geht es weiter..immer weiter , Kopf hoch.

Liebe Grüße   
     
 
 
   
 
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L
Re: Der neue alte
#3: 05.02.2024 12:30:01
Hallo ihr,

Erstmal ganz großes Dankeschön, für eure ermutigenden Worte! Haben mich sehr berührt und es tut gut mal den innerlichen Schmerz zu spüren.

1. Hart bist du gerade zu dir selbst genug... Ich habe noch damals auch selbst verachtet bis ich für mich anerkannt habe dass es eine Krankheit ist und angefangen habe dies als Teil von. Or zu akzeptieren.


Ich glaube das ist genau das Problem, dem ich immer wieder ins Auge blicken sollte. Ich habe hier letztens einen spannenden Beitrag gelesen, in dem ich mich selbst auch sehr gut wiedererkannt habe. Er hat davon geschrieben, dass er in einem Elternhaus groß wurde, wo der Schein nach außen immer das wichtigste war und er immer ein Leben führte was nach außen perfekt war und Zuhause hat er dann gezockt.
Dies ist auch meine Erfahrung, ich habe seit meiner Therapie viel geleistet, habe die Realschule und das Abitur nachgeholt und jetzt einen Bachelorabschluss in Psychologie. arbeite bereits selbstständig usw.
Alles ist nach außen gerichtet und wie stark und erfolgreich ich doch bin. Die  „normale“ Seite oder eher gesagt auch mal die schwache Seite bekämpfe ich mit allen Mitteln. Ich treffe alle Entscheidungen mit mir selbst und will wirklich niemanden nah an mich ranlassen. Aus Angst davor, jemand könnte vielleicht sehen, dass ich nicht so besonders bin, wie ich mich repräsentiere. Naja und tief in meinem inneren habe ich mich nun selbst gegeiselt, weil soviel scham bei dem Thema besteht, dass ich nun sehr viel Mut brauche um mich zu outen.
Manchmal da denke ich, eigentlich will mir die Sucht zeigen wer ich wirklich bin oder sie weißt mich daraufhin, dorthin zuschauen wo es eigentlich weh tut.
Ja ich bin krank, aber zu gerne vergesse ich das wenn es mir erstmal ein paar Monate gut geht und dann kommt der eine Tag, da ist alles so normal und langweilig, und da suche ich den Kick.
Mein alter Therapeut hat immer gesagt: „Die Sucht ist ein Wixxer, die wartet bis ihr anfangt zu Schlafen und dann holt sie sich all eure Träume und nimmt sich alles bis nichts mehr da ist“
Wie recht er doch hat…



Klasse das du nun auch keinen Alkohol / Drogen mehr nimmst, um dies zu erreichen hast du ja auch einiges getan.
Da war doch viel mehr als "nur" die Therapie, es hat sich doch in dir einiges verändert und du weiß wohin dich ein Rückfall
bringen könnte. Was es mit dir macht und wo event. Auslöser sich verbergen, wie du ihnen dann begegnen könntest....usw.

Auch dies ist für mich ein sehr spannender Punkt, ich bemerke wie ich auch hier mit mir selbst umgehe. Alle Sachen die ich tue sind für mich selbstverständlich, ja einen wirklichen Selbstwert besitze ich oft nicht. Ich erfülle meine Bedingungen und lebe oft für das außen. Abgekapselt meiner Gefühlwelt und erzeuge ein negatives Selbstbild von mir selbst. Eher gesagt habe ich garnicht ein wirkliches Bild von mir selbst. Wenn ich etwas sehe ist es oft der Teufelskreis der Sucht für den ich mich selbst abwerte.


Es ist eine psychische Erkrankung, es ist mir selbst auch etwas verständlich sich dafür zu schämen.
Doch ist dies absolut ein falscher Gedanke, der doch nur dazu führt so vieles weiterhin zu verheimlichen.
Ein Segen für diese Sucht und schon fast eine Garantie sie auch weiterhin auszuleben, es findet doch immer im heimlichen statt.
Weniger sichtbar für andere und viel leichter auszuspielen vor der Familie oder Freunden, kein taumeln oder Lallen wie bei Substanz gebundenen
Süchten.

Ich danke dir auch hier für den augenöffner Jacky! Für mich persönlich ist es auch so, dass ich wüsste wieviel sorgen ich anderen bereiten würde, falls ich nun wieder trinken würde. Ich denke auch deshalb habe ich das spielen entdeckt, weil es heutzutage durch die ganzen online Plattformen so gut heimlich zu betreiben ist. Ich war auch noch garnicht in einer spielotheck, da die Angst zu groß wäre, dass mich dort jemand sieht.

Nun Luksaa, wie geht es nun weiter?
Vielleicht findet sich ja noch eine andere Sucht um die momentane wieder zu ersetzen.
Verstehst du es ? ich glaube doch schon.
Du bist das selbst, irgendwo immer noch der Gleiche der früher halt getrunken hat.    

Hart aber wahr. Naja für mich ist das hier gerade der erste Schritt. Dadurch dass das hier anonym ist, tut es wirklich mal gut mich hier ganz nackt zu machen. Ich erkenne mich selbst gerade wieder und das Theater und die Schauspielerei welche ich erzeugt habe. Ich werde die Erkenntnis nun ersteinmal in meinen Freunden und Familienkreis tragen und mich dort zeigen. Und hoffe das sich dadurch schon viel löst. Ich habe das Problem das ich ebenfalls im sozialen Bereich schon arbeite und es deshalb für mich eine weiter Hürde bedeutet, wenn ich nun Beratungsangebote nutze, da dies Kollegen etc. Erfahren könnten. Deshalb werde ich nun erstmal mit meinen Bezugspersonenkreis starten. Aber ich werde euch definitiv auf dem laufenden halten!

Liebe Grüße an euch und ein ganz großes Dankeschön für die Arbeit die ihr hier leistet.
Ihr habt bestimmt schon einige Leben gerettet!


 
 
   
 
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D
Re: Der neue alte
#4: 05.02.2024 13:40:57

Alles ist nach außen gerichtet und wie stark und erfolgreich ich doch bin.


Grüß Dich Luksaa

Ich komme gerade von meiner Therapiestunde und finde diesen Satz sehr schön, das danach auch aber ich wollte nicht zu viel zitieren...
Intressant finde ich, wo du doch studiert hast (klingt doof ist aber neutral gemeint) das das innere weit aus wichtiger ist als das außen...

Das, was Du geschafft hast schreibst du so runter als wenns Butterbrot schmieren ist, sehr sehr schade aber kommt mir bestens bekannt vor  ;D
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Re: Der neue alte
#5: 05.02.2024 13:42:15
Hallo Luksaa,

............ und ein ganz großes Dankeschön für die Arbeit die ihr hier leistet.
Ihr habt bestimmt schon einige Leben gerettet! 

Und du bist nun ein Teil von uns.
Was mich betrifft, so kann ich gerade einmal mein eigenes Leben retten.
Es wird alles immer nur so weit zu retten sein, wie es jeder halt zulassen kann/möchte.
Bei dir ist so viel Potential dazu zu erkennen und versuche nicht nur etwas zu bewältigen, was dich vermeintlich schützend in Sicherheit wiegt.
Es wird sich entwickeln, ganz sicher, ich weiß das.

Grüß dich 

     
 
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Re: Der neue alte
#6: 06.02.2024 10:28:03
Moin Luksaa,

dieses "alleine hinbekommen" wollen ungefähr 99,9% aller Aufhörwilligen.
Beschäftige dich mal mit dem Thema, dass du "clean von Substanzen" bist.
Ich denke da ist ein großer gedanklicher Knackpunkt.

Für mich als Außenstehenden liest sich das in etwa so:
"Ich habe eine Sucht durch eine andere ersetzt."
Ganz klassische Suchtverlagerung.

Das kommt öfter vor als man denk. Es ist nur nicht immer so offensichtlich.
Recht oft passiert das mit Sport als Ersatz. Daraus werden dann Laufsüchtige mit kaputten Kniegelenken etc.

Als Suchtmensch musst du zukünftig praktisch ALLES suchtgefährdende aus deinem Leben verbannen.
Ganz prominent Alkohol, Medikamente etc.

Nun zu dem alleine Aufhören.
Das ist einfach weil du nicht wirklich eingestehen willst, dass du Suchtkrank bist.
Vielleicht mit Worten .. .gern auch vor anderen ... aber du für dich selbst alleine in der drin willst das ncoh verdrängen.
Ungeschehen machen.

Das klappt nicht, bzw. du wärst der erste dem das das gelingt. Kann ja sein. DIe Chance geht aber gegen 0.

Du brauchst das volle Programm.
Aufklären deiner engsten Menschen im vollen Umfang.
Mindestens 1-2-3 mal wöchtenlich in eine Selbsthilfegruppe
Natürlich hier im Forum bleiben
Über eine ambulante oder stationäre Therapie nachdenken.

Nach vorn schauen und MACHEN.
Was hast du denn seit vorgestern bereits in die Wege geleitet ?



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O
Re: Der neue alte
#7: 06.02.2024 13:54:28
Hi Luksaa!

Eigentlich hatte ich gestern schon mal einen Beitrag verfasst. Da Du aber zwischenzeitlich geantwortet hattest, passte mein Beitrag nicht mehr so ganz.

Zitat
Für mich als Außenstehenden liest sich das in etwa so:
"Ich habe eine Sucht durch eine andere ersetzt."
Ganz klassische Suchtverlagerung.

Genau das hatte ich auch gedacht! Allerdings ist die These der Suchtverlagerung mittlerweile veraltet. Aufgekommen ist dieses Modell um 1900 und hat sich verdammt lange gehalten ...
Ein befreundeter Psychologe machte mich vor über 2 Jahren darauf aufmerksam, dass die einzelnen Süchte, was die psychische Komponente angeht, nicht mehr auseinander gehalten werden. Man redet also eher von Sucht, als von Alkoholsucht, Nikotinsucht etc.
Wenn ich mich jetzt recht entsinne, wird in der DSM5 auch bereits die Glücksspielsucht den stoffgebundenen Süchten gleich gestellt.

Oftmals sind die Süchtigen stolz darauf, dass sie die eine Sucht hinter sich gelassen haben, rutschen scheinbar dann allerdings in eine andere. Tatsächlich wird aber das gleiche Verhalten an den Tag gelegt. Die gleichen Rituale werden etabliert, die gleichen Emotionen angesprochen.

Meine Frage an Dich ist nun ... wieso ist Dir das nicht bekannt?

Desweiteren müssen Psycholgen umfangreiche Stunden nachweisen, bei der sie selbst eine Therapie machen. Wie war das bei Dir? Hast Du hier etwa auch den Schein bewahrt jemand zu sein, der Du nicht bist?

Wie Du siehst, habe ich da ein paar Verständigungsprobleme. Es wäre super, wenn Du mir dabei helfen könntest.



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Re: Der neue alte
#8: 06.02.2024 15:22:37
Genau das hatte ich auch gedacht! Allerdings ist die These der Suchtverlagerung mittlerweile veraltet.

Wo hast du denn diese Falschinformation aufgeschnappt ?
Suchtverlagerung / Abhängigkeitsverlagerung ist präsenter als je zuvor.
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T

TAL

Re: Der neue alte
#9: 06.02.2024 16:27:55
Und... mal abgesehen von pedantischen Begrifflichkeiten: Worin unterscheidet sich jetzt die Auswirkung dessen, was man  'Suchtverlagerung' nennt, von den Folgen für einen nach DSM5 'generell Süchtigen', der nicht an sich arbeitet?
Einmal süchtig, immer süchtig, das Mittel der Wahl ist zweitrangig.
Die Konsequenzen wären für den Betroffenen also genau dasselbe, selbst wenn man es 'Löwenzahn' nennen würde.

Sorry Luksaa, daß ich deinen Thread vollspamme, aber ich weiß echt nicht, was sowas soll.
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D
Re: Der neue alte
#10: 06.02.2024 17:43:19
Sorry Luksaa, daß ich deinen Thread vollspamme, aber ich weiß echt nicht, was sowas soll.

Wenn ich das so schreiben darf, Du hast hier nicht gespammt, Du hast deine Meinung geschrieben wie andere auch !

Nachdem ich den ersten Beitrag gelesen habe dachte ich DIREKT wieder, OHA, aufpassen sonst "eskaliert" das in eine "was ist Sucht Diskussion" und was ist Suchtverlagerung die man vielleicht mal ja in einem externen Poast führen könnte....

Unabhängig davon ist es letzenendes -meiner Meinung nach- vollkommen egal wie oder was man nun tut oder wie man es bezeichnet solange man sich selbst nicht schädigt nach EIGENEM ermessen, denn es gibt IMMER Menschen die eine andere Meinung haben. Sicherlich vermag es eine "grundsätzliche Basis" geben was "Sucht" an sich betrifft aber das ist genau das was ich immer schreibe, alle sind Menschen - vor allem verschiedene Menschen- und jeder geht damit anders um

Luksaa ich denke ich brauch Dir nicht schreiben das DU DEINEN Weg finden musst und an dieser Stelle passt glaub ich ganz gut die Frage die mir schon lange unter den Nägeln brennt, Du hast geschrieben ...

Haben mich sehr berührt und es tut gut mal den innerlichen Schmerz zu spüren.

Kannst du in worte fassen wie und was du damit meinst ?

Gruß Ralf
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A
Re: Der neue alte
#11: 06.02.2024 18:02:35
Moin Luksaa,

auch von mir ein herzliches willkommen.

Klasse das Du schreibst, weil ich finde 2 Punkte sind sehr gut erkennbar.
Zu einem wie schwer es fällt den Blick auf sich selbst zu richten und zum anderen sollte ich ja meinen das ein Psychologie Studium genau dies erleichtern sollte. Ansätze zu bekommen, die für sich selbst zu nutzen sind. Sich die "richtigen" Fragen zu stellen und nicht nur zu lassen.

Ich finde das zeigt eben deutlich, wie wichtig ein Austausch mit Betroffenen ist. Gerade hier, wo Du doch auf eine sehr breite Masse triffst.
Das alles findest nicht unbedingt auf diese Art  in einem Buch oder von der fachlichen Seite. Alles auswendig Gelernte, alle Versuche die Sucht zu erklären, kann nicht so empfunden, nachvollzogen werden, als wenn Du eben selbst betroffen warst und es für Dich selbst gelöst und verstanden hast. Da sind dann doch Begrifflichkeiten zweitrangig bzw nicht  relevant, die Klärung dessen ist nicht hilfreich, lenkt eher ab vom relevanten Thema, die Sucht zu stoppen.

Ich bin auf so viele Menschen getroffen, die in der Suchtberatung gearbeitet haben, die genau auf die typischen Schema ( Schemen) zu griffen, die jegliche Hilfe bei einem zweiten Rückfall ausschlugen und im gleichem Atemzug Ehrlichkeit erwarteten. Das wiederum ist bei stoff -gebundenen Süchten doch etwas anders. Zumindest in den Therapien, in der Nachsorge usw.

Aber gut. Du möchtest Dich öffnen und Dir Bezugspersonen ( fachlicher Begriff Lol ) suchen. Das ist gut. Hier denke ich läuft der erste Schritt bei Dir wie immer, im Außen. Also das ist nicht verkehrt und wichtig, dennoch neigen wir dazu, immer das gleiche zu machen, es dann aber dabei zu belassen und wundern uns trotzdem, wenn sich langfristig nichts ändert.
Du bist von einer Sucht in die andere Sucht gerutscht, jetzt in die Spielsucht, die ja im Außen nicht zu sehen ist, im Gegensatz zu Alk und Drogen, wie Du ja auch so treffend beschriebst. Die Spielsucht ist in sofern richtig mies, weil sie keiner sieht und sie passt so schön für diejenigen die nur im Außen leben, ohne selbst wirklich was geändert zu haben, können so auch noch mit allen anderen und vor allen Dingen sich selbst weiter spielen.

Fred schrieb das so schön mit dem Sport, auch das hatte ich erlebt bei einem aus  meiner stationären Therapie, zumindest so ähnlich und so offensichtlich.
Ich selbst kann mich so an Situationen erinnern, wo ich so unruhig war, so verständnislos mir selbst ggü, Das war nicht so, weil ich nicht spielen konnte, es war glaube ich nach einer Trennung. Auf jeden Fall hatte ich einen rastlosen Gedankenkreislauf, bin dann  laufen gewesen. Die ersten Km noch versunken im Kopf, dann löste sich das. Dann wieder zu Hause angekommen. Kurz hingesetzt, etwas getrunken und schon ging die ganze Scheiße im Kopf wieder los. Und nun ? Wieder los rennen ? Na, ja es war eine ziemlich anstrengende Zeit und danach auch wieder nicht, da ich mich treiben ließ, immer und immer wieder. Pleite sein ?, wieder single ? zurückgezogen leben, damit keiner was merkt,  alles normal für mich, auch wenn ich wusste, dass es nicht normal ist. Aber es geht alles vorbei und der nächste Lohn kommt.

Blende alles aus. Fange mal ganz vorne an.

Du zeigst der Außenwelt was genau ?  Was versteckst Du vor  Deinem Umfeld. Weißt Du das überhaupt ? Also jenseits der Sucht.
Was ist so schlimm, was keiner sehen darf ?
Weißt Du für was Du stehen willst ? oder ist das eher, dass Du für was stehen willst, weil Du meinst es wird von Dir erwartet ? Das ist schwer aufzudröseln , so in der Art steckte ich gefangen in mir selbst, ohne zu wissen warum und wieso, dass ließ mich flüchten.
Geholfen hat mir überhaupt nicht an außen zu denken, sondern ganz einfach und stumpf an mich selbst.
Dahin kam ich als ich  u.a. meine Charaktereigenschaften rausfilterte, also ob ich nach denen lebe. Als ich mir das mal so aufschrieb, wurde mir ganz schlecht, als ich das mit meinem Leben verglich.
Erwartungen erfüllen ist eine Sache, zu entdecken Dinge zu tun, um eigene Erwartungen erfüllt zu bekommen, birgt so viele Enttäuschungen von außen und dann von innen, bis zur Unverständlichkeit von allen Dingen, die ich nur im Spiel aushielt.
Wenn ich das mache, wofür ich stehe, wozu ich stehe, kann ich mich nicht selbst enttäuschen und werde auch nicht von außen enttäuscht.

Na, ja jetzt ist es wieder etwas länger geworden, ich denke aber nur so kannst Du meine Gedankengänge nachvollziehen und vielleicht etwas für Dich mitnehmen und selbst mal was ändern.

Immer weiter, Du wirst es dann für Dich erkennen.

Lieben Gruß

André




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Re: Der neue alte
#12: 09.02.2024 09:49:35
Hi zusammen, danke für eure spannenden Nachrichten!

Zum Thema Suchtverlagerung kann ich hier auch berichten, für mich persönlich ist das Ding mit den Drogen durch, deshalb habe ich auch die Hypothese, dass die Sucht in egal welchem Mittel eine bekannte Strategie ist, um Druck abzubauen und zu betäuben. Deshalb denke ich geht es nicht vorrangig um die Erkenntnis sondern um das Ziel welches verfolgt wird. Ich hatte hier einen Beitrag gelesen in dem einer schrieb, beim zocken war ich nackt, ich empfand keine Bedürfnisse andere Erwartungen zu erfüllen etc.
Dies trifft denke ich auch bei mir zu, ich habe den Wunsch loszulassen und ein Stück weit auszubrechen.
Ich denke der Begriff der suchtverlagerung, vereinfacht den komplexen Vorgang, von den verschieden Mechanismen und Gefühlen die dabei aktiviert werden. Um eine suchtverlagerung tiefgehend zu begreifen, ist erstmal ein tiefgehendes Verständnis, der eigenen Geschichte und Mechanismen über einen selbst notwendig. Ich denke ich kann von mir sagen, dass ich das in den letzten Jahren entwickelt habe!
Ich habe mich mittlerweile bei meinem besten Freund und meiner Lebensgefährtin „geoutet“.
Es hat sich gut angefühlt und gleichtzeizig unangenehm aber ich denke das kennen wir hier alle. Die Reaktionen, waren sehr beeindruckend! Ich habe keine vorwürfe etc. erhalten, sondern viel mehr Verständnis und Unterstützung. So sehr es sich am Anfang nach Gesichtsverlust angefühlt hat, umso mehr habe ich danach Verbundenheit empfunden!

Ich lese auch hier viel Erstaunen oder Wunder über das Psychologiestudium heraus. Das Studium allein vermittelt doch nicht wirklich Praktiken und auch in egal welchem Beruf, finden sich überall schwierige Phasen in denen wir es nicht leicht haben und Ventile brauchen. Ich hatte mein Praxissemester in einer bekannten fachklinik absolviert.
Lasst mich euch sagen: früher war es eine Kompetenz mal süchtig gewesen zu sein! Heutzutage haben wir nur die studierten die es aus den Büchern lesen und es natürlich viel besser wissen, weil sie nicht so nah am Thema dran sind wie der süchtige. Oft hatte ich mich durch meine Geschichte abgewertet gefühlt, obwohl es ja eigentlich eine sonderqualifikation ist. Dies habe ich auch von mehreren älteren Psychologen bereits gehört. Das wir heutzutage wo landen wo wir wirklich gefördert und ernst genommen werden und uns nicht nur eine Diagnose gegeben wird und weiter geht’s, da brauchen wir schon viel Glück. Naja und deshalb begebe ich mich auf den Weg, weil ich dies besser machen will!

Auch ein großes Dankeschön hier an Andre für die Fragen welche ich gerne beantworten werde.

- Du zeigst der Außenwelt was genau ?

Ich zeige meiner Außenwelt, einen abgeklärten, erfolgreichen und starken Mann, den nichts so schnell schockiert und der sich jeder Aufgabe stellt. Um diesen Schleier zu wahren verliere ich aber auch meine Werte, da ich immer ein Stück weit danach suche was andere gerade von mir wollen und ich probiere mich anzupassen.

- Was versteckst Du vor  Deinem Umfeld.

Meine eigentliche Situation in der ich derzeit stecke, dass das Konto nicht voll ist, ich eigentlich noch relativ jung bin, manchmal auch etwas planlos durch das Leben gehe und nicht so recht weiß, was ich mit mir anfangen soll. Das ich auch schwach bin und ich glaube das wichtigste ist das ich auch die Menschen um mich herum brauche und ich ab und zu auch mal einen Rat von ihnen bräuchte und ich nicht nur welche gebe. Ich glaube das dies auch ein Stück weit Problem dieses Berufs ist, viele Menschen fragen mich nach Rat und das macht es für mich so leicht mich zu verstecken und vorgeben jemand zu sein der ich nicht bin. Ich tue mir hier sehr schwer Verantwortung für mich zu übernehmen und mich nicht über andere zu erheben, sondern meine Gefühle auch mit ihnen zu teilen. Ich kreiere immer ein „perfektes“ Bild von mir, obwohl es innerlich ganz anderst ausschaut.

- Was ist so schlimm, was keiner sehen darf ?

Das ich es doch nicht schaffen könnte oder es nicht schaffe. Ich glaube das ist für mich das schwierigste! Das ich nicht perfekt bin. Ich hatte schon in viele Phasen in denen ich das sehr gut konnte. Doch nach meiner Erfahrung in der Klinik auf der anderen Seite des Tisches, bemerke ich das ich immer wieder in den Konflikt komme, nicht ehrlich zu mir selbst zu sein und für das außen zu leben.


- Weißt Du für was Du stehen willst ?

Jetzt wo du mich das fragst fällt mir auf, das ich diese Frage vielleicht schon etwas früher gebraucht hätte. Ich möchte eigentlich dafür stehen das wir nicht perfekt sein müssen. Ich erkenne auch hier einen starken Widerspruch in mir. Oft sage ich der Mensch ist perfekt in Imperfektion, doch selber lebe ich das genau Gegenteil.
Ich möchte für uns süchtigen oder mich als süchtigen stehen. Über die Geschichte aufklären und darüber hinaus keine Sucht gut heißen.
Ich könnte hier noch viel dazu schreiben, doch das mache ich glaube ich für mich selber. Danke dir auf alle Fälle!

- so in der Art steckte ich gefangen in mir selbst, ohne zu wissen warum und wieso, dass ließ mich flüchten.Geholfen hat mir überhaupt nicht an außen zu denken, sondern ganz einfach und stumpf an mich selbst.
Dahin kam ich als ich  u.a. meine Charaktereigenschaften rausfilterte, also ob ich nach denen lebe. Als ich mir das mal so aufschrieb, wurde mir ganz schlecht, als ich das mit meinem Leben verglich.
Erwartungen erfüllen ist eine Sache, zu entdecken Dinge zu tun, um eigene Erwartungen erfüllt zu bekommen, birgt so viele Enttäuschungen von außen und dann von innen, bis zur Unverständlichkeit von allen Dingen, die ich nur im Spiel aushielt.
Wenn ich das mache, wofür ich stehe, wozu ich stehe, kann ich mich nicht selbst enttäuschen und werde auch nicht von außen enttäuscht.

Das hier kenne ich zu 1000% und das ist auch das was mein Therapeut damals immer zu mir gesagt hat. Er sagte ich solle lernen gesund egoistisch zu werden. Ich werde mich auf die Suche begeben und mich dann bei euch melden!

Ich freue mich auf euren antworten
Liebe Grüße an euch
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Re: Der neue alte
#13: 09.02.2024 16:22:03
Ich lese auch hier viel Erstaunen oder Wunder über das Psychologiestudium heraus.
Ich habe versucht das aus irgendeinem Beitrag herauszulesen.
Kann das nicht mal ansatzweise nachvollziehen.

Kann es sein, dass hier eher der Wunsch der Vater des Gedanken war ?

Ich kann dir gar nicht genau sagen, warum ich deinen letzten Beitrag sehr distanziert und eher "von oben herab" empfinde.
Vielleicht habe ich einfach einen schlechte Tag ... aber beim Lesen klingt alles irgendwie "komisch".
Kann aber auch an mir liegen ...
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Re: Der neue alte
#14: 09.02.2024 16:57:28
Moin Luksaa,

schön das Du antwortest und auch mal auf ein paar Dinge eingehst.



Ich denke der Begriff der suchtverlagerung, vereinfacht den komplexen Vorgang, von den verschieden Mechanismen und Gefühlen die dabei aktiviert werden. Um eine suchtverlagerung tiefgehend zu begreifen, ist erstmal ein tiefgehendes Verständnis, der eigenen Geschichte und Mechanismen über einen selbst notwendig. Ich denke ich kann von mir sagen, dass ich das in den letzten Jahren entwickelt habe!


Hä ?
Also nach meinen Verständnis ist da nichts komplex dran,  noch kompliziert dran. Eine Sucht hat schlichtweg ganz einfach die andere ersetzt.
Das bedeutet es wurde nix aufgearbeitet, sondern die eine Sucht wird nicht mehr ausgeübt und das wurde nur erreicht indem einer anderen Sucht nachgegangen wird. Das ursprüngliche Problem ist also immer noch da und das ist der Knackpunkt.
Es wird geflüchtet, sich nackt gemacht, alles beiseite geschoben oder was auch immer und das geht dann nur indem sich berauscht wird, auf welcher Art auch immer. . Ein Unterschied der einzelnen Süchte liegt z.B.  beim Verstecken.  Also Du konzentrierst Dich  hauptsächlich auf die Probleme die die  jeweilige Sucht mit sich bringt, aber nicht auf den Auslöser.
Also wenn ich mich konzentriere nix mehr zu trinken und mir erarbeite die Alkoholsucht nicht mehr auszuüben, aber sonst nix mache, wird sich ein Ersatz gesucht, um sich zu betäuben, um zu fliehen, wovor aber, das wird nicht gelöst, weil der Focus auf der einen Sucht liegt.
 So oder so ähnlich betrachte ich das Thema Suchtverlagerung.


Im groben bleibst Du beim Rest Deines Beitrages im Außen fest.
Ich finde es ist ein Widerspruch in sich, wenn Du einerseits es als Qualifikation siehst, anderseits Dich dadurch abgewertet fühlst und den "starken" Mann, was immer das auch heißen soll, spielen willst.
Betrachte es doch mal so. Wenn Du offen drüber redest, meinst Du nicht Du bekommst Respekt zurück ? Du solltest aber auch die Sucht nicht mehr ausüben. Siehst Du, hier sind wir bei Deinem Wertesystem, was Du überhaupt nicht erfüllst. Du schreibst das ja auch so ähnlich, ich wollte das nur nochmal hervorheben.

Erst wenn Du Verantwortung für Dich übernehmen kannst, ist es doch überhaupt erst möglich es auch für andere  zu übernehmen.


Gehe mal davon aus, das viele Deiner Annahmen ( also so wie Du da jetzt einen Blick drauf hast ) verkehrt sind.
Du glaubst es ärgert Dich, dass Du nicht perfekt bist. Ey, wer ist so vermessen und behauptet von sich er ist perfekt ? Wer ist denn perfekt ? Was bedeutet für Dich perfekt ?
Sind vielleicht auch viele Hirngespinste, damit Du Dir die Sucht erlauben kannst ? !

Mach weiter, das schaffst Du.
Es ist nicht immer alles kompliziert, auch nicht in der Psychologie.

Lieben Gruß

André
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« Letzte Änderung: 09.02.2024 18:00:28 von Andre12 »
Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe….
 
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