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Autor Thema: Ich bin verantwortlich

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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#90: 09.09.2020 23:48:33
Die Facetten und da noch wieder die Nuancen sind so schwer zu beschreiben.
Es ist für mich wichtig, daß ich mir von anderen keinen Schuh mehr anziehen lasse, ich selber ziehe mir noch mehr als genug Schuhe an. Das heißt, für ein von mir vorgeschlagenes Restaurant fühle ich mich auch verantwortlich wenn es schlecht ist. Sagt aber ein Gast zu mir, was hast Du da für einen Schrott für uns ausgesucht, dann ziehe ich mir den Schuh nicht an. Niemand kann für mich die Nuancen so gut erklären wie Tal, mir fehlen da oft die Worte.

Taro
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#91: 13.09.2020 22:12:16
Moinmoin,

dieses Wochenende ist das Deutschlandtreffen der GA. Nicht zuletzt wegen Corona bin ich nicht dabei. Im Vorfeld sind Hygieneregeln erstellt worden. Wie es dieses Jahr dann tatsächlich ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind bei diesen Treffen gerade die Meetings am Anfang und Ende mit 70 - 100 Leuten in einem Raum und die herzlichen Begegnungen mit den einzelnen Freunden besonders. Ich als Spieler in einer Gemeinschaft unter anderen Spielern ist ein unglaubliches Erlebnis. Gerade dieses Gefühl bedingungslos liebevoll aufgenommen zu sein, und dazuzugehören ist eine riesige Energie die gerade am Anfang wenn finanziell nichts mehr geht.

Auch in den Meetings hat Corona seine Auswirkungen hinterlassen. Sie durften eine Zeit nicht in den Gruppenräumen statt finden. In meiner Gruppe haben wir die Meetings im Gemeindegarten abgehalten. Die Freunde die neu ins Meeting gekommen waren, sind leider alle weg geblieben.

Für mich war es am Anfang sehr wichtig, zu erfassen das ich nicht allein bin mit meine Gedanken, Gefühlen und meinem Spielverhalten. Ein einsamer Wolf war ich schon lange, jetzt teil einer Gemeinschaft zu sein, wo es nicht darum ging, wer höher, größer oder weiter ist, wo ich einfach sein konnte, mich keiner wegbeißen wollte.

Ich hoffe das wir uns bald wieder ohne Hygieneregeln treffen können, sonst bricht etwas weg, was nicht ersetzbar ist.

Taro
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#92: 22.09.2020 15:09:28
Hallo Taro,

mhhh... da hab ich grad mal drüber nachgedacht. Ich verstehe schon, daß du etwas vermißt, und auch, warum. Ich selbst kann aber nur wenig damit anfangen, auch wenn ich mir manchmal wünsche, ich könnte das. Da frage ich mich dann mal wieder, was bei mir genau 'schiefläuft'.

Ich war als Kind schon ein Eigenbrötler. Still, unsicher und, zwar nicht unbedingt ängstlich, aber extrem schüchtern. Am liebsten war es mir, wenn mich gar keiner bemerkte.
Ja, später schlug es dann um in einsam und unverstanden hinter einer Fassade aus "Was kümmert mich die Welt?". Ich schrieb es kürzlich erst jemandem... In Wirklichkeit scherten sich meine 'Freunde' einen Dreck um mich, und ja, auch umgekehrt. Wir gaben uns da gegenseitig nichts. Scheißegal. Ich wollte es aber auch genau so, und nicht anders.
Mein ganzes Leben lang sah es so aus. Nicht unbedingt in dem Ausmaß, aber falsche Freunde hatte ich auch in meiner Jugend schon, und wußte das auch. Die meisten von ihnen mochte ich nichtmal. Insofern war mir das egal. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Macht euer Ding, ich mach meins. Das war am 'sichersten' für mich.
Diejenigen, die ich tatsächlich irgendwie mochte... nun ja... sagen wir mal, daß ich damit übelst auf die Nase geflogen bin.

Es waren also nie die falschen Freunde, die mir 'schadeten', sondern dann die eine Handvoll, von denen ich tatsächlich dachte, es wären sogar mal die Richtigen. Wie konnte ich das ernsthaft glauben? Denn das geht ja nunmal bei mir nicht. Wer will das schon? Das war leider trotzdem sehr... verletzend. Ich möchte das nie wieder erleben. Und den kleinen Rest, der blieb, habe ich dann später selbst vergrault.
Inzwischen weiß ich aber zumindest, daß das an mir liegt. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, mit mir 'befreundet' zu sein. Ich mach mir da auch nichts vor: Ohne meine bessere Hälfte hätte ich so gut wie gar kein Sozialleben. Und selbst das ist mir manchmal noch zuviel.

Freundschaft hatte für mich nichts mit 'Dazugehören' zu tun, wie man es öfter hört. Also dieses Gemeinschaftsgefühl, Teil von etwas zu sein, nicht allein zu sein. Ich hatte immer Freunde, die keine waren, damit mir Leute, die mich nicht interessierten, keine unangenehmen Fragen stellten.
Heute verzichte ich darauf. Ich bin lieber mit mir allein, als so zu tun, als ob, damit keiner glaubt, ich sei 'seltsam'.

Teil von etwas zu sein klingt komisch. Woran macht man das fest? Ich empfinde es als angenehm, einfach nur akzeptiert zu werden, wie ich bin. Ohne viele Worte. Ich denke aber, das ist angesichts meiner Art wohl manchmal schon sehr viel verlangt, von daher versuche ich lieber, irgendwelche Feiern etc. von Vorneherein zu vermeiden.
Insofern ist das irgendwie das genaue Gegenteil... um mich wohlfühlen zu können, dürfen die Menschen eben nicht wollen, daß ich ein Teil von ihnen bin.

Es liegt nicht an den Anderen, sondern an mir, ich möchte gar nicht dazugehören. Das macht es leider gelegentlich etwas schwierig, nicht nur im Bezug auf räumliche Nähe.
Ich bin gewöhnungsbedürftig. Bei Menschen, die mich länger kennen, funktioniert das irgendwann auch ganz gut, aber gerade am Anfang ist es immer sehr schwierig.
Manchmal läßt es sich aber nicht vermeiden, zum Beispiel bei einem neuen Arbeitsplatz oder so. Oh mein Gott, ich hasse es. Da bin ich innerlich angespannt, tage-, manchmal wochenlang. Weil ich die Situation einfach nicht einschätzen kann. Das macht mich fertig, ich will einfach nur nach Hause. Es interessiert mich gar nicht. Laßt mich in Ruhe, ich bin gar nicht da! Muß ich aber ja sein... irgendwie. Ungeheuer anstrengend.
Das merke ich sogar körperlich, so lächerlich es klingt. Ich habe mir schon viel verbaut im Leben deswegen. Bin irgendwo gleich wieder raus, oder gar nicht erst rein, weil ich da nicht 'durch' wollte.

Meine bessere Hälfte hat inzwischen natürlich auch schon bemerkt, daß mir sowas unangenehm ist. Manchmal witzeln wir sogar darüber "Oh. Ein großes Gebäude, da sind sicher viele Leute drin, bist du sicher, daß wir da ohne Tarnanzug reinkönnen?"
"Ich mache einfach die Augen zu, dann sieht mich ja keiner. Hilft bei Kindern auch. Geh vor, ich brauch dann einen Blindenhund."
Das heißt nicht, daß ich da 'verstanden' werde, es wird aber schon respektiert. Meistens jedenfalls.

Wenn ich weiß, wie die Leute um mich herum 'ticken', dann kann ich auch abschalten. Ich verstehe es zwar nicht immer, aber ich kenne die Dynamik. Und sie kennen mich, also nehmen sie mir das nicht übel. Zu Beginn ist es aber immer eine Flut von Eindrücken, die ich nicht verarbeitet bekomme. Ich wirke zwar äußerlich immernoch wie eine Schildkröte auf Valium, mein Kopf schlägt aber innerlich Purzelbäume. Nichts triggert meinen Fluchtinstinkt mehr, als ein Raum voller Menschen. Jetzt keine 'Fremden', wie zum Beispiel die Nachbartische in einem überfüllten Restaurant, sondern Leute, die irgendwie, temporär oder dauerhaft, zu irgendeiner Art Gruppe gehören... mit mir mittendrin. Für mich wäre also so ein Treffen die absolute Horrorvorstellung, selbst wenn man die eigentlichen Hintergründe außen vorlassen würde.

Ich weiß nicht, woran das liegt. Es war aber irgendwie schon immer so. Und ja, ich frage mich oft, warum das so ist.
Ich habe gelernt, damit zu leben, daß auch das eben einfach zu meinen 'Grenzen' dazugehört.

Mhhh... auch nicht schlecht... ich habe Urlaub, sitze auf dem Sofa, und sinniere über meine soziale Inkompetenz.
Ich werd mich lieber mal nützlich machen, und schnell einkaufen gehen.

Euch einen angenehmen Nachmittag. :)
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Re: Ich bin verantwortlich
#93: 22.09.2020 22:27:38
Hallo,

früher, als ich unter vielen Menschen war in einer Halle, Stadion oder sonst wo....
Und wenn es 100 000 tausend waren, jene die ich dann davon näher kennen lernte waren ausnahmslos Irre!
So war es eigentlich immer, nur mit dem Unterschied dass in einem kleinen Kreis von Leuten ich erst gar keinen näher kennen lernte, wenn kein Irrer dabei war!
Die waren sonst überall und es war wie ein Magnetismus, anziehend und irgendwo immer vertraut.

Heute in ähnlichen Situationen....
Es ist verrückt, plötzlich sind die ganzen Irren verschwunden und es geht sogar noch weiter, treffe ich einmal einstige Irre von früher, sind die plötzlich normal geworden.

Und es ist mir absolut egal wie ich auf andere Wirke, kaum werde ich mich einmal rechtfertigen wegen meines Wesens.
Und wenn alle Irren einmal aussterben, ich versuche weiterhin daran festzuhalten.  :)   
Gelingt aber anscheinend kaum noch, wie ja in diesem Beitrag zu erkennen.     

Ein gutes Zeichen, Wahrnehmungen in einem ehemaligen Suchtverhalten sind oft nur Illusionen.
Die Welt drehte sich nicht um mich, ich blieb nur stehen.
Keiner hats bemerkt und ich dachte sie sind alle "Irre". 


Liebe Grüße
   

     
 
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#94: 25.09.2020 22:55:53
Moin moin,

ich hatte aufgrund vieler Verletzungen mich in meiner Mupfel eingeschlossen, war mir sicher ich lasse nie wieder zu das mich jemand so verletzt, wollte mich also nicht mehr öffnen. Beim spielen fühlte ich mich sicher. Sich vor Verletzungen zu schützen und zu spielen ist beides ein  Weg vom Leben weg. Da ich mein Leben wieder haben wollte, musste ich vom spielen und vom abkapseln lassen.

Ich riskieren in Beziehungen zu Menschen wieder das ich verletzt werde, weil ich mich ganz reingebe. Ich habe keine Angst zu sterben, ich habe heute Angst nicht zu leben. Als Spieler habe ich viele Jahre als Untoter verbracht. Heute lebe ich jeden Tag mit allem was ich habe.

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#95: 25.09.2020 23:22:59
Hallo zusammen,

ein schöner Text von Taro, um mal wieder zu schreiben...

Kennen wir das nicht alle, ob Spieler oder Angehöriger oder wie immer man auch die Flucht aus Unsicherheiten nennen mag?! Ich denke: ja!
Wichtig ist es doch zu erkennen, dass jeder Defizite, schlechte Erfahrungen, Ängste und auch Gefühle und Wohlwollen, hat. Bloß, was macht man damit? Erleben, spüren, leiden und auch lernen.... zum Leben gehört alles! Jedoch sollte jeder bei sich anfangen! Spieler, die durch das Spielen fliehen und Angehörige, die durch das Gutreden flüchten... alles nur ein Spiel! Das ist die Gemeinsamkeit aller, lediglich durch verschiedene Instrumente. So lange man sich nicht selbst für sich gerade machen kann, so lange wird sich nichts verändern! Empathie ist gut, nur so lange kein Eigenbezug exisiert, wird keiner jemanden helfen können. Helft euch zunächst selbst und schaut nicht nach Ursachen von anderen. Die spielen eigentlich keine Rolle, sondern liefen lediglich Begründungen hierfür.... und aus jenen kann man begreifen und lernen.
Kann, muss aber nicht!

Liebe Grüße

MiLu
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.....continued.....
 
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#96: 28.09.2020 01:49:41
Hallo ihr,

als ich MiLu's Beitrag las, war das erste, was ich dachte "Nein, das habe ich doch gar nicht so gemeint!".
Da macht sich bei mir dann eine gewisse Resignation breit "Ich habe doch nie geschrieben, andere wären Schuld. Das sind sie nicht, die können doch gar nichts dafür, das weiß ich doch auch. Ich tu doch schon, was ich kann, und versuche, immer zuerst bei mir zu gucken."
Also dachte ich mir, ich lasse es lieber.

Aber jeder Mensch nimmt das Gesagte (oder Nicht-Gesagte) anders auf. Das Gefühl, vermeintlich 'mißverstanden' zu werden - meist kommt es ja erst mit dem 'Mißverständnis' an sich. Nicht genau zu wissen, was ich eigentlich 'habe', weil ich gar nicht weiß, was der andere glaubt, das los sei. Wo eigentlich nie ein Problem war, ist plötzlich eins - ich weiß nur nicht, welches.
So ist es bei mir zu Hause manchmal. Ich halte dann den Mund, in der Hoffnung, daß es bald vorbeigeht. An der Stelle endet es dort für mich, da ich nicht will, daß es in eine sinnlose Diskussion ausartet.
Vorerst (also gestern) war das hier auch so, ich dachte mir, was soll's... laß es so stehen, ist einfacher.

Hier ist es natürlich nicht so extrem, ich bin einfach nur verwirrt... aber die erste Reaktion ist dieselbe... ich bin irritiert ("Wir kommt derjenige denn auf sowas?"), und dann etwas frustriert, weil ich mich 'unverstanden' fühle, und weil meine Kommunikationsskills nicht ausreichend sind, um zu vermitteln, warum. Wenn ich mich mißverstanden fühle, hat es hat hier aber eben den Vorteil, daß ich es zur Not auch erstmal sackenlassen kann.
Und da sind wir dann ja genau an dem Punkt, den MiLu angesprochen hat... ich muß bei mir selber gucken, um 'verstehen' zu lernen. Und es ist mir ja selbst nicht möglich, von 'außen' zu gucken. Da drehe ich mich dann im Kreis - weil mir die richtige Perspektive fehlt.
- Ich bin irgendwo einfach stehengeblieben, während alle anderen sich stets weiterentwickelt haben.
- Ich verbaue mir nach wie vor selbst die Möglichkeit, dazuzulernen, weil ich mich nicht traue, mich darauf einzulassen - in dem Punkt hat sich also nicht viel geändert.
- Ich muß mich zuallererst selber aushalten können, wissen, was ich überhaupt möchte - und dies auch einfordern, um überhaupt irgendwie von Nutzen zu sein.
Natürlich habt ihr recht, alle drei.
Bei mir ist das, was ich bisher erreicht habe, genug, um im Hier und Jetzt nicht mehr Spielen zu 'müssen'. Dafür bin ich unendlich dankbar. Es ist mehr, als mir zusteht.
Aber ist es schon das, was trockene Alkoholiker eine 'zufriedene Abstinenz' nennen? Eigentlich war ich mir immer sehr sicher, diese Frage mit Ja beantworten zu können. Nur ganz selten regt sich was da oben, und fragt "Ist das alles? Oder kannst du da vielleicht doch noch mehr tun?"
Aber nur ganz kurz. Dann ist wieder Ruhe.

Also nein, nicht die Anderen waren / sind 'irre', sondern ich. Ich habe wohl immer schon in zwei Welten gelebt, sauber voneinander getrennt, darauf habe ich geachtet. Falsche Freunde, und Richtige. Ich weiß noch, wie eine Mitschülerin in der achten oder neunten Klasse zu mir sagte, ich solle doch mal ein Buch schreiben, weil ich ja bestimmt schon viel 'erlebt' hätte. Ich dachte nur, worüber jetzt genau? Wir können ja tauschen, wenn du magst. Ich gehe nachher zu dir nach Hause, und du zu mir.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob es die Angst vor Verletzungen ist, denn eigentlich war ich schon als Kind so, von daher wäre das keine wirkliche Erklärung. Das Problem war halt eben nur, daß ich nirgendwo wirklich 'reinpaßte', und das immer deutlich spürte, auch wenn mir keiner einen wirklichen Anlaß dazu gab. Sich regelmäßig die Birne vollzuknallen, war mir dann später tatsächlich auf Dauer zu stumpf, bzw. waren es eher die Leute, die das taten. Sowas gab nur Ärger. Es fiel auf, sie fielen auf, und das wollte ich nicht. Außerdem hatte ich zugegebenermaßen Respekt davor, 'abzurutschen', und der Kontrollverlust machte mir ironischerweise tatsächlich manchmal Angst. Ganz ohne ging es bei mir aber offenbar auch nicht, und 'glücklicherweise' waren meine späteren Saufkumpane da dann zumindest deutlich diskreter. Denn ohne die vorherige Bremswirkung, konnte ich Ruhe gar nicht erst empfinden, und dann genoß ich sie eine Weile, bis ich erneut Beschleunigen mußte, um wieder bewußt Runterbremsen zu können (In meinem Kopf war immer schon viel los, das 'Ruhe' zu nennen paßt also nicht so ganz... eher eine Auszeit mit mir selbst und meinen Gedanken). Ich schlug also auch da schon über die Stränge, allerdings bei Weitem nicht so oft.

Das wurde schlimmer während meiner Spielerzeit, die Ruhephasen wurde unerträglich, die Abstände kürzer. Es ging soweit, daß ich nicht mehr mit mir alleinsein konnte, nicht mehr normal 'abschalten' konnte - etwas, was immer schon essentiell wichtig für mich war.
Ohne dieses regelmäßige 'Runterfahren' baut sich eine innere Spannung auf, das ist schwer zu beschreiben. Ich kam gegen diese Spannung auf 'normalem' Weg nicht mehr gegenan.

Das geht heute zum Glück wieder, und diese Auszeiten sind wichtig für mich und mein 'Gleichgewicht', auch wenn nie viel dabei rumkommt.

Aber ich schweife wohl mal wieder ab. Im Grunde genommen ist das ja auch alles völlig egal. Fakt ist eben, daß ich irgendwo falsch abgebogen bin, und deshalb etwas schiefläuft. Emotionen verstehen, aushalten, einordnen... sowohl die eigenen, als auch die Anderer... ja, das mag ich nicht, und Empathie mir selbst gegenüber ist wirklich sehr schwer.
Von daher habt ihr wahrscheinlich recht.
Nur hilft da aber leider nichts gegen.

Danke für euer Feedback, auch wenn das gar nicht meine Intention war.

Wünsche eine gute Nacht und eine angenehme Woche. :)
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#97: 03.10.2020 20:32:30
Moin Tal,


Von daher habt ihr wahrscheinlich recht.
Nur hilft da aber leider nichts gegen.


Schon oft vorgetragen, mir haben da die Meetings geholfen.
Es hat mir mein Leben zurückgegeben.

Und Du weist ja, ich würde mich riesig freuen Dich mal Montags bei uns im Meeting begrüssen zu dürfen.

Taro

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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#98: 28.11.2020 12:14:33
Moinmoin,

ich gehe jetzt über 31 Jahre in die GA Gemeinschaft. Mein GA Sponsor den ich seit Beginn hatte ist nach längerer Krankheit verstorben. Er hat maßgeblich der GA die Struktur gegeben die sie heute noch hat. Ich habe Ihm unendlich viel zu verdanken. Viele Stunden 4 Augengespräche wo er geduldig mit mir Wege für mein Leben erarbeitet hat. Erstmals seit dem ich mich Erinnern kann ist auf der GA Homepage ein Nachruf erschienen, natürlich unter Wahrung der Anonymität. Sehr angemessen wie ich finde.

Obwohl ich schon seit Jahren sehr wenig Kontakt zu Ihm hatte kullerten bei der Nachricht seines Todes einige Tränen. Mir wurde klar wie lieb ich den Kerl hatte. Wie sehr ich überhaupt alle Menschen der Gemeinschaft lieb habe, habe ich Ihnen doch so unendlich viel zu verdanken.
Corona bringt erstmals hier eine Zensur. Mein Meeting ist eines der wenigen die noch statt finden.

Taro
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Re: Ich bin verantwortlich
#99: 28.11.2020 18:03:48
Lieber Taro,
das tut mir sehr Leid!
Es ist egal wie oft man sich noch sieht. Wenn man jemanden einmal wirklich in sein Herz gelassen hat tut der Abschied weh.
Fühl dich gedrückt.
LG
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T

Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#100: 29.11.2020 20:44:27
Danke, Allesaufanfang.

Euch allen einen frohen 1. Advent.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#101: 09.12.2020 23:53:55
Vorweihnachtszeit, früher immer die schwerste Zeit des Jahres. Das hat sich langsam geändert, dann kamen die Kinder und es war schön die leuchtenden Augen zu sehen. Jetzt sind die Kinder in der Pubertät und es ändert sich wieder. Totales Desinteresse. Nikolaus haben Sie noch nicht mal Ihre geputzten Schuhe hingestellt. Dann kam doch tatsächlich der Nikolaus nicht. Mit viel wieder Willen holten Sie Ihr Versäumnis nach.

Wir hatten viel Stress, wir haben eine neue Küche gekauft, Fliesen neu im Flur und der Küche. Fliesenleger bekam Corona und sagte kurzfristig ab, also bin ich mit Hilfe von Freunden selber ran. Jetzt haben wir eine tolle Küche und ich bin Platt.

Als Ausgleich habe ich nach wie vor meine Bäder im See. Mittlerweile sind wir eine Truppe von 4 Personen. Die Temperaturen sinken, unsere Verweilzeiten sinken auf 5 - 7 Minuten. Der Spaß steigt. In Corona Zeiten neben meinen Meetings der einzige direkt Kontakt zu Menschen außerhalb der Familie.

Mit spielen wäre ich sicher nicht gut durch die Zeit gekommen. Ohne ist auch bei Sturm einiges möglich.

Taro
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A
Re: Ich bin verantwortlich
#102: 10.12.2020 20:06:01
Hey Taro,
das klingt anstrengend aber sehr befriedigend und schön!
Einen See habe ich hier nicht. Nur den Rhein und vor dem fürchte ich mich. Mir bleiben aber lange Spaziergänge durch die Kälte, das tut auch gut. Heute habe ich den Keller weiter aufgeräumt, seit unserem Einzug ist dort nichts mehr passiert und die Kartons wollen ausgepackt werden.
Ich hab mit der Corona Einsamkeit zu kämpfen.. ich würde gerne neue Menschen kennenlernen.
Ist nicht schlimm, das kommt ja wieder. Ich Lasse es mir gutgehen so gut es geht.
LG
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TAL

Re: Ich bin verantwortlich
#103: 11.12.2020 16:56:33
N'Abend allerseits,

sorry, ich war etwas still in letzter Zeit. Auch für mich scheint alles im Moment nicht so einfach zu sein.

Privat stört mich der Lockdown nicht - ganz im Gegenteil. Diese Einsamkeit finde ich gar nicht so schlecht. Ich erinnere mich an den April, wo die Straßen leer waren. Es war sehr still draußen. Ich empfand das durchaus als angenehm - auch die leeren Gebäude auf der Arbeit.
Inzwischen aber ist es auf der Arbeit schon ziemlich nervig. Es ist nichts los, und ein paar von denen, die nach wie vor 'die Stellung halten', haben sich inzwischen in unserem Büro gefühlt häuslich eingerichtet, da wir recht viel Platz, und sogar einen Tisch und Stühle haben (eigentlich sind wir nur zu zweit).
Es sitzen also acht Stunden am Tag Leute in meinem Rücken und quatschen. Ich frag mich jedes Mal, was die nach all der Zeit noch zu besprechen haben, aber anscheinend versiegt diese Quelle niemals.
Naja, es gibt aber reihenweise leere Flure, dann mache ich eben einen Spaziergang. Ich hätte trotzdem lieber wieder etwas mehr zu tun.
Eine neue Küche einzubauen wäre da definitiv eine willkommene Abwechslung.

Die Vorweihnachtszeit empfinde ich immer als sehr aufgesetzt. Man mag seine 'Lieben' doch das ganze Jahr über, und nicht nur im Dezember. Und wozu diese Hektik? Was ist daran 'besinnlich'?
Naja... ich mochte Weihnachten jedenfalls noch nie, auch als Kind schon nicht. Meine Geschwister waren immer aufgeregt, ich hoffte, es wäre bald vorbei, damit dieser Trubel endlich aufhört.
Silvester war nicht besser...
Ich wollte immer einfach nur ins Bett.
Ist heute ehrlich gesagt nicht viel anders.
Den Nikolaustag habe ich auch vergessen. Ist mir auch schon mit dem ein oder anderen Geburtstag, oder meinem Hochzeitstag, passiert... und das, obwohl ich mir eigentlich Zahlen und Daten gut merken kann.
Das Datum kenne ich. An dem Tag aber dran zu denken, das kriege ich nicht immer hin.

Das Thema Verantwortung für mich selbst spielt gerade eine größere Rolle bei mir. Ich muß da im Moment so einiges ordnen, soviel steht fest. Nicht im Job, nicht in der Beziehung, sondern auf einer Ebene, wie sie banaler nicht sein könnte - in meinem Verhältnis zu mir selbst.
Seit dem Ende meiner Spielerzeit habe ich mich nicht mehr so unsicher gefühlt.
Aber sobald man über seinen Schatten gesprungen ist, und irgendwo angefangen hat, geht es besser. Das weiß ich sehr wohl, und damit schaffe ich es am Ende dann doch, auch wenn es unglaublich schwer für mich ist.
Für Gewöhnlich dauert es aber Wochen, bis ich mich durchringen kann, und es funktioniert dummerweise nur, wenn der 'Leidensdruck' (seltsames Wort im Übrigen) extrem hoch ist. Diese Zeit dazwischen gehe ich dann sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch.

Zumindest ist der Anfang aber jetzt geschafft, und es geht schon etwas besser. Ist etwas stiller geworden in meinem Kopf.

Von daher wünsche ich ein angenehmes Wochenende.
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Taro

Re: Ich bin verantwortlich
#104: 11.12.2020 17:56:49
Moinmoin,

Beziehung zu mir selbst, banal?! :o
Die Beziehung zu mir selbst ist eine Beziehung voller Missvereständnisse(den Satz hab ich aus der Werbung).
Wenn die Banal ist, dann  :-\

Fliesenleger sagt kurzfristig ab, ich sehe die neue Küche vor meinem geistigen Auge schon im Garten stehen, dann Telefonhörer in die Hand und das unmögliche Möglich machen (ohne meine Freunde wäre nix gegangen). Bohrhammer, Fliesen raus, Fliesen weg Fliesen rein, Tapezieren, streichen Steckdosen ran, war da noch was, ach ja, zur Arbeit bin ich auch noch. Und schwupp konnte die Küche kommen. Toll es geschafft zu haben, vorher hätte ich gesagt unmöglich, war es aber garnicht.

Neben dem Tapezieren noch einmal schnell in den See gehüpft, jedes mal ist es jetzt kälter als das mal zu vor. Ich bin deutlich über die Grenzen gegangen die ich mir vor einem Jahr überhaupt nur hätte vorstellen können, Hammer Gefühl. Und im See liebe TAL ich habe es schon öfter gesagt, erst kommt der Knall im Kopf und dann das absolute nichts. Ich habe so eine Minute wo der Kopf leer ist, nur ich die Kälte und die Natur. Selbst die Vögel und Enten die da noch rumschwimmen nehmen mich deutlich nicht als Bedrohung war. Leere im Kopf und ein verschmelzen mit der Natur, der Hammer. Dann raus und noch etwas Nass spazieren gehen. Auch hier ist das extrem wie ein Booster bei der Verbindung mit der Natur. Dadurch das ich die ungeheure Kraft der kälte spüre fühle ich mich viel mehr als ein Teil mit Ihr.

Vor dem Rein hätte ich auch Angst, ich habe mal einen Bericht über die Strömung gesehen. Wir haben die Elbe und auch da habe ich äußerst viel Respekt davor. Eigentlich egal was ich in der Natur mache, es erdet mich immer wieder. Da bin ich dann wieder bei der banalen Beziehung zu mir selbst, mittlerweile schließt sich der Kreis.

Taro
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