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Medeas Tagebuch

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medea888:
Hallo André und Hallo Jacky,

danke für Eure netten Worte, das bedeutet mir viel!!! Auch dass ihr das seht, siehe weiter unten, denn das ist einer meiner Ängste.

Heute war ein schwerer Tag, ein trauriger Tag an dem ich viel über Leben und Tod und Freude und Trauer nachgedacht habe, soweit es die Zeit zuließ.
Wer diese Tagebuch verfolgt, weiß dass ich in Musik immer viel finde, was mich aufmuntert und bewegt und tröstet.
Heute habe ich mir Passenger | Let Her Go rausgesucht.
wer es nicht kennt hier: https://www.youtube.com/watch?feature=share&v=RBumgq5yVrA&app=desktop

darin heißt es:
Well, you only need the light when it's burning low
Only miss the sun when it starts to snow
Only know you love her when you let her go
Only know you've been high when you're feeling low
Only hate the road when you're missing home
Only know you love her when you let her go
And you let her go

Ja, ich denke wir müssen auch mal traurig sein um zu wissen, wie schön es ist fröhlich und glücklich zu sein. Wir müssen mal im Dunkeln stehen, um das Licht zu genießen zu können.

Momentan muss ich wieder vorsichtiger sein, nicht in alte Muster zu fallen. Gerne verstecke ich mich dann in der Arbeit, die ich Liebe aber die mich auch viel Kraft kostet. Die mir aber auch immer wieder viele Geschichten erzählt, bei denen ich sehe, wie gut es mir geht.
Das hier soll also kein trauriger Beitrag sein, eher einer, der mich daran erinnert, dass es OK ist. Es ist Ok.

Warum ich aber auch schreibe, was ich lange überlegt habe, ist dass ich am Montag bei der Therapie war, da ging es um meine Biografie, also einfach erzählen wie dein Leben so gelaufen ist, das in einer Stunde, komisches Gefühl. Wie als würde man jemanden auf einer Reise treffen und in einer langen Zugfahrt sein Leben erzählen, falls Ihr versteht, was ich meine.
Naja ich habe auch alles erzählt, von Höhen und Tiefen von Liebe und Schmerz, von lustigen Dingen die mich selbst beim erzählen zum Schmunzeln gebracht haben. Ich habe es nichtt ganz bis heute geschafft, aber bis vor einigen Jahren... und die ganze Zeit kam mir was komisch vor, aber ich konnte nicht greifen, was es war.
Und dann war die Stunde rum, ich musste also den Zug verlassen.;)
und dann saß ich draußen im Auto und plötzlich fiel es mir ein, wie so ein Schlag ins Gesicht, es war irre. Ich hatte meine Spielsucht vergessen zu erzählen, die vor 10 Jahren. Einfach nicht erzählt, also nicht bewusst, einfach vergessen. Das hat mich im ersten Moment total umgehauen, am liebsten wäre ich sofort wieder reingelaufen....
Warum mir das so Angst gemacht hat, war dass ich dachte Oh nein, du drückst das wieder weg, du machst die gleichen Fehler....
Ich hoffe inständig, dass es nicht so ist, dass es diesmal anders ist, ich es schaffe achtsam zu bleiben und es nicht wieder zu vergessen.
Das wollte ich an einem etwas traurigen Novembertag erzählen.

Ich wünsche allen einen schönen Abend und bis bald
Eure Medea


medea888:
Ein Jahr ist vergangen, seit Tagen denke ich darüber nach und versuche Revue passiere zu lassen.
Es war ein sehr anstrengendes Jahr, was mich oft müde und manchmal traurig gemacht hat.
Aber es war auch ein wundervolles Jahr, mit viel Freude, viel Erkenntnis, viel Liebe und vielen schönen Momenten.
Im Grunde muss so ein gutes Jahr sein denke ich aus Höhen und aus Tiefen aber mit einer positiven Grundstimmung.
Wenn ich meine Spielfreiheit betrachte, dann sehe ich so rückblickend Phasen in denen ich mit befunden habe, die ich aber irgendwie erst jetzt klarer sehe. Ganz am Anfang habe ich mich immer noch unglaublich selbst veräppelt, innerlich doch gedacht, dass ich nur mal ne Pause brauche. Dann als der Abstand größer wurde und ich mutig genug wurde, genau hinzuschauen was ich da eigentlich getan hatte, kam erstmal große Scham auf über mich selbst und Zweifel an vielen Dingen in meinem Leben. Als nächste kam so eine Art befreites Gefühl, was unglaublich viel Energie freisetzte, und ich bin viele Dinge angegangen, merkte dann aber auch schnell, dass ich wieder den Hang hatte mich hinter anderen Dingen zu verstecken. Also entschied ich mich dann für eine Therapie. Die ist noch ganz am Anfang und kostet mich viel Mut aber ich denke Sie tut mir gut.
Ich freue mich inzwischen einfach nur wahnsinnig darüber, dass ich das viel Zeit des Jahres mit mir verbracht habe und so ein wirklich gutes Gefühl für die Spielfreiheit bekommen habe.
Im Grunde fehlen mir wirklich die Worte dazu, wie froh ich darüber bin.
Ich denke auch in den nächsten Monaten werde ich noch viel an mir arbeiten müssen, ein paar Baustellen sind da noch anzugehen und ich will unbedingt dran bleiben, an mir selbst. Im Grunde denke ich man hört nie auf sich selbst besser kennen zu lernen - irgendwie ein spannender Gedanke.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die hier mitmachen und den Mut haben hinzusehen und sich selbst zu spüren und anzunehmen eine wunderschöne Weihnachtszeit trotz all der Widrigkeiten und einen guten Start in ein neue Jahr.
Danke an alle die mich im letzten Jahr hier begleitet und ertragen haben ;)
Eure Medea

Jacky1:
Hallo Medea,

die meisten hier schreiben dann " nur ein weiterer Tag" , wenn Ihnen zurecht gratuliert wird, aber sicherlich auch voller Dank so lange spielfrei zu sein.
Ich mag Jubiläen, darum ein kleines Geschenk für Dich.

Es ist Dein Name in großen farbigen Buchstaben.  :)

MEDEA   

Farben die Du ins Forum brachtest.

Gut gemacht

Liebe Grüße
 

medea888:
Hallo an alle,

als ich vor mehr als einen Jahr entschieden hatte nicht mehr zu spielen, da dachte ich zunächst, es geht darum dass ich keine Geldsorgen mehr habe, schnell wurde mir klar, dass das Problem mit dem Geldhaben eines der Geringsten war, danach dachte ich eine Zeit lang, es geht darum wieder mehr Zeit zu haben um andere Dinge zu tun. Was mir am Anfang total schwer viel, weil mir nicht einfiel, was mir Spaß machen könnte. Und erst jetzt nach über einem Jahr mit mir selbst beschäftigen, mit Sucht beschäftigen mit vielen Lesen im Forum und schreiben mit anderen ist mir klar geworden, dass es um etwas ganz anderes geht, es geht darum bewusst zu Leben.
Ich habe mich ja früher schon mal mit Philosophie beschäftigt und in der griechischen Philosophie geht es genau darum: Nur ein bewusstes Leben kann ein gutes Leben sein - nur ein Leben in dem man mit mir selbst im Reinen ist und sich selbst erkennt.
Ich finde das eine große Herausforderung mich mit mir selbst zu beschäftigen, leider neige ich immer wieder dazu mich mit anderen zu beschäftigen, vermutlich, um mich vor mir selbst abzulenken - aber auch weil ich mich selbst oft nicht so als Mittelpunkt sehe und oft denke, mir geht es doch gut, schau mal der geht es schlechter und schon spiele ich meine eigenen Sorgen und Ängste runter.
Das führt dann leider oft dazu, dass ich den einfacheren Weg suche und in alte Verhaltensweise falle.
Meine Therapeutin hat mir letzte Woche gesagt, dass das Hirn in Stresssituationen grundsätzlich dazu neigt in alte Gewohnheiten zu verfallen, weil es weiß, dass die ja mal funktioniert haben, denn im Endeffekt ist unser Hirn nicht darauf programmiert glücklich zu werden, sondern einzig und alleine dafür da, dass wir überleben.
Letzte Woche bin ich auch wieder in ganz alte Verhaltensweise gerutscht und habe bist zu Erschöpfung gearbeitet. Das habe ich früher oft, manchmal saß ich im Auto und wusste gar nicht, wie ich noch heimkommen soll, weil ich so erschöpft war, dass mir die Tränen runterliefen. Genau so saß ich letzten Freitag Abend auch da.
Um dann doch mal abzuschalten und mich vor mir selbst zu verstecken, hab ich dann oft gespielt. Ich will damit nicht sagen, dass das der einzige Grund war, aber sicher einer der wichtigeren.
Heute sehe ich meinen Zustand und gehe ihn an, überlege wie ich den Streß reduzieren kann und renne nicht einfach drauf los.
Zudem habe ich inzwischen so viele neue Dinge für mich entdeckt, die meine freie Zeit erfüllen, nicht nur füllen, dass ich keine Flucht mehr ins spielen brauche.
Es ist immer noch ein langer Weg, mich selbst immer wieder daran zu erinnern, was richtig und wichtig und gut für mich ist, aber ich habe das erste mal seit einem Jahr das Gefühl, ich mache wirklich Fortschritte in meinem eigenen Verhalten und wie ich mit mir umgehen soll.
Ich hoffe ich bleibe so bewusst in meinem Leben .
An dem Text habe ich im Kopf jetzt wirklich lange geschrieben, dachte zuerst ich mach aus dem ein eigenes Thema, aber ich denke es passt dann doch besser in mein Tagebuch.

Ich wünsche allen einen bewussten Tag ;)
Eure Medea

medea888:
Hallo an alle,

oha, schon wieder ein Monat rum, seit meinem letzten Beitrag.
Bin nicht sehr zufrieden mit mir, bin spielfrei, das ist natürlich die gute Nachricht.
Meiner zweiten Sucht, der Arbeit entkomme ich allerdings momentan nicht so gut.
Liegt einerseits natürlich daran, dass einfach wahnsinnig viel zu tun ist.
Aber eben auch an mir, ich kann wieder das Maß nicht halten, vergesse besser auf mich zu achten und verliere mich dann schnell wieder in alten Mustern also weit über 50 Stunden arbeiten die Woche.
Und mein Suchthirn sagt mir dann noch dazu, hey ist doch super Dir geht´s doch gut.
Und es suggeriert mir, es macht doch Spaß, auch wenn du erschöpft und müde bist, freu Dich doch, dass du Deinen Job so liebst...
Es ist schwierig dem entgegenzusetzen.
Ich habe mich die letzten Tage mal gefragt, woher das kommt, warum ist es mir so extrem wichtig, in meinem Job mehr als 100% zu geben, niemand fordert das, die Kunden sind lieb und nett und heute brachte mir sogar eine ältere Dame einen Kuchen vorbei, weil Sie sagte, ich würde ja immer so lange arbeiten und sicher vergessen zu essen ...hat Sie nicht unrecht lach.

Ich glaube dieser innere Druck, den ich mir immer setze, kommt von meinem Vater her. Er war auch selbstständig und sehr erfolgreich und wirkte dabei auch immer zufrieden, wenn er denn mal Zuhause war. Mein Vater ist gestorben, als ich 19 Jahre alt war ( kann sein dass ich das hier schon mal geschrieben habe, dann entschuldigt die Wiederholung)
Es ist schwer jemanden gerecht zu werden, der nicht mehr da ist.
Er hat immer gesagt, ich sei die einzige in der Familie, die es packen wird, und wenn ich jetzt den Rest von meiner Familie anschaue hat er zumindest aktuell recht. ( aber eben nur aktuell !!)
Komischer Weise, wenn ich darüber nachdenke, dann wäre er derjenige mit dem ich am ehestens über mein Sucht gesprochen hätte, ich glaube, weil er für mich immer irgendwie perfekt-unvollkommen war.
Dennoch ich will nicht sein wie er, bei seiner Beerdigung waren 400 Geschäftsfreunde und EIN EINZIGER Freund....
Ich wünsche mir bei mir wird es irgendwann umgekehrt sein. Und da bin ich zum Glück auf einem guten Weg.
Der Druck den ich mir mache, ist dennoch nicht einfach wegzudrücken, ich muss auch da näher hinschauen.
Denn im Endeffekt hängt meine Spielfreiheit auch damit zusammen.
Ich werde also wieder genau Buch führen, wieviel ich arbeite und was ich mir gutes gönne - heute Abend eine schöne Folge von den Top Gear Jungs in Madagaska ;)
So ich glaube das reicht für heute, liebes Tagebuch, danke für Zuhören und bis bald
Deine Medea



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