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Autor Thema: Mitten im "Ausstieg"- Eine neue unbekannte Gefühlsstufe

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K
Hallo zusammen,

zur [u]Kurzgeschichte[/u] (die sich allen natürlich ähneln):

Ca. 2004 oder 2005 habe ich bei Premiere angefangen, mit Pferdewetten. Null Ahnung, und einfach nur zum Spaß. Nach mehreren kleinen Einsätzen, von ca. 2 ?uro, gewann ich irgendwie (vielleicht auch 20 ?uro Einsatz) satte 600 ?uro, durch Wetten, die ich nicht bis kaum verstanden habe. (Beträge können vom Admin natürlich entfernt werden, sind aber vielleicht wichtig für die Story)

Damit war ich angefixt.
Noch kontrolliert, spielte ich ahnungslos und lustig klein weiter, und es hatte auch Spaß gemacht. Weiter null ahnend, habe ich systematisch auf "rechnerischer" Art, versucht weiter zu machen. Tabellen erstellt, und hielt mich für irre schlau. Ja, hier mal das gewonnen, da verloren, ja, das war aber okay.

Sehr schnell kam ich dann aber auch auf Online Poker, "live" quasi. Alle Einsätze waren unter 10 ?uro, und weiterhin "just for fun".

Hier mal was gewonnen, da mal was. Es hielt sich pari. Jedoch, wie die meisten es kennen, steigerte ich mich, so wurde aus 2 stelligen Einsätzen, im Endstadium 4  stellige.

Im Glauben, das Spiel noch zu beherrschen, steigerten sich die Einsätze, und die Zeit, die ich damit verbracht habe. Meine damalige Frau hatte die Entwicklung mitbekommen. Es dauerte ca. 2-3 Jahre, in der ich (vorrangig auch meine Frau) in der "Hölle" und Spirale abwärts angekommen war. Nach vor allem "Selbstbetrug" und Lug und Betrug, hat sie mich (verständlicher Weise aus Selbstschutz) verlassen. (In dem Stadium vielleicht sogar EHEr verlassen müssen???).  Wir waren finanziell durch vermietetes Wohneigentum noch finanziell verflechtet. Als der "Tiefpunkt" mehr als da war, und ich die Raten nicht mehr bezahlen konnte, hatte ich kapituliert. Der schwere "Ausstieg" begann. Ca. 2011 oder 2012. (Soll ja nicht alles nachvollziehbar sein).

Innerhalb von dieser Zeit bis heute, somit ca. 7 bis 8 Jahre habe ich ca. 6 Rückfälle gehabt. Im Rhythmus von ca. mehreren Monaten, und teils zwei Jahren. Die Rückfälle waren teuer, und exzessiv.


Der letzte im Dezember letzten Jahres.

Ich habe sehr lange Zeit manchmal gar nicht daran gedacht, und vieles ist verblasst, aber "irgendetwas schlummert" da noch, was ich nicht beschreiben und einordnen kann. Mal beschäftige ich mich damit, und mal auch nicht. Jetzt tritt es aber immer wieder auf, die Gedanken über die "Spielphase". Ich bin zwischen "ergründen" und Abschiebung, Verblassung, und Zulassung des Gefühls (spielen zu wollen) dennoch gefangen.

Kann jemand diese "Phase" nachvollziehen, und mir sagen, wie er damit umgegangen ist?

Lg, Kendal
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O

Olli

Herzlich willkommen Kendal!

Zitat
Kann jemand diese "Phase" nachvollziehen, und mir sagen, wie er damit umgegangen ist?

Ich behaupte von mir niemals einen Rückfall gehabt zu haben.
Dabei sollte man aber bedenken, dass ich die 20-jährige Phase des Spielens zusammengefasst habe.

Auch ich hatte immer wieder spielfreie Zeiten um dann genau da wieder anzusetzen, wo ich aufgehört hatte.

Meiner Abstinenzentscheidung, die zu meiner jetzigen Abstinenz führte, trat auf einmal ein.
Ich war es so satt ... das Lügen ... sich nichts erlauben können ... und und und ...

Tausende Male hatte ich mir geschworen das Spielen sein zu lassen.
Aber in diesem Moment wusste ich, dass mein Entschluss aus tiefstem Herzen kam.
Ich gab das Spielen auf - ließ los - das, was ich immer genutzt hatte, um mich frei zu fühlen.
Was einst so einigen riesiegen Stellenwert einnahm, verlor an Wichtigkeit.

Und dann machte ich das, was Du jetzt gemacht hast. Ich begab mich in die Gemeinschaft der Selbsthilfe.

Denn egal, wie sehr mein Entschluss auch fest stand, ich wusste meine Abstinenzentscheidung nicht in Worte zu fassen - wusste damit nicht umzugehen.
Nach einigen Überredungskünsten meines Schwagers begleitete ich ihn dann in die Selbsthilfegruppe, die ich Jahre vorher schon mal als Alibi mißbraucht hatte.
Damals hatte ich nichts von dem. was dort gesprochen wurde verstanden. Ich war wohl noch nicht so weit. Denn jetzt auf einmal berührten mich die Worte.
Und so hörte ich zu. Fragte nach. Beredete nach dem Meeting einige Punkte mit meinem Schwager.
Ich lernte aus den Erfahrungen der Anderen - am Meisten über mich selbst.

Aus einem "Mir kann keiner helfen" wurde unbändige Neugier, wer mir als Nächstes Fragen beantwortet, die ich noch gar nicht definieren konnte.

Ich habe akzeptiert, dass meine Sucht in mir zu mir gehört. Sie wird immer da sein.
Doch wenn ich mich vom Glückspiel fern halte, dann schlummert sie - süß und friedlich.

Kürzlich habe ich einen schönen Satz gelesen: Ich bin unfertig!
So ist es wohl. Denn niemand ist perfekt. Niemand kann die Erfahrungen mehrer Leben leben - wir haben ja nur Eines.
Aber ich kann mir Mühe geben zu lernen.
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« Letzte Änderung: 11.07.2019 08:16:41 von Olli »
 

a
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Hallo Kendal,

Willkommen hier bei uns im Forum, schön, dass du geschrieben hast!

Deine bisherige Strategie, mit dem Spielen aufzuhören, scheint noch nicht ganz aufzugehen. Dein letzter Rückfall liegt Monate zurück und trotzdem lese ich zwischen deinen Zeilen, dass der nächste direkt vor der Türe steht!? Du kannst die Spielsucht nicht einfach wegdrängen, in eine hintere Ecke deines Verstandes drücken und hoffen, dass sie dort für alle Zeit ruhen mag. Vielmehr musst du lernen mit deiner Sucht zu leben, sie ist ein Teil von dir und wird es allezeit bleiben, das muss dir bewusst sein. Du beschreibst es als
Zitat
"irgendetwas schlummert" da noch
Du musst lernen, damit umzugehen, es als Teil von dir zu akzeptieren. Die Krankheit Spielsucht kann nicht geheilt werden, aber durch aktives Engagement zum Stillstand gebracht werden. Du musst dich fortwährend damit auseinandersetzen, am Besten in einer Selbsthilfegruppe. Dies ist in den ersten Jahren der beste Schutz, mit der Sucht zu leben ohne aktiv zu Spielen.
Nicht alleine den schmalen Weg in die Abstinenz suchen, sondern gemeinsam mit vielen helfen Händen den breiten sicheren Weg beschreiten!

aT
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Sag "JA" zum Leben!
 

Kendan,

super dass du hier schreibst und deine "Geschichte" erzählt hast.
So ganz vage überflogen liest sich das eher wie "Quartalsspieler".

Das soll jetzt nicht böse klingen, aber ich meine dass du dich lediglich absolut perfekt unter Kontrolle hast, aber nicht wirklich "abstinent" bist.

Ich selbst habe die letzen 10 Jahre meiner Sucht eher versucht, meine "Spiel-Sessions" zu strecken.
1-2 im Monat oder auch mal mehrere Monate nicht. Dabei war aber mein Tag davon bestimmt, mich aufs "nächste Mal" zu freuen.

In dem Nichtraucher-Buch von Allen Carr beschreibt er eine Raucherin die nur jeden Monat eine Zigarette rauchte und diese das ausschließlich mit Willenskraft erreichte,
was ihrer Aussage nach aber die Hölle auf Erden war und für sie im nachhin unglaublich belastend war.

Auch hatten wir hier einen Schreiberling (Jacky) , der 3 Jahre spielfrei war und dann doch wieder zugeschlagen hat.
Im nachhinein stellte sich auch dort heraus, dass er nie wirklich "abstinent" war, sondern nur durch Verstandsentscheidungen trocken blieb.
Nach seiner wirklich Abstinenzentscheidung war es nach seinem Bekunden fortan komplett anders.

Das sind die Dinge, die mir beim Lesen deines Beitrags spontan einfielen.

Daher frag ich  mal ganz direkt, ob du DEINE innerste Abstinenzentscheidung eigentlich schon getroffen hast ?

Gruß aus Hamburg
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« Letzte Änderung: 11.07.2019 20:34:56 von Fred »
 

K
Hi @t all.

Vielen Dank für eure Antworten.

@Oli:
Erst einmal finde ich deine ?Umkehrung der Realität einer anderen Sichtweise zu sich selbst? erfrischend anders. Denn es stimmt. Irgendwie fühlen sich die ?Kernaussagen: 8 Jahre Spielfrei mit 6 Unterbrechungen nicht gut, im innerlichen Dialog, und immer den gleichen Denkmustern. Denn immer wieder die eigene Betrachtung, und unangenehmes Wort ?Rückfall? schmälert das eh schon angeschlagene Selbstvertrauen. Immerhin, die 6 ?Rückfälle? waren nicht ?jedes Jahr, sondern ca. 2013-2014 glaube ich drei, dann ca. 2 oder knapp 3 Jahre spielfrei, und dann glaube ich auch wieder lange nichts. (Irgendwann hört man das Tages oder Wochenzählen auf, und vergisst/verdrängt das ein oder andere auch. Den letzten weiß ich natürlich noch. Jedoch zerstören diese Art der Gedanken immer wieder aber auch den ?Erfolg? auszusteigen, oder auszusteigen zu ?wollen?, und das Stück für Stück ?Klümchenweise? aufkeimende Selbstvertrauen und Selbstzufriedenheit. Ich werde den Satz oben umkehren, und zukünftig genau so für mich annehmen: Ich fasse meine 11 bis 14 Jahre dauernde Lebenszeit als ?Phase? zusammen. Dieser Gedanke fühlt sich direkt angenehmer an. Danke Olli. 😊
Denn was ich viel zu wenig betrachte, und mir ?versuche? auch mal gut zu zureden, sind die Dinge, die ich geschafft habe. Immerhin, finanziell habe ich wieder die Kurve gekratzt, und zahle bei der Bank brav ca. über 25% meines Gehaltes ab. (Für jeden ist der Prozentsatz besser nachvollziehbar, als die ?Endsumme?, kommt ja auf den Verdienst an. Dennoch ist es ganz schön viel. Das ?runterkommen? in Euro, Monat für Monat, ist mühsam, aber wenn ich überlege, wo ich mal war, ist das ein Traumergebnis. Seine ?Stolzheit? darüber, kann und darf man nicht teilen, die ?Außenwelt? soll ja nicht mitbekommen, wer oder was du mal so alles gemacht hast. Das Außenbild ist mir natürlich wichtig, da das die Grundlagen für mein Einkommen ist. Und natürlich damals wie bis heute, ?darf? das niemand wissen usw???.. Ihr wisst genau, was ich meine.

Also, Finanzen sind Gott sei Dank erledigt, und ich kann mir auch wieder etwas leisten. (Unbedarft ein Eis essen, nicht Urlaub und große Anschaffungen). Und mein Gott, wie genieße ich das. Vor allem in ?Kleinigkeiten?. Neulich war ich in der Stadt, und hatte mich daran erinnert, wo ich mal war. Ich kenne noch den einen Tag, wo ich dann ?wirklich? den Entschluss gefasst habe und Grundstein gelegt habe, um WIRCKICH anzufangen, ?aufzuhören?. Mittlerweile nenne ich es eher gerne für mich: sICH zu verändern, und nicht mehr ?aufzuhören?. Da lag ich echt im wahrsten Sinne des Wortes am Boden. Beim ersten mal, war es so, dass ?Alles nun tatsächlich AUS war. Alles war ausgeschöpft, der gerade mal ein Tag bestimmt 5. erhöhte frische Bankkredit, Geschwister, Firmenkredit, usw. Und es war der ERSTE im Monat, und ich hatte ALLES, ALLES verzockt. Nicht nur, das ich den Kredit neu aufgenommen habe, nein, ich hatte verdrängt, dass ich hätte alles doppelt bezahlen müssen, da ich ja alle Banklastschriften davor im  Monat zurückholte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja bereits JAHRE gekämpft, umdisponiert, und auch schon öfters null Geld gehabt. Selbst in ?Hosen? in der Wäsche gewühlt, nur um doch noch vielleicht ein zwei Euro zu finden.  Flaschen weggebracht, damit ich 0,99 Cent für Nudeln mit Ketchup Soße hatte?. usw. Zum bestimmt ca. 15 wiederholten male, habe ich den Monat überlebt, ohne zu wissen, wo im nächsten Monat das Geld her kommt. Diesmal war somit der Offen nun wirklich aus. Total aus. Ich kapitulierte. Gedanken von Kriminalität kam auf, aber dafür bin ich Gott sei dank ein zu großer Schisser. Ich hatte also die Wahl. Kriminell zu werden, und Geld zu beschaffen, oder zu kapitulieren. Ich habe BESCHLOSSEN, dass ich Leben will und wollte unbedingt Leben. Nur nicht mehr SO! Kein Kampf und Angst mehr, kein Lügen mehr, kein ?nach Aussen? funktionieren. Ich fing an, ?für mich liebevoll? den Koffer zu packen, und Hilfe in einer Anstalt zu suchen. Entweder, sie nehmen mich auf, oder oder oder. Durch die finanzielle Verflechtung durch Eigentum mit meiner Ex Frau, hat sie natürlich die Zahlungsaufforderungen und Mahnungen bekommen. Ich war noch beim packen, und ich wußte, sie bekommt Post, abends erreichte mich eine SMS von ihr. Letztmalig wollte sie helfen, da sie die ?echte? Veränderungen in dem Dialog spürte. Es waren nicht mehr die Manipulationen, sondern Klarheit und Wahrheit. Bis heute bin ich dafür sehr dankbar. Das war der ?ECHTE Anfang für mICH vom ?Ende zu spielen?. Und das ist auch ganz gut gegangen. Ohne diese Situation, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.

Sich selbst zu belobigen, fällt eh schwer genug, und auch nicht zu teilen können. Eigentlich ?könnte? man stolz sein, aber dennoch überwiegt das ?Scham? Gefühl weiterhin. Wenn ich sagen würde, ich habe die Krankheit XY ?besiegt?, dann würde ich nach Aussen auch viel Lob ernten. Würde ich aber sagen, dass ich gespielt habe, und krank war (sorry: BIN!), dann erntest du einen Klatscher mitten in´s Gesicht, und du fällst um. Oh, Vorsicht, der ist Spielsüchtig. In der Gesellschafft ist das als KRANKHEIT noch nicht angekommen. Aber ich glaube, dass ändert sich auch mehr und mehr. Ist aber ein anderes Thema.
Alles mit sich selbst auszumachen haben mein Leben geprägt. Tiefe Glaubenssätze, mögen sie auch falsch sein, erfüllen aber immer noch Ihre Wirkung, und Taten. Soviel zum Thema SHG. Die garantiert gut ist. Im Moment würde ich mich so fühlen, wie eine Katze, die das Wasser scheut, aber mit der ?Tatze? kurz ?reinhorcht?, ob es vielleicht doch nicht weh tut.
Der erste Schritt dazu ist gemacht, immerhin, ich öffne mich, rede anonym mit euch, und Ta(s)tze mich ran.

LG, Kendan 😊
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Kendan,

was wirst du denn jetzt ändern ?

Das Verhalten der letzten 7-8 Jahre ist ja nicht zielführend gewesen.
Folglich musst du einen anderen Weg einschlagen,
denn das Gleiche tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten war noch nie wirklich gut.

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Das war nun alles, Kendan ?
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