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Autor Thema: Hoffnung und Unsicherheit

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Hoffnung und Unsicherheit
OP: 10.10.2018 07:43:26
Hallo an alle...

Ich bin neu hier und auf der Suche nach Informationen, stieß ich auf dieses Forum. Was ich mir erhoffe...Tipps, Ratschläge und einfach eine Möglichkeit mit anderen Menschen oder auch Betroffenen zu reden und sich auszutauschen...

Ich weiß nicht so richtig, wo ich anfangen soll?Ich könnte mich kurz halten, aber ich halte es für sinnvoller, wenn ich doch ausführlicher schreibe. So könnt ihr euch vielleicht besser reinversetzen und verstehen?

Mein Freund und ich, wir haben uns im Oktober 2017 auf einen Lehrgang kennen und lieben gelernt. Ich muss dazu sagen, dass ich als Single gerne meinen Spaß habe und auch offen dazu stand. Nachdem wir beide uns sicher waren, dass wir mehr wollen, habe ich meinen Bekanntschaften mitgeteilt, dass nichts mehr laufen wird. Bis auf einen, hat sich seitdem keiner mehr gemeldet. Allerdings haben wir rein freundschaftlich geschrieben (wie es dem einen oder anderen geht, wer auf welche Lehrgänge muss, wie es den Haustieren geht, etc.).

Alles war perfekt zwischen uns gewesen (ist es an sich immer noch), nur mein Freund fing an im März sich etwas anders zu verhalten?der Sport wurde weniger, er erzählte weniger, er hatte zu weniger Lust, er spielte vermehrt PS4 und die Arbeit nervte ihn immer mehr?Als er seine Familie besuchte, schrieb er sehr komische Dinge, wie:

?Bei dir fühl ich mich am besten.?
?Ich habe nicht gut geschlafen.?
?Ich gehe spazieren, um meinen Kopf frei zu bekommen.?
?Mach dir keine Sorgen um mich.?
?Ich dachte, es beginnt ein neues Leben für mich ohne Rückschläge mit dir, aber leider war es nicht der Fall.?
?Morgen bekomme ich die letzte Chance und werde alles geben damit ich wieder so bin wie du mich kennengelernt hast und glücklich bin.?

Da ich nicht die geringste Ahnung hatte, was los war, hatte ich angefangen zu ?rechnen?. Ich kam zu dem Ergebnis, dass vielleicht seine Exfreundin von ihm schwanger sein könnte und er davon erfahren hatte. Nach kurzer Überlegung war für mich klar, dass ich weiter zu ihm stehen würde.

Als er dann nach Hause kam, erzählte er kein Wort. Er musste auch am nächsten Tag nochmal los zu seinen Eltern, um etwas zu erledigen? Ich war schon enttäuscht, nichts zu erfahren und im Dunkeln zu stehen. Ich wollte ihn aber auch nicht bedrängen, mir sofort alles zu erzählen. Er sollte von sich aus kommen. Als er bei seinen Eltern anscheinend alles erledigt hatte und zu Hause war, wieder dasselbe Spiel. Kein Wort, keine Erklärung, einfach nichts. Am nächsten Tag als wir gemeinsam von der Arbeit nach Hause fuhren, fragte er, was los ist. Ich sagte ihm, dass ich schon gerne wüsste, was los ist.

Am Abend saßen wir dann zusammen auf der Couch und er erzählte mir alles (zumindest dachte ich das):

Er hat Depressionen, wie seine Mutter. Seine Mutter war in klinischer Behandlung und hat noch immer Probleme. In ihrem Tagebuch hat er gelesen, dass sie nur wegen den Kindern bei seinem Vater noch lebt. Er hat sie nicht darauf angesprochen, aber das zu wissen, macht ihn fertig. Familie bedeutet für ihn sehr viel.  Er lernte von seinen Eltern, immer Geld zu sparen. Anerkennung und Aufmerksamkeit von ihnen bekam er nur durch gute Noten bzw. Leistungen.

Er hatte eine Lehre zum Industriemechaniker begonnen, bei seinem damaligen Schwiegervater, in der Hoffnung dadurch ein besseres Verhältnis zu seinem Schwiegervater zu bekommen. Auf der Arbeit sah mein Freund wie sein Schwiegervater mit dem Fahrrad stürzte und mit dem Kopf auf den Asphalt fiel. Er sah die offene Schädeldecke und versuchte noch ihn wiederzubeleben, vergebens. Da die Familie nicht in der Lage war, übernahm er die männliche Rolle und kümmerte sich um alles, um die Beerdigung, um Hausarbeiten?bis seine damalige Freundin Schluss machte und ihm sagte, dass er nichts Wert sei und nur ein dummer Industriemechaniker, der nichts verdient.

Später war er mit Freunden im Urlaub am Strand. Dort wurden zwei Leichen angespült. Er und seine Freunde versuchten, diese zu retten, aber es war zu spät. Diese Bilder und das von seinem Schwiegervater, sind ständig in seinem Kopf. Manchmal träumt er davon.

Über all die Jahre lernte er, nur durch gute Leistungen, Anerkennung zu bekommen ? eben perfekt sein zu müssen. Auch was sein Aussehen betrifft, hat er sehr große Selbstzweifel. Er ist durchtrainiert und hat kein Gramm Fett. Dennoch war es für ihn nicht perfekt (mittlerweile steht er da ein bisschen anders zu und übertreibt nicht mehr mit dem Sport, was wohl aber damit zusammenhängt, dass es ihm im Moment sehr schlecht geht).

Er hat einen Doppelnamen, weil seine Eltern das gut fanden. Leider wird der Name seines Bruders zuerst geschrieben?Das erinnert ihn immer daran, dass sein Bruder perfekt ist. Er macht keine Probleme und hat eine Familie, eben alles perfekt (aus der Sicht meines Freundes).

Das war der erste kurze Zwischenfall gewesen, der schon einiges geändert hat. Auch in der Beziehung, man betrachtet vieles anders und spricht mehr über Gefühle. Wir genießen einfach jede Sekunde intensiver.

Alles schien wieder ?normal? zu werden, aber kurze Zeit später, kam ein großer Zusammenbruch.
Im April hatte er eine Übung und schickte sich Infos per Whats App von meinem Handy auf seines. Alles kein Problem, ich habe nichts zu verheimlichen. So kam er am nächsten Tag sehr spät nach Hause von der Übung und musste mit mir reden. Er hat eine Nachricht gelesen?Ich fragte die eine Bekanntschaft, ob er noch Dinge wieder haben möchte, die er bei mir vergessen hatte, bevor ich sie wegschmeiße. Für mich war es völlig normal gewesen, aber nicht für meinen Freund. Für ihn war das ein großer Vertrauensbruch gewesen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mich mit niemanden mehr treffe, seit wir uns kennen. Jedoch erzählte er mir nie, dass es ihn stört, wenn ich mit anderen noch Kontakt habe, mit denen mal mehr lief. Auch wenn es rein freundschaftlich war, er kommt damit nicht klar und kann mir nicht mehr vertrauen. Das Ende war, er machte Schluss und fuhr, ohne mir eine Chance geben zu können.
Er blockte einfach komplett ab, selbst meine beste Freundin meinte, er hätte überreagiert. Er solle doch nicht gleich alles hinschmeißen. Für mich ergab es auch nicht wirklich Sinn. Irgendetwas war komisch an der Sache.
Er schrieb mir, dass seine Liebe zu mir nicht mehr groß genug sei und er wolle sich auf den Buddhismus konzentrieren, da er da nicht mehr verletzt wird. Da ich nicht locker ließ, wollten wir uns knapp eine Woche später nochmal treffen zum Reden.
Doch in der Zwischenzeit gestand er mir ganz andere Dinge, weshalb er ?geflohen? ist:

Er hatte eine Spielsucht und bisher immer alle enttäuscht. Diese Spielsucht hat er nur Schübe weise, Wochen lang geht es gut und irgendwann spielt er wieder. In einem Brief an seinen Eltern schrieb er, dass er sein Leben hasst und einfach nicht versteht, warum er das ständig macht.

Er kannte bisher nur ein Leben, in dem man nur durch Leistung und gute Noten Anerkennung und Beachtung bekommt. Er hat sich bisher immer um andere gekümmert. Er lernte, wenn es ihm schlecht geht, dann geht?s im gut. Er nahm an Wettkämpfe (Tough Mudder, etc.) teil, obwohl es ihm schlecht ging. Denn Schmerzen und diese nicht zeigen, kennt er. Nun kann er sich auf sich konzentrieren und bekommt Aufmerksamkeit, jedoch kommt er damit nicht klar. Dass es auch ihm mal gut gehen und dass er solches Glück haben kann, versteht er noch nicht richtig. Stattdessen denkt er, es muss ihm wieder schlecht gehen und dann spielt er wieder. Er spielt jedoch nur Onlinespiele damit ihn niemand weiter in der Öffentlichkeit sehen kann, da er sich dafür schämt. Er wusste auch nicht, wie er mir je wieder in den Augen sehen sollte.

Natürlich war das ein Schock für mich, da ich nie im Leben damit gerechnet hätte, dass er solche Probleme hat. In dieser kurzen Zeit habe ich gemerkt, wie viel wir doch gemeinsam haben. Denn ich stand vor Jahren auch an einem Punkt, wo ich völlig am Ende war und wieder lernen musste, dass das Leben einen Sinn hat und ich sehe die Dinge seitdem immer anders. Als wir uns endlich wieder trafen, haben wir geredet?Ein Grund, dass er ging, war, dass er mir das nicht antun wollte. Ich sollte nicht seinetwegen leiden. Jedoch habe ich versucht ihm zu verdeutlichen, dass ich für ihn da sein möchte. Dass er alles nicht alleine durchstehen muss, sondern mich als Stütze hat. So erzählte er mir, dass er im März seine Konten geändert hatte: Seine Eltern haben seine Schulden bezahlt, sein Bruder hat sein Passwort?

Im Juni kam der dritte Fall?Ich war mit einer Freundin in Ägypten und wir haben uns zwei Wochen nicht gesehen. Als wir uns endlich wieder hatten, passierte etwas Dummes: Meine Bekanntschaft hatte sich seit langem gemeldet um mir mitzuteilen, dass er endlich zu einem bestimmten Lehrgang kann und fragte nach meinem Wohlbefinden? Mein Freund las die Nachricht und war völlig am Boden. Eigentlich wäre das ein Grund gewesen, dass er sofort spielen würde, aber er würde diesmal einen anderen Weg gehen wollen. Er glaubte mir auch nicht, dass ich dieser Bekanntschaft gesagt habe, dass ich vergeben bin, sonst würde er ja nicht schreiben. Also habe ich die Person blockiert. Ich finde, dass er überreagiert, aber ich kann ihn verstehen. Vielleicht würde ich genauso reagieren, wenn ihm eine alte Bekanntschaft schreiben würde, ich weiß es nicht. Spielt auch keine Rolle, er meine jedenfalls, dass alles wieder in Ordnung sei. Jedoch wusste ich nicht, ob sich vielleicht auch einfach nur verstellt und gute Miene zum Bösen Spiel macht, was er ja in den letzten 6 Jahren perfekt gelernt hat.

Nun, so verging die Zeit bis September und alles schien normal?Nur, dass wir weniger redeten, er keinen Sport mehr machte und immer nur wieder mit der PS4 spielte, irgendwelche Spiele auf seinem Handy und Tablett. Wir kochten nicht mehr gemeinsam wie früher?Eher lebten wir so dahin. Ich wollte ihn schon immer mal fragen, was los, jedoch hatte ich Angst. Wovor genau, konnte ich nicht sagen. So kam es, dass er an manchen Tagen sehr sentimental war und weinen musste. Auf meine Fragen, was los ist oder ob alles in Ordnung ist, reagierte er auch nicht richtig. Er musste an unseren schönen Kurzurlaub an der Ostsee denken und dass sein Vater dort zu ihm sagte, wie stolz er doch auf ihn sei. Bis er endlich mit der Sprache raus rückte. Er hatte wieder einmal gespielt, der vierte Fall?

Es fing wohl an als er im Juli im Krankenhaus beim Psychologen war. Dort erzählte er ihm auch, dass er keinen Zugriff auf seine Konten hat. Der Psychologe meinte jedoch, dass dies schlecht ist, denn dann hat er ja bedenken rückfällig zu werden. Ebenfalls fragte der Psychologe, welche Wege oder Mittel er genutzt hat zum Spielen und wie er an Geld kam. Dabei hat er meinem Freund weitere Möglichkeiten aufgezählt, an Geld zu kommen. Dadurch fing mein Freund auch wieder an, mehr darüber nachzudenken. Der Psychologe ging überhaupt nicht weiter auf ihn ein und schrieb ihn krank. Morgen muss er wieder zu einem Kontrolltermin und mein Freund wird ihm nicht die Wahrheit sagen, da er den Psychologen nicht weiter sehen will. Er musste auch 12 Sitzungen wahrnehmen. Jedoch hat er bisher keinen Termin bekommen, da es eine Wartezeit von knapp sechs Monaten gibt. Deshalb kann er erst im Januar damit beginnen.

Kommen wir zurück zum September. Wir redeten wieder darüber. Er erzählte auch, dass es grundsätzlich anfing als er seine Lehre begonnen hatte. Denn dazu hat er seinen absoluten Lieblingskampfsport (keine Ahnung wie der hieß) aufgegeben und ebenfalls seinen Traum, einen anderen Beruf zu erlernen. Stattdessen begann er eine Lehre zum Industriemechaniker für seine große Liebe. Ein Kumpel zeigte ihm damals Sportwetten. Am Anfang lief es gut und irgendwann stürzte er immer weiter ab. Seine Exfreundin nahm das auch nicht ernst und ignorierte vieles. Mein Freund wollte auch mehrfach Schluss machen, um ihr das nicht weiter an zu tun, jedoch konnte er es nicht, da er sie ja liebte.
Das bereitet mir natürlich sehr große Angst, was ich ihm auch gesagt habe. Woher weiß ich, dass alles in Ordnung ist und er nicht doch irgendwann an den Punkt ankommt, er müsse gehen und alles alleine schaffen? Niemand verlangt es und es ist doch einfacher, wenn man jemanden an  seiner Seite zum Reden hat. Er sagte auch, dass er es immer noch nicht richtig glauben kann, jemanden wie mich zu haben. Jemand, der nicht die Schuld in ihm sucht und einfach mal zuhört.

Er hatte irgendwie ein Angebot per Mail erhalten, dass er kostenlos ein paar freie Spiele hätte. Also versuchte er sein Glück und hatte tatsächlich 1700,00 ? gewonnen. Da er jedoch kein Zugriff auf sein Konto hatte, konnte er es sich nicht einzahlen lassen. Mir etwas davon zu erzählen, traute er sich auch nicht. Denn dann müsste er ja wieder gestehen, dass er rückfällig geworden war. Aber eigentlich machte ihn das nicht glücklich, denn er braucht kein Geld oder irgendwelche Wertsachen zum Glücklich sein. Also spielte er einfach weiter und hatte dann ziemlich schnell 3000,00 ? im Minus. Das machte ihn natürlich zu schaffen, da er sein Konto nicht ausgleichen konnte. Also musste er es mir sagen. Das war schon eine große Summe. Geld, was man irgendwo anders als Familie nutzen kann, sei es Urlaub, sei es für ein Haus oder was auch immer?Ich versuchte ihn zu verdeutlichen, wenn er kein Geld braucht, dass wir es bei Seite legen um später als Familie davon zu leben.
Er schämte sich einfach nur und am meisten Angst hatte er davor, es seinen Eltern sagen zu müssen. Schließlich waren sie doch sehr stolz auf ihren Jungen und er enttäuscht wieder alle.
Gleichzeitig fragte er mich auch, warum ich denn nichts gesagt habe. Warum ich nicht gefragt habe, was er die ganze Zeit am Handy oder Tablett macht. Ob ich es nicht gemerkt bzw. gesehen habe. Ich habe mich geärgert, dass ich nicht schon eher mal gefragt habe, dass ich nicht hartnäckiger war. Ich fragte ihn aber auch, wie er sich das vorstellt, ob ich ihn jedes Mal kontrollieren soll. Er bejahte es, jedoch befürchte ich, dass dies eher zu Problemen führen könnte.
So beschloss ich, ihm zu helfen. Ich glich sein Konto aus und änderte sein Passwort. Er überweist es mir als Miete, damit seine Eltern nicht wissen, dass er rückfällig wurde. Ich weiß, dass er sich den Konsequenzen stellen muss und es eigentlich nicht richtig ist, dass ich das Konto ausgleiche.

Ich überlegte, was ich machen könnte. Also fing ich an, ein kleines Buch zu führen. Um festzuhalten, wann die Rückfälle ungefähr sind. Um festzuhalten, was vielleicht die Gründe sind. Um festzuhalten, wie er sich fühlt und vor allem, wie ich mich dabei fühle. Und im Moment komme ich nicht mehr weiter. Ich habe zweimal einen Termin bei einer Selbsthilfegruppe abgesagt, da ich mich nicht traute, es meinem Freund zu sagen. Aber so kann es einfach nicht weiter gehen.

Als jetzt im Oktober der fünfte Fall war, beschloss ich, es muss sich etwas ändern. Wir fliegen nun für 3 Wochen in den Urlaub, können dort von all dem Ärger mal kurz wegkommen um vielleicht neue Energie zu tanken. Diesmal waren es nur 90,00 ?. Ich fragte ihn, wie er es angestellt hat, denn Zugriff auf sein Konto hatte er nicht. Stattdessen hatte er wieder Zugriff auf sein PayPal-Konto. Dadurch konnte er wieder sich bei Onlinespiele anmelden. Er sagte mir, dass es ihm innerlich sehr schlecht geht. Ich schlug vor, ob vielleicht eine Selbsthilfegruppe helfen würde. Da erzählte er mir, dass er mal vor langer Zeit bei einem Forum angemeldet war und es auch richtig toll war, dass andere sich gemeldet haben. Nur war er rückfällig geworden und hat sich geschämt. Er traute sich nicht, sich wieder zu melden.
Er vermisst auch seine Freunde und glaubt, sie alle vor den Kopf zu stoßen. Schließlich wohnt er bei mir und das ist nun Mal der Lauf. Wo ich jedoch sage, dass wir auch am Wochenende seine Freunde besuchen können. Aber im Moment ist er einfach nur antriebslos. Ebenso vermisst er seinen Sport von früher und den Lehrer. Denn für den Sport brauchte er einen freien Kopf und konnte nicht Spielen. Und wenn etwas war, hat der Lehrer es auch sofort gemerkt. Gleichzeitig ärgert er sich aber über das verspielte Geld. Es hat zwar keinen Wert für ihn, aber er denkt dann doch darüber nach, dass Geld irgendwie wieder zurückholen zu können.
Dennoch ist er bei all dem froh darüber mich zu haben. Er sagte, dass er lernen muss, nicht mehr allein zu sein. Das möchte er auch nicht, aber er fällt eben schnell in alte Muster. Und um aus diesen Gedanken zu kommen, spielte er.

Ich weiß, das ist eine ganze Menge. Aber ich denke, nur so hat das alles einen Sinn. Nur so können andere Betroffene es besser verstehen.

Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es gut ist, dass ich gemeinsam mit ihm auf seine Konten schaue. Ist es gut, dass er weiß, wie viel drauf ist? Das Spielen mit der PS4, ist das auch ein Reiz für Onlinespiele oder nicht? Ich habe nicht diese Probleme und kann mich da auch schwer reinversetzen. Dennoch möchte ich es irgendwo versuchen, zu verstehen. Ich möchte versuchen, Alternativen zu finden. Genauso, dass ich ihn ständig kontrollieren soll was er auf seinem Handy macht?Ich komme mir da ehrlich gesagt, ?dumm? vor. Ich kann auch nicht einmal sagen, warum ich solche Angst davor habe, ihn auf manche Dinge anzusprechen. Wenn wir reden, können wir über alles reden und ich merke, dass ich mich umsonst so verrückt mache. Ich kann es aber irgendwie nicht abstellen.
Was ich definitiv machen werde, ist nach unserem Urlaub zu der Selbsthilfegruppe zu fahren um dort das Gespräch aufzusuchen und mich eventuell mit anderen Betroffenen bzw. Angehörigen auszutauschen. Ich glaube auch daran, dass wir das schaffen können. Es wird mit Sicherheit nicht einfach werden, aber es ist nicht unmöglich.

Ich höre erst einmal auf an dieser Stelle. Es war eine ganze Menge und mein Kopf ist im Moment irgendwie leer, was auch gut tut. Ich freue mich auf Antworten und auf den vielleicht einen oder anderen Tipp oder Ratschlag.

LG

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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#1: 10.10.2018 09:10:09
Guten Morgen Blondie,

sei herzlichst Willkommen hier bei uns im Forum! Schön, dass du geschrieben hast!

Mir gefällt der Titel deines ersten Beitrags und ich mag auch deine positive Einstellung zum Leben.
Die Spielsucht und alles was damit mitschwingt ist mitunter ein komplexes Gebilde, schwer im Ganzen zu erfassen. Dein Freund hat ein Spielproblem, soweit klar, du setzt dich mit seinem Problem auseinander, das ist sehr gut, hole dir soviele Infos wie es nur geht.
Mitunter unterstützt du ihn aber auch in seinem Suchtverhalten, DU versuchst SEIN Problem für ihn zu lösen, das ist schlecht. Verliere dich nicht in seiner Sucht, auch du hast noch ein eigenes Leben! Es ist nicht möglich, seine Spielsucht von außen zu kurieren, es kann nur von innen geschehen. Bist du dir sicher, dass er überhaupt aufhören möchte mit Spielen oder ist lediglich so, dass er zu dir kommt uns jammert wenn es ihm schlecht geht, er Geldprobleme hat und nach getaner Hilfe zum nächsten Glücksspiel hetzt!? Ein Schubverhalten ist durchaus keine Seltenheit und schmälert das Problem nicht im Geringsten.
Mache dir klar, er ist ein Spieler und solange er nicht den Entschluss fasst, den Kampf gegen die Sucht aufzunehmen, ist es ein nutzloses Unterfangen ihm helfen zu wollen. Das Verwalten seines Geldes mag eine unterstützende Säule sein, aber wenn er sich der Sucht hingibt, wird er auch Geld auftreiben, egal voher oder mit welchen Mitteln.
Zitat
Dort erzählte er ihm auch, dass er keinen Zugriff auf seine Konten hat. Der Psychologe meinte jedoch, dass dies schlecht ist, denn dann hat er ja bedenken rückfällig zu werden.
Unfassbar was für ein Müll manche "Experten" so erzählen.

Es wird auf ihn ankommen, was er aus seinem Leben macht. Suche das Gespräch mit ihm oder schreib ihm einen Brief, was dir wichtig ist und wie du dir deine Zukunft vorstellst. Wenn er aufhören möchte, muss er sämtliche Hebel in Bewegung setzen, der Sucht entgegenzutreten. Es ist nicht deine Schuld, dass er Depressionen hat, bzw dass er Spielt. Beides ist eine Krankheit und sie kann zum Stillstand gebracht werden, er muss es nur wollen. Dann ist auch eine Unterstützung sinnvoll.
Zitat
Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es gut ist, dass ich gemeinsam mit ihm auf seine Konten schaue.
#
In seiner Situation ist es ziemlich unwichtig, wieviel auf dem Konto ist. Er sollte mit einem geringen Budget zurecht kommen, dass du ihm gibst.
Zitat
Das Spielen mit der PS4, ist das auch ein Reiz für Onlinespiele oder nicht?
Vor der PS4 abzuhängen mildert sein Problem nicht im geringsten. Im Gegenteil, er sucht Ablenkung vom eigentlich Problem, das es zu lösen gibt. Einen direkten zusammenhang mit der Spielsucht muss es nicht zwingend geben, aber gut ist es nicht!
 
Zitat
Ich habe nicht diese Probleme und kann mich da auch schwer reinversetzen. Dennoch möchte ich es irgendwo versuchen, zu verstehen.
Das, Blondie, ist sehr gut! Du musst wissen, mit was du es zu tun hast.
Zitat
Ich möchte versuchen, Alternativen zu finden.
Alternativen gibt es wie Sand am Meer, zumindest für dich und dein Leben.
Zitat
Genauso, dass ich ihn ständig kontrollieren soll was er auf seinem Handy macht?Ich komme mir da ehrlich gesagt, ?dumm? vor.
Genau hier liegt das Problem, es ist unmöglich ihn immerzu zu kontrollieren. Es bringt auch wenig, denn einen Weg zum Spielen wird er immer finden! Das A und O in einer Beziehung ist vertrauen und dieses ist momentan bei euch nicht vorhanden. Schafft ihr nicht, es wieder aufzubauen (wieviele x Fälle erträgst du noch?), wird es keine Zukunft geben.
Zitat
Ich kann auch nicht einmal sagen, warum ich solche Angst davor habe, ihn auf manche Dinge anzusprechen. Wenn wir reden, können wir über alles reden und ich merke, dass ich mich umsonst so verrückt mache.
Wenn er sich für die Abstinenz entscheidet, ist reden Gold wert, mit Dir, mit seiner Familie, in einer SHG oder mit Freunden. Probleme offen legen, ansprechen, ehrlich zu sich selbst und anderen sein. Öffnet er sich nicht und macht es nur mit sich selbst aus, wird er wieder spielen gehen...Ich hoffe, seine Maske wird fallen...

Ich drücke dir fest die Daumen, dass sich alles wie in deinem Titel zum Guten wendet!

aT
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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#2: 10.10.2018 12:06:32
Moin Blondie,

ich habe deinen gesamten Text gelesen und mir fehlt die Zeit, darauf einzugehen, obwohl ich es gern würde.
Mir fehlt aber die Zeit und die nötige Konzentration.

Alernativ ich erzähle ich dir ein wenig aus meiner (+/-) 30  Jahren dauernden Spielerkarriere.

Es war alles nur erstunken, erlogen, geraubt, geklaut, erfunden, erträumt, geblendet ...
Mein Leben war auf die Sucht ausgerichtet.

Mein "alles" bezieht sich auf "alles was mit Geld/Zeit/Gemütszustand/Elan/Sorgen/Antrieb/Lebensfreude" zu tun hat. Im restlichen "Leben" kann man durchaus ein aufrichtiger und liebender Mensch sein.



Was dein Freund über den "Psychologen" schreibt fällt für mich in eine der obigen Kategorien.
Such dir aus welche, es spielt sowieso keine Rolle.

Die sonstigen Schilderungen passen perfekt ins Spielerschema.
Für dich konfus und unverständlich. Irrational.
Für mich aus der Sicht eines Süchtigen: "plausibel"  !

"Unser" Bestreben ist es die Schuld auf dich zu verlagen und "wir" sind Meister im manipulieren.
Das ist notwendig um "unser" eigenes Leid erträglicher zu machen. Sonst würden "wir" daran zerbrechen.

"Willkommen" in der Welt der Spieler ... Psychospieler ... Schauspieler .... Manipulatoren

So, mangels Zeit ist die "Schockrunde" erstmal beendet !
Aber du siehst, es gibt auch ein Leben NACH der Spielsucht :)


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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#3: 10.10.2018 13:11:49

Hallo Blondie,

da Du die Situation bzw. den Verlauf so ausführlich beschrieben hast, können Außenstehende die Umstände natürlich um einiges besser nachvollziehen als ein läppisches: "er zockt und verspielt halt das Geld"! Für Deine Offenheit bedanke ich mich persönlich schon mal! Was ich klasse finde ist, dass Du nichts als entschuldigendes Argument aufführst, sondern rational und toll reflektiert die Chronologie schilderst. Dein Partner ist eben nicht nur ein Spieler ...
Natürlich können meine Vermutungen total falsch liegen, aber ich versuche Dir zu beschreiben, was ich aus Deinem Beitrag so entnommen habe:
Dein Partner scheint zwar nach außen hin eine starke Fassade aufrecht erhalten zu wollen (Sport, Job,Freundin etc.), jedoch scheint sich dahinter eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeit zu verbergen. Seinen Bruder sieht er als Ideal, der für ihn unerreichbar zu sein vermag. Das bedeutet für mich, dass er in seiner eigenen Identität noch nicht gefestigt ist. Auch dass er seinem damaligen Schwiegervater als guter Angestellter näher kommen wollte. Er wirkt, lt. Deiner Beschreibung, wie ein intelligenter, gespflegter, eigentlich introvertierter Mann, der sehr viel nachdenkt und es allen Recht machen möchte. Das ist natürlich super anstrengend, v.a. wenn er  trotz seiner Bemühen noch nicht das erwartete innere Glück gefunden hat. Hier ist die Depression am Start. Und hier kommt sein Spielverhalten "ins Spiel". Eine Welt, in welche er ohne Rechtfertigung fliehen kann, einen Konkurrenzkampf mit sich selbst bestreiten darf und das immer mit dem Reiz im Blut: "ich kann das System und meine Ängste" besiegen. Das passiert sozusagen inkognito und Verluste kann er versuchen mit sich selbst auszumachen...

Leider drängt mich gerade die Zeit, weshalb ich an dieser Stelle mit meinem "Bla Bla" aufhöre...

Ich würde ihn ernst nehmen in seinen Unsicherheiten und gar nicht so auf das Spielverhalten eingehen - das kommt noch. Das Problem liegt vermutlich in der Suche nach seiner Position, Rolle und Identität. Auch dass seine Mutter wohl ähnlich agierte, zeigt, dass er diese Verhaltensmuster unbewusst aufgenommen hat. So kann er natürlich gerade nicht anders als auch Dir zu misstrauen. Bleib bitte so wie Du bist, selbstbewusst und zeige ihm, dass er nicht perfekt sein muss, um Dich zu halten. Perfektion gibt es nicht!

Alles Liebe

MiLu
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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#4: 10.10.2018 13:59:59
Perfektion gibt es nicht!

Wenn ich den Spiegel schaue mag ich deiner Aussage nicht zwingend folgen  :)
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Jacky1

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#5: 10.10.2018 23:45:32
Hallo blondie und auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum,

Ich mag Brot mit Erdbeermarmelade.
Schon früher als kleines Kind, dies zog sich hin bis heute. Es gab wenige Tage an denen ich keines gegessen habe.
Früher schmierte es mir meine Mutter, später dann irgendwelche Lebenspartnerinnen, heute schmiere ich es mir alleine.
Der jeweilige Genuss dabei unterscheidete sich kaum, ich hatte Hunger und es schmeckte mir halt gut.
Doch das psychische Empfinden während dem Essen, war fast mein ganzes Leben so...
als würde ich es in der Hölle speisen.

Meist plagte mich seelischer Druck gepaart mit hohen Geldverlusten.
Und wenn halt einmal nicht, dann war es halt Unruhe und mein Monstergewissen.

Depressionen, psychisch und häusliche Gewalt in Kindertagen, Verluste, Enttäuschungen hab ich genug bekommen.
Doch ich habe auch viel gegeben, Lügen, Zorn, Betrug, Missachtung, Unzuverlässigkeiten.
Die Variante Spielsucht, war letztendlich nur ein Ventil und ein "Hort".

Ich habe mich einfach verschlossen, so viele Jahre meines Lebens.
Stumm ins Marmeladenbrot gebissen, statt zu reden....
über mich!

Da könnten die liebsten Menschen, die besten Professoren und Seelsorger nichts erreichen und alles für den Arsch.
Wer seine Sorgen verbirgt, stirbt halt einsam.

Redet miteinander, offen und ehrlich.   
Du kannst es, man konnte es in Deinem Beitrag gut erkennen.
Und er, sollte unbedingt daran festhalten, Vertrauen.

Sonst ist alles nur Marmelade. 

Liebe Grüße und danke für Dein tolles Mitteilen hier.         


 
 
   
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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#6: 11.10.2018 09:16:55
Danke an alle für die Teilnahme und Anregungen und teilweise auch das Augen öffnen. Manches ist einem nicht richtig bewusst, obwohl im Unterbewusstsein vieles klarer ist.

Es tat gut, alles raus zu lassen und ich war ehrlich gesagt, ganz schön leer danach. Aber es tut auch gut, eure Meinungen zu lesen. Eure Wörter gingen teilweise auch ganz schön nah, aber nur, weil ich es BEWUSST wahrgenommen habe. Vieles habe ich bisher im Unterbewusstsein ?versteckt?, damit ich einfach stark für meinen Freund sein kann. Das muss ich aber nicht, nicht so wie bisher.

Ich kann ihn zu nichts zwingen, er muss es eben von sich selber aus wollen. Ich bin aber eine gute Unterstützung, wenn ich ihm einfach zuhöre und er seine Gedanken raus lassen kann.

Heute hat er seinen Termin wieder bei dem ?tollen? Psychologen. Ich merkte, dass er sich nicht so gut fühlte. Er versuchte es zu überspielen und machte Witze. Ich machte ihm deutlich, dass er sich einfach neben mir setzen soll. Ich streichelte ihn nur und sagte kein Wort, nur die Musik lief im Hintergrund. Dann erzählte er von sich aus, wie er sich fühlt:

Seine Eltern hatten ihn in April mehr dazu gedrängt, zum Psychologen zu gehen. Seine Mutter wollte, dass er gleich stationär aufgenommen wird. Jedoch hat er ihr deutlich gemacht, was das für Konsequenzen hat, vor allem in seinem Beruf.
Es macht ihn sehr zu schaffen, auf Arbeit gute Leistung zu bringen und doch ?nebenbei? zum Psychologen zu gehen. Dort kann er wieder nicht die ganze Wahrheit sagen, da es sonst vielleicht aus mit seiner Arbeit ist?und seine Eltern können ganz normal ihr Leben leben. Denn als Außenstehender ist es einfach zu sagen "du machst das". Für ihn ist dasselbe, wenn er zu einem Korpulenteren sagt, er solle nun Sport treiben...

Ich muss dazu sagen, wir sind beide Soldaten und er hat damals nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sollte das raus kommen, bekommt er wohl noch ein Verfahren wegen Falschaussage angehängt und wird sehr wahrscheinlich aus dem Dienst entlassen. Deshalb denkt er sich neue Lügen beim Psychologen aus. Zusätzlich hat er noch das letzte Treffen vor Augen und ist natürlich sehr negativ eingestellt. Ich kann es verstehen. Ich hätte am liebsten eine Beschwerde eingereicht. Ein junger Psychologe, gerade sein Studium fertig und keine Praxiserfahrung, wird auf Patienten mit ernsten Problemen ?losgelassen?? Auch die Sitzungen, die im Januar losgehen, findet er nicht sinnvoll da er wieder nicht alles erzählen kann.

Daraufhin habe ich vorgeschlagen, vielleicht wieder eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Er braucht dafür keine Überweisung, alles bleibt anonym und er hätte endlich die Chance, die ganze Wahrheit dort zu erzählen. Er könnte sich zusätzlich mit anderen Betroffenen austauschen?Na ja, da war er erst einmal kurz ruhig und hat es nicht schlecht geredet. Ich weiß nicht, ob er es tatsächlich machen wird. Vielleicht ist es hilfreich, wenn ich dann dort war und einen ersten Eindruck bekommen habe, dass er sich auch dafür entscheidet und es einmal probiert. So lange man es nicht probiert, weiß man nie, was einem hilft.

Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass er irgendwo seinen Eltern die Schuld mit gibt. Die Erziehung, nur Anerkennung durch gute Leistung zu bekommen. Sie wollen, dass er eine gute Zukunft hat, aber für ihn ist das alles irgendwie negativ. Wir waren im April alle sehr aufgewühlt gewesen, und haben einfach aus Affekt gehandelt ohne weiter nachzudenken. Ich versuchte ihm zu verdeutlichen, dass seine Eltern es auch nicht böse meinen und vielleicht selber nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Niemand weiß das vorher, es muss sich ja erst alles entwickeln.

Er sieht vieles sehr negativ und selbst kleine Erfolge macht er schlecht. Wie auch, dass er sich mir geöffnet hat und von seinem Problem erzählt hat oder das er bereits bei 90,00 ? den Mut hatte, es zu beichten. Er macht sich dann immer schlecht, wie viel er doch schon verspielt hätte und wie viel Menschen er schon Leid zugefügt hätte?Da versuche ich ihm zu zeigen, dass die kleinen Dinge zählen und nicht das, was bereits in der Vergangenheit liegt. Daraus kann man nur lernen.

Mir fiel auch auf, dass schon im täglichen Leben ihn die kleinsten Dinge belasten. Dieser Perfektionismus ist sehr tief in ihm drin?Er wollte mal ein Kabel suchen oder Schrauben und fand diese nicht. Er konnte keine Ruhe finden und war sehr unzufrieden.  Selbst solche kleinen Dinge machen ihn ?fertig?.
Sobald etwas nicht ganz nach Plan läuft, ist er eben enttäuscht von sich. Und dieses Schema muss auch ?überarbeitet? werden.  Das ist ein langer Prozess, definitiv! Aber ich kann lediglich nur an seiner Seite als Unterstützung sein und ihn Tipps geben. Gehen muss er den Weg am Ende selber.

Ich kann ihn nur verschiedene Wege aufzeigen und er muss lernen, wieder umzudenken. Dass nicht alles perfekt sein muss, um glücklich sein zu können?

Ich danke euch nochmal.
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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#7: 11.10.2018 09:29:06
Zitat
Daraufhin habe ich vorgeschlagen, vielleicht wieder eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Er braucht dafür keine Überweisung, alles bleibt anonym und er hätte endlich die Chance, die ganze Wahrheit dort zu erzählen.

DIES wäre SOOOOO wichtig für alle Beteiligten. Neben dem Balast, den er sich dort von der Seele redet, würde er zusätzlich unheimich viel über sich und sein Suchtproblem lernen von den "Profis" dort!!!

Alles Gute Dir und deinem Freund,

aT
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Sag "JA" zum Leben!
 

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#8: 11.10.2018 10:34:06
auf Arbeit gute Leistung zu bringen und doch ?nebenbei? zum Psychologen zu gehen. Dort kann er wieder nicht die ganze Wahrheit sagen, da es sonst vielleicht aus mit seiner Arbeit ist?

Es gib eine ganz einfache Formel, und meiner Meinung nach die einzige mit Aussicht auf Erfolg.

Völlige Offenheit sich selbst und mindestens dem Lebenspartner gegenüber, in vielen Fällen auch dem näheren (Familien)-Umfeld gegenüber.
Und ganz wichtig, Konsequenzen müssen ggf. getragen werden. ( Sonst braucht man ja nichts ändern )
Und wenn der Arbeitsplatzverlust dazugehört, gehört er eben dazu.
Unter einem Lebenslügengerüst wird kaum ein Suchtmensch je abstinent werden. Die Chancen sehe ich eher sehr gering.

Gruß aus dem sonnigen Hamburg

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Folgende Mitglieder bedankten sich: MiLu

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#9: 11.10.2018 11:31:11
Da stimme ich Fred absolut zu.... so oder so ist es natürlich auch für eine Fachkraft sehr schwer, ob Berufsanfänger oder schon erfahrener, wenn man nur mit Halbwahrheiten arbeiten kann. Meist dauert ein therapeutischer Prozess seine Zeit. Auch der Psychologe muss seinen Gegenüber erstmal kennenlernen dürfen. Oft kann aus anfänglichen Schwierigkeiten auch ein toller Erfolg erzielt werden. Aber natürlich muss die Chemie passen! Aber Dein Partner sollte lernen, nicht strategisch in der Aufarbeitung seiner Probleme vorzugehen, sondern aus intrinsischer und ehrlicher Motivation heraus.

Liebe Grüße

MiLu
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.....continued.....
 

O

Olli

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#10: 11.10.2018 12:14:56
Guten Morgen Blondie!

Auch von mir ein herzliches Willkommen!

Auch wenn ich nie selbst eine Therapie gemacht habe, so habe ich doch schon einige Therapeuten/Psychologen getroffen und habe mit ihnen reden können.

Wenn das mit dem jungen Schnösel nicht funktioniert, dann hat Dein Mann das Recht ihm auch genau das zu sagen.
Es kann vorkommen, dass keine wahre Beziehung Profi-Klient aufgebaut werden kann.
Das ist kein Problem und die Profis möchten sogar in solchen Fällen helfen, indem sie den Klienten an Kollegen verweisen.

Es geht gar nicht den Profi zu belügen.
Da wird zu viel Energie in die Aufrechterhaltung der Lügen gesteckt, die besser doch in die Genesung investiert werden könnte.

Absolute Aufrichtigkeit nach Innen und nach Aussen ist das A und das O einer Genesung.

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J

Jacky1

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#11: 11.10.2018 19:53:01
Hallo blondie,

auch noch ein kleiner Nachtrag von mir.
Natürlich ist es nicht so einfach für ihn alles offen zulegen, es würden Konsequenzen folgen.
Euer Dienstherr besteht natürlich auf eine Dienstfähigkeit und würde wohl nicht aus einem sozialen Engagement heraus, einen Soldaten weiter beschäftigen.
In wieweit die Dienstfähigkeit besteht, kann ich natürlich nicht bewerten.
Doch halte ich absolute Loyalität gegenüber der Heeresleitung als unabdingbar.

So wird halt verschwiegen, was doch dringend aufgearbeitet werden sollte.
Einfacher wird es dadurch nicht.

Doch viele pathologische Spieler befinden sich in solch einer ähnlichen Situation.
Und ja, es gibt natürlich auch andere Wege.
Ohne dass der ""Arbeitgeber"" eingeweiht werden müsste.
Wobei wir hier ja alle einheitlich, für eine "absolute" Aufrichtigkeit plädieren.  :) 
Eine psychische "Grund-Stabilität" ist aber ausschlaggebend dabei, sonst würden ambulante Maßnahmen event. nicht ausreichen. 
Die Zeit wird es zeigen.
 

Und noch zum Psychologen, mag er auch noch aufgrund seines jungen Alters, keine Koryphäe auf seinem Gebiet sein.
Doch loyal, wird er sich gegenüber den Patienten wohl schon verhalten.

Liebe Grüße  und alles Gute von ganzem Herzen.
 

 

 
     
   

 
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Re: Hoffnung und Unsicherheit
#12: 11.10.2018 22:55:27
Hallo Blondie,

auch von mir Herzlich Willkommen im Forum.


Ich muss dazu sagen, wir sind beide Soldaten und er hat damals nicht ganz die Wahrheit gesagt. Sollte das raus kommen, bekommt er wohl noch ein Verfahren wegen Falschaussage angehängt und wird sehr wahrscheinlich aus dem Dienst entlassen. Deshalb denkt er sich neue Lügen beim Psychologen aus. Zusätzlich hat er noch das letzte Treffen vor Augen und ist natürlich sehr negativ eingestellt. Ich kann es verstehen.



ich hätte ähnliche Probleme mit meinem Arbeitgeber und bin deshalb den Weg über eine Therapie des Selbstzahlers gegangen, das heißt meine Daten werden Anonym behandelt, außer meine Therapeutin (die weiß alles von mir) werde ich da nur als xxxx geführt. Ich bin in eine Suchtberatung gegangen und habe mein Problem erläutert warum ich nicht über den Rententräger was beantragen kann. Da diese Fälle selten sind dauerte es ein wenig bis man mir verschiedene Lösungswege aufzeigte ohne das der Arbeitgeber etwas erfährt. Aber Grundsätzlich stimme ich natürlich mit den anderen überein, absolute Ehrlichkeit ist das wichtigste zum Genesen.
Wünsche dir und euch viel Kraft und alles Gute.
Gruß JKLER
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Wer Rechtschreibfehler oder ähnliches findet, darf sie behalten.🙈
 

B

Blume

Re: Hoffnung und Unsicherheit
#13: 16.10.2018 17:28:01
Auch von mir ein herzliches willkommen und vielen Dank fürs teilen deiner Geschichte.

Wie geht es dir denn?

Liebe Grüße

Blume 💮
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