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Autor Thema: Allein als Co-Abhängige-mein Mann ist seit heute in Therapie

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N
Hi,
ich bin die Frau eines Spieler. Mein Mann ist seit heute in Therapie und ich sitze hier und kann es kaum ertragen. Allein  als Co-Abhängige, überrannt von den Gefühlen. 9Jahre Lügen, 9Jahre Betrügen, 9Jahre die Wahrheit nicht erkannt. Wut, Hass, Trauer, Liebe...meine Gefühle sind seit 8Wochen eine Achterbahn. Örtliche ambulante Hilfsangebote für Co-Abhängige nehme ich bereits aktiv an. Aber sie lindern einfach nicht meinen Schmerz. Wann hören diese Verletzungen auf. Wenn ich in die Augen unsere kleinen Kindes Blicke, zerreißt es mir das Herz. Er hat es verkackt. Ich habe es auch! Ich habe weggesehen und zwar so sehr, dass ich mich selbst nicht mehr sehen kann. Jetzt soll ich mich neu entdecken. Ja. Ich bemühe mich. Heute hat es mir endgültig, dass Herz zerbrochen. Mein Mann ist in einer stationären Suchtklinik. 3 Monate Aufenthalt. Ich arbeite in der Jugendhilfe und habe etwas Ahnung von Therapie. Dass mein Mann nun SELBST therapeutische Hilfe braucht,  kann ich fachlich natürlich nachvollziehen, aber mich zerreißt es...er ist die Liebe meines Lebens? Ist es die Co-Abhängigkeit die mich gerade zu verrückt macht? Hört das Vermissen und die Sorge um unser Leben irgendwann auf. Hilft die Zeit? Wurdet ihr in die Therapie miteinbezogen? Familientherapie? LG
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J

Jacky1

Hallo Normaler Weise und herzlich Willkommen im Forum,

ich komme ja von der anderen "Fraktion" und habe sehr lange gespielt.

An dem Tage als Dein Mann die Therapie antritt, um wohl massiv gegen sein Suchtverhalten anzugehen...bricht Dein Herz  :(
Natürlich weiß ich nicht was alles vorgefallen ist, einiges davon kann ich mir aber schon denken.
"Normaler Weise" berichten Angehörige von Hoffnung und Zukunft, wenn der Partner nun endlich etwas unternimmt.
Er geht ja nicht in das Staatsgefängnis, sondern in eine stationäre Behandlung.
Er müsste es ja nicht, ich hoffe doch sehr, dass er es gerne macht.
Um eben wieder zurück zu finden in eine Welt, die ihr beide doch wieder wünscht.

Es steht mir bei weitem aber nicht zu, irgendetwas zu hinterfragen.
So kann selbst ich, Dich gut verstehen.

Es könnte doch ein guter Anfang sein, eine neue Chance.
Doch Du müsstest ja nicht an seiner Seite verweilen, glaubst Du nicht mehr an ihn/Euch?
Die Zeit...ja, Dinge brauchen Zeit und Du wirst herausfinden,ob es die Liebe Deines Lebens ist und noch vieles mehr.
Manche Wunden heilen nicht in wenigen Tagen.

Eigentlich wollte ich Dir beistehen und Dich ermutigen, mit diesem Beitrag.
Weil eben es ein doch guter Schritt wäre, eine solche Therapie zu bewältigen.
Doch ich bin nicht in Deinem Kopf und auch nicht in seinem.

Freue mich nur, dass Du hier geschrieben hast und Deine Fragen stellst.
Einige werden Dir noch sehr gerne antworten.

Kopf hoch liebe "Normaler Weise".
Schön dass Du hier bist.

Liebe Grüße   
 
 
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a
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Guten Morgen Normaler Weise,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!

Dein Mann ist krank und er beginnt gerade dagegen vorzugehen, das ist gut so! Ich hoffe natürlich innigst, dass es seine Entscheidung war, Hilfe anzunehmen und in Therapie zu gehen!? Eine Therapie ist kein Allheilmittel, aber kann der Beginn eines Prozesses sein, der ihn in die Abstinenz führt - ein langer, steiniger Weg! Glaub mir, wenn er sein Problem verstanden hat und gewillt ist dagegen vorzugehen, ist seine Gefühlslage gerade ähnlich die Deiner!

Zitat
Wut, Hass, Trauer, Liebe

Dies alles schwirrt auch bei ihm im Kopf herum, so war es jedenfalls bei mir und diese Gefühle gibt es auch heute teilweise noch, wenn ich in die Vergangenheit blicke und sehe, was ich alles zerstört habe. Auch meine Frau vergoss damals viele Tränen, nicht nur weil ich Spieler bin, sondern, weil sie nicht in der Lage war es vorher zu erkennen, bzw weil sie dachte, sie kennt mich nach etlichen Jahren so wenig, dabei kannte sie mich sehr wohl, nur meine Sucht konnte ich zauberhaft vor ihr verstecken.
Nun zu dir, klar ist die Situation schwer und sie wird dich teilweise überfordern, aber du kannst sie meistern.
Zitat
Dass mein Mann nun SELBST therapeutische Hilfe braucht,  kann ich fachlich natürlich nachvollziehen, aber mich zerreißt es...er ist die Liebe meines Lebens?
Ist das letzte Zeichen richtig so, oder ist es ein "!"?
Du musst jetzt zu allererst einmal zu dir selbst finden, das ist das Wichtigste. Dein Mann ist dort gut aufgehoben und  wenn er die Therapie nicht abbricht, bleibt er vorerst einmal spielfrei. In dieser Zeit gilt es für dich, Dich zu sammeln, dich wieder selbst zu akzeptieren, ES WAR UND IST NICHT DEINE SCHULD, DASS ER SPIELKRANK IST! Konzentriere dich auf dich und dein Kind, mache einen Plan, wie es in Zukunft weiter gehen kann (mit oder ohne deinen Mann). Ich finde, jeder sollte eine zweite Chance bekommen dürfen. Jedoch ziehe deine Konsequenzen, wenn sich nicht an seinem Verhalten ändert. Di hast die MAcht über dich und deine Entscheidungen, es ist dein Leben, nicht das seine! Es ist wunderbar, dass du bereits jetzt Hilfe von außen annimmst, behalte dies bei, es nimmt unheimlich viel Last, die du momentan unbestritten trägst. Deine Gefühle sind verständlich und es gut, wenn du sie äußerst!!!
Zitat
Hilft die Zeit?
Aus Erfahrung kann ich dir sagen: JA, definitiv, es wird besser werden, sofern er es unterlässt, seiner Sucht nachzugehen, dann gibt es auch wieder sonnige Tage in eurer Zukunft!
Sofern er aber seinen Weg der Sucht nicht verlässt, bringt die Zeit nur noch mehr Misere.
Für dein Leben und das deines Kindes wird die Zeit die Wunden heilen auf jeden Fall heilen, in letzter Instanz auch ohne ihn, aber das liegt alleine bei ihm!
Bleib wachsam und kümmere dich um dich und dein Kind, er muss sein Problem selbst lösen!! Sorge zukünftig dafür, dass du die Geldverwaltung übernimmst, das könnte ihm helfen, löst aber das Problem nicht...
Ich bin bei dir!

aT

Wie kam es zu Entscheidung stationäre Therapie, kam sie aus ihm heraus oder hast du das angeleihert!?? Hat er auch sonst Hilfsangebote angenommen? Hat er bewusst die Entscheidung gegen die Sucht getroffen??
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Sag "JA" zum Leben!
 

N
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen. ANTWORTEN sind genau das wonach ich suche. Mein Mann ist vor 8 Wochen quasi aufgeflogen. Es war ein Hilfeschrei. Ich habe ihn gedrängt zur Suchtberatungsstelle zu gehen. Erfolgreich! Seitdem ist er bereit etwas zu ändern. Die stationäre Therapie war seine Entscheidung. Hilfsangebote in diesem Zeitraum bis zur Therapie hat er nur dreimal angenommen. Er zerbricht mir das Herz, weil er ein wunderbarer Mensch ist und es eben traurig ist, wie das mit unserem Leben nun so gelaufen ist. Gestern kam einfach wieder alles hoch. Gestern habe ich erfahren, was er alles die nächsten Tage so macht. Auch das er Anschluss gefunden hat. Das hat mich sehr erleichtert. Aber heut morgen sitzt da so ein kleiner Zwerg und frägt nach wo der Papa ist. Ich bin ehrlich zu ihm. Aber es ist so verdammt schwer...
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O

Olli

Hi NW!

Ich verstehe noch nicht ganz, wieso Du Dich als coabhängig bezeichnest?

Dein Mann hat Dich neun Jahre belogen. Erst vor acht Wochen ist er aufgeflogen.

Wieso denkst Du, dass Dich eine Schuld trifft?

Weil Du in liebevollem Vertrauen "weggesehen" hast?
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Servus Normaler Weise,

ich kann mich gut in Dich hineinversetzen. In kürzester Zeit muss man nun all das, was man sich gemeinsam aufgebaut hat, in Frage stellen. Was mich damals ebenso fast zum Rande des Wahnsinns gebracht hat, waren die Selbstzweifel und Eigenvorwürfe. Insbesondere, wenn man beruflich aus jenem Bereich kommt. Nahezu zerfleischt habe ich mich. Sämtliche Kompetenzen wurde von mir hinterfragt. Aber diese Phase geht vorbei.... wie bereits bekannt, ist Spielsucht eine Erkrankung. Es lässt sich nicht verhindern zu erkranken, aber es lässt sich verhindern die Sucht zum Mittelpunkt Eures Lebens werden zu lassen. Jeder von Euch muss nun an sich arbeiten.... v.a. Geschehnisse aufarbeiten und das Bedürfnis der Selbstvorwürfe minimieren. Stigmatisiere Dich nicht so sehr! Du bist aktiv geworden und nur weil Du verständlicherweise Deinen Mann nun stark vermisst, bist Du nicht unheilbar co-abhängig! Er ist bereit, Du bist bereit! Es wird ein anstrengender, aber begehbarer Weg. Akzeptiert beide, dass er krank ist und die Folgen jener Sucht heftig sind, jedoch müsst ihr nicht akzeptieren, dass dies so bleiben wird. Legt die Sucht still und erarbeitet Euch präventativ Strategien. Aber hier wird Dein Mann viel lernen, wenn er offen ist und die Therapie wirklich nutzt. Du kannst hier jederzeit über Deine Ängste, Sorgen, Aggressionen, Wünsche und Gefühle schreiben!

Auf geht's.... wir ziehen alle an einem Strang!

Liebe Grüße

MiLu
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.....continued.....
 

J

Jacky1

Hallo Normaler Weise,

Weißt Du warum wir alle hier sind und miteinander schreiben?
Und es gibt hier spielsüchtige Mitglieder, die sind schon Jahre spielfrei.
Oder Angehörige, dessen "Leidenszeit" schon längst hinter ihnen liegt.

Wir möchten motivieren, anderen, Dich und auch uns selbst.

Seitdem ist er bereit etwas zu ändern.

Der ganze Rattenschwanz davor dient ab nun nur noch primär für Eines:
Daraus zu wachsen und nun die ganzen Schwachstellen zu kennen.
Er hat gelogen und sonst was alles, Dich maßlos enttäuscht.
Wird er sich ändern, wird es nun Dich ändern ?
In Deinem Zitat oben steht "Seitdem ist er bereit etwas zu ändern" 
Komisch...ich glaube Dir und ich glaube ihm.
Denn sonst würde ich Dir etwas ganz anderes nahelegen.

Wie sonst könnten wir auch motivieren, ohne daran zu glauben!

Es ist alles nicht leicht und ja, auch traurig.
Klammere Dich nicht zu lange daran.
Sonst ist alles für die Katz.  :)   

Liebe Grüße   



 

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