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Autor Thema: Mein Arbeitnehmer ist Spielsüchtig und ich weis nicht wie ich ihm helfen könnte.

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a
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Habe lange überlegt ob ich mich hier anmelden soll, aber letztendlich sehe ich es als letzter Versuch jemandem zu helfen der mich ständig um Hilfe bittet.
Es geht um einen meiner Arbeitnehmer (mittlerweile seit fünf Jahren bei mir beschäftigt) der seit vielen Jahren glückspielsüchtig ist. Als ich es erfahren habe versuchte ich öfters mit ihm darüber zu reden, aber er vertröstete mich immer er würde die Kontrolle bewahren und es war auch klar dass es ihm unheimlich peinlich ist mit mir darüber zu sprechen.

Vor etwa zwei Jahren, als ihm das Wasser bis zum Hals stand, kam er zu mir und legte mir seine Bankkarte und Kreditkarte auf den Tisch und bat mich um Hilfe da er schon Unmengen an Schulden hatte und nicht mehr weiter wusste. Ich habe mich bereit erklärt mich um seine Finanzen zu kümmern und ihm nur ein kleines Taschengeld pro Woche zur Verfügung zu stellen. War sicherlich schwer am Anfang aber mittlerweile habe ich ihn finanziell wieder so weit aufgebaut dass er ein normales Leben führen könnte. Ein Jahr lang ging es gut nur mit dem Taschengeld und ich will hoffen, weis es aber nicht, dass er in dieser Zeit nicht mehr gespielt hat.
Dann suchte er sich aber einen Nebenjob mit der Begründung er wolle schneller aus den Schulden raus und ich stimmte zu. Leider!!! Das Geld vom Nebenjob kassierte er bar und schon war die Versuchung wieder da. Mit schlechtem Gewissen beichtete er mir dann dass er paar Mal gespielt habe und ihm sei es bewusst dass er süchtig ist und er will da raus und ich soll ihm mit einer Therapie helfen. Habe ihn darauf hin zur Suchtberatungstelle der Caritas geschickt und Anfangs lief es auch ganz gut, er ging zu den Terminen und auch zur SHG. Nach 2-3 Monaten wurde es ihm zu langweilig und er sagte der Berater sei keine richtige Hilfe für ihn und er mache nur den Eindruck er wolle das die 45 Minuten Beratungszeit schnell zu Ende gehen und sein Job erledigt sei. Also hat er die Therapie abgebrochen und ab und zu (nach seinen Aussagen) wieder gespielt.

Jetzt, vier Monate nach dem Therapieabbruch, ist er von Tag zu Tag ruhiger, nachdenklicher und grenzt sich komplett von seinem Umfeld ab (er scheint mir schon depressiv zu sein). Ich suchte wieder das Gespräch mit ihm und er bat mich wieder um Hilfe bezüglich einer Therapie (obwohl er selbst nicht richtig an die Heilung glaubt!). Ich wollte ihm auch seine Bankkarten wieder geben aber die wollte er auf keinem Fall annehmen da er weis was danach folgt.

Ich weis nicht mehr wie und ob ich ihm helfen soll! Bin mittlerweile sein Arbeitgeber und Finanzverwalter. Den Psychologen zu spielen übersteigt meine Fähigkeiten und außerdem musste ich mir auch noch sagen lassen (nicht von ihm) dass ich ihm nur helfe weil ich ihn als guten Arbeiter brauche. Stimmt natürlich nicht! Er ist zwar ein zuverlässiger Arbeiter (bis jetzt war er das), aber in seiner aktuellen Verfassung kann das nicht lange gut gehen. Ich war schon immer die erste Anlaufstelle bei den Problemen meiner Arbeitnehmer und konnte bisher auch meistens jedes Problem irgendwie lösen, aber dieses Mal finde ich keine Lösung und das lässt mir keine Ruhe.

Muss noch dazu sagen dass mein Arbeitnehmer 29 Jahre alt ist, alleinstehend ist und keine Familie hat die sich um ihn kümmert. Außer ein paar Freunde (ob echte oder nur Spielfreunde?) hat er niemanden.

Bin gespannt auf Eure Meinungen und Ratschläge.
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Hallo amina,

vorab sei gesagt, dass Du dich absolut souverän und auch empathisch verhälst... Das finde ich mega klasse! Leider reicht das meist für den Betroffenen nicht aus. Er muss auch nicht an eine Heilung glauben, denn diese wird es so nicht geben, sondern: er muss eine echte intrinsische Entscheidung für sich treffen! Nur dann kann Hilfe auch wirksam sein! Ein Therapeut ist meist auch nur so gut wie es der Betroffene zulässt. Sollte es dennoch am Berater liegen besteht immer die Möglichkeit eines Wechsels....
Mein Rat: frage ihn mal wohin er innerhalb von max. 2 Jahren möchte. Jede Antwort sollte akzeptiert werden...Dennoch muss aber auch er die Konsequenzen seiner Entscheidung bzw. Vorstellung erkennen.  Alles hat Grenzen! Führe ihn mal hier auf den Link: hier sind sehr kompetente Leute, die ihn nicht nur verstehen, sondern mit Sicherheit auch behilflich sein könnten-vorausgesetzt, dass er dies auch möchte! Die Suchtentwicklung ist ein Prozess....im Umkehrschluss ist nun auch das Stilllegen jener eine Entwicklung! Das muss ihm bewusst werden. Hilfsangebote sollten dann keine Pflichttermine mehr sein, sondern von einem eigens gewählten Nutzen wahrgenommen werden. Er kann sich die Zeit nehmen, um dies für sich herauszufinden - so wäre jede Stunde gut erkannt und bereits in der Entwicklung greifend ;)

Alles Gute 

MiLu
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.....continued.....
 

J

Jacky1

Hallo amina und herzlich Willkommen im Forum,

auch von mir erst einmal ein Daumen hoch für Deine Hilfestellung, über den Rand des Unternehmers zu schauen und so sehr einen Mitarbeiter zu unterstützen.

Als zweites eine kleine Erfahrung von mir.
Ich hatte auch einen alkoholkranken Beschäftigten, über ein Jahr war er bei mir.
Er kam allerdings erst auf mich zu, nachdem er seine Kündigung bekam.
Er hat nie etwas gesagt und wurde von seinen Arbeitskollegen wohl etwas gedeckt....
Es kostete mich letztendlich eine "kleine" fünfstellige Summe und ich verlor einen Kunden, ganz abgesehen von anderen Dingen.
Ich mache das ja nicht zum Spaß und habe auch kein wohltätiges und gemeinnütziges Unternehmen.

Als drittes etwas zu mir selbst.
Ich bin selbst ein pathologischer Spieler und habe über 30 Jahre gespielt.
Also den "Moralapostel" kann man mir getrost nicht abkaufen.
So hätte ich mich wohl auch so ähnlich verhalten wie mein ehemaliger Mitarbeiter.
Ich hätte in meinem Arbeitgeber nur eine zu melkende Kuh gesehen, unwichtig ob ich nun zuverlässig meine Arbeit gemacht hätte oder halt auch nicht.

Nun fällt es mir etwas schwer, über welche Seite der Medaille ich Dir nun einen Rat geben soll.
Wenn er seine Arbeit ja zuverlässig erledigt, wäre es nicht ohne Risiko für Dich, aber da Du ja Bescheid weißt über ihn..ist es kalkulierbar.
Du bist ja für ihn da, lenkst ihn auch in eine gute Richtung, mehr wirst Du nicht ausrichten können.
Wenn auch tausende Freunde oder was weiß ich, auf ihn einreden und ihm einen Weg zeigen...er muss es schon selbst wollen.
Und wenn er nicht dazu bereit ist wird er schon wissen, wie er sich Dir gegenüber zu geben hat, um Dich wieder zu beruhigen.

Das ist jetzt alles keine große Hilfe für Dich...
Offenheit und Ehrlichkeit und wenn er es nicht mehr könnte oder kann, Du aber auf jeden Fall.
Fehlverhalten benötigt Konsequenzen, auch für einen Freund und für einen Arbeitgeber sowieso.
 
Er hat ja gute Ansätze gezeigt und Dir alles erst einmal erzählt.
Du wirst wohl erst sehen müssen, wie es sich weiterhin entwickelt

Schön dass Du hier geschrieben hast.

Liebe Grüße     

     



     
     
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O

Olli

Hallo und willkommen Amina!

Du fragst, wie Du ihm weiter helfen sollst/kannst.

Ich sage Dir: Vorsicht!

Was Du jetzt schon für ihn machst, das ist eine ganze Menge und aller Ehren wert.
Doch es ist auch genug - mehr als genug!

Mit Deiner Frage ist erkennbar, dass Du die gesunde Distanz verlierst - als Arbeitgeber und als Freundin.
Du möchtest mehr machen. Wirst hineingezogen in die Aura eines Spielsüchtigen.

Es ist an ihm etwas zu unternehmen. Es ist an ihm die Suchtberatungsstelle erneut zu kontaktieren und sie und die SHG wieder zu besuchen.
Es ist seine Verantwortung für sich selbst zu sorgen.

Ich würde ihm erst einmal nicht glauben, dass die Therapie langweilig ist und der Berater Mist.
Je länger diese Gespräche dauern und er an der SHG teilnimmt, desdo mehr geht es ans Eingemachte.
Es sieht mir also eher danach aus, dass er den Schwanz eingezogen hat und letztlich geflüchtet ist.

Außerdem hat er für sich noch keine Abstinenzentscheidung getroffen - er spielt ja weiter.
Das kann aber noch kommen, wenn er weiter an sich arbeitet - so, wie er es jetzt wieder vorhat.

Wie funktioniert Euer Geldmanagement genau?
Liefert er Belege für seine Ausgaben?
Setzt Ihr Euch zusammen hin und führt ein Haushaltsbuch?
Sprecht Ihr über Einsparpotentiale und auch Belohnungskäufe?

Wenn nicht, dann ließe sich hier noch etwas schrauben, damit er wieder lernt mit Geld umzugehen.
Selbstredend sind die Gelder des Nebenjobs bei Dir abzugeben oder mit dem Taschengeld zu verrechnen.

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a
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Guten Morgen Amina,

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!

Ich finde es absolut klasse, wie du versuchst, einem Menschen, dem es schlecht geht, zu helfen. Das verdient großen Respekt und ist heutzutage nicht mehr überall zu finden. Gerade die Geldverwaltung kann einem nassen Spieler unglaublich helfen, nicht in eine Überschuldung zu rutschen. Du trägst hier eine große Verantwortung und dies ist unheimlich hilfreich. Auch positiv erachte ich die Tatsache, dass du mit ihm über sein Problem redest. Je mehr er sich abschottet, desto schwerer wird es wieder an ihn heran zu kommen. Doch lass dich nicht zu sehr in seine Sucht miteinbeziehen. Es ist ein Konstrukt aus Lügen mit der du hier konfrontiert werden wirst. Stell dich darauf ein und erwarte nicht zu viel.

Aber du hast ja bereits selber erkannt, dass dein Mitarbeiter trotz deiner Hilfestellungen nicht wirklich weitergekommen ist in diesen letzten 2 Jahren. Du hast selbst erlebt, dass es nichts bringt für ihn Termine bei Therapeuten zu machen. Du kannst ihn nicht an der Hand nehmen und aus der Sucht herausführen, das ist illusorisch. Du kannst versuchen, ihm einen Trigger zu geben, sodass er selbst einen Abstinenzentscheidung trifft. Diese muss aus ihm heraus stattfinden und er selbst muss dann alles daran setzen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, beginnen Verantwortung zu tragen. Bei manchen Spielern dauert diese Erkenntnis fast ein ganzes Leben, andere treffen sie früher und viele gar nicht!

Versuche verbal an ihn heran zu kommen. Zeige ihm evtl auch auf, dass sein Weg über kurz oder lang in einer Sackgasse enden wird, dass sein Arbeitsplatz (wenn er noch tiefer in die Sucht/Depression rutscht) in Gefahr ist. Zeige, dass du für ihn da bist, aber halte eine gewisse Distanz ein, um deine Objektivität so gut als möglich zu behalten.
Es ist ein Tanz auf der Rasierklinge und schwer umzusetzen.

Ich bin froh, dass es Menschen (und Arbeitgeber  ;) ) wie dich gibt!

aT
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« Letzte Änderung: 14.09.2017 10:29:49 von amTiefpunkt »
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